Lanreotid

Wirkstoff
Lanreotid
Handelsname
Mytolac, Somatuline Autogel
ATC-Code
H01CB03

Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Lanreotid ist ein Octapeptidanalogon des natürlichen Somatostatins. Wie Somatostatin ist es ein Hemmer verschiedener endokriner, neuroendokriner, exokriner und parakriner Funktionen. Es ist aktiver als das natürliche Somatostatin und zeigt eine längere Wirkdauer.
- Wie Somatostatin zeigt Lanreotid eine allgemeine exokrine antisekretorische Wirkung. Es hemmt die Basalsekretion von Motilin, von GIP (gastric inhibitory peptide) und von pankreatischem Polypeptid, hat jedoch keine bedeutenden Auswirkungen auf die Bindung von Sekretin oder die Gastrinausscheidung.
- Zusätzlich senkt es die Spiegel an Serum-Chromogranin A und urinärem 5-HIAA (5-Hydroxyindolessigsäure) in GEP-NET-Patienten mit erhöhten Spiegeln dieser Tumormarker.
- Es hemmt deutlich den durch Mahlzeiten hervorgerufenen Anstieg des arteriellen Blutflusses im oberen Mesenterium und des portalen venösen Blutflusses.
- Es senkt die durch Prostaglandin-E 1 stimulierte Sekretion von Wasser, Natrium, Kalium und Chlorid im Dünndarm deutlich.
- Bei Akromegalie-Patienten in der Langzeittherapie führt Lanreotid zur Senkung des Prolaktinspiegels.

Pharmakokinetik bei Kindern

Es sind keine pharmakokinetischen Studien bei Kindern verfügbar.

Für Erwachsene gelten folgende PK-Parameter [SmPC Mytolac, SmPC Somatuline AutoSolution]:

Vd,ss (L) 16,1
Cl  (L)
23,7
T1/2 (h)
1,14
Dosis 60 mg 90 mg 120 mg
Cmax (ng/mL)* 4,25 8,39 6,79
Tmax (h) ** 8 12 7

* Mittelwert    ** Median

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Hyperinsulinismus
    • subkutan
      • ≥1 Monat bis <18 Jahre: off-label  

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Subkutan zur 

  • Therapie von Patienten mit Akromegalie, wenn nach einer chirurgischen Behandlung und/oder Radiotherapie die Spiegel des Wachstumshormons (GH) und/oder des Insulin-like Growth Factor-1 (IGF-1) anormal bleiben oder bei Patienten, die aus anderen Gründen eine medikamentöse Behandlung benötigen. Das Ziel der Behandlung bei Akromegalie ist eine Reduktion der GH- und IGF-1-Spiegel und, sofern möglich, eine Normalisierung dieser Werte;
  • Therapie klinischer Symptome bei karzinoiden Tumoren;
  • Therapie von gastroenteropankreatischen neuroendokrinen Tumoren (GEP-NET G1 und einer Teilgruppe G2 (Ki67-Index bis zu 10 %)) mit Ursprung im Mitteldarm, Pankreas oder unbekannter Primärlokalisation (Enddarm ausgeschlossen) bei erwachsenen Patienten mit inoperabler, lokal fortgeschrittener oder metastasierter Erkrankung.

Kinder und Jugendliche
Die Sicherheit und Wirksamkeit von Lanreotid bei Kindern und Jugendlichen ist bisher nicht erwiesen.

[Ref.]

Präparate im Handel

Injektionslösung in einer Fertigspritze 60 mg, 90 mg, 120 mg

Die Präparate im Handel enthalten Lanreotid in Form von Lanreotidacetat. Die Angabe der Wirkstoffkonzentration und Dosierung  auf Lanreotid bezogen.

Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):

Präparat Darreichungsform Stärke (Lanreotid) Applikationsweg Natriumgehalt Problematische Hilfsstoffe Anwendungshinweis Altersangabe
Somatuline Autogel® Fertigspritze 60 mg (0,246 mg/mg Lösung)
90 mg (0,246 mg/mg Lösung)
120 mg (0,246 mg/mg Lösung)
subkutan k.A. - Subkutan in den oberen äußeren Quadranten des Gesäßes oder in die Oberschenkelaußenseite injizieren.
Haut bei der Injektion nicht falten und Injektionsnadel zügig senkrecht zur Haut einführen.
Folgeinjektionen abwechselnd in die rechte oder linke Seite.
Erwachsene
Mytolac Fertigspritze 60 mg (0,246 mg/mg Lösung)
90 mg (0,246 mg/mg Lösung)
120 mg (0,246 mg/mg Lösung)
subkutan k.A. - Erwachsene

k.A.: keine Angabe

Die Fachinformationen wurden am 06.02.2025 aufgerufen.

Neben den aufgeführten Präparaten befinden sich diverse weitere Fertigarzneimittel im Handel.

 

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

Dosierungsempfehlungen

Hyperinsulinismus
  • Subkutan
    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [1] [2] [3] [4] [5] [6] [7] [8] [9] [10] [11]
      • 30 - 120 mg/Dosis alle 4 Wochen.
      • Die Initialdosis sollte der Octreotid-Dosis und dem Glucosebedarf entsprechen. Octreotid sollte in Abhängigkeit von der individuellen Situation in den ersten 8 Wochen fortgesetzt werden.
        Lanreotid ist eine Behandlungsoption der zweiten Wahl, die nur nach Rücksprache mit einem Kinderendokrinologen begonnen werden sollte.

        off-label

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

GFR ≥10 mL/min/1.73m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.

GFR <10 mL/min/1.73m2: Eine allgemeine Empfehlung kann nicht gegeben werden. 

Klinische Konsequenzen

Bei Patienten mit schwerer Nierenfunktionsstörung zeigt sich eine ungefähr zweifache Verringerung der Gesamtclearance von Lanreotid, verbunden mit einem Anstieg der Halbwertszeit und der AUC.
Es ist nicht notwendig, bei Patienten mit Nierenfunktionsstörungen die Anfangsdosierung zu ändern, da erwartet werden kann, dass die Lanreotid-Serumkonzentrationen bei diesen Patienten deutlich innerhalb der Grenzen der Serumkonzentrationen liegen, die von Gesunden gut toleriert werden.
[SmPC Somatuline Autogel ]

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

Ein leichter Rückgang des Wachstums und erhöhte Leberenzyme wurden beobachtet. [van der Steen et al. 2018]

Gallensteine [Cuff et al. 2022]

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Sehr häufig (>10 %): Diarrhoe, weiche Stühle*, Schmerzen im Bauchraum, Cholelithiasis

Häufig (1-10 %): Hypoglykämie, verringerter Appetit**, Hyperglykämie, Diabetes mellitus, Schwindel, Kopfschmerzen, Lethargie**, Sinusbradykardie*, Übelkeit, Erbrechen, Verstopfung, Flatulenz, abdominale Distension, abdominales Unbehagen*, Dyspepsie, Steatorrhoe**, biliäre Dilatation*, Alopezie, Hypotrichose*, Schmerzen des Bewegungsapparates**, Myalgie**, Asthenie, Müdigkeit, Reaktionen an der Injektionsstelle (Schmerzen, Verdickung, Verhärtung, Knötchen, Pruritus), ALAT erhöht*, ASAT abnorm*, ALAT abnorm*, Bilirubinspiegel erhöht*, Blutzuckerspiegel erhöht*, glykosyliertes Hämoglobin erhöht*, Gewichtsabnahme, pankreatisches Enzym erniedrigt**

Gelegentlich (0,1-1 %): Insomnie*, Hitzewallungen*, entfärbter Stuhl*, ASAT erhöht*, alkalische Phosphatase erhöht*, Bilirubinspiegel abnorm*, Natriumspiegel erniedrigt*

Häufigkeit nicht bekannt: allergische Reaktionen (einschließlich Angioödem, Anaphylaxie und Überempfindlichkeit), exokrine Pankreasinsuffizienz, Pankreatitis, Cholezystitis, Cholangitis, Abszess an der Injektionsstelle

*   Basiert auf Studien (Pool) mit Akromegalie-Patienten
** Basiert auf Studien (Pool) mit GEP-NET-Patienten

Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen allgemein

Neben Überempfindlichkeiten gegen den Wirkstoff, Somatostatin, ähnliche Peptide oder einen sonstigen Bestandteil sind keine weiteren Gegenanzeigen bekannt.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

Es wird empfohlen, das Wachstum und die Schilddrüsenparameter mindestens alle 6 Monate zu überwachen. [van der Steen et al. 2018]

Überwachung der Leberenzyme alle 4 - 6 Wochen und erneute Ultraschalluntersuchung der Bauchhöhle alle 3 - 6 Monate. [van der Steen et al. 2018].

Aufgrund der langen Halbwertszeit und des potenziellen Risikos einer nekrotisierenden Enterokolitis wird die Anwendung von Lanreotid in der Neugeborenenperiode nicht empfohlen. [Corda et al. 2017, van der Steen et al. 2018]

 

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.

Wechselwirkungen

Diese Informationen werden im Moment recherchiert und baldmöglichst zur Verfügung gestellt.
Bitte beachten Sie die aktuellen Fachinformationen.

HYPOTHALAMUSHORMONE

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Somatostatin und Analoga

Octreotid

Sandostatin®
H01CB02

Referenzen

  1. Modan-Moses D, et al., Treatment of congenital hyperinsulinism with lanreotide acetate (Somatuline Autogel)., J Clin Endocrinol Metab, 2011, 96(8), 2312-7
  2. Souabni SA, et al., Congenital hyperinsulinemic hypoglycemia (HH) requiring treatment as the presenting feature of Kabuki syndrome., Clin Case Rep, 2023, 11(6), e7336
  3. Cuff H, et al., The Use of Lanreotide in the Treatment of Congenital Hyperinsulinism., J Clin Endocrinol Metab., 2022, 107(8), e3115-e20
  4. van der Steen I, et al., A Multicenter Experience with Long-Acting Somatostatin Analogues in Patients with Congenital Hyperinsulinism. , Horm Res Paediatr., 2018, 89(2), 82-9
  5. Kühnen P, et al., Long-term lanreotide treatment in six patients with congenital hyperinsulinism., Horm Res Paediatr., 2012, 78(2), 106-12
  6. Dastamani A, et al., The Use of a Long-Acting Somatostatin Analogue (Lanreotide) in Three Children with Focal Forms of Congenital Hyperinsulinaemic Hypoglycaemia., Horm Res Paediatr., 2019, 91(1), 56-61
  7. Corda H, et al., Treatment with long-acting lanreotide autogel in early infancy in patients with severe neonatal hyperinsulinism., Orphanet J Rare Dis, 2017, 12(1), 108
  8. Shah P, et al., Use of Long-Acting Somatostatin Analogue (Lanreotide) in an Adolescent with Diazoxide-Responsive Congenital Hyperinsulinism and Its Psychological Impact., Horm Res Paediatr., 2015, 84(5), 355-60
  9. Kiff S, et al., Partial diazoxide responsiveness in a neonate with hyperinsulinism due to homozygous ABCC8 mutation., Endocrinol Diabetes Metab Case Re, 2019, p. 2019
  10. Uppal S, et al., Hepatoblastoma and Wilms' tumour in an infant with Beckwith-Wiedemann syndrome and diazoxide resistant congenital hyperinsulinism., Endocrinol Diabetes Metab Case Rep, 2019
  11. Takasawa K, et al., Clinical management of diazoxide-unresponsive congenital hyperinsulinism: A single-center experience., Clin Pediatr Endocrinol., 2024, 33(3), 187-94
  12. Ipsen Pharma GmbH, SmPC Somatuline Autogel ® 60 mg/90 mg/120 mg (61332.00.00), 09/2023
  13. Amdipharm Limited, SmPC Mytolac 60 mg/90 mg/120 mg Injektionslösung in einer Fertigspritze (2203667.00.00), 07/2021

Änderungsverzeichnis

  • 12 Februar 2025 11:20: Neue Monographie

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung