Dinutuximab beta

Wirkstoff
Dinutuximab beta
Handelsname
Qarziba®
ATC-Code
L01FX06

Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Dinutuximab beta ist ein chimärer monokolonaler IgG1-Antikörper, der spezifisch gegen den Kohlenhydratanteil von Disialogangliosid 2 (GD2) gerichtet ist, das auf Neuroblastomzellen überexprimiert wird.

Pharmakokinetik bei Kindern

Die populationspharmakokinetischen Analysen zeigten eine vergleichbare Exposition gegenüber Dinutuximab beta bei Patienten aller untersuchten Altersgruppen bei einer Dosierung von 100 mg/m2. [SmPC Qarziba]

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Neuroblastom
    • intravenös
      • ≥1 Jahr bis <18 Jahre: zugelassen

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Intravenös bei
- Hochrisiko-Neuroblastom bei Patienten im Alter von 12 Monaten und älter, die zuvor eine Induktions-Chemotherapie erhalten und zumindest eine partielle Remission erreicht haben, gefolgt von myeloablativer Therapie und Stammzelltransplantation.
- Patienten mit
rezidivierten oder refraktären Neuroblastomen mit oder ohne Residualerkrankung in der Anamnese. Vor der Behandlung eines rezidivierten Neuroblastoms sind jegliche aktiv progredienten Erkrankungen mithilfe anderer geeigneter Maßnahmen zu stabilisieren.
Bei Patienten mit einer rezidivierten/refraktären Erkrankung in der Anamnese sowie bei Patienten, bei denen nach der Erstlinientherapie kein vollständiges Ansprechen erreicht wurde, sollte Dinutuximab beta mit Interleukin-2 (IL-2) kombiniert werden.

Kinder und Jugendliche <1 Jahr
Sicherheit und Wirksamkeit bei Kindern unter 12 Monaten sind bisher noch nicht erwiesen. Es liegen keine Daten vor.

Kinder und Jugendliche ≥1 Jahr
Die Behandlung mit Dinutuximab beta besteht aus 5 aufeinanderfolgenden Zyklen zu je 35 Tagen. Die Einzeldosis wird anhand der Körperoberfläche bestimmt und sollte insgesamt 100 mg/m2 pro Zyklus betragen.
Es sind zwei Arten der Verabreichung möglich:
• eine kontinuierliche Infusion über die ersten 10 Tage eines jeden Zyklus (insgesamt 240 Stunden), mit einer täglichen Dosis von 10 mg/m2
• oder fünf täglich stattfindende Infusionen zu je 20 mg/m2, verabreicht über 8 Stunden an den ersten 5 Tagen eines jeden Zyklus.

Wird IL-2 mit Dinutuximab beta kombiniert, ist es über 2 Zeiträume von je 5 aufeinanderfolgenden Tagen als subkutane Injektionen zu je 6 × 106 IE/m2/Tag zu verabreichen, was in einer Gesamtdosis von 60 × 106 IE/m2 pro Zyklus resultiert. Der erste 5-tägige Zyklus sollte 7 Tage vor der ersten Infusion mit Dinutuximab beta beginnen; der zweite 5-tägige Zyklus sollte gleichzeitig mit der Infusion mit Dinutuximab beta beginnen (Tage 1 bis 5 eines jeden Zyklus mit Dinutuximab beta).

[Ref.]

Präparate im Handel

Konzentrat zur Herstellung einer Injektionslösung 4,5 mg/mL

Präparat im Handel:

Präparat Darreichungsform Stärke (Dinutuximab beta) Applikationsweg Natriumgehalt Problematische Hilfsstoffe Anwendungshinweis Altersangabe
Qarziba® Konzentrat zur Herstellung einer Injektionslösung 4,5 mg/mL intravenös - Saccharose
Polysorbat 20
Verdünnung gemäß Fachinformation.
Verabreichung über peripheren/zentralen Venenkatheter.
Im Kühlschrank lagern (2 °C - 8 °C).
ab 1 Jahr

 

Um die Rückverfolgbarkeit biologischer Arzneimittel zu verbessern, müssen die Bezeichnung des Arzneimittels und die Chargenbezeichnung des angewendeten Arzneimittels eindeutig dokumentiert werden.

Die Fachinformationen wurden am 07.12.2023 aufgerufen.

Anwendungshinweis:

  • Dinutuximab beta ist auf die Anwendung im Krankenhaus beschränkt und darf nur unter der Aufsicht eines in der Anwendung onkologischer Therapien erfahrenen Arztes erfolgen. Es muss von einer medizinischen Fachkraft verabreicht werden, die darauf vorbereitet ist, schwere allergische Reaktionen, einschließlich Anaphylaxie, in einer Umgebung zu behandeln, in der vollständige Reanimationsmaßnahmen sofort verfügbar sind.
  • Vor Beginn der jeweiligen Behandlungszyklen sind die folgenden klinischen Parameter zu überprüfen, und die Behandlung sollte so lange verschoben werden, bis diese Werte erreicht sind:
    • Pulsoximetrie > 94 % bei Raumluft
    • ausreichende Knochenmarksfunktion: absolute Neutrophilenzahl ≥ 500/μL, Thrombozytenzahl ≥ 20.000/μL, Hämoglobin > 8,0 g/dL
    • ausreichende Leberfunktion: Alanin-Aminotransferase (ALT)/Aspartat-Aminotransferase (AST) < das 5-Fache der oberen Normgrenze (ULN)
    • ausreichende Nierenfunktion: Kreatinin Clearance oder glomeruläre Filtrationsrate (GRF) > 60 ml/min/1,73 m2

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

Dosierungsempfehlungen

Neuroblastom
  • Intravenös
    • ≥ 1 Jahr
      [1] [2]
      • 10 mg/m²/Tag, Dauerinfusion. Über die ersten 10 Tage eines jeden Zyklus.
        • ALTERNATIV: 20 mg/m2/Tag über 8 h an den ersten 5 Tagen eines jeden Zyklus.
        • oder in Kombination mit IL-2: 6 Mio. IE/m2/Tag in 2 Phasen von je 5 aufeinanderfolgenden Tagen jeweils mit Dinutuximab beta, wobei die 1. Phase 7 Tage vor der Therapie mit Dinutuximab beta und die 2. Phase gleichzeitig mit der Therapie mit Dinutuximab beta begonnen wird.

        Dosis und Dosisfrequenz von onkologischen Arzneimitteln hängen von der Erkrankung ab und sind stark neuen Erkenntnissen unterworfen. Onkologische Mittel werden oftmals in Kombination verwendet. Aus diesem Grund wird auf die detaillierten Behandlungsprotokolle verwiesen, weitere Informationen hierzu finden Sie bei der Gesellschaft für pädiatrische Onkologie und Hämatologie.

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

Keine Informationen zur Dosisanpassung bei Nierenfunktionsstörung vorhanden.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

Sehr häufig (>10 %): Fieber (88 %) und Schmerzen (77 %), die trotz einer Behandlung mit Analgetika auftraten. Infektion (einschließlich Pneumonie, Hautinfektion, Herpesvirus-Infektion, Myelitis, Enzephalomyelitis), durch Medizinprodukte hervorgerufene Infektion, Anämie (72,3 %), Leukopenie, Neutropenie (52 %), Thrombozytopenie (49,6 %), Überempfindlichkeit (74,1 %), Zytokinfreisetzungssyndrom, Flüssigkeitsretention, Kopfschmerzen, Mydriasis, Pupillotonie, Augenödem, Tachykardie, Hypotonie (42,2 %), Kapillarlecksyndrom (40 %), Hypoxie, Husten, Erbrechen (57 %), Diarrhoe (51%), Obstipation, Stomatitis, Juckreiz, Hautausschlag, Urtikaria, Schüttelfrost, peripheres Ödem, Gesichtsödem, Gewichtszunahme, erhöhte Transaminasen, erhöhte Gamma-Glutamyltransferase, erhöhtes Bilirubin im Blut, erhöhtes Kreatinin im Blut

