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Praziquantel ist eine antihelminthisch wirkende Substanz gegen Trematoden und Zestoden. Seine Wirkungsweise gegen adulte Bandwürmer und deren Larven unterscheidet sich im Prinzip kaum. Es kommt durch Praziquantel zu einer Schädigung des synzytialen Integuments der Parasiten mit Permeabilitätsstörung und zur Kontraktur der Parasitenmuskulatur mit nachfolgender spastischer Paralyse. Bei höhergradiger Schädigung kommt es zum Absterben der Parasiten. Dabei spielt vermehrter Einstrom von Ca2+ eine wesentliche Rolle.
Pharmakokinetik bei Kindern
Es liegen keine speziellen Daten für Kinder vor.
Erwachsene:
T½: 1 - 2,5 Stunden (Praziquantel), 4 Stunden (Praziquantel + Metaboliten) Tmax: 1 - 2 Stunden Cmax: 1,32 - 1,36 μg/ml (bei 5 - 50 mg/kg KG) BV: keine intravenöse Anwendung möglich, die zur Bestimmung der absoluten Bioverfügbarkeit erforderlich wäre
[Ref.]
Zulassung der Dosierungsempfehlungen
Infektion durch Schistosoma mansoni, S. intercalatum oder S. haematobium (Blasenbilharziose) / Infektion durch Schistosoma japonicum oder S. mekongi / Infektion durch Clonorchis sinensis, Opisthorchis viverrini oder andere Leberegel / Infektion durch Paragonimus westermani oder andere Lungenegel
oral
≥1 Jahr bis <18 Jahre: zugelassen
Infektionen durch Taenia saginata (Rinderbandwurm), T. solium (Schweinebandwurm), Hymenolepsis nana (Zwergbandwurm), Diphyllobothrium pacificum (südamerikanischer Fischbandwurm)
Oral bei Infektionen durch Trematoden, wie Schistosomen (z. B. S. haematobium, S. mansoni,S. intercalatum, S. japonicum, S. mekongi), Leberegel (z. B. Clonorchis sinensis, Opisthorchis viverrini) und Lungenegel (z. B. Paragonimus westermani und andere Arten)
Kinder und Jugendliche
Die Sicherheit bei Kindern im Alter unter 1 Jahr ist nicht erwiesen.
75 mg/kg KG, verteilt auf 3 Einnahmen im Abstand von 4 Stunden
1 Tag
Paragonimus westermani und andere Unterarten
75 mg/kg KG, verteilt auf 3 Einnahmen im Abstand von 4 Stunden
1 Tag
Bei der Behandlung von Trematodeninfektionen kann die therapeutische Potenz und Tolerabilität des Wirkstoffes durch eine Aufteilung der Gesamtdosis im Abstand von 4 Stunden erhöht werden. Zur Erreichung der notwendigen Schwellendosis muss die Einzeldosis mindestens 20 mg pro kg Körpergewicht betragen.
Bei Infektionen mit Taenia saginata (Rinderbandwurm) und Taenia solium (Schweinebandwurm): 5 – 10 mg/kg KG (entsprechend z. B. 300 – 600 mg bei 60 kg KG).
Bei Infektionen mit Diphyllobothrium pacificum (südamerikanischer Fischbandwurm): 10 mg/kg KG (entsprechend z. B. 600 mg bei 60 kg KG).
Bei Infektionen mit Hymenolepis nana (Zwergbandwurm): 15 – 25 mg/kg KG (entsprechend z. B. 900 – 1500 mg bei 60 kg KG).
[Ref.]
Infektionen durch die Larven des Schweinebandwurms (Cysticercus cellulosae) im zentralen Nervensystem (Neurozystizerkose)
Kinder ab 2 Jahren und Erwachsene:
Als Tagesdosis werden 50 mg Praziquantel/kg KG für Erwachsene und Kinder ab 2 Jahren empfohlen. Die dieser Dosierung entsprechende Anzahl von Tabletten soll auf 3 Einzelgaben verteilt werden.
Praziquantel wird 15 Tage lang verabreicht; ggf. ist eine Wiederholung der Behandlung nach drei Monaten notwendig.
M: mörserbar, T1: teilbar zur erleichterten Einnahme, T4: teilbar in 4 gleiche Dosen
Anwendungshinweise:
Die Filmtabletten werden unzerkaut mit etwas Flüssigkeit während einer Mahlzeit eingenommen. [Ref.]
Um ein Ersticken bei Kindern unter 6 Jahren zu vermeiden, können die Tabletten zerbrochen oder zerkleinert mit halbfester Nahrung oder Flüssigkeiten gemischt werden. Bei einmaliger Tagesdosis ist es empfehlenswert, die Tabletten abends einzunehmen. Falls eine mehrmalige Einnahme pro Tag verordnet wurde, soll der Zeitabstand zwischen den Einzelgaben nicht weniger als 4 und nicht mehr als 6 Stunden betragen. [Ref.]
40
mg/kg/Tag
in 1
- 2
Dosen. als eintägige Behandlung.
Behandlungsdauer:
1 - 2 Einzelgaben an einem Tag
Anwendungshinweis:
Bei einmaliger Tagesdosis ist es empfehlenswert, die Tabletten abends einzunehmen. Bei einer mehrmaligen Einnahme pro Tag, soll der Zeitabstand zwischen den Einzelgaben nicht weniger als 4 und nicht mehr als 6 Stunden betragen.
Infektion durch Schistosoma japonicum oder S. mekongi
Mit ausreichend Flüssigkeit während einer Mahlzeit einnehmen.
Über die Zweckmäßigkeit einer zusätzlichen Verabreichung von Kortikosteroiden ist von Fall zu Fall zu entscheiden; in Betracht kommt z. B. Dexamethason, 4 – 16 mg täglich.
Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate
GFR ≥10 ml/min/1.73m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.
GFR <10 ml/min/1.73m2: Eine allgemeine Empfehlung zur Dosisanpassung kann nicht gegeben werden.
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern
Erfahrungen seit Zulassung zeigen, dass bei Kindern (1 - 17 Jahre) während der Behandlung mit Praziquantel die gleichen Nebenwirkungen vorkommen können wie bei Erwachsenen. Nebenwirkungen waren leicht und vorübergehend, sodass von einer guten Verträglichkeit von Praziquantel bei Kindern im Vorschulalter (<7 Jahre, n=3000, Praziquantel zur Behandlung von Schistosiomiasis) ausgegangen wird. [SmPC Biltricide® 600 mg Filmtabletten]
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein
Folgende UAW wurden sehr häufig, häufig oder gelegentlich beobachtet (≥0,1 %):
Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Kontraindikationen allgemein
intraokulärer Zystizerkose
gleichzeitige Anwendung von Rifampicin (starker Induktor von Cytochrom P450, therapeutisch wirksame Praziquantel-Plasmaspiegel werden möglicherweise nicht erreicht)
[Ref.]
Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein
Vorsicht ist geboten bei Patienten mit schwerer (nicht kompensierter) Leberinsuffizienz bzw. hepatosplenischer Schistosomiasis. Hier können durch verminderte Metabolisierung des Medikamentes in der Leber wesentlich höhere und länger anhaltende Serumkonzentrationen von nicht metabolisiertem Praziquantel in Gefäß- und Kollateralkreisläufen auftreten, was eine verlängerte Halbwertszeit zur Folge hat. Die Therapie sollte in diesen Fällen unter stationären Bedingungen erfolgen.
Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion ist mit einer verzögerten Ausscheidung von Praziquantel und dessen Metaboliten zu rechnen, da Praziquantel zu 80 % über die Nieren ausgeschieden wird.
