Pharmakodynamik
Ketoconazol, ein Imidazol-Derivat, ist ein Steroidogenese-Hemmer. Aufgrund der Hemmung der Cytochrom-P450 Enzyme in der Nebenniere ist es ein starker Cortisolsynthese-Hemmer. Ketoconazol hemmt primär die Aktivität der 17α-Hydroxylase, es hemmt aber auch die Schritte der 11-Hydroxylierung und bei höherer Dosierung die Cholesterinseitenketten-Spaltungsenzyme. Daher ist Ketoconazol ein Cortison- und Aldosteronsynthese-Hemmer. Ketoconazol ist auch ein starker Hemmer der Androgensynthese, da es die Aktivität von C17-20-Lyase in der Nebenniere und auch in Leydig-Zellen hemmt.
Pharmakokinetik bei Kindern
Auf der Grundlage begrenzter Daten sind die pharmakokinetischen Parameter (AUC, Cmax und Halbwertszeit) von Ketoconazol für Dosierungen von 5 bis 10 mg/kg/Tag, ungefähr täglichen Dosierungen von 200-800 mg entsprechend, bei pädiatrischen wie erwachsenen Patienten ähnlich.
Zulassung der Dosierungsempfehlungen
- Endogenes Cushing-Syndrom
- oral
- ≥12 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen
Auszug aus Fachinformation
Auszug aus Fachinformation
Textauszug aus Fachinformation
Oral zur Behandlung des endogenen Cushing-Syndroms
Jugendliche ab 12 Jahren und Erwachsene:
- Anfangsdosis: 400 – 600 mg/Tag verteilt auf 2 oder 3 Einzeldosen
- Zu Beginn der Behandlung ist das freie Cortisol im Urin über einen 24-stündigen Zeitraum im Abstand von einigen Tagen/Wochen zu kontrollieren.
- die tägliche Dosis ist periodisch und auf individueller Grundlage anzupassen
- Eine Steigerung der Dosis um 200 mg/Tag alle 7 bis 28 Tage kann in Betracht gezogen werden, falls die Konzentration des freien Cortisols im Urin und/oder des Cortisols im Plasma oberhalb des normalen Bereichs liegen, solange der Patient die Dosis toleriert.
- Erhaltungsdosis: 400 bis 1200 mg/Tag verteilt auf 2 bis 3 Dosen.
[Ref.]
Präparate im Handel
Tabletten 200 mg
Präparat im Handel:
Präparat |
Darreichungsform |
Stärke (Ketoconazol) |
Applikationsweg |
Natriumgehalt |
Problematische Hilfsstoffe |
Anwendungshinweis |
Altersangabe |
Ketoconazole HRA® |
Tabletten |
200 mgT1,M0 |
oral |
k.A. |
Lactose |
- |
ab 12 Jahren |
T1: nur teilbar zur erleichterten Einnahme, M0: nicht mörserbar, k.A.: keine Angabe
Die Fachinformationen wurden am 21.04.2024 aufgerufen.
Lieferengpässe/weitere praktische Informationen
Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)
Dosierungsempfehlungen
Endogenes Cushing-Syndrom |
- Oral
-
12 Jahre
bis
18 Jahre
[1]
- Initialdosis:
400
- 600
mg/Tag
in 2
- 3
Dosen. Zu Beginn der Behandlung ist das freie Cortisol im Urin über einen 24-stündigen Zeitraum im Abstand von einigen Tagen/Wochen zu kontrollieren. Eine Steigerung der Dosis um 200 mg/Tag alle 7 bis 28 Tage kann in Betracht gezogen werden, falls die Konzentration des freien Cortisols im Urin und/oder des Cortisols im Plasma oberhalb des normalen Bereichs liegen.
- Erhaltungsdosis:
800
- 1.200
mg/Tag
in 2
- 3
Dosen.
|
Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate
GFR ≥10 ml/min/1.73m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.
GFR <10 ml/min/1.73m2: Eine allgemeine Empfehlung zur Dosisanpassung kann nicht gegeben werden.
Zwar liegen nur in begrenztem Umfang Daten vor, jedoch unterscheidet sich die Pharmakokinetik von Ketoconazol für Patienten mit Niereninsuffizienz nicht signifikant von der gesunder Patienten. Daher besteht für diese Patientengruppe keine Empfehlung hinsichtlich einer spezifischen Dosisanpassung [SmPC].
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern
Hepatotoxizität tritt bei Jugendlichen möglicherweise häufiger auf als bei Erwachsenen. Von 24 in der Literatur genannten mit Ketoconazol behandelten pädiatrischen Patienten entwickelten zwei eine schwerwiegende Hepatotoxizität. [EPAR Ketoconazole HRA 200 mg tablets]
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein
Sehr häufig (>10 %): Leberwerte anormal, Leberenzymzunahme
Häufig (1-10 %): Nebennierenrindeninsuffizienz, Übelkeit, Abdominalschmerzen, Erbrechen, Diarrhö, Pruritus, Ausschlag
Gelegentlich (0,1-1 %): Thrombozytopenie, allergische Zustände (anaphylaktischer Schock, anaphylaktoide Reaktion, anaphylaktische Reaktion und Angioödem), Kopfschmerzen, Schwindel, Schläfrigkeit, Urtikaria, Alopezie, Asthenie, Abnahme der Thrombozytenzahl
Selten (0,01-0,1 %): schwerwiegende Hepatotoxizität einschließlich Ikterus, Hepatitis, hepatischer Nekrose, Leberzirrhose, Leberversagen einschließlich Fällen mit Notwendigkeit einer Transplantation oder tödlichem Ausgang
Sehr selten (<0,01 %): Pyrexie
Häufigkeit nicht bekannt: Alkoholunverträglichkeit, Anorexie, gesteigerter Appetit, Schlaflosigkeit, Nervosität, erhöhter Schädelinnendruck (Papillenödem, Schwellung der Fontanelle), Parästhesie, Photophobie, Epistaxis, Dyspepsie, Flatulenz, Verfärbung der Zunge, Mundtrockenheit, Dysgeusie, Photosensibilität, Erythema multiforme, Dermatitis, Erythem, Xerodermie, Myalgie, Arthralgie, Menstruationsstörungen, Azoospermie, Erektionsstörungen, Gynäkomastie, peripheres Ödem, Unwohlsein, Hitzewallungen, vorübergehende Abnahme von Testosteronkonzentrationen
Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Kontraindikationen allgemein
- Überempfindlichkeit gegen jegliche Imidazol enthaltende Antimyotika
- akute oder chronische Lebererkrankung und/oder Leberenzymwerte mehr als 2-fach über der Obergrenze des Normalwerts
- Schwangere
- Stillende
- angeborene oder erworbene QTc-Verlängerung
- gleichzeitige Behandlung mit bestimmten Arzneimitteln, siehe Wechselwirkungen
Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern
Ein intensives Monitoring der Leberfunktion ist erforderlich. Hepatotoxizität tritt bei Jugendlichen eventuell häufiger auf (basierend auf begrenzter verfügbarer Evidenz n=24). [EPAR Ketoconazole HRA 200 mg tablets]
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein
Beachte: Rote-Hand-Brief vom 10.11.2020 (Rote-Hand-Brief zu Ketoconazol HRA® (Ketoconazol): Risiko von Hepatotoxizität): Informationen über das Risiko von Hepatotoxizität des ketoconazolhaltigen Arzneimittels zur Behandlung des endogenen Cushing-Syndroms und die vor und während der Behandlung durchzuführenden Maßnahmen.
Wechselwirkungen
- Alkohol: Ketoconazol kann den toxischen v.a. hepatotoxischen Effekt von Alkohol verstärken, Patienten, die Ketoconazol einnehmen sollten keinen Alkohol zu sich nehmen.
- Antacida: können die Bioverfügbarkeit von Ketoconazol vermindern, Ketoconazol sollte mindestens 2 Stunden vor der Einnahme von Antazida eingenommen werden
- CYP3A4-Induktoren: können die Bioverfügbarkeit von Ketoconazol signifikant verringern, von der gemeinsamen Anwendung wird abgeraten
- u.a. Rifampicin, Rifabutin, Carbamazepin, Isoniazid, Nevirapin, Mitotan und Phenytoin
- CYP3A4-Inhibitoren: können die Bioverfügbarkeit von Ketoconazol erhöhen, bei der gemeinsamen Anwendung ist Vorsicht geboten und der Patient intensiv hinsichtlich Symptomen einer Nebennierenrindeninsuffizienz zu überwachen
- u.a. Virostatika (Ritonavir)
- Ketoconazol ist selbst ein starker CYP3A4-Inhibitor und hemmt so die Biotransformation von Arzneimtteln, die über dieses Enzym metabolisiert werden
- Analgetische Opioide: Methadon, Buprenorphin, Alfentanil, Fentanyl, Oxycodon
- Immunsuppressiva: Everolimus, Sirolimus, Tacrolimus, Ciclosporin
- Statine: die gemeinsame Anwendung ist kontraindiziert aufgrund eines erhöhten Risikos von Skelettmuskel-Toxizität einschließlich Rhabdomyolyse
- Lovastatin, Simvastatin, Atorvastatin
- Acalabrutinib: die Serumkonzentration von Acalabrutinib kann durch Ketoconazol erhöht werden
- Trastuzumab-Emtansine
- Benzodiazepine: Alprazolam, Clonazepam, Flunitrazepam, Midazolam, Triazolam
- Aprepitant
- Alitretinoin: bei gemeinsamer Anwendung kann die Dosis auf 10 mg reduziert werden, auf mögliche unerwünschte Effekt sollte vermehrt geachtet werden [Ref.]
- Arzneimittel, die das QTc-Intervall verlängern:
- Antiarrhythmika: Kontraindiziert aufgrund Risikos schwerwiegender kardiovaskulärer Ereignisse
- Disopyramid
- Chinidin
- Dronedaron
- Antineoplastika: die gemeinsame Anwendung wird nicht empfohlen
- Sunitinib, Dasatinib, Lapatinib, Nilotinib, Erlotinib, Dabrafenib, Cabozantini, Crozitinib
- Domperidon
- Salmeterol
- Antikoagulanzien und Thrombozyten-Aggregationshemmer:
- Rivaroxaban, Dabigatran, Apixaban, Edoxaban: die AUC wird durch Ketoconazol erhöht, die gemeinsame Anwendung wird aufgrund des erhöhten Blutungsrisikos nicht empfohlen
- Digoxin: eine sorgfältige Überwachung der Digoxin-Plasmakonzentration wird empfohlen, da es zu einem Anstieg dieser kommen kann
- Antidiabetika: die AUC wird durch Ketoconazol erhöht, eine Überwachung und möglicherweise eine Dosisanpassung werden empfohlen
- Repaglinid, Saxagliptin, Tolbutamid
- Telithromycin, Clarithromycin: gemeinsame Anwendung wird nicht empfohlen, bei Patienten mit beeinträchtigter Nierenfunktion besteht ein hohes Risiko für eine QT-Intervallverlängerung und schwerwiegenden unerwünschten Leberreaktionen
- Ergotalkaloide (Dihydroergotamin, Ergometrin, Ergonovin, Ergotamin, Methylergometrin, Methylergonovin): die gemeinsame Anwendung ist kontraindiziert aufgrund des erhöhten Risikos eines Ergotismus und anderer schwerwiegender unerwünschter vasospastischer Ereignisse
Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.
NEBENNIERENHEMMSTOFFE
In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.
Referenzen
-
LABORATOIRE HRA PHARMA, Ketoconazole HRA : EPAR - Product information (EU/1/14/965/001), last updated: 07/06/2021 , www.ema.europa.eu
-
Uptodate: UpToDate®, Pediatric Drug information: Ketoconazole Topic 16004 Version 217.0, accessed 03/19
-
HRA Pharma Rare Diseases, SmPC KETOCONAZOLE HRA® 200 mg Tabletten (EU/1/14/965/001), 01/2021
Änderungsverzeichnis
- 07 Mai 2024 10:44: Überprüfung und Aktualisierung
Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)
Überdosierung