Haufig (1-10 %): Sepsis, Lymphopenie, anaphylaktische Reaktion, verminderter Appetit, Hypoalbuminämie, Hyponatriämie, Hypokaliämie, Hypophosphatämie, Hypomagnesiämie, Hypocalcämie, Dehydration, Agitiertheit, Angst, periphere Neuropathie, Krampfanfall, Parästhesie, Schwindel, Tremor, Ophthalmoplegie, Papillenödem, Akkommodationsstörung, verschwommenes Sehen, Photophobie, Herzinsuffizienz, Funktionsstörung des linken Ventrikels, Perikarderguss, Hypertonie, Bronchospasmus, Dyspnoe, respiratorische Insuffizienz, Lungeninfiltration, Lungenödem, Pleuraerguss, Tachypnoe, Laryngospasmus, Übelkeit, Lippenödem, Aszites, Bauchauftreibung, Ileus, trockene Lippen, Dermatitis (einschließlich exfoliativ), Erythem, trockene Haut, Hyperhidrose, Petechien, Lichtempfindlichkeitsreaktion, Muskelspasmen, Oligurie, Harnretention, Hyperphosphaturie, Hämaturie, Proteinurie, Reaktion an der Injektionsstelle, Gewichtsabnahme, verminderte glomeruläre Filtrationsrate, Hypertriglyzeridämie, verlängerte aktivierte partielle Thromboplastinzeit, verlängerte Prothrombinzeit, verlängerte Thrombinzeit

Gelegentlich (0,1-1 %): disseminierte intravasale Gerinnung, Eosinophilie, Serumkrankheit, erhöhter intrakranieller Druck, posteriores reversibles Enzephalopathie-Syndrom, hypovolämischer Schock, Venenverschlusskrankheit, Enterokolitis, hepatozelluläre Schädigung, Nierenversagen

[SmPC Qarziba]

Kontraindikationen bei Kindern

Akute Graft-versus-host-Reaktion (GvHR), Grad 3 oder 4 oder chronisch „extended“ GvHR

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

Dieses Arzneimittel wurde unter „Außergewöhnlichen Umständen“ zugelassen. Das bedeutet, dass es aus ethischen Gründen nicht möglich war, vollständige Informationen zu diesem Arzneimittel zu erhalten. Deshalb gibt es bislang nur begrenzt Informationen bezüglich der Sicherheit und Wirksamkeit.

Neuropathische Schmerzen: Neuropathische Schmerzen treten in der Regel zu Beginn der Behandlung auf, und vor jeder Infusion mit Dinutuximab beta ist eine Prämedikation mit Analgetika, einschließlich intravenös zu verabreichender Opioide, erforderlich. Zur Schmerzbehandlung wird eine Dreifachtherapie mit Nichtopioid-Analgetika (gemäß WHO-Leitlinien), Gabapentin und Opioiden empfohlen. Während der Behandlung sollten durchgehend Nichtopioid-Analgetika, wie z. B. Paracetamol oder Ibuprofen, angewendet werden.

Schwere infusionsbedingte Reaktionen, einschließlich Zytokin-Freisetzungssyndrom (CRS), anaphylaktischer Reaktionen und Überempfindlichkeitsreaktionen, können trotz der Anwendung einer Prämedikation auftreten. Das Auftreten einer schweren infusionsbedingten Reaktion (einschließlich CRS) erfordert das sofortige Absetzen der Therapie mit Dinutuximab beta und macht unter Umständen eine Notfallbehandlung erforderlich. Das Zytokin-Freisetzungssyndrom manifestiert sich innerhalb von Minuten bis Stunden nach Einleitung der ersten Infusion und ist durch systemische Symptome wie Fieber, Hypotonie und Urtikaria gekennzeichnet. Anaphylaktische Reaktionen können bereits innerhalb einiger Minuten nach der ersten Infusion mit Dinutuximab beta aufttreten und gehen häufig mit Bronchospasmus und Urtikaria einher.

Kapillarlecksyndrom (CLS): CLS ist gekennzeichnet durch Verlust des Gefäßtonus und Extravasation von Plasmaproteinen und -flüssigkeit in den extravaskulären Raum. CLS entwickelt sich in der Regel innerhalb von Stunden nach Einleitung der Therapie, während klinische Symptome (d. h. Hypotonie, Tachykardie) Berichten zufolge nach 2 bis 12 Stunden auftreten. Die Herz-Kreislauf-Funktion und die Atemwegsfunktion müssen sorgfältig überwacht werden. Bei einer Anaphylaxie der Grade 3 oder 4 soll die Therapie dauerhaft beendet werden.

Neurologische Erkrankungen des Auges: Da Dinutuximab beta an Zellen des Sehnervs bindet, können Augenerkrankungen auftreten. Bei beeinträchtigter Akkommodation des Auges, die durch das Tragen einer Brille korrigierbar ist, ist keine Dosisanpassung erforderlich, solange diese Beeinträchtigung als tolerierbar angesehen wird. Bei Patienten mit Augentoxizität Grad 3 (d. h. subtotaler Sehverlust gemäß der Toxizitätsskala) muss die Behandlung unterbrochen werden. Wenn Augenprobleme auftreten, sollte der Patient unverzüglich an einen Facharzt für Augenheilkunde überwiesen werden.

Periphere Neuropathie: Im Zusammenhang mit Dinutuximab beta wurde über ein gelegentliches Auftreten von peripherer Neuropathie berichtet. Fälle von länger als 4 Tage anhaltender motorischer oder sensorischer Neuropathie müssen untersucht werden, und es sollte ein Ausschluss nicht entzündlicher Ursachen, wie z. B. Krankheitsprogression, Infektionen, metabolische Syndrome und Begleitmedikationen, erfolgen.
Die Behandlung sollte bei Patienten, bei denen eine länger andauernde, objektive und auf die Verabreichung von Dinutuximab beta zurückzuführende Schwäche auftritt, dauerhaft abgesetzt werden. Bei Patienten mit mittelschwerer Neuropathie (Grad 2, motorisch mit oder ohne sensorische Erscheinungen) sollte die Behandlung unterbrochen werden, und eine Wiederaufnahme ist nach Abklingen der neurologischen Symptome möglich.

Es liegen Berichte über eine zentrale Neurotoxizität nach der Behandlung mit Dinutuximab beta vor. Bei Auftreten einer zentralen Neurotoxizität ist die Infusion sofort zu unterbrechen und eine symptomatische Behandlung des Patienten einzuleiten. Andere Einflussfaktoren wie eine aktive Infektion, eine Metastasierung des Neuroblastoms in das ZNS oder neurotoxische Begleitmedikationen sind auszuschließen. Die Behandlung mit Dinutuximab beta ist dauerhaft abzusetzen, wenn eine schwere Neurotoxizität, einschließlich einer zentralen Neurotoxizität Grad 3 oder 4 mit einem erheblichen anhaltenden neurologischen Defizit ohne erkennbaren Grund, eine rezidivierende Neurotoxizität Grad 1 – 3 und/oder ein dauerhaftes neurologisches Defizit sowie ein posteriores reversibles Enzephalopathie-Syndrom aller Grade und eine transverse Myelitis auftreten.

Systemische Infektionen: Es ist wahrscheinlich, dass Patienten aufgrund früherer Therapien immungeschwächt sind. Da sie typischerweise einen zentralen Venenkatheter in situ haben, besteht bei ihnen das Risiko, dass sie eine systemische Infektion entwickeln. Bei Patienten sollten keine Hinweise auf eine systemische Infektion vorliegen, und eine festgestellte Infektion sollte vor Beginn der Behandlung unter Kontrolle sein.

Kontrolle der Laborwerte: Es wird empfohlen, die Leberfunktion und die Elektrolyte regelmäßig zu überwachen. Die Behandlung ist dauerhaft zu beenden, wenn trotz adequater Flüssigkeitszufuhr eine Hyponatriämie Grad 4 (<120 mEq/L) besteht.

Hämatologische Toxizitäten: Im Zusammenhang mit Dinutuximab beta wurde über das Auftreten hämatologischer Toxizitäten, wie z. B. Erythropenie, Thrombozytopenie oder Neutropenie, berichtet. Hämatologische Toxizitäten Grad 4, die sich bis zum Beginn des nächsten Behandlungszyklus mindestens auf Grad 2 oder Ausgangswerte bessern, machen keine Dosisanpassung erforderlich.

Es gibt keine Untersuchungsergebnisse für verminderte Nieren- und Leberfunktion. Es gibt bislang keine Untersuchungen der Sicherheit und Wirksamkeit bei Kindern < 12 Monaten.

[SmPC Qarziba]

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.

Wechselwirkungen

Diese Informationen werden im Moment recherchiert und baldmöglichst zur Verfügung gestellt.
Bitte beachten Sie die aktuellen Fachinformationen.

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Referenzen

  1. EUSA Pharma (UK) Limited, SmPC Dinutuximab beta Apeiron (EU/1/17/1191/001) 01-08-2017
  2. Recordati Netherlands B.V., SmPC Qarziba 4,5 mg/ml Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung (EU/1/17/1191/001), 10/2023

Änderungsverzeichnis

  • 18 Dezember 2023 12:42: Neue Monographie

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung