Fentanyl - parenteral

Wirkstoff
Fentanyl - parenteral
Handelsname
ATC-Code
N01AH01

Fentanyl - parenteral


Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Fentanyl ist ein analgetisch und sedativ wirkendes Opioid mit überwiegend μ-agonistischen Eigenschaften, das auch eine dem Morphin entsprechende Aktivität zu den δ- und Κ-Rezeptoren besitzt.
Es zeichnet sich durch sehr geringe Herz-Kreislauf-Belastung aus und unterdrückt in höheren Dosen stressinduzierte hormonale Veränderungen. Ein Blutdruckanstieg als Folge intraoperativer Schmerzreize ist jedoch nicht völlig auszuschließen. 100 Mikrogramm Fentanyl sind äquianalgetisch zu etwa 10 mg Morphin. Obwohl die Wirkung schnell einsetzt, wird der maximale analgetische und atemdepressorische Effekt erst nach mehreren Minuten erreicht.

Alle Effekte von Fentanyl sind durch einen spezifischen Opioidantagonisten reversibel.

Pharmakokinetik bei Kindern

Die folgenden pharmakokinetischen Parameter (Clearance, Steady-State-Verteilungsvolumen und terminale Halbwertzeit) wurden bei Kindern bestimmt [SmPC Fentanyl Kalceks]:

  Cl (mL/kg/min)* Vd,ss (L/kg)* T½ (Stunden)
Säuglinge 1-26 Tage post partum 3,4 - 58,7 1,3 - 30,3 1,3 - 15,9
Säuglinge 48-71 Tage post partum 21,9 - 32,3 6,0 - 9,5 3,1 - 15,5
Kinder 3,17 ± 0,68 Jahre 11,5 ± 4,19 3,06 ± 1,02 4,1 ± 1,3
Jugendliche 12 ± 1,73 Jahre 7,05 ± 1,24 1,92 ± 1,04 3,5 ± 1,2
Erwachsene - 5,7 6-8

*Die Werte für die Steady-state-Clearance und das Verteilungsvolumen wurden für das Körpergewicht normalisiert.

Pharmakokinetische Parameter bei Neugeborenen

Referenz Gestationsalter Postnatales Alter Dosis (i.v.) Cl Vd,ss [L/kg] T1/2 [Stunden]
SmPC Fentanyl Kalceks und Fentanyl Piramal unbekannt 1-26 Tage unbekannt 3,4-58,7 mL/kg/min 1,3-30,3 1,3-15,9
Saarenmaa 2000 (n=38) 26-42 Wochen, Median 32 Wochen Median 10 Stunden Initialdosis: 10,5 microg./kg in 1 Stunde, gefolgt von CI. 1,5 microg./kg/Stunde Durchschnittlich 11,5 ± 4,0 (Range: 4,6-18,5) mL/kg/min - -
Abiramalatha 2019 (CI  n=53) (IB n=47) Durchschnitt: CI:. 36,5 (SD 4,6) Wochen; IB: 35,4 (SD 4,0) Wochen Median:
CI: 1 Tag; IB: 2 Tage
CI: Inital 1 microg./kg, gefolgt von 1 microg./kg/Stunde
IB: 6 microg./kg/Tag in 6 Dosen, Abstand 4 Stunden
Median CI 4,1 (Range 2,0-6,4) L/Stunde. Dies entspricht ungefähr 28,1 mL/kg/min. - CI: median 8,4 Stunden (Range 7,9-9,7)
IB: median 26,7 Stunden (Range 8,1-65,2)
Völler 2019 (n =98) Median: 26,9 Wochen (Range: 23,9-31,9) Median: 3 Tage (Range: 0-68) PNA 0-4 Tage: 0,5 microg./kg/Stunde
PNA 5-9 Tage: 0,8 microg./kg/Stunde (Dosierungsempfehlungen aus popPK-Modell)
Geschätzt: 0,415 L/Stunde.
Dies entspricht ca: 6,9 mL/kg/min.
geschätztes Vd,central: 8,68 L -
Wu 2022 (gepoolte Daten aus Völler 2019 und Saarenmaa 2000) (n=164) Median: 28,95 Wochen (Range: 23,90-42,30 Wochen) Median: 1,1 Tage (Range: 0-68 Tage) Siehe Saarenmaa 2000 und Völler 2019 Geschätzt: 0,573 L/Stunde.
Dies entspricht ca: 8,2 mL/kg/min.
- -

