Pharmakodynamik
Onasemnogen Abeparvovec ist ein Gentherapeutikum (replizierender rekombinanter AAV-Vektor, der ein AAV9-Kapsid verwendet) zur Behandlung der spinalen Muskelatrophie (SMA). Die SMA ist auf einen Gendefekt des Chromosoms 5q (SMN1-Gen), das für das Protein "Survival Motor Neuron (SMN)" codiert, zurückzuführen. Onasemnogen Abeparvovec bringt eine funktionsfähige Kopie des SMN1-Gens in die transduzierten Zellen ein.
Pharmakokinetik bei Kindern
Die Clearance von Onasemnogen-Abeparvovec erfolgte vorwiegend über die Fäzes, wobei der größte Teil innerhalb von 30 Tagen nach der Verabreichung entfernt war. [SmPC Zolgensma]
Zulassung der Dosierungsempfehlungen
- 5q-assoziierte spinale Muskelatrophie
- intravenös
- ≥2,6 kg bis ≤21 kg: zugelassen
Auszug aus Fachinformation
Auszug aus Fachinformation
Textauszug aus Fachinformation
Intravenös zur Behandlung von:
– Patienten mit 5q-assoziierter spinaler Muskelatrophie (SMA) mit einer biallelischen Mutation im SMN1-Gen und einer klinisch diagnostizierten Typ-1-SMA, oder
– Patienten mit 5q-assoziierter SMA mit einer biallelischen Mutation im SMN1-Gen und bis zu 3 Kopien des SMN2-Gens.
- Die Sicherheit und Wirksamkeit der Anwendung von Onasemnogen-Abeparvovec bei Frühgeborenen vor Erreichen des vollen Gestationsalters ist nicht erwiesen.
- Es liegen nur begrenzte Erfahrungen mit Patienten im Alter von 2 Jahren und älter oder mit einem Körpergewicht von über 13,5 kg vor.
- Nur zur Verabreichung als Einzeldosis mittels intravenöser Infusion bestimmt.
- Die Patienten erhalten eine Dosis von nominal 1,1 × 1014 Vektorgenome (vg)/kg Onasemnogen-Abeparvovec.
- Das Gesamtvolumen wird anhand des Patientenkörpergewichts bestimmt.
Tabelle 1: Empfohlene Dosierung anhand des Patientenkörpergewichts
Patientengewichtsbereich (kg) |
Dosis (vg) |
Gesamtvolumen einer Dosis (ml) |
2,6 – 3,0 |
3,3 × 1014 |
16,5 |
3,1 – 3,5 |
3,9 × 1014 |
19,3 |
3,6 – 4,0 |
4,4 × 1014 |
22,0 |
4,1 – 4,5 |
5,0 × 1014 |
24,8 |
4,6 – 5,0 |
5,5 × 1014 |
27,5 |
5,1 – 5,5 |
6,1 × 1014 |
30,3 |
5,6 – 6,0 |
6,6 × 1014 |
33,0 |
6,1 – 6,5 |
7,2 × 1014 |
35,8 |
6,6 – 7,0 |
7,7 × 1014 |
38,5 |
7,1 – 7,5 |
8,3 × 1014 |
41,3 |
7,6 – 8,0 |
8,8 × 1014 |
44,0 |
8,1 – 8,5 |
9,4 × 1014 |
46,8 |
8,6 – 9,0 |
9,9 × 1014 |
49,5 |
9,1 – 9,5 |
1,05 × 1015 |
52,3 |
9,6 – 10,0 |
1,10 × 1015 |
55,0 |
10,1 – 10,5 |
1,16 × 1015 |
57,8 |
10,6 – 11,0 |
1,21 × 1015 |
60,5 |
11,1 – 11,5 |
1,27 × 1015 |
63,3 |
11,6 – 12,0 |
1,32 × 1015 |
66,0 |
12,1 – 12,5 |
1,38 × 1015 |
68,8 |
12,6 – 13,0 |
1,43 × 1015 |
71,5 |
13,1 – 13,5 |
1,49 × 1015 |
74,3 |
13,6 – 14,0 |
1,54 × 1015 |
77,0 |
14,1 – 14,5 |
1,60 × 1015 |
79,8 |
14,6 – 15,0 |
1,65 × 1015 |
82,5 |
15,1 – 15,5 |
1,71 × 1015 |
85,3 |
15,6 – 16,0 |
1,76 × 1015 |
88,0 |
16,1 – 16,5 |
1,82 × 1015 |
90,8 |
16,6 – 17,0 |
1,87 × 1015 |
93,5 |
17,1 – 17,5 |
1,93 × 1015 |
96,3 |
17,6 – 18,0 |
1,98 × 1015 |
99,0 |
18,1 – 18,5 |
2,04 × 1015 |
101,8 |
18,6 – 19,0 |
2,09 × 1015 |
104,5 |
19,1 – 19,5 |
2,15 × 1015 |
107,3 |
19,6 – 20,0 |
2,20 × 1015 |
110,0 |
20,1 – 20,5 |
2,26 × 1015 |
112,8 |
20,6 – 21,0 |
2,31 × 1015 |
115,5 |
HINWEIS: Die Anzahl der Durchstechflaschen pro Kit sowie die erforderliche Anzahl von Kits sind abhängig vom Gewicht. Zur Berechnung des Dosisvolumens wird die Obergrenze des Patientengewichtsbereichs verwendet.