Überwachung der Therapie bei Vorliegen einer Herzrhythmusstörung. Gleiches gilt für Patienten mit digitalisbedürftiger Herzinsuffizienz, da im Tierversuch eine digitalisantagonistische Wirkung nachgewiesen wurde.
Praziquantel wirkt nicht gegen wandernde Schistosomula. Demzufolge ist Praziquantel während einer akuten Schistosomiasis unwirksam. Zudem kann die Anwendung von Praziquantel bei Patienten mit Schistosomiasis mit einer klinischen Verschlechterung verbunden sein (paradoxe Reaktionen, Serumkrankheit, Jarisch-Herxheimer-ähnliche Reaktionen: plötzliche entzündliche Immunantwort, vermutlich bedingt durch die Freisetzung von schistosomalen Antigenen). Diese Reaktionen treten vorwiegend bei Patienten auf, die während der akuten Phase einer Schistosomiasis behandelt werden. Sie können zu möglicherweise lebensbedrohlichen Ereignissen führen, z. B. zu respiratorischer Insuffizienz, Myokarditis, Enzephalitis, Enzephalopathie und/oder zerebraler Vaskulitis.
Wenn Patienten mit einer nachgewiesenen Schistosomiasis oder Egelinfektion in einer Region leben, in der die menschliche Zystizerkose endemisch ist, oder aus einer solchen Region kommen, empfiehlt es sich, die Behandlung mit Praziquantel stationär durchzuführen. Aufgrund seiner Aktivität gegen Taenia solium-Larven kann Praziquantel eine möglicherweise vorliegende intraokulare Zystizerkose oder Neurozystizerkose verschlimmern. Da Praziquantel eine durch Schistosomiasis, Paragonimiasis oder Taenia solium-Zystizerkose verursachte ZNS-Symptomatik verschlimmern kann, sollte Praziquantel bei Patienten mit Epilepsie in der Anamnese und/oder anderen Anzeichen möglicher ZNS-Beteiligung wie z. B. den für Zystizerkose charakteristischen subkutanen Knötchen grundsätzlich nicht eingesetzt werden.
[Ref.]
Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Wechselwirkungen
Praziquantel wird über CYP-Enzyme metabolisiert (Abschnitt in Fachinformation zu Biotransformation beachten).
Steigerung des Metabolismus von Praziquantel durch CYP-Induktion. Erniedrigte Serumkonzentration und (stark) verringerte Wirkung von Praziquantel möglich.
Kombination vermeiden. Rifampicin ist kontraindiziert. Falls Kombination unvermeidbar, ggf. Dosis von Praziquantel erhöhen.
Hemmung des Metabolismus von Praziquantel durch CYP-Inhibition. Erhöhte Serumkonzentration und (stark) erhöhte Wirkung von Praziquantel möglich. Erhöhtes Nebenwirkungspotential von Praziquantel möglich.
Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, ggf. Dosis von Praziquantel verringern und auf Nebenwirkungen überprüfen
Chloroquin
Die Plasmakonzentration von Praziquantel kann bis zu 65% verringert sein.
Kombination vermeiden.
Dexamethason
Verminderte Wirksamkeit von Praziquantel möglich.
Kombination vermeiden. Praziquantel zur Behandlung von Bandwürmern im Darm ist von der Interaktion nicht betroffen, da hier eine lokale Wirkung im Darm entscheidend ist. Bei einer Behandlung des Trematodenbefalls soll Dexamethason mindestens eine Woche vor Beginn einer Behandlung mit Praziquantel abgesetzt werden. Bei einer Behandlung der Neurozystizerkose soll über die Zweckmäßigkeit einer zusätzlichen Behandlung mit Dexamethason individuell entschieden werden.
Albendazol
Die Plasmakonzentration von Albendazol kann erhöht sein. Erhöhtes Nebenwirkungspotential von Albendazol möglich.
Kombination vermeiden.
Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.
In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.