CI = Dauerinfusion; IB = intermittierende Boli

Die Clearance (11,5 mL/min/kg) bei Neugeborenen korreliert signifikant mit dem Gestationsalter und dem Geburtsgewicht. (Saarenmaa 2000: kontinuierliche IV, N=38, Gestationsalter 26-42 Wochen).

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Schmerzen
    • intravenös
      • Frühgeborene bis <2 Jahre: off-label
      • ≥2 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen
  • Analgesie bei künstlicher Beatmung (intubierte Intensivpatienten)
    • intravenös
      • ≥1 Monat bis <2 Jahre: off-label
      • ≥2 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen
  • Analgesie als Teil der Allgemeinanästhesie bei intubierten und beatmeten Patienten
    • intravenös
      • ≥1 Monat bis <2 Jahre: off-label
      • ≥2 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Intravenös
- zur Schmerzbehandlung in der Intensivmedizin
- als analgetische Komponente bei Anästhesien mit endotrachealer Intubation und Beatmung

Verfahren, die eine Analgesie bei einem spontan atmenden Kind einschließen, sollten als Teil einer Anästhesie oder Sedierung/Analgesie nur angewendet werden, wenn erfahrenes Personal und Voraussetzungen, die eine Intubation bei einer plötzlichen Brustwandrigidität oder eine Beatmung bei einer Apnoe ermöglichen, zur Verfügung stehen.

Die Dosierung muss individuell nach Alter, Gewicht, Allgemeinzustand und Begleiterkrankungen, Begleitmedikation sowie Art des Eingriffs und der Anästhesie gewählt werden. Zur Vermeidung einer Bradykardie wird die Injektion einer kleinen Dosis eines Anticholinergikums unmittelbar vor Narkoseeinleitung empfohlen.

Kinder < 2 Jahre:
Zur Anwendung bei Kindern unter 2 Jahren liegen keine ausreichenden Erkenntnisse vor.

Kinder  von 2 bis 11 Jahren:

  initial supplementär
bei Spontanatmung 1-3 microg./kg 1-1,25 microg./kg
bei assistierter Beatmung 1-3 microg./kg 1-1,25 microg./kg


Kinder von 12 bis 17 Jahren:
Orientierung an der Erwachsenendosierung:
- Analgetische Komponente bei Allgemeinanästhesie:
  Niedrige Dosis: 2 microg. Fentanyl/kg KG
  Mittlere Dosis: 2–20 microg. Fentanyl/kg KG
  Hohe Dosis: 20–50 microg. Fentanyl/kg KG
- Analgetische Komponente bei Regionalanästhesie:
  50-100 microg. intramuskulär oder langsam intravenös über 1-2 Minuten

Intravenös
weitere zugelassene Indikationen bei Erwachsenen:
- Neuroleptanalgesie und Neuroleptanästhesie
- Monoanästhetikum bei Allgemeinanästhesie

Intramuskulär
weitere zugelassene Indikationen bei Erwachsenen:
- Narkoseprämedikation

[Ref.]

Präparate im Handel

Injektionslösung 0,05 mg/mL

Fentanyl unterliegt dem Betäubungsmittelgesetz (BtMG Anlage III (zu § 1 Abs. 1)).
Die im Handel befindlichen Präparate enthalten Fentanyl in Form von Fentanylcitrat. Die Angabe der Wirkstoffkonzentration ist jeweils auf Fentanyl bezogen.

Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):

Präparat Darreichungsform Stärke (Fentanyl) Applikationsweg Natriumgehalt Problematische Hilfsstoffe Anwendungshinweis Altersangabe
Fentanyl-Piramal 0,1 mg/-0,5 mg Injektionslösung 0,1 mg/2 mL
0,5 mg/10 mL
i.v., i.m 2 mL Ampulle: natriumfrei
10 mL Ampulle: 35,4mg
 - Verdünnung gemäß Fachinformation ab 2 Jahren
Fentanyl B. Braun 0,1 mg
Fentanyl B. Braun 0,5 mg
Injektionslösung 0,1 mg/2 mL
0,5 mg/10 mL
i.v., i.m. 2 mL Ampulle: natriumfrei
10 mL Ampulle: 35,4mg
- Verdünnung gemäß Fachinformation ab 2 Jahren


„natriumfrei“: weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro Einheit

Die Fachinformationen wurden am 20.05.2025 aufgerufen.

Neben den aufgeführten Präparaten befinden sich diverse weitere Fertigarzneimittel im Handel.

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

Hinweis

Bei adipösen Kindern wird die Initialdosis auf der Grundlage des angepassten Körpergewichts berechnet. Danach wird die Dosis je nach Wirksamkeit und Sicherheit erhöht oder verringert. [Ross et al. 2015]


Dosierungsempfehlungen

Schmerzen
  • Intravenös
    • Frühgeborene, Gestationsalter < 37 Wochen
      [9]
      • Initialdosis: 0,5 - 3 microg./kg/Dosis, Bolus.
      • Erhaltungsdosis: 0,5 - 3 microg./kg/Stunde, Dauerinfusion.
      • off-label

    • Neugeborene
      [1] [2] [7] [8] [23]
      • Initialdosis: 0,5 - 3 microg./kg/Dosis, Bolus.
      • Erhaltungsdosis: 0,5 - 2 microg./kg/Stunde, Dauerinfusion.
      • off-label

    • 1 Monat bis 2 Jahre
      [2] [3] [4] [5] [6] [23]
      • Initialdosis: 1 - 2 microg./kg/Dosis, Bolus.
      • Erhaltungsdosis: 1 microg./kg/Stunde, Dauerinfusion.
      • off-label

    • 2 Jahre bis 18 Jahre
      [2] [3] [4] [5] [6] [23]
      • 1,25 microg./kg/Dosis alle 30-45 Minuten.
      • ALTERNATIV: 1 microg./kg/Stunde, Dauerinfusion.

Analgesie bei künstlicher Beatmung (intubierte Intensivpatienten)
  • Intravenös
    • 1 Monat bis 2 Jahre
      [16] [17]
      • Initialdosis (intermittierende Dosierung): 1 microg./kg/Dosis
        Erhaltungsdosis: Initial 1 microg./kg/Stunde, Dauerinfusion. Danach Erhöhung oder Verringerung der Dosis um 1 microg./kg/Stunde je nach Sedierung und Analgesie alle 4 Stunden. Max. 10 microg./kg/Stunde. Falls erforderlich, zusätzliche Bolusdosis in Höhe der Dosis/Stunde verabreichen.

        off-label

    • 2 Jahre bis 12 Jahre
      [16] [17]
      • Initialdosis (intermittierende Dosierung): 1-3 microg./kg/Dosis. Max. 50 microg./Dosis.  Danach  mit 1-1,25 microg./kg/Dosis wiederholen. Max. 25-125 microg./Stunde.
        Erhaltungsdosis: Initial 1 microg./kg/Stunde, Dauerinfusion. Danach Erhöhung oder Verringerung der Dosis um 1 microg./kg/Stunde je nach Sedierung und Analgesie alle 4 Stunden. Max. 10 microg./kg/Stunde (max. 25-125 microg./Stunde). Falls erforderlich, zusätzliche Bolusdosis in Höhe der Dosis/Stunde verabreichen.

    • 12 Jahre bis 18 Jahre
      [16] [17]
      • Initialdosis (intermittierende Dosierung):  0,7-1,4 microg./kg/Dosis. Max. 50-100 microg./Dosis. Injektionen wiederholen und bei Bedarf auf eine höhere Dosis titrieren. Max. 0,35-1,8 microg./kg/Stunde.
        Erhaltungsdosis: Initial 1 microg./kg/Stunde, Dauerinfusion. Danach Erhöhung oder Verringerung der Dosis um 1 microg./kg/Stunde je nach Sedierung und Analgesie alle 4 Stunden. Max. 10 microg./kg/Stunde (max. 25-125 microg./Stunde). Falls erforderlich, zusätzliche Bolusdosis in Höhe der Dosis/Stunde  verabreichen.

Analgesie als Teil einer Allgemeinanästhesie bei intubierten und beatmeten Patienten
  • Intravenös
    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [18]
      • Initialdosis: Einleitung: 0,5 - 5 microg./kg/Dosis, einmalig. Max: 200 microg./Dosis. Normalerweise ist 1-2 microg./kg/Dosis ausreichend.
      • Erhaltungsdosis: Intermittierend: 30-35 Minuten nach der Initialdosis 1 - 10 microg./kg/Dosis, bei Bedarf alle 30-35 Minuten. Max: 50 microg./Tag. ALTERNATIV: Dauerinfusion: 1-10 microg./kg/Stunde, max. 420 microg./Stunde.
      •  <2 Jahre: off-label

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

GFR ≥10 ml/min/1.73m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.

GFR <10 ml/min/1.73m2: Eine allgemeine Empfehlung zur Dosisanpassung kann nicht gegeben werden.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

Nach Beendigung länger dauernder Infusionen von Fentanyl sind bei Kindern Bewegungsstörungen, außerordentliche Reizempfindlichkeit und opioidentzugsartige Symptome aufgetreten.
[SmPC Fentanyl-Piramal]

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Sehr häufig (>10 %): Übelkeit, Erbrechen, Muskelrigidität (die thorakale Muskulatur kann mit betroffen sein)

Häufig (1-10 %): Dyskinesie, Sedierung, Schwindel, Sehstörungen, Bradykardie, Tachykardie, Arrhythmie, Hypotonie, Hypertonie, Venenschmerzen, Laryngospasmus, Bronchospasmus, Apnoe, allergische Dermatitis, postoperative Verwirrtheit, neurologisch anästhetische Komplikation

Gelegentlich (0,1-1 %): Euphorie, Kopfschmerzen, Phlebitis, Blutdruckschwankungen, Hyperventilation, Singultus, Dysphagie, Schüttelfrost, Hypothermie, Atemwegskomplikation durch die Anästhesie, postoperative Agitation, Komplikation bei der Verabreichung

Selten (0,01-0,1 %): Krämpfe des Sphincter Oddi

Sehr selten (<0,01 %): Überempfindlichkeit (wie anaphylaktischer Schock, anaphylaktische Reaktion, Urtikaria), Krampfanfälle, Bewusstlosigkeit, Myoklonien, Herzstillstand, Atemdepression, Pruritus

Häufigkeit nicht bekannt: Ruhelosigkeit, postoperative Episoden mit Halluzinationen, Toleranzentwicklung bei längerer, insbesondere wiederholter Anwendung: die Entwicklung einer Abhängigkeit ist nicht auszuschließen, Delirium, Miosis, orthostatische Regulationsstörungen, Obstipation, Schwitzen, Kältegefühl, Zittern, Tonuserhöhung der ableitenden Harnwege, Blasenentleerungsstörungen (besonders bei Prostatahypertrophie), Arzneimittelentzugssyndrom

Die vollständige Auflistung aller Nebenwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

 

Kontraindikationen allgemein

  • Patienten mit Epilepsie, bei denen eine intraoperative Herdlokalisation vorgenommen werden soll, da Fentanyl auch in gesunden Hirnarealen epileptische Potenziale elektrokortikographisch anzeigen kann

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

Starke CYP3A4-Inhibitoren wie Erythromycin, Ketoconazol, Itraconazol, Fluconazol oder Ritonavir können den Plasmaspiegel von Fentanyl erhöhen.

Brustwandrigidität kann bei Kindern <2 Jahren, die mit niedrig dosiertem Fentanyl behandelt werden, auftreten. (Dewhirst 2012)

Eine Clearance von Fentanyl ist bei Neugeborenen in den ersten 0-4 Lebenstagen nahezu nicht gegeben. Vorsichtiges (niedriges) Dosieren ist in der ersten Lebenswoche nach Geburt angezeigt, insbesondere bei Frühgeborenen mit einem Gestationsalter <32 Wochen.

Die wiederholte Gabe in kurzen Abständen über längere Zeiträume kann nach Beendigung der Behandlung zur Entwicklung eines Entzugssyndroms führen. [SmPC Fentanyl-Piramal]

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

Fentanyl sollte nicht oder nur mit besonderer Vorsicht angewendet werden bei:

  • Bewusstseinsstörungen
  • Störungen des Atemzentrums und der Hirnfunktion
  • Phäochromozytom
  • obstruktiven und entzündlichen Darmerkrankungen
  • Kindern unter 2 Jahren

Verkehrstüchtigkeit: Nach einer Narkose mit Fentanyl darf der Patient erst aktiv am Straßenverkehr teilnehmen, eine Maschine bedienen oder ohne sicheren Halt arbeiten, wenn eine angemessene Zeitspanne (mindestens 24 Stunden) verstrichen ist. Über den Zeitfaktor hat der Arzt individuell zu entscheiden. Der Patient darf sich nur in Begleitung nach Hause begeben und keinen Alkohol zu sich nehmen.

Atemdepression: Die Atemdepression ist dosisabhängig und kann mit einem spezifischen Opioidantagonisten aufgehoben werden. Dabei können zusätzliche Gaben des Antagonisten notwendig werden, weil die Atemdepression länger anhalten kann als die Wirkung des Antagonisten.

Chronische Opioidtherapie oder Opioidabhängigkeit: Bei Patienten mit früherem Drogenmissbrauch und -abhängigkeit ist eine besonders sorgfältige Abwägung von Nutzen und Risiko einer Behandlung mit Fentanyl erforderlich. Patienten unter einer chronischen Opioidtherapie oder mit einer früheren Opioidabhängigkeit benötigen eventuell höhere Dosen Fentanyl.

Erhöhter Hirndruck: Bei Patienten mit eingeschränkter intrazerebraler Compliance (erhöhter Hirndruck) sollten schnelle Bolusinjektionen vermieden werden, denn der vorübergehende Abfall des mittleren arteriellen Blutdrucks geht bei diesen Patienten gelegentlich mit einer kurzdauernden Reduktion des zerebralen Perfusionsdrucks einher.

Herzerkrankungen: Bradykardie und eventuell Herzstillstand können auftreten, wenn der Patient eine ungenügende Menge eines Anticholinergikums erhalten hat oder wenn Fentanyl mit nicht-vagolytischen Muskelrelaxanzien kombiniert wird. Bradykardie kann mit Atropin behandelt werden. Opioide können eine Hypotonie auslösen, besonders bei hypovolämischen Patienten. Geeignete Maßnahmen zur Stabilisierung des Blutdrucks sollten durchgeführt werden.

Die vollständige Auflistung aller Warnhinweise ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

 

Wechselwirkungen

Fentanyl wird hauptsächlich über CYP3A4-Enzyme metabolisiert.

