Chloramphenicol - intravenös

Wirkstoff
Chloramphenicol - intravenös
Handelsname
ATC-Code
J01BA01

Chloramphenicol - intravenös


Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Chloramphenicol ist ein Antibiotikum mit einem breiten Wirkspektrum gegen grampositive und gramnegative Bakterien. Es hemmt die bakterielle Proteinsynthese. Aufgrund schwerer Nebenwirkungen ist Chloramphenicol heute nur noch ein Reserveantibiotikum.

Pharmakokinetik bei Kindern

Bei Säuglingen und Kindern im Alter von 3 Tagen bis 16 Jahren war die Halbwertszeit extrem variabel und betrug zwischen 1,7 und 12,0 Stunden [SmPC].

Chloramphenicol wird über die Konjugation an Glucuronsäure (durch die UDP-Glucuronyltransferase) inaktiviert und durch die renale Exkretion von freiem als auch konjugiertem Wirkstoff eliminiert. Bei Säuglingen, insbesondere bei Früh- und Neugeborenen, ist die hepatische Glucuronyltransferase noch nicht vollständig entwickelt sowie die glomeruläre Filtrationsrate vermindert. Dies kann zur Akkumulation des unkonjugierten Chloramphenicols im kindlichen Organismus und toxischen Symptomen (Grey Baby Syndrom, siehe Warnhinweise) führen. [Weiss et al. 1960]

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Schwere bakterielle Infektionen
    • intravenös
      • ≥1 Monat bis <18 Jahre: unlicensed

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Für den Arzneistoff gibt es kein zugelassenes Präparat in Deutschland.

Präparate im Handel

Pulver zur Herstellung einer Injektionslösung 1 g (als Import aus Großbritannien)

Dosierungsempfehlungen

Schwere bakterielle Infektionen
  • Intravenös
    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [1]
      • 50 mg/kg/Tag in 4 Dosen. Max: 4 g/Tag.
      • Einsatz nur bei sehr schweren, therapierefraktären, bakteriellen Infektionen (z.B. Typhus, Meningitis) durch Chloramphenicol-sensible Erreger.
        Verordnung nur durch fachärztliches Personal mit dem Schwerpunkt pädiatrische Infektiologie.

        unlicensed

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

Keine Informationen zur Dosisanpassung bei Nierenfunktionsstörung vorhanden.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

Grey-Syndrom: fortschreitende blasse Zyanose, abdominale Blähungen mit oder ohne Erbrechen, vasomotorischer Kollaps, häufig begleitet von unregelmäßiger Atmung, Tod innerhalb weniger Stunden nach Auftreten dieser Symptome. [Weiss et al. 1960]

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Sehr selten (<0,01 %): aplastische Anämie

Häufigkeit nicht bekannt: Superinfektion mit Pilzen, Agranulozytose, Knochenmarksaplasie, Panzytopenie, Thrombozytopenie Purpura, Depression, periphere Neuritis, Kopfschmerzen, Neuritis nervi optici (NNO), transiente Erblindung, verschwommenes Sehen, Erbrechen, Übelkeit, Diarrhö, trockener Mund, Urtikaria

Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen allgemein

Neben Überempfindlichkeiten gegen den Wirkstoff oder einen sonstigen Bestandteil sind keine weiteren Gegenanzeigen bekannt.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

Aufgrund der toxischen Eigenschaften von Chloramphenicol ist es insbesondere bei Früh- und Neugeborenen notwendig Spiegelmessungen durchzuführen und die Dosis entsprechend anzupassen. [SmPC Chloramphenicol 1g Powder for Solution for Injection]

Grey-Syndrom: Bei Früh- und Neugeborenen sind toxische Reaktionen, einschließlich Todesfälle, aufgetreten. Symptome des Grey-Baby-Syndroms traten in folgender Reihenfolge auf: abdominelle Blähung mit oder ohne Erbrechen, gräuliche Verfärbung der Haut bis zur Zyanose, Kreislaufkollaps, häufig begleitet mit unregelmäßiger Atmung, Tod innerhalb weniger Stunden nach Auftreten der Symptome. Die Serumspiegel wiesen ungewöhnlich hohe Konzentrationen von Chloramphenicol auf (>90 µg/mL nach wiederholten Dosen). Ein sofortiger Therapieabbruch bei den ersten Anzeichen dieser Symptomatik kann zu einer vollständigen Erholung führen. [SmPC Chloramphenicol 1g Powder for Solution for Injection]

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.

Wechselwirkungen

Diese Informationen werden im Moment recherchiert und baldmöglichst zur Verfügung gestellt.
Bitte beachten Sie die aktuellen Fachinformationen.

AMPHENICOLE

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Referenzen

  1. Eramol (UK) Ltd , SmPC Chloramphenicol 1 g Powder for Solution for Injection (PL49160/0001), 08/2022
  2. Weiss, Charles F., Anthony J. Glazko, and Jean K. Weston, Chloramphenicol in the newborn infant: a physiologic explanation of its toxicity when given in excessive doses, New England Journal of Medicine, 1960, 262(16), 787-794

Änderungsverzeichnis

  • 15 Januar 2024 09:49: Neue Monographie

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)

Spiegelbestimmungen sind angezeigt, insbesondere bei Früh-/Neugeborenen und Patienten mit Leber-/Nierenfunktionsstörungen. Konzentrationen >25 μg/mL werden oft als toxisch angesehen. [SmPC Chloramphenicol 1 g Powder for Solution for Injection]


Überdosierung