Phytomenadion (Vitamin K)

Wirkstoff
Phytomenadion (Vitamin K)
Handelsname
Konakion®
ATC-Code
B02BA01

Phytomenadion (Vitamin K)


Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen

Überdosierung
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Vitamin K1 ist an der Carboxylierung (und somit an der Bildung) der Gerinnungsfaktoren II, VII, IX, X und der Gerinnungsinhibitoren Protein C und Protein S beteiligt. Vitamin K1 im Überschuss hebt damit die Wirkung von Vitamin K Antagonisten vom Cumarin-Typ auf.

Die Vitamin K1 Plasmaspiegel sind bei Feten und Neugeborenen aufgrund des geringen plazentalen Transfers niedriger als beim Säugling, Kind oder nach Etablierung einer oralen Ernährung. Bei Resorptionsstörungen (Cholestase, cystische Fibrose, Malabsorptionsstörungen, etc) können sich Vitamin K-Mangelzustände entwickeln.

Pharmakokinetik bei Kindern

Wirkungseintritt nach oraler Verabreichung: 4-6 h, nach i.v. Verabreichung: unmittelbar. Stöckel et al. (1996) berechneten eine terminale T1/2 von 26-193 h (Median: 76 h) bei Neugeborenen nach p.o. und i.m. Anwendung (n = 25).

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Prophylaxe von Vitamin-K-Mangelblutungen nach der Geburt
    • oral/intramuskulär/intravenös
      • Früh- und Reifgeborene: zugelassen
  • Gallengangsatresie
    • oral
      • ≥1 Monat bis <18 Jahre: zugelassen
  • Vitamin K Antagonisten Überdosierung
    • intravenös
      • ≥1 Monat bis <18 Jahre: zugelassen
  • Gastrointestinale Blutungen
    • intravenös
      • ≥1 Jahr bis <18 Jahre: zugelassen
  • Supplementierung bei cystischer Fibrose
    • oral
      • ≥1 Monat bis <18 Jahre: zugelassen
  • Ausgleich einer Hypovitaminose
    • oral/intramuskulär
      • ≥0 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Oral, intramuskulär oder intravenös bei Neugeborenen zur Prophylaxe und Therapie der Vitamin-K-Mangelblutung

Prophylaxe:

Gesunde Neugeborene ab der 36. Gestationswoche:
Entweder:
1 mg als intramuskuläre Injektion bei der Geburt oder kurz nach der Geburt
oder
2 mg oral bei der Geburt oder kurz nach der Geburt. Der oralen Dosis soll im Alter von 4 – 7 Tagen eine weitere Dosis von 2 mg folgen. 1 Monat nach der Geburt soll eine weitere orale Dosis von 2 mg gegeben werden. Bei Säuglingen, die ausschließlich mit künstlicher Säuglingsnahrung ernährt werden, kann die dritte Dosis weggelassen werden. In Fällen, in denen eine zweite orale Gabe oder bei gestillten Säuglingen eine dritte orale Gabe nicht gewährleistet werden kann, wird die einmalige intramuskuläre Gabe von 1 mg (0,1 ml) empfohlen.

Frühgeborene vor der 36. Gestationswoche, die 2,5 kg oder mehr wiegen, und Neugeborene mit speziellen Risiken (z. B. Prämaturität, Geburtsasphyxie, obstruktive Gelbsucht, Schluckstörung, Anwendung von Antikoagulanzien oder Antiepileptika mütterlicherseits):
1 mg intramuskulär oder intravenös bei der Geburt oder kurz nach der Geburt. Die Dosishöhe und die Häufigkeit weiterer Dosen sollen sich nach dem Koagulationsstatus richten.

Frühgeborene vor der 36. Gestationswoche, die weniger als 2,5 kg wiegen:
0,4 mg/kg (äquivalent zu 0,04 ml/kg) intramuskulär oder intravenös bei der Geburt oder kurz nach der Geburt. Diese parenterale Dosis soll nicht überschritten werden. Die Dosishöhe und die Häufigkeit weiterer Dosen sollen sich nach dem Koagulationsstatus richten.

Therapie
Initialdosis: 1 mg Phytomenadion (entsprechend 0,1 ml Lösung) bei Reifgeborenen bzw. 0,4 mg/kg Körpergewicht (entsprechend 0,04 ml/kg Körpergewicht) bei Frühgeborenen intravenös; bei Bedarf weitere Gaben in Abhängigkeit des klinischen Bildes und des Gerinnungsstatus

[Ref.]

Präparate im Handel

Emulsion zum Einnehmen 20 mg/ml
Weichkapseln 1 mg
Lösung 10 mg/ml (oral, i.v., i.m.)

Allgemein

Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):

Präparat Darreichungsform Stärke als Phytomenadion
Applikationsweg Natriumgehalt Problematische Hilfsstoffe Anwendungshinweis Altersangabe
KA-VIT® Emulsion zum Einnehmen 20 mg/ml oral k.A. Polysorbat 80 zusammen mit etwas Flüssigkeit einnehmen Neugeborene ab der 36. Gestationswoche
Neokay® Weichkapseln 1 mg oral k.A. Eine Weichkapsel wird am schmalen Kapselende aufgeschnitten und der Inhalt wird durch Ausdrücken der Flüssigkeit in den Mund appliziert. Neugeborene ab der 36. Gestationswoche
Konakion® MM 2 mg Lösung 2 mg/0,2 ml oral, intramuskulär, intravenös weniger als 1 mmol (23 mg) Natrium pro ml Lösung Lecithin (Sojabohne) Lösung zum Eintropfen in den Mund oder zur intramuskulären oder intravenösen Anwendung. Entsprechende Anwendungshinweise sind der Fachinformation zu entnehmen. i.m./i.v.: Frühgeborene vor der 36. Gestationswoche;
oral: Neugeborene ab der 36. Gestationswoche
Konakion® MM 10 mg Lösung 10 mg/ml oral, intravenös weniger als 1 mmol (23 mg) Natrium pro ml Lösung Lecithin (Sojabohne) Für Kinder <1 Jahr sollte Konakion MM 2 mg verwendet werden. Kinder ab 1 Jahr


k.A.: keine Angabe

Die Fachinformationen wurden am 16.07.2021 aufgerufen.

Neben den aufgeführten Präparaten befinden sich diverse Generika im Handel.

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

Dosierungsempfehlungen

Gehe zu:

Prophylaxe von Vitamin-K-Mangelblutungen nach der Geburt
  • Oral
    • Frühgeborene und Neugeborene
      [8] [9] [10]
      • 2 mg/Dosis insgesamt 3 Dosen: 1. Dosis direkt nach der Geburt, 2. Dosis am 3.-10. Lebenstag (U2), 3. Dosis mit 4-6 Wochen (U3).
  • Intramuskulär
    • Gesunde Frühgeborene und Neugeborene
      [8] [9] [10]
      • Direkt nach der Geburt:
        1
        mg/Dosis, einmalig.
      • Kranke Frühgeborene, Frühgeborene mit Blutungsrisiko, Neugeborene <1500 g Geburtsgewicht: 0,2 mg/kg/Dosis, max. 1 mg/Dosis, direkt nach der Geburt.

        Bei einer Initialdosis <1 mg: Je nach Koagulationsparameter weitere Dosen verabreichen (ca. 1 mg/Woche enteral oder 8-10 microg/kg/Tag parenteral).

        Nach 4-6 Wochen (U3): 2 mg/Dosis einmalig oral.

  • Intravenös
    • Kranke Frühgeborene und Neugeborene
      [9]
      • Direkt nach der Geburt:
        0,2
        mg/kg/Dosis, einmalig. Max: 1 mg/Dosis. Dann möglichst Übergang zu oralem Schema.
Gallengangsatresie
  • Oral
    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [2]
      • 1 mg/Tag in 1 Dosis
Vitamin K Antagonisten Überdosierung
  • Intravenös
    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [3]
      • 1 - 10 mg/Dosis in 20 Minuten. Dosis auf Basis der Prothrombinzeit titrieren..
Gastrointestinale Blutungen
  • Intravenös
    • 1 Jahr bis 18 Jahre
      [2]
      • 0,2 mg/kg/Tag in 1 Dosis Maximale Einzeldosis: 10 mg/Dosis.
Supplementation bei cystischer Fibrose
  • Oral
    • 1 Monat bis 2 Jahre
      [2] [6]
      • 0,3 - 1 mg/Tag in 1 Dosis
      • Nur bei Leberfunktionsstörungen

    • 2 Jahre bis 18 Jahre
      [2] [6]
      • 1 - 10 mg/Tag in 1 Dosis
      • Nur bei Leberfunktionsstörungen.

Ausgleich einer Hypovitaminose
  • Oral
    • 1 bis 5 kg
      [2]
      • 1 mg/Dosis, einmalig.
      • Nachdem die Ursache des Mangels festgestellt wurde, ist die Frequenz der Verabreichung genauer zu bestimmen.

    • 5 bis 10 kg
      [2]
      • 2 mg/Dosis, einmalig.
      • Nachdem die Ursache des Mangels festgestellt wurde, ist die Frequenz der Verabreichung genauer zu bestimmen.

    • 10 bis 20 kg
      [2]
      • 4 mg/Dosis, einmalig.
      • Nachdem die Ursache des Mangels festgestellt wurde, ist die Frequenz der Verabreichung genauer zu bestimmen.

    • 20 bis 30 kg
      [2]
      • 5 mg/Dosis, einmalig.
      • Nachdem die Ursache des Mangels festgestellt wurde, ist die Frequenz der Verabreichung genauer zu bestimmen.

  • Intramuskulär
    • 1 bis 5 kg
      [2]
      • 1 mg/Dosis, einmalig.
      • Nachdem die Ursache des Mangels festgestellt wurde, ist die Frequenz der Verabreichung genauer zu bestimmen.

    • 5 bis 10 kg
      [2]
      • 2 mg/Dosis, einmalig.
      • Nachdem die Ursache des Mangels festgestellt wurde, ist die Frequenz der Verabreichung genauer zu bestimmen.

    • 10 bis 20 kg
      [2]
      • 4 mg/Dosis, einmalig.
      • Nachdem die Ursache des Mangels festgestellt wurde, ist die Frequenz der Verabreichung genauer zu bestimmen.

    • 20 bis 30 kg
      [2]
      • 5 mg/Dosis, einmalig.
      • Nachdem die Ursache des Mangels festgestellt wurde, ist die Frequenz der Verabreichung genauer zu bestimmen.

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

Keine Informationen zur Dosisanpassung bei Nierenfunktionsstörung vorhanden.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

Lokale Reizung an der Injektionsstelle, sehr selten anaphylaktoide Reaktionen nach parenteraler Anwendung.

Bei parenteraler Verabreichung bei Frühgeborenen mit einem Körpergewicht unter 2,5 kg ist das Risiko eines Kernikterus erhöht.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Sehr selten anaphylaktoide Reaktion (bis zum Schock) nach intravenöser Applikation (Überempfindlichkeitsreaktionen treten besonders bei Patienten mit Leberinsuffizienz, -zirrhose oder Hepatitis auf), thromboembolische Komplikationen bei gleichzeitigem Vorliegen anderer Risikofaktoren, sehr selten Venenirritationen und Phlebitis nach intravenöser Verabreichung sowie Erythem und Druckschmerzen an der Injektionsstelle bei intramuskulärer Applikation

Die vollständige Auflistung aller unerwünschten Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen allgemein

Neben Überempfindlichkeiten gegen den Wirkstoff oder einen sonstigen Bestandteil sind keine weiteren Gegenanzeigen bekannt.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

Bei lebensbedrohlichen Blutungen oder wenn eine schnelle Wirkung gewünscht ist (im Operationssaal), Prothrombinkomplex (PPSB) verabreichen.

Bei i.v. Gabe kann es zur Verdrängung von Bilirubin aus der Albumin-Bindung kommen. Deshalb besteht bei Frühgeborenen und Neugeborenen das Risiko einen Kernikterus zu entwickeln. Besondere Vorsicht ist bei Neugeborenen geboten, die an schweren Infektionen, Azidose oder respiratorischen Dysfunktionen leiden oder die weitere Bilirubin-verdrängende Medikamente (z.B. Sulfonamide) erhalten. Die orale oder intramuskuläre Gabe ist demnach vorzuziehen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

Nach intravenöser Applikation muss auf ein mögliches Auftreten von anaphylaktischen oder anaphylaktoiden Reaktionen geachtet werden.

Die Wirkung von Phytomenadion kann bei den verschiedenen Antikoagulantien vom Cumarin-Typ unterschiedlich sein. Therapieüberwachung wird empfohlen.

Phytomenadion kann die gerinnungshemmende Wirkung von Cumarin-Antikoagulantien vor operativen Eingriffen antagonisieren. Die perioperative Antikoagulation ist entsprechend der Grunderkrankung, des Gerinnungsstatus und der Art des Eingriffs mit anderen, kürzer wirksamen Medikamenten, durchzuführen. Wenn eine Weiterbehandlung mit Antikoagulantien geplant ist, sollen hohe Phytomenadion-Dosen vermieden werden.

Wegen des hohen Gehalts an Glykocholsäure darf die Mischmizellenlösung bei cholestatischem Ikterus nicht parenteral angewendet werden.

Zur Behandlung der Blutungsgefahr infolge eines Vitamin-K-Mangels bei schwerwiegenden Leberfunktionsstörungen sollte die Applikation oral erfolgen. Eine sorgfältige Überwachung des INR ist erforderlich.

Die vollständige Auflistung aller Warnhinweise ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Wechselwirkungen

Die standardisierte Wechselwirkungsrecherche des Kinderformulariums hat folgende klinisch relevante Wechselwirkungen ergeben:

Interaktionspartner Grund Handlungsempfehlung
Vitamin-K-Antagonisten, z.B. Phenprocoumon Antagonistische Wirkung hinsichtlich Blutgerinnung. Blutgerinnung und Therapieerfolg überwachen. Ggf. Dosisanpassung nötig.


Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.

VITAMIN K UND ANDERE HÄMOSTATIKA

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Fibrinogene

Fibrinogen

Fibclot®, Fibryga®, Haemocomplettan®
B02BB01
Andere systemische Hämostatika

Eltrombopag

Revolade®
B02BX05

Emicizumab

Hemlibra®
B02BX06

Referenzen

  1. Rademaker C.M.A. et al, Geneesmiddelen-Formularium voor Kinderen [Arzneimittel-Formularium für Kinder], 2007
  2. Kneepkens CMF et al, Werkboek Kindergastro-Enterologie [Arbeitsbuch Kindergastro-Enterologie], VU Uitgeverij [VU Verlag], 2002, 2nd edition
  3. Franssen MJAM et al, Werkboek Kinderhematologie [Arbeitsbuch Pädiatrische Hämatologie ], VU Uitgeverij [VU Verlag], 2001, 2nd edition
  4. Lafeber HN et al, Werkboek Enterale en Parenterale voeding van de pasgeborene. Derde druk [Arbeitsbuch enterale und parenterale Ernährung von Neugeborenen. Dritte Auflage], 2012
  5. Gezondheidsraad [Gesundheitsrat], Brief advies over Vitamine K-suppletie bij zuigelingen [Ratschlag zur Supplementation von Vitamin K bei Säuglingen], www.gezondheidsraad.nl, 29. Juni 2010
  6. Turck D, et al, ESPEN-ESPGHAN-ECFS guidelines on nutrition care for infants, children, and adults with cystic fibrosis., Clin Nutr, 2016, Jun;35(3), 557-77
  7. Stoeckel, K, et al, Elimination half-life of vitamin K: in neonates is longer than is generally assumed: implications for the prophylaxis of haemorrhaghic disease of the newborn, Eur J Clin Pharmacol, 1996, 49, 421-423
  8. CHEPLAPHARM Arzneimittel GmbH, SmPC Konakion MM 2 mg/ml ( RVG 03809) 22-10-2020
  9. AWMF, S2k-Leitlinie" Prophylaxe von Vitamin-K-Mangel-Blutungen (VKMB) bei Neugeborenen" (Registernummer 024 - 022), Stand: 09.03.2016 (in Überarbeitung), gültig bis 08.03.2021
  10. CHEPLAPHARM Arzneimittel GmbH, SmPC Konakion® MM 2 mg (42976.00.00), 06/2018

Änderungsverzeichnis

  • 10 November 2021 15:30: Neue Monographie

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung

Bei Berichten von Überdosierungen von Phytomenadion bei Neugeborenen und Kleinkindern wurden folgende Nebenwirkungen beschrieben: Ikterus, Hyperbilirubinämie, erhöhte GOT- und GGT-Werte, abdominale Schmerzen, Obstipation, weiche Stühle, Unwohlsein, Agitation und Hauteruptionen.