Interaktionspartner Grund Handlungsempfehlung
CYP3A4-Inhibitoren Hemmung des Metabolismus von Fentanyl. Erhöhte Serumkonzentration und verstärkte Wirkung von Fentanyl möglich (verlängerte Zeitspanne für das Risiko der Entwicklung einer Atemdepression). Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, ggf. Dosis verringern und verlängertes Monitoring auf das Auftreten einer Atemdepression.
CYP3A4-Induktoren Steigerung des Metabolismus von Fentanyl. Erniedrigte Serumkonzentration und verringerte Wirkung von Fentanyl möglich. Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, ggf. Dosis erhöhen und Monitoring auf ausreichende Wirkung von Fentanyl. Beim Absetzen des Enzyminduktors Senken der Fentanyl-Dosis.
Serotonerge Arzneimittel, z.B. SSRI, SNRI, MAO-Hemmer, Linezolid

Zentral dämpfende Substanzen, z.B. Benzodiazepine, Z-Substanzen, Alkohol
verstärkte serotonerge Wirkung möglich, erhöhtes Risiko für ein potentiell lebensbedrohliches Serotonin-Syndrom Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, sorgfältiges Monitoring, ggf. Dosis anpassen. Auswaschphase von 2 Wochen des MAO-Hemmers vor der Behandlung mit Fentanyl.
Saquinavir erhöhtes Risiko von ventrikulären Tachykardien (Torsade de pointes) Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, die Therapie unter sorgfältiger elektrokardiographischer und eventuell stationärer Überwachung sowie in niedrigst wirksamer Dosierung vornehmen.

 

Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.

ALLGEMEINANÄSTHETIKA

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Halogenierte Kohlenwasserstoffe

Desfluran

Suprane
N01AB07

Sevofluran

Sevorane®
N01AB08
Barbiturate, rein

Thiopental

Pentothal®
N01AF03
Opioidanästhetika

Alfentanil

Rapifen®
N01AH02

Remifentanil

Ultiva®
N01AH06

Sufentanil

Sufenta®
N01AH03
Andere Allgemeinanästhetika

Esketamin

Ketanest® S, Syn: S-Ketamin
N01AX14

Etomidat

Etomidat lipuro, Hypnomidate
N01AX07

Natriumoxybat - intravenös

Somsanit®; Syn: 4-Hydroxybutansäure, γ-Hydroxybuttersäure, GHB, Gamma-Hydroxybuttersäure
N01AX11

Propofol

Disoprivan®
N01AX10
ALLGEMEINANÄSTHETIKA

Alfentanil

Rapifen®
N01AH02

Desfluran

Suprane
N01AB07

Esketamin

Ketanest® S, Syn: S-Ketamin
N01AX14

Etomidat

Etomidat lipuro, Hypnomidate
N01AX07

Natriumoxybat - intravenös

Somsanit®; Syn: 4-Hydroxybutansäure, γ-Hydroxybuttersäure, GHB, Gamma-Hydroxybuttersäure
N01AX11

Propofol

Disoprivan®
N01AX10

Remifentanil

Ultiva®
N01AH06

Sevofluran

Sevorane®
N01AB08

Sufentanil

Sufenta®
N01AH03

Thiopental

Pentothal®
N01AF03

Referenzen

  1. Anand KJ, et al., Consensus statement for the prevention and management of pain in the newborn, Arch Pediatr Adolesc Med, 2001, 155(2), 173-80
  2. Johnson KL, et al, Fentanyl pharmacokinetics in the pediatric population., Anesthesiology, 1984, 61, A441
  3. Mercadante S, Cancer pain management in children., Palliat Med, 2004, 18, 654-62
  4. Mukherjee K. et al, Adenotonsillectomy in children: a comparison of morphine and fentanyl for peri-operative analgesia., Anaesthesia, 2001, 56(12):, 1193-7
  5. Pasero C, Fentanyl for acute pain management., J Perianesth Nurs, 2005, 20(4), 279-84
  6. Rajamani A, et al, A comparison of bilateral infraorbital nerve block with intravenous fentanyl for analgesia following cleft lip repair in children, Paediatr Anaesth, 2007, 17(2), 133-9
  7. Saarenmaa E, et al, Gestational age and birth weight effects on plasma clearance of fentanyl in newborn infants, J Pediatr., 2000, 136(6), 767-70
  8. Santeiro ML, et al, Pharmacokinetics of continuous infusion fentanyl in newborns, J Perinatol, 1997, 17(2), 135-9
  9. Werkgroep Neonatale Farmacologie NVK sectie Neonatologie. [Arbeitsgruppe neonatale Pharmakologie NVK Abteilung Neonatologie], Expertenmeinung, 13 November 2018
  10. Abiramalatha T, et al., Continuous infusion versus intermittent bolus doses of fentanyl for analgesia and sedation in neonates: an open-label randomised controlled trial., Archives of disease in childhood Fetal and neonatal edition, 2019, 104(4), F433-F9
  11. Kalceks , SmPC Fentanyl Kalceks 0,05 mg/ml, oplossing voor injectie (RVG 119760) 21-03-24, www.geneesmiddelinformatiebank.nl
  12. Wu Y, et al., Pre- and Postnatal Maturation are Important for Fentanyl Exposure in Preterm and Term Newborns: A Pooled Population Pharmacokinetic Study., Clin Pharmacokinet., 2022, 61(3), 401-12
  13. Abiramalatha T, et al., Continuous infusion versus intermittent bolus doses of fentanyl for analgesia and sedation in neonates: an open-label randomised controlled trial., Arch Dis Child Fetal Neonatal Ed., 2019, 104(4), F433-f9
  14. Völler S, et al., Rapidly maturing fentanyl clearance in preterm neonates. , Arch Dis Child Fetal Neonatal Ed., 2019, 104(6), 598-603
  15. Ancora G, et al., Efficacy and safety of continuous infusion of fentanyl for pain control in preterm newborns on mechanical ventilation., The Journal of pediatrics, 2013, 163(3), 645-51
  16. da Silva P, et al., Use of fentanyl and midazolam in mechanically ventilated children--Does the method of infusion matter?, Journal of critical care, 2016, 32, 108-13
  17. Hameln Pharma GmbH. , SmPC Fentanyl hameln 50 microgram/ml, oplossing voor injectie, (RVG 25458) 01-03-2024, www.geneesmiddelinformatiebank.nl
  18. Simion C, et al., Postoperative pain control for primary cleft lip repair in infants: is there an advantage in performing peripheral nerve blocks?, Paediatr Anaesth, 2008, 18(11), 1060-5
  19. Ross EL, et al., Development of recommendations for dosing of commonly prescribed medications in critically ill obese children. , Am J Health Syst Pharm., 2015, 72(7), 542-56
  20. NHS, How should medicines be dosed in children who are obese?, 2021
  21. Dewhirst E, et al., Chest wall rigidity in two infants after low-dose fentanyl administration, 2012, Contract No.:5, Report No.: 1535-1815 (Electronic)
  22. Piramal Critical Care, SmPC, Fentanyl-Piramal 0,1/0,5 mg Injektionslösung (6762282.01.00/6762282.00.00), 02/2025
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  24. Völler S, et al. , Rapidly maturing fentanyl clearance in preterm neonates, Arch Dis Child Fetal Neonatal Ed , 2019
  25. Thigpen et al., Opioids: A Review of Pharmacokinetics and Pharmacodynamics in Neonates, Infants, and Children, European Journal of Drug Metabolism and Pharmacokinetics , 2019, https://doi.org/10.1007/s13318-019-00552-0

Änderungsverzeichnis

  • 21 Mai 2025 12:37: Die wissenschaftliche Literatur zur Anwendung von Fentanyl bei Kindern wurde überprüft. Dies führte zu neuen Dosisempfehlungen für die Indikation "Analgesie bei künstlicher Beatmung (intubierte Intensivpatienten)" und "Analgesie als Teil einer Allgemeinanästhesie bei intubierten und beatmeten Patienten" für die Altersgruppe 1-18 Jahre, für die Indikation "Schmerzen" bei Neugeborenen (incl. Frühgeborenen) sowie zur Ergänzung von PK-Daten bei Kindern.
  • 12 April 2021 16:02: Neue Monographie

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung