Sotalol ist ein nicht-selektiver Beta-Rezeptorblocker ohne intrinsische sympathomimetische Aktivität (ISA) und ein Klasse-III-Antiarrhythmikum. Die Klasse-III-antiarrhythmische Wirkung beruht auf einer akut einsetzenden Verlängerung der terminalen Phase des monophasischen Aktionspotentials ohne Beeinflussung der Leitungsgeschwindigkeit. Die absolute Refraktärzeit wird verlängert.
Kinder:
Folgende pharmakokinetische Parameter finden sich in der Literatur [Saul et al. 2001]:
≤1 Monat: T1/2 = durchschnittlich 8,4 h, scheinbare Clearance: 11 ml/min
1-24 Monate: T1/2 = durchschnittlich 7,4 h, scheinbare Clearance: 32 ml/min
>2 Jahre bis <7 Jahre: T1/2 = durchschnittlich 9,1 h, scheinbare Clearance: 63 ml/min
7-12 Jahre: T1/2 = durchschnittlich 9,2 h, scheinbare Clearance: 95 ml/min
T max (4 Tage – 12 Jahre): durchschnittlich 2-3 h
Erwachsene:
T max: 2-3 h
T1/2: 15 Stunden (oral), bei terminaler Niereninsuffizienz bis 42 h, 7 h (parenteral)
Vd: 1,6-2,4 l/kg
Sotalolhydrochlorid wird ausschließlich über die Niere eliminiert. Die renale Clearance beträgt 120 ml/min und entspricht der Gesamtkörper-Clearance.
[Ref.]
Injektionslösung 10 mg/ml
Tabletten 40 mg, 80 mg, 160 mg
Allgemein
Die im Handel befindlichen Präparate enthalten Sotalol in Form von Sotalolhydrochlorid. Die Angabe der Wirkstoffkonzentration ist jeweils auf Sotalolhydrochlorid bezogen.
Parenterale Anwendung
Zur intravenösen Anwendung steht eine Injektionslösung zur Verfügung.
Präparat | Stärke (Sotalolhydrochlorid) |
Problematische Hilfsstoffe | Natriumgehalt | Zulassung |
Sotalol-Carinopharm Injektionslösung | 40 mg/4 ml | - | weniger als 1 mmol (23 mg) Natrium pro Ampulle | Erwachsene |
Orale Anwendung
Als Fertigarzneimittel zur oralen Anwendung stehen lediglich Tabletten zur Verfügung.
Präparat | Stärke (Sotalolhydrochlorid) |
Problematische Hilfsstoffe | Zulassung |
Sotalex® mite | 80 mg T2 | Lactose | Erwachsene |
Sotalex® | 160 mg T2 | Lactose | Erwachsene |
Sotalol-ratiopharm® | 40 mg T0, M 80 mg T2, M 160 mg T4, M |
- | Erwachsene |
T4: teilbar in vier gleiche Dosen, T2: teilbar in zwei gleiche Dosen, T0: nicht teilbar, M: mörserbar
Anwendungshinweise:
Es gibt Rezepturvorschriften (NRF 10.4. und European Paediatric Formulary) zur Herstellung einer Sotalolhydrochlorid-Lösung 20 mg/ml zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen in der Pädiatrie.
Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)
Kardioversion bei Arrhythmien |
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Ventrikuläre und supraventrikuläre Arrhythmien |
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Anpassung bei Nierenfunktionsstörung wie angegeben:
Bei einer verminderten Nierenfunktion nimmt die renale Elimination von Sotalol ab. Dies führt zu einer verlängerten Halbwertszeit und erhöhten Plasmaspiegeln, wodurch wiederum das Risiko von Nebenwirkungen erhöht ist: Hypotonie, Bradykardie, AV-Block, verbreiterter QRS-Komplex, Bronchospasmen, Hypoglykämie, Verlängerung des QTc-Intervalls, Torsade de Pointes und ventrikuläre Tachykardie.
Proarrhythmische Wirkungen, Müdigkeit, Schwindel, Kopfschmerzen, Dyspnoe, Torsade de Pointes durch QTc-Verlängerung, Auslösung von Herzinsuffizienz oder Hypoglykämie.
Folgende UAW wurden sehr häufig, häufig oder gelegentlich beobachtet (≥0,1 %):
Folgende schwerwiegende UAW wurden zudem selten, sehr selten (<0,1 %) oder mit unbekannter Häufigkeit beobachtet:
[Ref.]
Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Verlängertes QT-Intervall, Sinusbradykardie, AV-Block, Hypotonie, Bradykardie und Herzinsuffizienz
[Ref.]
Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Vor Behandlungsbeginn und bei Dosisänderungen sollte eine EKG-Kontrolle mit Messung des korrigierten QT-Intervalls durchgeführt werden. Des Weiteren ist eine Kontrolle von Nierenfunktion und Elektrolythaushalt erforderlich.
Bei gleichzeitiger Einnahme von Verapamil (Isoptin) ist Vorsicht geboten, da schwere Herzrhythmusstörungen auftreten können.
Vorsicht bei Patienten mit Diabetes, da Sotalol einige wichtige Symptome einer Hypoglykämie maskieren kann.
Daten zu Erwachsenen deuten darauf hin, dass Solatol nach oraler Verabreichung fast vollständig resorbiert wird. Die Bioverfügbarkeit beträgt über 90 %. Nahrung reduziert die Resorption um ca. 20 %. Deshalb sollte die Sotalol Einnahme mindestens eine halbe Stunde vor dem Essen erfolgen. Dies wird auch für Kinder empfohlen. Ist dies in der Praxis nicht möglich, sollte Solatol immer zur selben Zeit mit der Mahlzeit eingenommen werden.
[Ref.]
Die vollständige Auflistung aller Warnhinweise ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Interaktionspartner | Grund | Handlungsempfehlung |
QT-Zeit verlängernde Wirkstoffe |
stark erhöhtes Risiko für Torsades de pointes Arrhythmien | Kombination vermeiden. Soweit eine Kombination in Erwägung gezogen wird, muss der Patient streng überwacht werden (Blutdruck, EKG). |
Calciumantagonisten vom Verapamil- oder Diltiazem-Typ | erhöhtes Risiko für Bradykardie, Hypotonie und AV-Block | Kontraindiziert. |
Allergenextrakte | Verstärkung anaphylaktischer Reaktionen möglich | Die subkutane und inhalative Anwendung von Allergenextrakten zur Diagnose oder zur Desensibilisierung während einer Behandlung mit Beta-Blockern — auch am Auge — gilt als kontraindiziert. Bei kardiovaskulären Indikationen kommen alternative Arzneimittel wie Calciumantagonisten in Frage. ACE-Hemmer sind bei subkutaner Desensibilisierung gegen Insektengifte ebenfalls kontraindiziert. |
Alpha-/Beta-Sympatomimetika (Cocain, Epinephrin, Norephinephrin) | verstärkte vasokonstriktorische Wirkung der Sympathomimetika - starker Blutdruckanstieg möglich | Während der Behandlung mit nicht-selektiven Beta-Blockern ist die Indikation für Alpha/Beta-Sympathomimetika (z. B. zur Gefäßverengung) besonders streng zu stellen; die Patienten sind ggf. sorgfältig zu überwachen. |
Procarbazin (MAO-Inhibitor) | Bradykardie, überschießender Blutdruckanstieg oder Blutdruckabfall nicht auszuschließen | Kontraindiziert. |
Clonidin | Hypotension/Hypertension, Bradykardie | Bei einer gleichzeitigen Anwendung von Clonidin und Betablockern wird eine sorgfältige Überwachung der Herz-Kreislauf-Parameter (Herzfrequenz und Blutdruck) empfohlen. Einige Tage vor einem geplanten Ausschleichen von Clonidin sollten Betablocker abgesetzt werden, um eine Rebound-Hypertonie zu vermeiden. Beim Absetzen von Clonidin kann Labetalol verabreicht werden, um eine hypertensive Reaktion zu vermeiden. |
Beta-Sympathomimetika (Salbutamol, Salmerterol, Formoterol, Terbutalin, Isoprenalin) | verminderte Wirksamkeit der Beta-Sympathomimetika | Bei Asthma bronchiale sind sowohl nicht-selektive als auch kardioselektive Beta-Blocker in der Regel kontraindiziert; alternative Antihypertonika bzw. Koronartherapeutika sind zu bevorzugen. |
Insuline | verstärkte und verlängerte Hypoglykämien möglich | Während einer Behandlung mit Insulinen sollen nicht kardioselektive Beta-Blocker ohne vasodilatierende Wirkung möglichst vermieden werden; vasodilatierende bzw. kardioselektive Beta-Blocker sind vorzuziehen. Bei Patienten, die nicht kardioselektive Beta-Blocker benötigen, müssen die Blutglucose-Konzentrationen besonders sorgfältig überwacht werden. Die Patienten sollen auch auf das mögliche Fehlen bzw. die Veränderung von Hypoglykämie-Warnsymptomen hingewiesen werden. |
Celecoxib | verstärkte/verminderte Wirksamkeit der Beta-Blocker möglich | Zu Beginn einer gleichzeitigen Therapie mit Celecoxib oder Parecoxib soll auf eventuell verstärkte Wirkungen der Beta-Blocker (Bradykardie, Hypotonie) geachtet und die Dosierung des Beta-Blockers nach Bedarf gesenkt werden. Bei Gabe von COX-2-Hemmern über mehrere Wochen oder Monate soll der Blutdruck in den ersten Wochen besonders sorgfältig überwacht und der Beta-Blocker nach Bedarf höher dosiert werden. Als alternative Analgetika können Paracetamol oder Tramadol erwogen werden. Die Blutdrucksenkung durch Calciumantagonisten wird anscheinend weniger durch Antiphlogistka beeinträchtigt, so dass diese als alternative Antihypertonika erwogen werden können. |
Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.
In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.
Beta-Adrenozeptorantagonisten, nichtselektiv | ||
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Hemangiol®, Dociton®, Inderal®, Obsidan®
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C07AA05 |
Beta-Adrenozeptorantagonisten, selektiv | ||
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Tenormin®
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C07AB03 | |
Concor Cor®, Concor®
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C07AB07 | |
Brevibloc®
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C07AB09 | |
Beloc®, Beloc-Zok®, Jutablock
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C07AB02 |
Alpha- und Beta-Adrenozeptorantagonisten | ||
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Dilatrend®, Querto®
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C07AG02 | |
Trandate®
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C07AG01 |