Flecainid

Wirkstoff
Flecainid
Handelsname
Tambocor®, flecadura®
ATC-Code
C01BC04

Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Flecainidacetat ist ein Antiarrhythmikum der Klasse Ic mit negativ inotroper Wirkung. Es bindet an die Natriumkanäle der Muskelmembranen und führt dabei zu einer deutlichen Verlangsamung der kardialen Reizleitung und zur Suppression spontaner vorzeitiger Kammerkomplexe. Im Myokard bindet Flecainidacetat stark an schnelle Natriumkanäle und verlangsamt so die Depolarisationsgeschwindigkeit; die Überleitung in Vorhof, AV-Knoten, Ventrikel und Purkinje-Fasern ist vermindert. Der deutlichste Effekt zeigt sich an den Purkinje-Fasern. [Ref.]

Pharmakokinetik bei Kindern

T1/2:

  • Neugeborene (bei Verabreichung an die Mutter): ca. 29 h
  • Kinder bis 1 Jahr: 11-12 h
  • Kinder 1 - 12 Jahre: 8 h

Therapeutische Plasmakonzentration: 0,2-1 mg/l.

Erwachsene:

Flecainid wird rasch und nahezu vollständig resorbiert und besitzt eine Bioverfügbarkeit von 90 bis 95%. Im Allgemeinen werden Steady-State-Bedingungen nach ca. 4 Tagen (entspricht ca. 5 Halbwertszeiten) erreicht. Bei Patienten mit Dosierungseinschränkungen können wegen der damit einhergehenden Veränderung der Verstoffwechselung und Ausscheidung von Flecainid 6-8 Tage, in extremen Ausnahmefällen bis zu 20 Tage bis zum Erreichen von Steady-State-Verhältnissen vergehen.

Untersuchungen haben ergeben, dass die Flecainid-Elimination abhängig vom pH-Wert des Urins ist. Bei einem Urin-pH-Wert von 4,4-5,4 werden ca. 45 % einer einmaligen Flecainid-Gabe innerhalb von 32 Stunden unverändert renal eliminiert; bei einem Urin-pH-Wert von 7,4-8,3 beträgt die Eliminationsquote von nicht metabolisiertem Flecainid 7,4 %. [Ref.]

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Supraventrikuläre Arrhythmien, lebensbedrohliche ventrikuläre Arrhythmien
    • oral
      • Neugeborene bis <12 Jahre: off-label
      • ≥12 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen
    • intravenös
      • ≥0 bis bis <12 Jahre: off-label
      • ≥12 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Flecainid sollte in der Regel ,,einschleichend‘‘ dosiert werden; sogenannte ,,Loading-Dosierungen“ (schnelle Aufsättigungen) sind nicht zu empfehlen. [Ref.]

Oral bei Supraventrikulären Herzrhythmusstörungen

Kinder (<12 Jahre):

  • Die Anwendung wird nicht empfohlen, da nur unzureichende Daten zu Sicherheit und Wirksamkeit vorliegen.

Jugendliche (≥13 Jahre) und Erwachsene:

  • Dosierung:
    • Anfangsdosis: zweimal täglich 50 mg
    • Bei Bedarf steigern auf maximale Tagesdosis: 300 mg

[Ref.]

Oral bei Ventrikulären Herzrhythmusstörungen

Kinder (<12 Jahre):

  • Die Anwendung wird nicht empfohlen, da nur unzureichende Daten zu Sicherheit und Wirksamkeit vorliegen.

Jugendliche( ≥13 Jahre) und Erwachsene:

  • Dosierung:
    • Anfangsdosis: zweimal täglich 100 mg
    • Maximale Tagesdosis: 400 mg (z.B. bei Patienten mit höherem Körpergewicht)
    • Nach 3-5 Tagen wird eine schrittweise Anpassung auf die niedrigste zur Kontrolle der Rhythmusstörung erforderliche Erhaltungsdosis empfohlen.

[Ref.]

Parenteral bei Supraventrikulären Herzrhythmusstörungen

Behandlung und Rezidivprophylaxe von symptomatischen und behandlungsbedürftigen tachykarden supraventrikulären Herzrhythmusstörungen.

Kinder (<12 Jahre):

  • Die Anwendung wird nicht empfohlen, da nur unzureichende Daten zu Sicherheit und Wirksamkeit vorliegen.

Jugendliche (≥12 Jahre):

  • keine Dosierungsempfehlungen in der Fachinformation enthalten

[Ref.]

Parenteral bei Ventrikulären Herzrhythmusstörungen

Behandlung und Rezidivprophylaxe von tachykarden ventrikulären Herzrhythmusstörungen, wenn diese nach Beurteilung des Arztes lebensbedrohend sind und wenn andere Therapieformen unwirksam sind oder nicht vertragen werden.

Kinder (<12 Jahre):

  • Die Anwendung wird nicht empfohlen, da nur unzureichende Daten zu Sicherheit und Wirksamkeit vorliegen.

Jugendliche( ≥12 Jahre):

  • keine Dosierungsempfehlungen in der Fachinformation enthalten

[Ref.]

Präparate im Handel

Tabletten 50 mg, 100 mg
Injektionslösung 10 mg/mL

Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):

Präparat Darreichungsform Stärke (Flecainidacetat) Applikationsweg Natriumgehalt Problematische Hilfsstoffe Anwendungshinweis
Tambocor® mite Tabletten 50 mgT0 oral natriumfrei - Die Tabletten sind zu oder nach den Mahlzeiten mit ausreichend Flüssigkeit einzunehmen.
Tambocor® Tabletten 100 mgT2 oral natriumfrei -
Flecainid HEXAL® Tabletten 50 mgT0, M, S, So
100 mgT2, M, S, So
oral natriumfrei - -
Tambocor® Injektionslösung 10 mg/mL intravenös 37,6 mg/15 mL (Ampulle) - Zur Verdünnung der Lösung darf nur chloridfreie Glukoselösung (5 %ig) verwendet werden, da Flecainid mit Chlorid-Ionen Niederschläge bilden kann.


T2: teilbar in zwei gleiche Dosen, T0: nicht teilbar, M: mörserbar, S: suspendierbar, So: sondengängig, „natriumfrei“: weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro Einheit

Die Fachinformationen wurden am 23.10.2022 aufgerufen.

Neben den aufgeführten Präparaten befinden sich diverse weitere Fertigarzneimittel im Handel.

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

Dosierungsempfehlungen

Supraventrikuläre Arrhythmien, lebensbedrohliche ventrikuläre Arrhythmien
  • Oral
    • Schnellfreisetzendes Präparat
      • Neugeborene
        • Initialdosis: Flecainidacetat: 4 mg/kg/Tag in 2 Dosen.
        • Erhaltungsdosis: Bei Bedarf die Dosierung in Abhängigkeit von Wirksamkeit und Plasmaspiegel in Abständen von mindestens 4 Tagen erhöhen auf 2 - 8 mg/kg/Tag in 2 Dosen. Max: 8 mg/kg/Tag.
        • Die Behandlung mit Flecainid muss nach Rücksprache mit fachärztlichem Personal mit Schwerpunkt Kinderkardiologie erfolgen. Die Dosierung muss unter Kontrolle des EKG und des Plasmaspiegels stationär eingestellt werden.

          off-label

      • 1 Monat bis 18 Jahre
        [17]
        • Flecainidacetat: 3 - 6 mg/kg/Tag in 2 - 3 Dosen. Max: 8mg/kg/Tag, jedoch nicht mehr als 400 mg/Tag.
        • Die Behandlung mit Flecainid muss nach Rücksprache mit fachärztlichem Personal mit Schwerpunkt Kinderkardiologie erfolgen. Die Dosierung muss unter Überwachung des EKG und des Plasmaspiegels stationär eingestellt werden.

          <12 Jahre: off-label

  • Intravenös
    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [17]
      • Flecainidacetat: 1 - 2 mg/kg/Dosis über 10 min.
      • Parenteral darf Flecainid nur bei Lidocain-Resistenz verabreicht werden und wenn die Herzrhythmusstörungen schnell unter Kontrolle gebracht werden müssen.

        Die Behandlung mit Flecainid muss nach Rücksprache mit fachärztlichem Personal mit Schwerpunkt Kinderkardiologie erfolgen. Die Dosierung muss unter Überwachung des EKG und des Plasmaspiegels stationär eingestellt werden.

        <12 Jahre: off-label

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

Die Dosierung muss bei Patienten mit Nierenfunktionsstörungen angepasst werden. Es liegen keine Empfehlungen vor, wie die Dosierung anzupassen ist.

Klinische Konsequenzen

Bei Plasmaspiegeln über 0,7–1,0 mg/l besteht eine erhöhte Gefahr für Nebenwirkungen.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

  • Herzerkrankungen
    • Hypotonie
    • Pro-arrhythmische Auswirkungen bei Patienten mit strukturellem Herzleiden und/oder schlechter Funktion der linken Kammer
    • Bradykardie
    • erweiterter QRS-Komplex, Verlängerung des QTc-Intervalls, EKG-Veränderungen (Bei höherer Dosierung wurden EKG-Abweichungen und Tremor beobachtet.)
    • negative Inotropie
    • Ohnmacht nach Belastung, wahrscheinlich durch ventrikuläre Tachykardie
  • Erkrankungen des Nervensystems
    • kribbelnde Finger, periorale Parästhesie
    • Schläfrigkeit
  •  Psychiatrische Erkrankungen
    •  psychiatrische Probleme
  •  Erkrankungen des Auges
    • Sehstörungen
  •  Erkrankungen des Gastrointestinaltraktes
    • Übelkeit, Erbrechen
  • Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes
    • Haarausfall

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Sehr häufig (>10 %): Schwindel (Gleichgewichtsstörungen, in der Regel vorübergehend), Sehstörungen (z.B. Doppeltsehen, Schleiersehen, Sehunschärfe)

Häufig (1-10 %): Depression, Angstzustände, Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen, Parästhesien, Hypästhesien, Ataxien, Synkope, Hautrötung (Flush), vermehrtes Schwitzen, Zittern, Tinnitus, proarrhythmische Wirkungen (insbesondere bei Patienten mit struktureller Herzkrankheit und/oder signifikanter Linksherzinsuffizienz), Herzrhythmusstörungen, Beeinträchtigung der Herztätigkeit (Herzstillstand als Folge möglich), ventrikuläre Arrhythmien und ventrikuläre Tachykardien (z. B. Verstärkung ventrikulärer Extrasystolen, Frequenzanstieg frühzeitiger Ventrikelkontraktionen, Zunahme der Häufigkeit und des Schweregrades ventrikulärer Tachykardien, Kammerflimmern), Herzinsuffizienz, Verschlechterung einer unauffälligen Herzinsuffizienz (klinische Manifestation)
Bei Patienten mit Vorhofflattern: 1:1-AV-Überleitung nach anfänglicher Verlangsamung der Vorhoftätigkeit und daraus resultierender Beschleunigung der Ventrikeltätigkeit, Verschlimmerung der Leitungsstörungen, AV-Blockierungen (II. und III. Grades), Schenkelblock, SA-Block, Bradykardie, Sinusarrest

Gelegentlich (0,1-1 %): Leukozytopenien, Thrombozytopenien, Verminderung der Erythrozytenzahl, Verwirrtheit, Amnesie, Halluzinationen, Dyskinesie, Muskelzucken, periphere Neuropathie, Krampfanfälle, interstitielle Pneumonitis, Mundtrockenheit, Geschmackstörungen, abdominaler Schmerz, Appetitverminderung, Flatulenz, allergische Hautreaktionen, Alopezie, Arthralgien, Myalgien (evtl. mit Fieber), Impotenz

Selten (0,01-0,1 %): Somnolenz, Drehschwindel, erhöhte Leberenzymwerte (mit und ohne Gelbsucht), schwere Urtikaria

Sehr selten (<0,01 %): Erhöhung antinukleärer Antikörper (mit oder ohne systemische Entzündungszeichen), Hornhauteinlagerungen, Lichtempfindlichkeit

Häufigkeit nicht bekannt: Herzstillstand, Schmerzen im Brustkorb, Hypotension, Myokardinfarkt, Palpitationen, atriale Tachykardien, Demaskierung eines bestehenden Brugada-Syndroms, dosisabhängige Verlängerungen des PR- und QRS-Intervalles, Änderung der Schrittmacher-Stimulationsschwelle, Lungenfibrose, interstitielle Lungenerkrankung, hepatische Dysfunktion

Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen bei Kindern

  • Verlängertes QTc-Intervall
  • asymptomatische und leichte symptomatische ventrikuläre Arrhythmie
  • Myokardinfarkt in der Anamnese (außer bei lebensbedrohlicher Arrhythmie)

Kontraindikationen allgemein

  • Patienten mit strukturellen Herzerkrankungen und/oder eingeschränkter linksventrikulärer Funktion (manifeste Herzinsuffizienz mit linksventrikulärem Auswurfvolumen geringer als 35 %)

  • nach Myokardinfarkt, außer bei Patienten mit lebensbedrohenden ventrikulären Herzrhythmusstörungen

  • kardiogener Schock

  • schwere Bradykardie

  • SA-Blockierungen

  • AV-Block II. oder III. Grades sowie intraatrialen oder intraventrikulären Leitungsstörungen sowie Schenkelblock oder distalem Block, falls kein Herzschrittmacher implantiert ist

  • Sinusknotensyndrom oder Bradykardie-Tachykardie-Syndrom, falls kein Herzschrittmacher implantiert ist

  • permanentes Vorhofflimmern

  • Patienten mit hämodynamisch wirksamem Herzklappenfehler

  • gleichzeitige Anwendung von Antiarrhythmika der Klasse I

  • bekanntes Brugada-Syndrom

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

  • Die Behandlung mit Flecainid muss stationär eingestellt werden, auch Dosisanpassungen sind stationär unter EKG- und Plasmaspiegel-Kontrolle durchzuführen.
  • Milch und Milchprodukte können die Resorption von Flecainid herabsetzen, Flecainid sollte eine halbe Stunde vor dem Essen verabreicht werden. Ist dies praktisch nicht möglich, sollte Flecainid stets zur selben Zeit in Bezug auf das Essen eingenommen werden, sodass der Einfluss der Interaktion keinen variablen Effekt auf den Spiegel ausübt. Vorsicht ist geboten bei Änderungen der Essgewohnheiten, wobei die Einnahme von Milch und Milchprodukten reduziert wird (Plasmaspiegel von Flecainid kann ansteigen).
  • Die Dosierung muss bei Patienten mit Leber- oder Nierenfunktionsstörungen angepasst werden. Plasmaspiegel über 0,7 – 1,0 mg/l werden mit der Zunahme des Risikos von Nebenwirkungen assoziiert.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

  • Insbesondere wenn in Fällen von schweren Herz-, Leber- oder Nierenfunktionsstörungen eine antiarrhythmische Therapie mit Flecainid erforderlich ist, oder aber wenn Patienten gleichzeitig mit Flecainid und Amiodaron bzw. Flecainid und Cimetidin behandelt werden, sollten die Einstellung der Therapie sowie die Dosisveränderung und die Langzeittherapie durch wiederholte EKG-Kontrollen und gleichzeitige Kontrolle des Flecainid-Plasmaspiegels erfolgen.
  • Eine Überwachung im Krankenhaus oder durch einen Spezialisten sollte ebenfalls erfolgen bei:
    • Patienten mit AV-reziproker Tachykardie; Arrhythmien in Zusammenhang mit einem WPW-Syndrom (Wolff-Parkinson-White Syndrom) und anderen Krankheitsbildern mit akzessorischen Leitungsbahnen
    • Paroxysmales Vorhofflimmern bei Patienten mit einschränkenden Symptomen
  • Störungen des Elektrolythaushaltes sind vor der Anwendung von Flecainid auszugleichen. Hypokaliämie oder Hyperkaliämie können die Wirkungen von Antiarrhythmika der Klasse I beeinflussen.
  • Flecainid sollte bei allen Patienten mit permanentem oder temporärem Schrittmacher mit Vorsicht angewendet werden, und Patienten mit bestehender, schlecht eingestellter Reizschwelle oder nicht programmierbarem Schrittmacher nur gegeben werden, wenn ein für Notfälle geeigneter Schrittmacher bereit steht.

[Ref.]

Die vollständige Auflistung aller Warnhinweise ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Wechselwirkungen

 

Interaktionspartner Grund Handlungsempfehlung
CYP2D6-Inhibitoren  

 

Eine erhöhte Plasmakonzentation von Flecainid ist möglich und somit ein höheres Risiko für ventrikuläre Arrhythmien. Die gleichzeitige Anwendung ist zu vermeiden.
CYP2D6-Induktoren Ein 30%-iger Anstieg der Eliminationsrate von Flecainid ist möglich. Die gleichzeitige Anwendung ist zu vermeiden.
Herzglykoside Flecainid kann zu einer Erhöhung der Plasmaspiegel von Digoxin um etwa 15 % führen. Dies ist bei Patienten mit Plasmaspiegeln im therapeutischen Bereich jedoch kaum von klinischer Bedeutung. Es wird empfohlen, bei digitalisierten Patienten die Digoxinplasmaspiegel frühestens 6 Stunden nach einer Digoxindosis zu bestimmen, vor oder nach der Gabe von Flecainid.
Cimetidin Die Metabolisierung von Flecainid wird gehemmt. Die AUC und Halbwertszeit erhöhen sich. -
QT-Zeit verlängernde Stoffe Bei gleichzeitiger Behandlung mit Flecainid und weiteren Arzneistoffen, die die QT-Zeit verlängern können, steigt die Inzidenz von Herzrhythmusstörungen vom Typ Torsade de pointes. Symptomatische Schwindel- oder Ohnmachtsanfälle können auftreten. Meist enden Torsades de pointes spontan. Selten können sie aber auch in Kammerflimmern und Herzstillstand mit potenziell letalem Ausgang übergehen. Die gemeinsame Anwendung ist zu vermeiden.
Antiarrhythmika der Klasse I (Natriumkanalblocker)

 

Bei gleichzeitiger Behandlung mit Flecainid und anderen Klasse-I-Antiarrhythmika (Ajmalin, Prajmalium, Propafenon) wird eine verstärkte kardiale Toxizität befürchtet. Mit einer Zunahme kardiodepressiver Effekte (AV-Überleitung, intraventrikuläre Erregungsleitung, Kontraktionskraft) muss gerechnet werden. Die gemeinsame Anwendung ist kontraindiziert.
Antiarrhythmika der Klasse II (Betablocker) Es besteht die Möglichkeit additiver Effekte. Bei gemeinsamer Anwendung muss eventuell die Dosis angepasst werden.
Antiarrhythmika der Klasse III (Kaliumkanalblocker) - Bei gleichzeitiger Anwendung mit Amiodaron sollte die Dosierung von Flecainid um 50 % reduziert und der Patient engmaschig auf Nebenwirkungen überwacht werden. Eine Überwachung der Plasmaspiegel wird unter diesen Umständen dringend empfohlen.
Antiarrhythmika der Klasse IV (Calciumkanalblocker) - Die gemeinsame Anwendung mit Calciumkanalblockern sollte nur mit Vorsicht in Erwägung gezogen werden. Bei gemeinsamer Anwendung muss eventuell die Dosis angepasst werden.
Diuretika, Corticosteroide oder Laxanzien Die gleichzeitige Einnahme kann zu einer Hypokaliämie führen. Das kann das arrhythmogene Potenzial erhöhen. Bei gemeinsamer Anwendung ist das Risiko für eine Kardiotoxizität erhöht. -

Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.

ANTIARRHYTHMIKA, KLASSE I UND III

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Antiarrhythmika, Klasse Ib

Lidocain

Licain®, Xylocain®, Xylocitin®, weiterer ATC-Code: N01BB02
C01BB01
Antiarrhythmika, Klasse Ic

Propafenon

Rytmonorm®
C01BC03
Antiarrhythmika, Klasse III

Amiodaron

Cordarex®, Cordarone®
C01BD01

Referenzen

  1. Fish FA, et al., Proarrhythmia, cardiac arrest and death in young patients receiving encainide and flecainide. The Pediatric Electrophysiology Group, J Am Coll Cardiol, 1991, 18, 356-65
  2. Musto B, et al., Flecainide single oral dose for management of paroxysmal supraventricular tachycardia in children and young adults., Am Heart J, 1992, 124, 110-5
  3. Perry JC, et al., Flecainide acetate for treatment of tachyarrhythmias in children: review of world literature on efficacy, safety, and dosing., Am Heart J, 1992, 124, 1614-21
  4. Perry JC, et al., Flecainide acetate for resistant arrhythmias in the young: efficacy and pharmacokinetics., J Am Coll Cardiol, 1989, 14, 185-91
  5. Russell GA, et al., Flecainide toxicity., Arch Dis Child, 1989, 64, 860-2
  6. Schneeweiss A., New antiarrhythmic drugs. II.Flecainide, Pediatr Cardiol, 1990, 11, 143-6
  7. Zeigler V, et al, Flecainide for supraventricular and ventricular arrhythmias in children and young adults., Am J Cardiol, 1988, 62, 818-20
  8. KNMP Kennisbank, Handboek oralia VGTM [Handbuch Oralia VGTM], aufgerufen 29. Dezember 2014
  9. EMA, Artikel 45 procedure Flecainide, http://www.hma.eu/269.html, aufgerufen 21. Mai 2014
  10. MEDA Pharma GmbH & Co. KG, SmPC, Tambocor 10 mg/ml Injektionslösung (2088.00.01), 09/2020
  11. MEDA Pharma GmbH & Co. KG, SmPC, Tambocor® 100 mg Tabletten (2088.00.00), 09/2020
  12. Hexal AG, SmPC, Flecainid Hexal® 50/100 mg Tabletten (65735.00.00/65736.00.00), 06/2021
  13. Mylan Germany GmbH, SmPC, Flecadura 50/100 mg Tabletten (52955.00.00/52955.01.00), 07/2019
  14. Uptodate®, Pediatric Drug information: Flecainide Lexicomp®, accessed 12/2019
  15. MEDA Pharma GmbH & Co. KG, SmPC, Tambocor® mite 50 mg Tabletten (17505.00.00), 09/2020
  16. AVOXA ABDA-Datenbank, Wirkstoffdossier Flecainid, 12/2019
  17. Deutsche Gesellschaft für pädiatrische Kardiologie, Leitlinie Pädiatrische Kardiologie: Tachykarde Herzrhythmusstörungen im Kindes-, Jugend- und jungen Erwachsenenalter (EMAH-Patienten), AWMF, 28.11.2018 , https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/023-022l_S2k_Tachykarde_Herzrhythmusstoerungen-Kinder-Jugendliche-junge-Erwachsene_2019-04.pdf

Änderungsverzeichnis

  • 05 Dezember 2022 16:29: Aktualisierung der Monographie. Spezifizierung der Bezugsgröße (Salz/Reinstoff). Die Dosierungsempfehlungen und die Angaben im Präparateabschnitt beziehen sich auf das Salz Flecainidacetat.
  • 20 Dezember 2019 15:56: Neue Monographie

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung