Pharmakodynamik
Rifabutin ist ein antibiotisches Bakterizid. Es zeigt Wirkung bei Infektionen mit grampositiven und gramnegativen Bakterien sowie Infektionen mit Mycobakterien (z.B. Mycobakterium paratuberculosis).
Pharmakokinetik bei Kindern
Folgende kinetische Parameter wurden bei 6 HIV-infizierten Kindern (0,8 bis 3,4 Jahre) ermittelt, die außerdem Ritonavir und Lopinavir erhielten [Siberry 2013]:
Dosis |
3 x/Woche 5 mg, 6 Dosen pro Tag |
Cmax |
0,39 µg/ml |
Tmax |
3 Stunden |
T½ |
16 Stunden |
Zulassung der Dosierungsempfehlungen
- Behandlung von Infektionen mit Mycobacterium avium Komplex (MAC) und Tuberkulose bei Patienten mit HIV-Infektion oder –Exposition
- oral
- ≥1 Monat bis <18 Jahre: off-label
- Prophylaxe von Mycobacterium avium (MAC) Infektionen bei Patienten mit HIV-Infektion oder -Exposition
- oral
- ≥1 Monat bis <18 Jahre: off-label
Auszug aus Fachinformation
Auszug aus Fachinformation
Textauszug aus Fachinformation
Oral zur
- Behandlung von MAC-Infektionen, immer in Kombination mit weiteren antimykobakteriellen Arzneimitteln.
- Prophylaxe von Infektionen durch Mycobacterium avium complex (MAC) in HIV-Patienten mit CD4-Zellzahl von weniger als 50/mm3.
- Behandlung von Tuberkulose, immer in Kombination mit anderen Tuberkulostatika, die nicht zur Rifamycin-Gruppe gehören.
- nur für Erwachsene zugelassen
- Dosierungsempfehlung siehe Fachinformation
Kinder und Jugendliche
Zur Anwendung von Rifabutin bei Kindern und Jugendlichen sind derzeit keine ausreichenden Daten vorhanden.
[Ref.]
Präparate im Handel
Kapseln 150 mg
Präparat im Handel:
Präparat |
Darreichungsform |
Stärke |
Anwendungshinweis
|
Mycobutin® |
Hartkapseln |
150 mg |
Als tägliche Einzeldosis zu jeder beliebigen Tageszeit und unabhängig von den Mahlzeiten einnehmen. |
Die Fachinformation wurde am 17.08.2021 aufgerufen.
Lieferengpässe/weitere praktische Informationen
Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)
Dosierungsempfehlungen
Behandlung von Infektionen mit Mycobacterium avium Komplex (MAC) und Tuberkulose bei Patienten mit HIV-Infektion oder –Exposition |
- Oral
-
1 Monat
bis
18 Jahre
[6]
-
Es liegt wenig Literatur zur Anwendung von Rifabutin zur Behandlung von MAC-Infektionen und TBC vor. Eine amerikanische Leitlinie gibt folgende Empfehlung:
10
- 20
mg/kg/Tag
in 1
Dosis. Max: 300 mg/Tag.
- In Kombination mit Protease-Inhibitoren und Nichtnukleosidische Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NNRTI) Dosis anpassen, Gefahr von Interaktionen.
- Behandlung durch oder nach Rücksprache mit fachärztlichem Personal mit dem Schwerpunkt pädiatrische Infektiologie, das Erfahrung in der Anwendung von Rifabutin in dieser Indikation hat.
off-label
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Prophylaxe von Mycobacterium avium (MAC) Infektionen bei Patienten mit HIV-Infektion oder -Exposition |
- Oral
-
1 Monat
bis
18 Jahre
[6]
-
Es liegt wenig Literatur zur Anwendung von Rifabutin als Prophylaxe für MAC-Infektionen vor. Eine amerikanische Leitlinie gibt folgende Empfehlung:
5
mg/kg/Tag
in 1
Dosis. Max: 300 mg/Tag.
- In Kombination mit Protease-Inhibitoren und Nichtnukleosidische Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NNRTI) Dosis anpassen, Gefahr von Interaktionen.
- Behandlung durch oder nach Rücksprache mit fachärztlichem Personal mit dem Schwerpunkt pädiatrische Infektiologie, das Erfahrung in der Anwendung von Rifabutin in dieser Indikation hat.
off-label
|
Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate
Anpassung bei Nierenfunktionsstörung wie angegeben:
GFR 50-80 ml/min/1.73 m2
Anpassung ist nicht erforderlich
GFR 30-50 ml/min/1.73 m2
Anpassung ist nicht erforderlich
GFR 10-30 ml/min/1.73 m2
50 Prozent der Einzeldosis und Dosierungsintervall: 24 Stunden
GFR < 10 ml/min/1.73 m2
Es kann keine allgemeingültige Empfehlung erteilt werden.
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern
Ablagerungen in der Hornhaut, Uveitis, Verfärbung des Urins, des Sputums, der Haut und der Tränenflüssigkeit. Übelkeit, Erbrechen, Diarrhoe, Anstieg der Leberenzymwerte, Leukopenie, Neutropenie und Thrombozytopenie.
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein
Folgende UAW wurden sehr häufig, häufig oder gelegentlich beobachtet (≥0,1 %):
- Leukopenie, Anämie, Panzytopenie, Agranulozytose, Lymphopenie, Granulozytopenie, Neutropenie, verringerte Leukozytenzahl, verringerte Neutrophilenzahl, Thrombozytopenie, verringerte Thrombozytenzahl
- Hautrötung, Hypersensitivität, Bronchospasmen, Eosinophilie
- Uveitis, Ablagerungen in der Hornhaut
- Übelkeit, Erbrechen
- Gelbsucht, erhöhte Leberenzyme
- Hautverfärbung
- Myalgie, Arthralgie
- Pyrexie
Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Kontraindikationen allgemein
- schwere Leberfunktionsstörungen wie Verschlussikterus, aktive Leberzirrhose und akute Hepatitis
Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern
Rifabutin muss als Bestandteil einer Kombinationsbehandlung verabreicht werden. Es wird empfohlen, die weißen Blutzellen, die Blutplättchen und die Leberenzyme während der Behandlung regelmäßig zu kontrollieren.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein
- Rifabutin kann eine rot-orange Färbung des Urins hervorrufen. Auch Haut und Körperausscheidungen können gefärbt werden. Kontaktlinsen, insbesondere weiche, können dauerhaft gefärbt werden.
- Während der Behandlung mit Rifabutin wird empfohlen, die Zahl der Leukozyten und Blutplättchen sowie die Leberenzyme regelmäßig zu überwachen.
- Signifikante Veränderungen im Leberfunktionstest oder in der Zahl der Blutzellen sollten sorgfältig beobachtet werden. Gegebenenfalls muss die Behandlung eingestellt werden, wenn dauerhaft signifikante Veränderungen auftreten.
- Wenn Rifabutin in Kombination mit Clarithromycin (oder anderen Makroliden), Ritonavir und/oder Fluconazol (und verwandten Substanzen wie Itraconazol) gegeben wird, sollten die Patienten hinsichtlich einer möglicherweise auftretenden Uveitis sorgfältig überwacht werden. Bei Verdacht auf Uveitis sollte ein Augenarzt hinzugezogen und, falls erforderlich, die Behandlung mit Rifabutin eingestellt werden.
- Bei Anwendung von Rifabutin wurde über das Auftreten von Clostridium-difficile-assoziierten Diarrhöen (CDAD) berichtet. Von der Ausprägung her reichten diese von leichtem Durchfall bis hin zu einer Kolitis mit letalem Ausgang. Hypertoxinproduzierende Stämme von C. difficile sind mit einer erhöhten Morbidität und Mortalität assoziiert, da derartige Infektionen therapieresistent gegenüber einer antibiotischen Therapie sein können und eventuell eine Kolektomie notwendig machen. Eine CDAD muss daher bei allen den Patienten in Erwägung gezogen werden, bei denen nach einer Antibiotikaanwendung eine Diarrhö auftritt. Hierbei ist eine sorgfältige medikamentöse Anamnese durchzuführen, da eine CDAD bis zu 2 Monate nach Durchführung einer Antibiotikatherapie auftreten kann.
Die vollständige Auflistung aller Warnhinweise ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Wechselwirkungen
Die standardisierte Wechselwirkungsrecherche des Kinderformulariums hat folgende klinisch relevante Wechselwirkungen ergeben:
Rifabutin ist ein CYP3A4-Inhibitor und ein CYP3A4-Substrat (Abschnitt in Fachinformation zu Biotransformation beachten).
Rifabutin zeichnet sich durch ein hohes Interaktionspotential aus. Aus diesem Grund muss die Medikation individuell auf Wechselwirkungen überprüft und ggf. durch geeignete Maßnahmen wie Drug Monitoring überwacht werden.
Interaktionspartner |
Grund |
Handlungsempfehlung |
CYP3A4-Substrate |
Hemmung des Metabolismus der Interaktionspartner durch CYP-Inhibition. Erhöhte Serumkonzentration und (stark) verstärkte Wirkung der Interaktionspartner möglich. |
Falls Kombination unvermeidbar, ggf. Dosis verringern und Monitoring auf Nebenwirkungen. |
CYP3A4-Induktoren |
Steigerung des Metabolismus von Lopinavir und Ritonavir durch CYP-Inhibition. Erniedrigte Serumkonzentration und (stark) verringerte Wirkung von Lopinavir und Ritonavir möglich. |
Falls Kombination unvermeidbar, ggf. Dosis erhöhen und Monitoring auf adäquates Therapieansprechen. |
CYP3A4-Inhibitoren |
Hemmung des Metabolismus von Lopinavir und Ritonavir durch CYP-Inhibition. Erhöhte Serumkonzentration und (stark) verstärkte Wirkung von Lopinavir und Ritonavir möglich. |
Falls Kombination unvermeidbar, ggf. Dosis verringern und Monitoring auf Nebenwirkungen. |
Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.
MITTEL ZUR BEHANDLUNG DER TUBERKULOSE
In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.
Andere Mittel zur Behandlung der Tuberkulose |
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J04AK05
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J04AK06
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J04AK02
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J04AK01
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Referenzen
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Dunn AM, et al, Rifabutin-associated uveitis in a pediatric patient., Pediatr Infect Dis J, 1995, 14, 246-7
-
Olesen HH, et al, Rifabutin-associated uveitis in a child, Pediatr Infect Dis J, 2005, 24, 1023-5
-
Smith JA, et al, Corneal endothelial deposits in children positive for human immunodeficiency virus receiving rifabutin prophylaxis for Mycobacterium avium complex bacteremia, Am J Ophthalmol., 1999, 127, 164-9
-
Jewelewicz DA, et al, Rifabutin-associated uveitis in an immunosuppressed pediatric patient without acquired immunodeficiency syndrome, Am J Ophthalmol, 1998, 125, 872-3
-
Moultrie H et al. 2015 , Pharmacokinetics and safety of rifabutin in young HIV-infected children receiving rifabutin and lopinavir/ritonavir. , J Antimicrob Chemother., 2015, Feb;70(2), 543-9
-
Siberry GK et al. , Guidelines for the prevention and treatment of opportunistic infections in HIV-exposed and HIV-infected children: recommendations from <......>, Pediatr Infect Dis J. , 2013, Nov;32 , Suppl 2:i-KK4
-
Pfizer, SmPC Mycobutin®, 150 mg Kapseln (30422.00.00), 06/2016
Änderungsverzeichnis
- 27 September 2021 15:23: Aktualisierung des Textauszugs aus Fachinformation (Indikationsänderung von Mycobutin®)
- 11 August 2020 14:42: Neue Monographie
Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)
Überdosierung
- Eine Magenspülung und diuretische Maßnahmen sollten durchgeführt werden.
- Unterstützende Maßnahmen und symptomatische Behandlung sind erforderlich.
[Ref.]