Pharmakodynamik
Terbinafin ist ein orales Antimykotikum und Allylamin mit einem breiten antimykotischen Wirkungsspektrum bei Pilzinfektionen der Haut und der Nägel, verursacht durch Dermatophyten. Terbinafin greift in einer frühen Stufe hochspezifisch in die Sterolbiosynthese der Pilze ein. Dies führt zu einem Ergosterolmangel und einer intrazellulären Ansammlung von Squalen und schließlich zum Tod der Pilzzelle. Terbinafin entfaltet seine Wirkung durch Hemmung der Squalenepoxidase in der Zellmembran der Pilze.
Pharmakokinetik bei Kindern
Keine speziellen Daten für Kinder verfügbar.
Zulassung der Dosierungsempfehlungen
- Pilzinfektion
- oral
- ≥2 Jahre bis <18 Jahre: off-label
Auszug aus Fachinformation
Auszug aus Fachinformation
Textauszug aus Fachinformation
Oral zur
- Behandlung von Terbinafin-empfindlichen Pilzinfektionen wie Tinea corporis, Tinea cruris und Tinea pedis (verursacht durch Dermatophyten), wenn diese infolge Lokalisation, Schwere oder Ausdehnung der Infektion für notwendig erachtet wird
- Behandlung der Onychomykose (Terbinafin-empfindliche Pilzinfektion der Nägel), verursacht durch Dermatophyten
- nur für Erwachsene zugelassen
- Dosierungsempfehlung siehe Fachinformation
[Ref.]
Präparate im Handel
Tabletten 125 mg, 250 mg
Allgemein
Die im Handel befindlichen Präparate enthalten Terbinafin in Form von Terbinafinhydrochlorid. Die Angabe der Wirkstoffkonzentration ist jeweils auf Terbinafin bezogen.
Terbinafin wird daneben in der ATC-Gruppe D01AE15 gelistet.
Orale Anwendung
Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):
Präparat |
Darreichungsform |
Stärke |
Lamisil® |
Tabletten |
250 mgT1, M |
Terbinafin HEXAL® |
Tabletten |
125 mgT2, M, S 250 mgT2, M, S |
Terbinafin - 1 A Pharma® |
Tabletten |
125 mgT2 250 mgT2 |
T1: nur teilbar zur erleichterten Einnahme, T2: teilbar in zwei gleiche Dosen, M: mörserbar, S: suspendierbar
Anwendungshinweise:
- Die Tabletten werden unzerkaut mit ausreichend Wasser eingenommen.
- Die Einnahme kann vor oder nach den Mahlzeiten erfolgen. Die Bioverfügbarkeit von Terbinafin wird durch Nahrungsaufnahme nicht beeinflusst.
Lieferengpässe/weitere praktische Informationen
Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)
Dosierungsempfehlungen
Pilzinfektion |
- Oral
-
≥ 2 Jahre
und
15
bis
20 kg
[2]
-
62,5
mg/Tag
in 1
Dosis
off-label
-
≥ 2 Jahre
und
20
bis
40 kg
[2]
-
125
mg/Tag
in 1
Dosis
off-label
-
≥ 2 Jahre
und
≥ 40 kg
[2]
-
250
mg/Tag
in 1
Dosis
off-label
|
Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate
Anpassung bei Nierenfunktionsstörung wie angegeben:
GFR 50-80 ml/min/1.73 m2
Dosisanpassung nicht erforderlich.
GFR 30-50 ml/min/1.73 m2
50 Prozent der Einzeldosis und Dosierungsintervall: 24 Stunden
GFR 10-30 ml/min/1.73 m2
50 Prozent der Einzeldosis und Dosierungsintervall: 24 Stunden
GFR < 10 ml/min/1.73 m2
Eine generelle Empfehlung kann nicht gegeben werden.
Klinische Konsequenzen
Bei eingeschränkter Nierenfunktion ist die Halbwertszeit von Terbinafin verlängert. Dies kann möglicherweise das Risiko von Nebenwirkungen erhöhen.
Klinische Folgen:
Die klinische Relevanz der verlängerten Halbwertszeit ist unklar.
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern
Eine Überprüfung der Erfahrungswerte zur Sicherheit mit oralem Terbinafin bei Kindern, welche 314 Patienten einbezieht, die an der Terbinafin-Post-Marketing-Studie teilgenommen haben, hat gezeigt, dass das Profil der Nebenwirkungen bei Kindern ähnlich dem bei Erwachsenen ist.
