Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Aktivkohle

Wirkstoff
Aktivkohle
Handelsname
Kohle-Compretten®, Kohle-Pulvis®, Ultracarbon®
ATC-Code
A07BA01

Pharmakodynamik

Medizinische Kohle ist ein auf spezielle Weise verkohltes Material pflanzlicher Herkunft mit einer großen inneren Oberfläche, das die sich im Magen-Darm-Trakt befindenden schädlichen, unerwünschten und pathogenen Substanzen adsorbieren kann. Bei Intoxikationen kann medizinische Kohle genommen werden, um die aktiven Stoffe aus dem Magen-Darm-Trakt zu adsorbieren.

Noxen mit eindeutiger Indikation zur repetitiven Aktivkohlegabe:
- Carbamazepin, Chinin, Dapson, Phenobarbital, Theophyllin
- Digoxin/Digitoxin
- retardiertes Quetiapin
- Amatoxin, Colchicin
Noxen, bei denen eine Eliminationsbeschleunigung durch repetitive Aktivkohlegabe beschrieben ist:
- Acetylsalicylsäure
- Amitriptylin, Phenytoin, Piroxicam, Sotalol, Salicylate, Oxcarbazepin, Lamotrigin
- Citalopram, Venlafaxin

[Ref.]

Medizinische Kohle ist nicht geeignet zur Adsorption von organischen und anorganischen Salzen und Lösungsmitteln, z. B. Salze von Eisenverbindungen, Lithium, Thallium, Cyanid (Blausäure), Methanol, Ethanol, Ethylenglykol und petroleumhaltige Lösungsmittel. Bei diesen Stoffen sind andere Maßnahmen zur Giftelimination erforderlich (z. B. Magenspülung).

Die wichtigsten Gifte, bei denen medizinische Kohle wirkungslos ist und eine geeignete orale Therapie bekannt ist, sind:

Cyanid: 4-Dimethylaminophenol
Eisenverbindungen: Desferrioxamin
Lithium: Calciumpolystyrensulfat
Methanol: Ethanol
Ethylenglykol: Ethanol

[Ref.]

Pharmakokinetik bei Kindern

Medizinische Kohle verbleibt nach oraler Gabe im Darm, verhält sich inert und wird nicht resorbiert.

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Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Akute orale Vergiftungen
    • oral
      • ≥1 Monat bis <1 Jahr: off-label
      • ≥1 Jahr bis <18 Jahre: zugelassen

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Oral
- zur Verhinderung der Resorption bei akuten oralen Vergiftungen und bei Überdosierung von Arzneimitteln.
- zur Beschleunigung der Elimination bei Vergiftungen mit Stoffen, die einem enterohepatischen Kreislauf unterliegen (z.B. Carbamazepin, Phenobarbital, Phenylbutazon, Theophyllin).

Kinder und Jugendliche

  • Bei Kindern wird die Gabe von 1g/kg Körpergewicht (max. 50 g) empfohlen.
  • Bei schweren Vergiftungen und zur Unterbrechung des enterohepatischen Kreislaufs ist eine wiederholte Verabreichung in Abständen von 2 bis 4 Stunden angezeigt.
  • Im Allgemeinen sind im Anschluss an die Kohlegabe Abführmaßnahmen (Gabe salinischer Laxantien) durchzuführen.

[Ref.]

weitere zugelassene Indikationen:

Akuter Durchfall (Diarrhoe)

  • Dosierungsempfehlung siehe Fachinformation

[Ref.]

 

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Präparate im Handel

Granulat zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen 50 g
Pulver 10 g
Tabletten 250 mg

Orale Anwendung

Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):

Präparat Darreichungsform Stärke
Altersangabe
Ultracarbon® Granulat zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen 50 g/Flasche (nach Suspension mit 400 ml Wasser: 12,5 g/100 ml) Kinder
Kohle-Pulvis® Pulver 10 g/Dose Kinder
Kohle-Compretten® Tabletten 250 mg/Tablette ab 1 Jahr

 

Die Fachinformationen wurden am 15.03.2021 aufgerufen.