[Ref.]
Präparate im Handel
Infusionslösung 2 × 1013 Vektorgenome/mL
Es handelt sich um ein Arzneimittel für neuartige Therapien (Advanced Therapy Medicinal Products, ATMP), sodass qualitätssichernde Anforderungen des G-BA erfüllt sein müssen.
Präparat im Handel:
Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):
Die Fachinformation wurde am 11.10.2021 aufgerufen.
Anwendungshinweis: Onasemnogen-Abeparvovec sollte mit einer Spritzenpumpe als einzelne intravenöse Infusion langsam über einen Zeitraum von etwa 60 Minuten verabreicht werden und darf nicht als schnelle intravenöse Infusion oder Bolus appliziert werden.
Lieferengpässe/weitere praktische Informationen
Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)
Dosierungsempfehlungen
5q-assoziierte spinale Muskelatrophie |
- Intravenös
-
2,6
bis
21 kg
[1]
1,1 x 1014 Vektorgenome (vg)/kg, Einzeldosis
24 h vor der Infusion von Onasemnogen-Abeparvovec sollte mit Corticosteroiden als immunmodulatorische Therapie begonnen werden. Die Anwendung darf nur in besonders spezialisierten Behandlungseinrichtungen, in denen die qualitätsgesicherte Anwendung von Arzneimitteln für neuartige Therapien (ATMP) sichergestellt ist, erfolgen.
|
Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate
Keine Informationen zur Dosisanpassung bei Nierenfunktionsstörung vorhanden.
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern
Sehr häufig (>10 %): Leberenzyme erhöht (einschließlich ALT, AST, ɣGT und Leberfunktionstest)
Häufig (1-10 %): Thrombozytopenie, Erbrechen, Lebertoxizität (einschließlich hepatische Steatose und Hypertransaminasämie), Fieber, Troponin erhöht, Thrombozytenzahl verringert
Häufigkeit nicht bekannt: Thrombotische Mikroangiopathie, akute Leberschädigung, akutes Leberversagen
Kontraindikationen bei Kindern
Neben Überempfindlichkeiten gegen den Wirkstoff oder einen sonstigen Bestandteil sind keine weiteren Gegenanzeigen bekannt.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern
Nach der Anwendung von Onasemnogen-Abeparvovec wird eine Immunreaktion gegen das Kapsid des adeno-assoziierten viralen Vektors vom Serotyp 9 (AAV9) erfolgen. Dies kann zu einer Erhöhung der Lebertransaminasen, Erhöhungen der Troponin I-Spiegel oder einer Verminderung der Thrombozytenzahlen führen. Zur Abschwächung der Immunantwort wird eine Immunmodulation mit Corticosteroiden mit einem Beginn 24 h vor der Onasemnogen-Abeparvovec Infusion empfohlen.
Vor und während der Behandlung sind folgende Untersuchungen angezeigt: AAV9-Antikörpertestung, Leberfunktion: Alaninaminotransferase (ALT), Aspartataminotransferase (AST) und Gesamtbilirubin, großes Blutbild (einschließlich Hämoglobin und Thrombozytenzahl), Troponin-I, Kreatininwert. Es besteht kein Zusammenhang zwischen hohen AAV9-Antikörpertitern und dem Auftreten von Nebenwirkungen.
Liegt eine akute oder chronische, unkontrollierte aktive Infektion vor, sollte die Behandlung aufgrund des immunmodulatorischen Therapieregimes so lange aufgeschoben werden, bis die Infektion abgeklungen oder unter Kontrolle ist.
Bei Leberfunktionsstörungen (sofern ein erhöhter Bilirubinspiegel nicht mit Neugeborenengelbsucht assoziiert ist) ist Vorsicht geboten, da keine Daten zur Sicherheit und Wirksamkeit vorliegen.
Beachte: Rote-Hand-Brief vom 16.02.2023 (Tödliche Fälle von akutem Leberversagen): Bei Patienten mit Spinaler Muskelatrophie (SMA), die mit Onasemnogen-Abeparvovec behandelt wurden, wurden tödliche Fälle von akutem Leberversagen berichtet.
- Die Leberfunktion sollte vor der Behandlung und regelmäßig für mindestens drei Monate nach der Infusion überwacht werden.
- Wenn sich die Leberfunktion verschlechtert und/oder Anzeichen oder Symptomen einer akuten Erkrankung auftreten, sind Patienten unverzüglich auf eine Leberschädigung zu untersuchen.
- Wenn Patienten nicht ausreichend auf Corticosteroide ansprechen, sollte ein pädiatrischer Gastroenterologe oder Hepatologe konsultiert und ggf. die Dosierung angepasst werden.
- Die Corticosteroide sollten erst dann ausgeschlichen werden, wenn die Leberfunktionstests unauffällig sind (normale klinische Untersuchung, Gesamtbilirubin sowie ALT- und AST-Werte unter dem 2-fachen der Normobergrenze (2 × ULN)).
- Betreuungspersonen sollten über das schwerwiegende Risiko einer Leberschädigung und die Notwendigkeit einer regelmäßigen Überwachung der Leberfunktion informiert werden.
Beachte: Rote-Hand-Brief vom 18.03.2021 (Risiko einer Thrombotischen Mikroangiopathie): Bei Patienten mit Spinaler Muskelatrophie (SMA), die mit Onasemnogen-Abeparvovec behandelt wurden, wurde eine Thrombotische Mikroangiopathie (TMA) berichtet, die insbesondere in den ersten Wochen nach der Behandlung auftrat.
- Vor der Verabreichung von Onasemnogen-Abeparvovec sind nun zusätzlich zu den derzeit empfohlenen Laboruntersuchungen auch die Bestimmung des Kreatininwertes sowie ein großes Blutbild (einschließlich Hämoglobin und Thrombozytenzahl) erforderlich.
- Die Thrombozytenzahl sollte in der Woche nach der Infusion engmaschig kontrolliert und danach regelmäßig überwacht werden. Im Falle einer Thrombozytopenie sollten weitere Untersuchungen einschließlich diagnostischer Tests auf hämolytische Anämie und Nierenfunktionsstörung durchgeführt werden.
- Wenn Patienten Anzeichen, Symptome oder Laborbefunde aufweisen, die auf eine TMA hindeuten, sollte direkt fachärztlicher und multidisziplinärer Rat in spezialisierten Zentren eingeholt werden und die TMA sollte unverzüglich wie klinisch angezeigt behandelt werden.
- Betreuungspersonen sollten über Anzeichen und Symptome einer TMA (z. B. Blutergüsse, Krampfanfälle, Oligurie) informiert werden und sollten angewiesen werden, sich beim Auftreten dieser Symptome unverzüglich in ärztliche Notfallbehandlung zu begeben.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein
Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.
Wechselwirkungen
Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.
In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.
Referenzen
-
Novartis Gene Therapies EU Limited, SmPC Zolgensma (EU/1/20/1443/001 -037) 17-08-2021, www.ema.europa.eu
-
Novartis Gene Therapies EU Limited, SmPC Zolgensma® 2 × 10^13 Vektorgenome/ml Infusionslösung (EU/1/20/1443/001), 05/2021
-
Gesellschaft für Neuropädiatrie e.V. (GNP), S1-Leitlinie "Spinale Muskelatrophie (SMA), Diagnostik und Therapie" (Registernummer 022 - 030), Stand: 02.12.2020 (in Überarbeitung), gültig bis 01.12.2025
Änderungsverzeichnis
- 20 Februar 2023 10:09: Rote-Hand-Brief: Tödliche Fälle von akutem Leberversagen hinzugefügt
- 21 März 2022 14:33: Neue Monographie
Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)
Überdosierung