Isotretinoin

Wirkstoff
Isotretinoin
Handelsname
Aknenormin®, Isogalen®, Isotiorga
ATC-Code
D10BA01

Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Isotretinoin ist ein Stereoisomer von all-trans-Retinolsäure (Tretinoin). Der genaue Wirkmechanismus von Isotretinoin wurde noch nicht in allen Einzelheiten aufgeklärt. Es wurde festgestellt, dass die beobachtete Verbesserung des klinischen Bildes von schwerer Akne mit der Unterdrückung der Talgdrüsenproduktion und einer histologisch nachgewiesenen Reduktion der Größe der Talgdrüsen verbunden ist. Des Weiteren wurde ein dermal entzündungshemmender Effekt von Isotretinoin festgestellt.

Pharmakokinetik bei Kindern

Es sind keine spezifischen Informationen für Kinder vorhanden.

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Schwere Akne vulgaris
    • oral
      • ≥12 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Oral bei schweren Formen von Akne (wie noduläre Akne oder Acne conglobata oder Akne mit Gefahr einer dauerhaften Narbenbildung), die gegenüber angemessenen Standardbehandlungszyklen mit systemischen Antibiotika und lokaler Behandlung therapieresistent ist.

Kinder <12 Jahre:
Isotretinoin ist nicht zur Behandlung von präpubertärer Akne indiziert und wird nicht für Patienten unter 12 Jahren empfohlen.

Jugendliche ≥ 12 Jahre:
Die Isotretinoinbehandlung sollte mit einer Dosis von 0,5 mg/kg täglich begonnen werden. Das therapeutische Ansprechen auf Isotretinoin und einige der Nebenwirkungen sind dosisabhängig und unterscheiden sich von Patient zu Patient. Daher ist während der Behandlung eine individuelle Dosisanpassung erforderlich. Für die meisten Patienten liegt die Dosis in einem Bereich von 0,5 – 1,0 mg/kg pro Tag.
Langzeitremission und Rezidivraten hängen enger mit der gegebenen Gesamtdosis als mit der Dauer der Behandlung oder der Tagesdosis zusammen. Es wurde gezeigt, dass oberhalb einer kumulativen Behandlungsdosis von 120 – 150 mg/kg kein nennenswerter zusätzlicher Nutzen zu erwarten ist. Die Dauer der Behandlung hängt von der individuellen Tagesdosis ab. Normalerweise reicht eine Behandlungsdauer von 16 – 24 Wochen aus, um eine Remission zu erzielen.

[Ref.]

Präparate im Handel

Weichkapseln 10 mg, 20 mg

Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):

Präparat Darreichungsform Stärke (Isotretinoin)
Problematische Hilfsstoffe Anwendungshinweis Schulungsmaterial
Altersangabe
Aknenormin® Weichkapsel 10 mgT0, M0
20 mgT0, M0
Sojaöl
Sorbitol 
Einnahme mit Nahrung. Schwangerschaftsverhütungsprogramm:
Checkliste (Arzt)
Checkliste (Apotheker)
Patientenkarte
ab 12 Jahren
Isotiorga Weichkapsel 10 mgT0, M0
20 mgT0, M0
Sojaöl
Sorbitol 

T0: nicht teilbar, M0: nicht mörserbar

Die Fachinformationen wurden am 03.09.2025 aufgerufen.

Neben den aufgeführten Präparaten befinden sich diverse weitere Fertigarzneimittel im Handel.

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

Hinweis

Bitte Schwangerschaftsverhütungsprogramm beachten: siehe Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen


Dosierungsempfehlungen

Schwere Akne vulgaris
  • Oral
    • 12 Jahre bis 18 Jahre
      [1] [2]
      • Initialdosis: 0,5 mg/kg/Tag in 1 - 2 Dosen.
      • Erhaltungsdosis: Dosisanpassung je nach klinischem Ansprechen und Nebenwirkungen auf 0,5 - 1 mg/kg/Tag in 1 - 2 Dosen.
        • Bei Rezidiv (frühestens 8 Wochen nach Absetzen der Therapie): Eine weitere Behandlungsphase mit derselben Tagesdosis und der gleichen kumulativen Behandlungsdosis kann in Betracht gezogen werden.
        • Oberhalb einer kumulativen Behandlungsdosis von 120-150 mg/kg ist kein nennenswerter zusätzlicher Nutzen zu erwarten.