Anwendungshinweise:

  • Kohle (Tabletten, Pulver, Granulat) in Wasser oder ungesüßtem Tee (nicht Milch) im Verhältnis 1:10 aufschlämmen. 50 g sollten mit ca. 400 ml Flüssigkeit aufgeschlämmt werden.
  • Bei bewusstlosen Patienten sollte die Verabreichung über einen Magenschlauch erfolgen.

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

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Dosierungsempfehlungen

Akute orale Vergiftungen
  • Oral
    • 1 Monat bis 12 Jahre
      [1]
      • 1 g/kg/Dosis Bei Bedarf wiederholen.
      • Stets in Kombination mit Natriumsulfat als Abführmittel: 500 mg/kg p.o. (max. 30 g), je nach Stuhlgang wiederholen.

        Die Adsorbtionskapazität der Darreichungsformen variiert; eine Suspension ist effektiver als Kapseln oder Tabletten. Darum ist bei Intoxikation anstelle von Tabletten oder Kapseln eine Suspension zu bevorzugen.

        <1 Jahr: off-label

    • 12 Jahre bis 18 Jahre
      [1]
      • 50 - 100 g/Dosis, einmalig. Bei schweren Vergiftungen können weitere Dosen von 20 g/Dosis alle 4 - 6 Stunden erforderlich sein.
      • Stets in Kombination mit Natriumsulfat als Abführmittel: 500 mg/kg p.o. (max. 30 g), je nach Stuhlgang wiederholen.

        Die Adsorbtionskapazität der Darreichungsformen variiert; eine Suspension ist effektiver als Kapseln oder Tabletten. Darum ist bei Intoxikation anstelle von Tabletten oder Kapseln eine Suspension zu bevorzugen.

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Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

Keine Informationen zur Dosisanpassung bei Nierenfunktionsstörung vorhanden.

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Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Folgende UAW wurden mit unbekannter Häufigkeit beobachtet:

  • Verstopfung, Darmverschluss (mechanischer Ileus)
  • Schwarzfärbung des Stuhls

[Ref.]

Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

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Kontraindikationen allgemein

  • Fieberhafter Durchfall
  • Bei Vergiftungen mit ätzenden Stoffen (starke Säuren und Laugen) sollte medizinische Kohle nicht eingenommen werden, da hierdurch diagnostische Maßnahmen wie Ösphagoskopie und Gastroskopie erschwert werden.

[Ref.]

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

Folgende Substanzen werden nicht durch Medizinische Kohle adsorbiert: Säuren, Basen, Alkohole, Eisen, Lithium und Cyanid.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.

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Wechselwirkungen

Interaktionspartner Grund Handlungsempfehlung
Furosemid Aktivkohle kann die Absorption von oralem Furosemid praktisch vollständig verhindern. Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, soll Furosemid mindestens 2 Stunden vor der Einnahme von Aktivkohle eingenommen werden.
Olanzapin Verminderte Absorption von Olanzapin möglich. Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, soll der Abstand zwischen Olanzapin und Aktivkohle mindestens 2 Stunden betragen.
Rifaximin Verminderte Absorption von Rifaximin möglich. Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, soll Rifaximin frühestens 2 Stunden nach der Einnahme von Aktivkohle eingenommen werden.
Flecainid
Moxifloxacin
Verminderte Absorption möglich. Kombination vermeiden.


Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.

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Referenzen

  1. Norit NV, SmPC Norit (RVG 16135) 01-3-2022
  2. Cabot Norit Nederland B.V., SmPC Ultracarbon®, 50 g Granulat zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen (58985.00.00), 07/2019
  3. DR. FRANZ KÖHLER CHEMIE GMBH, SmPC Kohle-Pulvis, Pulver zur Herstellung einer oralen Suspension (5331.00.00), 01/2019
  4. P&G Health Germany GmbH, SmPC Kohle-Compretten®, Tabletten (6394559.00.00), 04/2020

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Änderungsverzeichnis

  • 18 Juli 2024 10:32: Neue Aufteilung der Altersklassen
  • 30 März 2021 15:08: Neue Wechselwirkungsrecherche
  • 20 Oktober 2020 17:43: Neue Recherche: Zulassung, Präparate

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