Die Aminosäure Levodopa dient der Substitution eines Dopamin-Mangels im Gehirn. Levodopa kann im Gegensatz zu den aus ihm entstehenden Neurotransmittern die Blut-Hirn-Schranke überwinden. Durch die Kombination mit Carbidopa wird die vorzeitige Decarboxylierung von Levodopa in der Körperperipherie verhindert, sodass geringere Dosierungen für die gewünschte Wirksamkeit nötig sind. Zudem werden durch diese Kombination gastrointestinale und kardiovaskuläre Nebenwirkungen, die durch extrazerebral gebildetes Dopamin hervorgerufen würden, vermindert.
Die Enzyme GTP-Cyclohydrolase I und 6-Pyruvoyltetrahydropterin-Synthase sind entscheidend für die Herstellung des Cofaktors Tetrahydrobiopterin (BH4). Fehlen diese Enzyme aufgrund von Gendefekten, kann BH4 nicht synthetisiert werden. BH4 ist der Cofaktor bei der Hydroxylierung von Phenylalanin zu Tyrosin und Tyrosin zu L-Dopa. Bei einem BH4-Mangel steigt die Phenylalaninkonzentration und sinkt die L-Dopa-Konzentration im Körper .
Die Dihydrobiopterinreduktase ist ein Enzym zur Regeneration von Dihydrobiopterin zu BH4. Das Enzym Tyrosinhydroxylase katalysiert den Hydroxylierungsschritt von L-Tyrosin zu L-Dopa. Bei einem Mangel kommt es zu einer Störung der Neurotransmittersynthese.
Es sind keine spezifischen Informationen für Kinder vorhanden.
Levodopa : Carbidopa (4:1):
Dispergierbare Tablette für Dosierspender 5 mg/1,25 mg
Tabletten 100 mg/25 mg, 200 mg/50 mg
Retardtabletten 100 mg/25 mg, 200 mg/50 mg
Gel zur intestinalen Anwendung 20 mg/ml + 5 mg/ml
Levodopa : Carbidopa (10:1):
Tabletten 250 mg/25 mg
Allgemein
Alle im Handel verfügbaren Präparate sind nur für Erwachsene zugelassen.
Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):
Präparat | Darreichungsform | Stärke als Levodopa/Carbidopa |
Problematische Hilfsstoffe | Schulungsmaterial |
Suades® | Tabletten zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen für einen Dosierspender | 5 mg/1,25 mgT0 | - |
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Nacom® Tabletten | Tabletten |
100/25 mgT2 250 mg/25 mgT2 |
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isicom® | Tabletten | 100/25 mgT4 250 mg/25 mgT4 |
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Levocomp® | Tabletten | 100/25 mgT2 250 mg/25 mgT2 200 mg/50 mgT2 |
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Nacom® Retardtabletten | Retardtabletten | 100 mg/25 mgT0 200 mg/50 mgT0 |
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Duodopa® | Gel zur intestinalen Anwendung (mittels JET-PEG) | 20 mg/ml + 5 mg/ml | - |
Blaue Hand |
T4: teilbar in vier gleiche Dosen, T2: teilbar in zwei gleiche Dosen, T0: nicht teilbar
Die Fachinformationen wurden am 02.07.2021 aufgerufen.
Anwendungshinweis: Die Einnahme erfolgt am besten 30 Minuten vor oder 90 Minuten nach den Mahlzeiten mit etwas Flüssigkeit und Gebäck. Vor der Einnahme sind große eiweißreiche Mahlzeiten zu vermeiden.
Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)
GTP-Cyclohydrolase I-Defizit (GTPCH); 6-Pyruvoyl-Tetrahydropterin-Synthase-Defizit (PTPS); Dihydropteridin-Reduktase-Defizit (DHPR) |
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Tyrosinhydroxylase-Defizit |
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GFR ≥10 ml/min/1.73m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.
GFR <10 ml/min/1.73m2: Eine allgemeine Empfehlung zur Dosisanpassung kann nicht gegeben werden.
Häufig (1-10 %): Anorexie, Konfusion, depressive Verstimmungen u.U. mit Suizidtendenzen, Alpträume, Halluzinationen, On-off-Phänomene (Wechsel von Beweglich- und Unbeweglichkeit), Schwindel, Parästhesien (z.B. Kribbeln und Einschlafen der Glieder), Schläfrigkeit (einschließlich sehr selten auftretender übermäßiger Tagesmüdigkeit und Schlafattacken), orthostatische Regulationsstörungen (Blutdruckabfall beim Wechsel der Körperlage) einschließlich hypotensiver Episoden, Atemnot, Durchfall, Erbrechen, Brustschmerzen
Gelegentlich (0,1-1 %): Agitiertheit, Synkope, Herzklopfen, Urtikaria
Selten (0,01-0,1 %): Agranulozytose, Leukopenie, hämolytische und nicht hämolytische Anämie, Thrombozytopenie, Demenz, psychotische Zustandsbilder wie Wahnideen und paranoide Gedankenbildung, Krampfanfälle, malignes neuroleptisches Syndrom, kardiale Arrhythmien, Hypertonie, Phlebitis, dunkler Speichel, Entwicklung eines Duodenalulcus, abdominale Blutungen, Alopezie, Angioödem, dunkler Schweiß, Purpura Schoenlein-Henoch, Pruritus, Hautausschlag, dunkler Urin
Häufigkeit nicht bekannt: Dopamin-Dysregulationssyndrom
Andere unter Levodopa oder Levodopa/Carbidopa berichtete Nebenwirkungen umfassen:
malignes Melanom, Gewichtszunahme, Gewichtsverlust, Angst, Zähneknirschen, Orientierungsstörungen, Euphorie, Schlaflosigkeit, Aktivierung eines latenten Horner-Syndroms, Ataxie, bitterer Geschmack, verminderte geistige Leistungsfähigkeit, Bewegungs- und extrapyramidal-motorische Störungen, Ohnmachtsgefühl, Kopfschmerz, verstärkter Tremor der Hände, Taubheitsgefühl, angeregte Stimmung, Blepharospasmus, Verschwommensehen, Pupillenerweiterung, Diplopie, Blickkrämpfe (okulogyre Krisen), Flushing, Hitzegefühl, unregelmäßige Atmung, Heiserkeit, Zungenbrennen, Verstopfung, Mundtrockenheit, Dyspepsie, Dysphagie, Bauchschmerzen, Flatulenz, Schluckauf, Speichelfluss, vermehrtes Schwitzen, Muskelkrämpfe, Trismus, Harninkontinenz, Harnretention, Priapismus, Asthenie, Ödeme, Abgeschlagenheit, Gangstörungen, Mattigkeit, Schwäche, Fallneigung
Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Carbidopa/Levodopa sollte nicht gegeben werden bei:
Bei der Gabe von Carbidopa/Levodopa an Patienten mit Vorhof-, Knoten- oder Kammerarrhythmie nach durchgemachtem Herzinfarkt ist, wie bei Levodopa, Vorsicht geboten. Bei der Einstellung dieser Patienten sollte die Herzfunktion in einer Einrichtung mit der Möglichkeit intensivmedizinischer Betreuung besonders sorgfältig überwacht werden (Monitoring). Die Ausscheidung der wirksamen Bestandteile von Carbidopa/Levodopa in Urin, Speichel und Schweiß kann Flecken in der Kleidung verursachen, die nach dem Antrocknen nicht mehr entfernt werden können, weshalb die Flecken in frischem Zustand ausgewaschen werden sollten.
Nach langjähriger Behandlung mit Präparaten, die Levodopa enthalten, kann ein plötzliches Absetzen oder sehr rasche Dosisreduzierung zu einem malignen Levodopa-Entzugssyndrom (malignes neuroleptisches Syndrom mit Hyperpyrexie, Muskelrigidität, psychischen Auffälligkeiten und einem Anstieg der Serumkreatin-Phosphokinase) oder einer akinetischen Krise führen. Beide Zustände sind lebensbedrohlich. Aus therapeutischen Gründen indizierte Levodopa-Pausen dürfen daher nur in der Klinik durchgeführt werden, v.a. wenn der Patient Neuroleptika erhält.
Bei einigen Patienten wurde unter der Behandlung mit Carbidopa/Levodopa ein Dopamin-Dysregulationssyndrom (DDS) beobachtet. Hierbei handelt es sich um eine Suchterkrankung, die zu einer übermäßigen Anwendung des Arzneimittels führt. Vor Behandlungsbeginn müssen Patienten und Betreuer vor dem potenziellen Risiko der Entwicklung eines DDS gewarnt werden.
Impulskontrollstörungen: Die Patienten sollten regelmäßig hinsichtlich der Entwicklung von Impulskontrollstörungen überwacht werden. Patienten und Betreuer sollten darauf aufmerksam gemacht werden, dass bei Patienten, die mit Dopaminagonisten und/oder anderen dopaminergen Substanzen, die Levodopa enthalten, behandelt werden, Verhaltensauffälligkeiten im Sinne von Impulskontrollstörungen auftreten können, einschließlich pathologischer Spielsucht, Libidosteigerung, Hypersexualität, zwanghaftes Geldausgeben oder Einkaufen, Essattacken und Esszwang. Die Überprüfung der Behandlung wird empfohlen, wenn solche Symptome auftreten.