[Ref.]
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein
Folgende UAW wurden sehr häufig, häufig oder gelegentlich beobachtet (≥0,1 %):
- Anämie
- verminderter Appetit
- Depression, Angst
- Störung des Sehvermögens
- Tinnitus
- Kopfschmerzen, Geschmacksstörungen oder Geschmacksverlust, Schwindel, Parästhesie und Hypästhesie
- gastrointestinale Beschwerden
- allergische Hautreaktionen, Blässe der Haut, Schleimhaut oder Nagelbett, Lichtempfindlichkeitsreaktionen
- Reaktionen des Muskel- und Skelettsystems
- Müdigkeit, Fieber
- Gewichtsabnahme infolge von Geschmacksstörungen
Folgende schwerwiegende UAW wurden zudem selten, sehr selten (<0,1 %) oder mit unbekannter Häufigkeit beobachtet:
- Neutropenie, Agranulozytose, Thrombozytopenie, Panzytopenie
- kutaner oder systemischer Lupus erythematodes
- Leberversagen (u.U. mit nachfolgender Lebertransplantation oder Todesfolge), Hepatitis
- Pankreatitis
- schwere Hautreaktionen, z.B. Erythema exsudativum multiforme [EEM], Stevens-Johnson-Syndrom, toxische epidermale Nekrolyse, akute generalisierte exanthematische Pustulosis [AGEP], toxischer Hautausschlag, exfoliative Dermatitis und bullöse Dermatitis, Exanthem mit Eosinophilie und systemischen Symptomen [DRESS]
- Rhabdomyolyse
[Ref.]
Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Kontraindikationen allgemein
- Patienten mit chronischen oder akuten Lebererkrankungen
[Ref.]
Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein
- Terbinafin soll nicht angewendet werden bei Nagelmykosen, bei denen die Nagelveränderung Folge einer primär bakteriellen Infektion ist.
- Leberfunktion
- Terbinafin ist bei Patienten mit chronischen oder akuten Lebererkrankungen kontraindiziert.
- Vor der Verordnung von Terbinafin sollten die Leberfunktionswerte bestimmt werden und eine regelmäßige Überwachung der Leberfunktionswerte stattfinden. Terbinafin sollte bei einer Erhöhung der Leberfunktionswerte sofort abgesetzt werden.
- Patienten, denen Terbinafin verschrieben wurde, sollten darauf hingewiesen werden, dass sie unverzüglich ihren Arzt informieren sollten, wenn sie Symptome wie unerklärliche länger anhaltende Übelkeit, Appetitlosigkeit, Gewichtsabnahme, Müdigkeit, Erbrechen, Schmerzen im oberen GI-Trakt, Ikterus, dunklen Urin oder blassen Stuhl feststellen. Terbinafin sollte abgesetzt werden, wenn diese Symptome auftreten
- Dermatologische Effekte
- In sehr seltenen Fällen wurden bei Patienten, die Terbinafin einnahmen, schwere Hautreaktionen (Stevens-Johnson-Syndrom, toxische epidermale Nekrolyse, Exanthem mit Eosinophilie und systemischen Symptomen [DRESS]) berichtet.
- Falls ein progredientes Exanthem auftritt, muss die Behandlung mit Terbinafin beendet werden.
- Hämatologische Effekte
- Sehr seltene Fälle von Dyskrasie (Neutropenie, Agranulozytose, Thrombozytopenie, Panzytopenie) wurden bei Patienten, die mit Terbinafin behandelt wurden, berichtet.
- Nierenfunktion
- Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion (Kreatinin-Clearance ≤50 ml/min bzw. Serum-Kreatinin ≥300 Mikromol/l bzw. 3 mg/dl) wurde die Anwendung mit Terbinafin nicht ausreichend untersucht und wird daher nicht empfohlen.
[Ref.]
Die vollständige Auflistung aller Warnhinweise ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Wechselwirkungen
Die standardisierte Wechselwirkungsrecherche des Kinderformulariums hat folgende klinisch relevante Wechselwirkungen ergeben:
Terbinafin wird über CYP3A4 und CYP2C9 metabolisiert und ist selbst ein CYP2D6-Inhibitor (Abschnitt in Fachinformation zu Biotransformation beachten). Terbinafin zeichnet sich durch ein hohes Interaktionspotential aus. Aus diesem Grund muss die Medikation individuell auf Wechselwirkungen überprüft und ggf. durch geeignete Maßnahmen wie Drug Monitoring überwacht werden.
Interaktionspartner |
Grund |
Handlungsempfehlung |
CYP3A4-Induktoren
|
Steigerung des Metabolismus von Terbinafin durch CYP-Induktion. Erniedrigte Serumkonzentration und (stark) verringerte Wirkung von Terbinafin möglich.
|
Falls Kombination unvermeidbar, ggf. Dosis von Terbinafin erhöhen und Monitoring auf ausreichende Wirkung von Terbinafin. |
CYP3A4-Inhibitoren |
Hemmung des Metabolismus von Terbinafin durch CYP-Inhibition. Erhöhte Serumkonzentration und (stark) verstärkte Wirkung von Terbinafin möglich. |
Falls Kombination unvermeidbar, ggf. Dosis von Terbinafin verringern und Monitoring auf Nebenwirkungen von Terbinafin. |
CYP2D6-Induktoren |
Steigerung des Metabolismus von Terbinafin durch CYP-Induktion. Erniedrigte Serumkonzentration und (stark) verringerte Wirkung von Terbinafin möglich. |
Falls Kombination unvermeidbar, ggf. Dosis von Terbinafin erhöhen und Monitoring auf ausreichende Wirkung von Terbinafin. |
CYP2D6-Inhibitoren |
Hemmung des Metabolismus von Terbinafin durch CYP-Inhibition. Erhöhte Serumkonzentration und (stark) verstärkte Wirkung von Terbinafin möglich. |
Falls Kombination unvermeidbar, ggf. Dosis von Terbinafin erhöhen und Monitoring auf ausreichende Wirkung von Terbinafin. |
CYP2D6-Substrate |
Hemmung des Metabolismus der Interaktionspartner durch CYP-Inhibition. Erhöhte Serumkonzentration und (stark) verstärkte Wirkung der Interaktionspartner möglich. |
Falls Kombination unvermeidbar, ggf. Dosis der Interaktionspartner verringern und Monitoring auf Nebenwirkungen der Interaktionspartner. |
Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.
ANTIMYKOTIKA ZUR SYSTEMISCHEN ANWENDUNG
In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.
Referenzen
-
Hartwig NC, et al, Vademecum pediatrische antimicrobiële therapie [Vademecum pädiatrische antimikrobielle Therapie], 2005
-
Mylan BV, SmPC Terbinafine tabletten (RVG 28796), 18-07-2018
-
NKFK Workinggroup Acute Kidney Impairment, Extrapolation of KNMP risk analysis "Impaired renal function" for adults to children, 20 Dec 2021
-
Novartis Pharma GmbH , SmPC Lamisil® 250 mg Tabletten (28025.01.00), 07/2019
-
Hexal AG, SmPC Terbinafin HEXAL® 125 mg, 250 mg Tabletten (61541.00.00 ), 10/2018
-
1 A Pharma, SmPC Terbinafin - 1 A Pharma® 125 mg/250 mg Tabletten (61543.00.00), 10/2018
-
Gelbe Liste Online, https://www.gelbe-liste.de/, aufgerufen 11/2020
-
Hexal, Sondenbogen Terbinafin HEXAL® 125 mg/250 mg Tabletten, aufgerufen 11/2020
Änderungsverzeichnis
- 18 Mai 2022 16:02: Informationen zu Dosisanpassungen bei Patienten mit Nierenfunktionsstörungen hinzugefügt
- 13 November 2020 12:03: Anpassung der unteren Altersgrenze
- 13 November 2020 12:03: Aktualisierung und neue Recherche zu unerwünschten Arzneimittelwirkungen, Warnhinweisen, Kontraindikationen und Interaktionen
Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)
Überdosierung
- Wenige Fälle von Überdosierungen (bis zu 5 g Terbinafin) sind bekannt geworden.
- Symptome:
- Kopfschmerzen, Übelkeit, Schmerzen im Oberbauch und Schwindel geführt haben.
- Therapie:
- Zunächst sollte Aktivkohle zur Elimination des Wirkstoffs gegeben werden.
- Falls erforderlich, wird eine symptomatische Behandlung durchgeführt.
- Ein spezifisches Antidot ist nicht bekannt.
[Ref.]