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

Bei Patienten mit schwerer Niereninsuffizienz ist die Behandlung mit einer niedrigeren Dosis zu beginnen (z.B. 10 mg/Tag). Die Dosis ist dann auf bis zu 1 mg/kg/Tag oder bis zur vom Patienten vertragenen Maximaldosis zu erhöhen.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

Arthralgie, Myalgie, Rückenschmerzen (insbesondere Jugendlichen) [SmPC Aknenormin]

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Sehr häufig (>10 %): Anämie, erhöhte Sedimentationsrate der roten Blutkörperchen, Thrombozytopenie, Thrombozytose, Blepharitis, Konjunktivitis, trockenes Auge, Augenreizung, erhöhte Transaminasen, Lippenentzündung, Dermatitis, trockene Haut, lokale Exfoliation, Juckreiz, erythematöser Hautausschlag, Verletzlichkeit der Haut (Gefahr von Hautschäden durch Reibung), Arthralgie, Myalgie, Rückenschmerzen, Erhöhung der Triglyceride im Blut, High-density-Lipoprotein vermindert

Häufig (1-10 %): Neutropenie, Kopfschmerzen, Nasenbluten, Nasentrockenheit, Nasopharyngitis, Erhöhung des Cholesterins im Blut, Blutglucose erhöht, Hämaturie, Proteinurie

Selten (0,01-0,1 %): allergische Hautreaktionen, anaphylaktische Reaktionen, Überempfindlichkeit, Depression, Verstärkung von Depressionen, Aggressivität, Angst, Stimmungsschwankungen, Alopezie

Sehr selten (<0,01 %): Infektionen (der Haut und Schleimhäute) durch grampositive Bakterien, Lymphadenopathie, Diabetes mellitus, Hyperurikämie, Suizide, Suizidversuche, Suizidgedanken, psychotische Störungen, Verhaltensauffälligkeiten, benigne intrakranielle Hypertension, Krämpfe, Schläfrigkeit, Verschwommensehen, Katarakt, Farbenblindheit (eingeschränktes Farbsehen), Kontaktlinsenunverträglichkeit, Hornhauttrübung, Nachtblindheit, Keratitis, Papillenödem (als Zeichen einer benignen intrakraniellen Hypertension), Photophobie, Verschlechterung des Hörens, Vaskulitis (z. B. Wegener-Granulomatose, allergische Vaskulitis), Bronchospasmus (insbesondere bei Patienten mit Asthma), Heiserkeit, Kolitis, Ileitis, Trockenheit des Rachenraums, gastrointestinale Blutungen, hämorrhagische Diarrhöe und entzündliche Darmerkrankung, Übelkeit, Pankreatitis, Hepatitis, Acne fulminans, Verschlimmerung (Aufflammen) der Akne, Erythem (im Gesicht), Exanthem, Haarveränderungen, Hirsutismus, Nageldystrophie, Nagelfalzentzündungen, Photosensibilitätsreaktion, pyogenes Granulom, Hyperpigmentierung der Haut, vermehrtes Schwitzen, Arthritis, Kalzinose (Kalzifizierung von Bändern und Sehnen), vorzeitiger Epiphysenschluss, Exostose (Hyperostose), verminderte Knochendichte, Tendinitis, Glomerulonephritis, Granulationsgewebe (vermehrte Bildung von), Unwohlsein, Blutkreatinphosphokinase erhöht

Häufigkeit nicht bekannt: Erythema exsudativum multiforme (EEM), Stevens-Johnson-Syndrom (SJS), toxisch epidermale Nekrolyse (TEN), Rhabdomyolyse, Sakroiliitis, Urethritis, sexuelle Dysfunktion einschließlich erektiler Dysfunktion und verminderter Libido, Gynäkomastie, vulvovaginale Trockenheit

Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

 

Kontraindikationen allgemein

  • schwangere und stillende Frauen
  • Bei Frauen im gebärfähigen Alter, sofern nicht alle Bedingungen des Schwangerschaftsverhütungsprogramms erfüllt sind.
  • Leberinsuffizienz
  • Patienten mit stark erhöhten Blutfettwerten
  • Hypervitaminose A
  • gleichzeitige Behandlung mit Tetrazyklinen

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

Schwangerschaftsverhütungsprogramm
Isotretinoin ist teratogen. Isotretinoin ist bei Frauen im gebärfähigen Alter kontraindiziert, es sei denn, dass alle folgenden Bedingungen des Schwangerschaftsverhütungsprogramms eingehalten werden:

  • Die Gebärfähigkeit muss bei allen weiblichen Patienten individuell beurteilt werden.
  • Die Patientin versteht das teratogene Risiko.
  • Die Patientin versteht die Notwendigkeit einer strengen monatlichen Überwachung.
  • Die Patientin versteht und akzeptiert die Notwendigkeit einer zuverlässigen, kontinuierlichen Empfängnisverhütung einen Monat vor der Behandlung, während der gesamten Behandlung und für einen Monat nach Behandlungsende. Es müssen mindestens eine sehr zuverlässige Methode zur Empfängnisverhütung (d.h. eine nutzerunabhängige Methode) oder zwei sich ergänzende nutzerabhängige Methoden zur Empfängnisverhütung angewendet werden.
  • Die individuelle Situation jeder Patientin soll bei der Wahl der Empfängnisverhütungsmethode beurteilt und die Patientin in die Diskussion einbezogen werden, um ihre Mitarbeit und die Einhaltung der gewählten Maßnahmen sicherzustellen.
  • Auch im Falle einer Amenorrhö muss die Patientin alle Anweisungen für eine zuverlässige Empfängnisverhütung befolgen.
  • Die Patientin ist über die möglichen Konsequenzen einer Schwangerschaft informiert und versteht diese. Sie ist sich darüber im Klaren, dass sie sich bei einem möglichen Risiko, dass eine Schwangerschaft eingetreten ist, oder bei einem Schwangerschaftsverdacht unverzüglich an ihren Arzt wenden muss.
  • Die Patientin versteht die Notwendigkeit und akzeptiert, regelmäßige Schwangerschaftstests vor und während der Behandlung, idealerweise monatlich, sowie einen Monat nach Therapieende durchführen zu lassen.
  • Die Patientin bestätigt, dass sie die Gefahren und die bei der Anwendung von Isotretinoin erforderlichen Vorsichtsmaßnahmen verstanden hat.
  • Diese Voraussetzungen gelten auch für Frauen, die gegenwärtig sexuell nicht aktiv sind, es sei denn, der verschreibende Arzt sieht zwingende Gründe dafür, dass keinerlei Risiko besteht, dass eine Schwangerschaft eintritt.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

Beachte: Rote-Hand-Brief vom 02.05.2024 (Orale Retinoide (Acitretin, Alitretinoin und lsotretinoin) -Erinnerung an die bestehenden Einschränkungen zur Verhinderung der Exposition während der Schwangerschaft)

  • Orale Retinoide sind stark teratogen und die Anwendung ist daher während der Schwangerschaft kontraindiziert. Auch bei Frauen im gebärfähigen Alter sind orale Retinoide kontraindiziert, es sei denn, es werden alle Bedingungen des Schwangerschaftsverhütungsprogramms (pregnancy prevention programme-PPP) eingehalten.
  • Jüngste Studien, die in einigen europäischen Ländern durchgeführt wurden, haben gezeigt, dass die Maßnahmen des PPP unzureichend eingehalten werden.
  • In Deutschland kommt es weiterhin zu Schwangerschaften bei Frauen, die orale Retinoide einnehmen. Zudem ist die Anzahl an Mädchen und Frauen im gebärfähigen Alter, die Isotretinoin einnehmen, zwischen 2004 und 2019 in Deutschland gestiegen.

Beachte: Rote-Hand-Brief vom 03.09.2019 (Retinoide (Acitretin, Adapalen, Alitretinoin, Bexaroten, lsotretinoin, Tazaroten und Tretinoin) -Aktualisierungen zu Teratogenität und neuropsychiatrischen Erkrankungen): Die oralen Retinoide Acitretin, Alitretinoin und lsotretinoin dürfen bei allen Frauen im gebärfähigen Alter nur unter Einhaltung des Schwangerschaftsverhütungsprogramms angewendet werden. [...] In seltenen Fällen wurde über Depressionen oder über durch Depressionen verstärkte Angststörungen und über Stimmungsschwankungen unter der Einnahme oraler Retinoide berichtet.

Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.

Wechselwirkungen

Interaktionspartner Grund  Handlungsempfehlung
Tetrazykline Additives Risiko für eine benigne intrakranielle Hypertension (Pseudotumor cerebri) Kombination ist kontraindiziert.
Vitamin A Gefahr einer Hypervitaminose A Kombination vermeiden.

AKNEMITTEL ZUR SYSTEMISCHEN ANWENDUNG

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Referenzen

  1. Pelpharma, SmPC Ciscutan 5 mg Kps. (1-29997), 03/2020
  2. Almirall Hermal GmbH, SmPC Aknenormin® Weichkapseln (55003.00.00), 01/2024
  3. Laboratoires Bailleul S. A., SmPC Isotiorga 10 mg/-20 mg Weichkapseln (7003560.00.00), 01/2025

Änderungsverzeichnis

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung