Gentamicin ist ein parenterales Antibiotikum aus der Gruppe der Aminoglykoside. Der Wirkungsmechanismus von Gentamicin beruht auf einer Störung der Proteinbiosynthese am bakteriellen Ribosom durch Interaktion mit der rRNS und nachfolgender Hemmung der Translation. Hieraus resultiert eine bakterizide Wirkung.
Resistenzmechanismen
Früh- und Neugeborene
Die Werte T1/2, Cl und Vd sind bei Neugeborenen sehr variabel. [Pacifici et al. 2009]:
T1/2: 4,9 und 14,6 h
Cl: 0,53 und 1,72 ml/kg/min
Vd: 0,45 und 0,75 L/kg
Folgende kinetische Parameter wurden bei Frühgeborenen ermittelt [Avent et al. 2002]:
<1200 g | 1200-2000 g | > 2000g | |
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T1/2 | 10,3 h | 6 h | 5,9 h |
Vd | 0,66 l/kg | 0,58 l/kg | 0,57 l/kg |
Cmax | 8 mg/l | 8,6 mg/l | 8,9 mg/l |
Bei Neugeborenen mit Hypothermie bei hypoxisch-ischämischer Enzephalopathie (HIE) ist die Clearance von Gentamicin reduziert [Frymoyer et al., Mark et al., Ting et al.].
Bei Neugeborenen unter ECMO-Therapie kann das Vd auf 0,5 - 0,75 l/kg erhöht und die T1/2 auf 7,6 - 10 h verlängert sein [Buck 2003, Moffett 2018].
Ältere Kinder
[Zakova et al. 2009]:
0 - 20 Monate und ≥5 kg:
Vd: 0,39 L/kg
Cmax: 17,6 mg/L
Im Allgemeinen haben Kinder eine kürzere T1/2 und eine höhere Clearance als Erwachsene [SmPC].
Jugendliche
[SmPC]:
Vd: 0,25 L/kg
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Injektionslösungen 10 mg, 40 mg, 80 mg, 120 mg, 160 mg
Infusionslösungen 1 mg/ml, 3 mg/ml
Kette zur Implantation 17 mg, 34 mg, 45 mg, 135 mg, 270 mg
Schwamm zur Implantation 1,3 mg/cm2
Parenterale Anwendung
Zur parenteralen Anwendung stehen Injektionslösungen, Infusionslösungen und Implantate zur Verfügung. Die Implantate zur Behandlung und Prophylaxe von Knochen- und Weichteilinfektionen sind nicht für Kinder zugelassen.
Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):
Präparat | Arzneiform | Stärke | Problematische Hilfsstoffe | Natriumgehalt | Zulassung |
Refobacin® (a.V. ab 01.04.2021) | Injektionslösung * | 10 mg/2 ml 40 mg/1 ml 80 mg/2 ml 120 mg/2 ml |
- | weniger als 1 mmol (23 mg) Natrium pro 1 ml | ab Neugeborenenalter |
Gentamicin Hexal® SF | Injektionslösung * | 40 mg/ml 80 mg/2 ml 160 mg/2 ml |
- |
weniger als 1 mmol (23 mg) Natrium pro 1 ml | ab Neugeborenenalter |
Gentamicin B. Braun | Infusionslösung | 80 mg (1 mg/ml) 240 mg (3 mg/ml) 360 mg (3 mg/ml) |
- - - |
283 mg (12 mmol) Natrium pro Flasche 283 mg (12 mmol) Natrium pro Flasche 425 mg (18 mmol) Natrium pro Flasche |
ab Neugeborenenalter |
*Die Applikation kann als intramuskuläre, intravenöse, subkonjunktivale Injektion oder als intravenöse Kurzinfusion erfolgen. Gentamicin-Lösungen können zur Infusion mit physiologischer Kochsalzlösung verdünnt werden.