Hinweise zur Überwachung der Behandlung: In der Einstellungsphase sind häufigere Kontrollen der Leber- und Nierenfunktion sowie des Blutbildes zu empfehlen (später mindestens einmal jährlich). Bei Herzinfarktanamnese, Herzrhythmusstörungen oder koronaren Durchblutungsstörungen sollen regelmäßige, vor allem zu Beginn der Behandlung häufige, Kreislauf- und EKG-Kontrollen vorgenommen werden. Patienten mit Konvulsionen oder Magen-Darm-Ulcera in der Vorgeschichte sollten ebenfalls ärztlich besonders beobachtet werden. Patienten mit einem chronischen Weitwinkelglaukom können behutsam mit Carbidopa/Levodopa behandelt werden, wenn der intraokuläre Druck gut eingestellt ist und regelmäßig kontrolliert wird. Alle Patienten sollten sorgfältig auf psychische Veränderungen und auf Anzeichen einer Depression mit und ohne Suizidtendenzen überwacht werden. Patienten mit Psychosen oder Psychosen in der Vorgeschichte sollten mit Vorsicht behandelt werden.
Malignes Melanom: Parkinson-Patienten haben nach epidemiologischen Studien ein etwa 2 - 6fach erhöhtes Risiko ein malignes Melanom zu entwickeln als die allgemeine Bevölkerung. Es ist unklar, ob das erhöhte Risiko auf die Parkinson-Erkrankung zurückzuführen ist oder auf andere Faktoren, wie z.B. auf die Arzneimittel zur Behandlung der Erkrankung. Daher sollten Patienten und Angehörige bzw. Betreuungspersonen angewiesen werden, während der Behandlung mit Carbidopa/Levodopa die Haut häufig und regelmäßig auf Anzeichen eines Melanoms zu untersuchen. Im Idealfall sollten regelmäßige Hautuntersuchungen durch einen Hautarzt durchgeführt werden.
Die vollständige Auflistung aller Warnhinweise ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Interaktionspartner | Grund | Handlungsempfehlung |
nicht selektive MAO-Hemmer z.B. Linezolid, Procarbazin |
MAO-Hemmer vermindern den Abbau von Dopamin, das aus L-Dopa in der Peripherie gebildet wird. Eine periphere Dopaminerhöhung führt zu einem erhöhten Risiko für Blutdruckkrisen. | Kombination kontraindiziert. Mind. 2 Wochen vor einer Therapie mit Levodopa (+ Carbidopa) müssen nicht selektive MAO-Hemmer abgesetzt werden. |
Antipsychotika z.B. Aripiprazol, Melperon, Pipamperon, Risperidon | Kompetitiver Antagonismus an Dopamin-D2-Rezeptoren. Antipsychotika hemmen D2-Rezeptoren, sodass L-Dopa antagonisiert wird. L-Dopa kann Psychosen auslösen. | Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, Monitoring auf ausreichende Wirkung und Nebenwirkungen. |
zentral wirksame Dopaminantagonisten z.B. Metoclopramid | Antagonismus an zentralen Dopamin-D2-Rezeptoren und folglich Hemmung der zentralen Wirksamkeit von L-Dopa. Andererseits ist eine Erhöhung der Absorption von L-Dopa durch möglich. Wirkabschwächung und -erhöhung von L-Dopa durch Metoclopramid möglich. | Kombination vermeiden. Bei starken gastrointestinalen Beschwerden Antiemetika wie Domperidon verabreichen (keine Metoclopramid-haltigen Präparate!). |
Isoniazid Phenytoin |
die therapeutische Wirkung von L-Dopa kann beeinträchtigt sein, Grund unbekannt | Überwachung auf verminderte Wirksamkeit. |
Sapropterin | erhöhte Krampfanfallneigung, Grund unbekannt | Monitoring auf Nebenwirkungen. |
Bupropion | erhöhte Inzidenz für Nebenwirkungen (Übelkeit, Unruhe), Grund unbekannt | Monitoring auf Nebenwirkungen. |
proteinreiche Nahrung | geringere Aufnahme und verminderte Wirkung von L-Dopa aufgrund einer Konkurrenz mit Aminosäuren (Proteine) um Transportenzyme, die die Absorption sowie die Überwindung der Blut-Hirn-Schranke ermöglichen | Einnahme mind. 30 min vor oder 90 min nach den Mahlzeiten und eiweißreiche Mahlzeiten meiden. |
Eisensalze | Die Bildung von Chelatverbindungen zwischen Eisenionen und L-Dopa führt zu einer verminderten Resorption und Wirksamkeit von L-Dopa | Einnahme mind. 2 h Abstand zu Eisenpräparate, mind. 4. h bei retardierte Eisenpräparaten |
Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.
In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.