Anwendungshinweise:
Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)
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Schwere Infektion, gramnegative Mikroorganismen |
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Infektion bei Hypoxisch-ischämischer Enzephalopathie (HIE) behandelt mit Hypothermie |
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Pest |
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Tularämie |
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Anpassung bei Nierenfunktionsstörung wie angegeben:
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Ototoxizität und Nephrotoxizität
Häufig (1-10 %): Nierenfunktionsstörungen wie Einschränkung der glomerulären Filtrationsrate (reversibel, bei 10% der Patienten, wichtigste Risikofaktoren: hohe Gesamtdosis, lange Therapiedauer, erhöhte Serumspiegel (hohe Talspiegel), Alter, Hypovolämie und Schock), Zeichen einer Nierenschädigung: Proteinurie, Zylindrurie, Hämaturie, Oligurie, Erhöhung der Kreatinin- und Harnstoffkonzentrationen im Serum
Selten (0,01-0,1 %): reversibler Anstieg von Leberenzymen (Transaminasen, alkalische Phosphatase) sowie der Bilirubinkonzentration im Serum, Syndrom mit Hypokaliämie, Hypokalzämie und Hypomagnesiämie bei hochdosierter Langzeittherapie (mehr als 4 Wochen)
Sehr selten (<0,01 %): Veränderung der Zahl der Blutplättchen (Thrombozytopenie) und der weißen Blutkörperchen (Leukopenie, Eosinophilie, Granulozytopenie), Polyneuropathien, periphere Parästhesien, akutes Nierenversagen,
De-Toni-Faconi-ähnliches Syndrom (bei Patienten, die über längere Zeit mit hohen Dosen behandelt werden)
Häufigkeit nicht bekannt: Superinfektion (verursacht durch Gentamicin-resistente Bakterien), pseudomembranöse Kolitis; Überempfindlichkeitsreaktionen unterschiedlichen Schweregrades, von Hautausschlag und Juckreiz über Arzneimittelfieber bis zu schweren akuten Überempfindlichkeitsreaktionen (Anaphylaxie); Schädigungen des Nervus statoacusticus (N VIII, Gleichgewichts- und/oder Hörorgan können betroffen sein, vestibuläre Störungen im Vordergrund bei ototoxischer Reaktion, Hörstörungen meist irreversibel und zuerst den Hochtonbereich betreffend, vorbestehende Niereninsuffizienz als wichtigster Risikofaktor, steigendes Risiko mit steigender Höhe der Gesamt- und Tagesdosis, Symptome der ototoxischen Wirkungen sind z. B. Schwindel, Ohrenklingen/Ohrensausen (Tinnitus), Minderung des Hörvermögens, irreversibler Hörverlust und irreversible Taubheit); Steven Johnson-Syndrom,
toxische epidermale Nekrose, Schmerzen an der Injektionsstelle
Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
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Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Während der Behandlung sind regelmäßig Nieren-, Gehör- und Gleichgewichtsfunktionen zu kontrollieren, vor allem bei Kleinkindern, Neugeborenen und Frühgeborenen. 2 x wöchentlich Kreatininbestimmung durchführen. Bei Nierenfunktionsstörungen kann eine Kumulation nicht ausgeschlossen werden, daher sind Plasmakonzentrationsbestimmungen angezeigt.
Zielspiegel bei Neugeborenen und Kindern [NVZA TDM Gentamicin]:
Neugeborene [Touw 2009, SmPC Refobacin]:
Spitzenspiegel: 8-12 mg/l (bei Infektionen mit Mikroorganismen mit MIC <1 mg/l)
Talspiegel: <0,5-1 mg/l
Kinder >1 Monat:
Spitzenspiegel: 15-20 mg/l
Talspiegel: <0,5-1 mg/l
Vorsicht bei pädiatrischen Patienten während einer ECMO-Therapie: Die Pharmakokinetik von Aminoglykosiden kann verändert sein [Buck 2003 Moffett 2018].
Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.
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Interaktionspartner | Grund | Handlungsempfehlung |
Nicht-depolarisierende Muskelrelaxanzien (z.B. Pancuronium, Vecuronium, Atracurium, Cisatracurium, Mivacurium, Rocuronium) | verstärkte neuromuskuläre Blockade | Die systemische Behandlung mit Aminoglykosid-Antibiotika soll während und nach Operationen, bei denen periphere Muskelrelaxantien gebraucht werden, sehr vorsichtig erfolgen. Die Patienten sollen postoperativ besonders sorgfältig überwacht werden, weil die Muskelrelaxation länger andauern oder nach anfänglicher Erholung wieder zunehmen kann. Die Injektion von Calciumchlorid kann die Aminoglykosid-bedingte neuromuskuläre Blockade aufheben. |
Nephro- und ototoxische Substanzen (z.B. Amphotericin B, Colistin, Cephalosporine, Ciclosporin, Tacrolimus, Vancomycin, Schleifendiuretika wie Furosemid) | verstärkte Nephrotoxizität und Ototoxizität | Kombination vermeiden. Ist die gleichzeitige Behandlung unumgänglich, so muss die Nierenfunktion besonders engmaschig überwacht werden. |
Ataluren | verstärkte Nephrotoxizität | Kontraindiziert. Wenn eine intravenöse Behandlung mit Aminoglykosiden erforderlich ist, muss Ataluren daher abgesetzt werden; Ataluren kann 2 Tage nach Ende der Aminoglykosid-Behandlung wieder angewandt werden. |
Agalsidase alfa und beta | vermind. therapeutische Wirksamkeit von Agalsidase | Kombination vermeiden. |
Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.
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Andere Aminoglykoside | ||
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Arikayce®
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J01GB06 | |
Gernebcin®, TobraZid®, Tobi®, Bramitob®, Gernebcin®, Vantobra®
|
J01GB01 |
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