Spironolacton

Wirkstoff
Spironolacton
Handelsname
Aldactone®
ATC-Code
C03DA01

Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen

Überdosierung
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Spironolacton, ein Aldosteron-Antagonist, ist ein Kalium-sparendes Diuretikum. 

Pharmakokinetik bei Kindern

Es liegen keine speziellen Daten für Kinder vor.

Erwachsene
Der klinische Wirkungseintritt erfolgt bei kontinuierlicher Verabreichung schrittweise mit einem Wirkungsmaximum nach 2 – 3 Tagen oder später; ggf. kann der maximale diuretische Effekt auch erst nach 2 Wochen auftreten.

 

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Flüssigkeitsretention und Ödeme*
    • oral
      • Frühgeborene bis <2 Jahre: off-label
      • ≥2 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen
  • Aszites*
    • oral
      • ≥1 Monat bis <2 Jahre: off-label
      • ≥2 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen

*bei Erkrankungen, die mit einem sekundären Hyperaldosteronismus einhergehen.

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Oral zur Behandlung 

  • eines primären Hyperaldosteronismus, sofern keine Operation angezeigt ist
  • von Ödemen und/oder Aszites bei Erkrankungen, die mit einem sekundären Hyperaldosteronismus einhergehen

Kinder:

  • Initialdosis: 3 mg/kg Körpergewicht täglich über 5 Tage
  • Bei Bedarf kann die Dosis bis 9 mg Spironolacton/kg Körpergewicht täglich bis zum Eintritt der klinischen Wirkung gesteigert werden.
  • Bei Weiterbehandlung sollte die Dosis unter Erhalt der Wirkung soweit wie möglich gesenkt werden.
  • Kinder sollten Spironolacton nicht länger als 30 Tage verabreicht bekommen.

[Ref.]

Präparate im Handel

Tabletten 50 mg, 100 mg
überzogene Tabletten 25 mg, 50 mg, 100 mg
Filmtabletten 25 mg, 50 mg, 100 mg
Hartkapseln 100 mg

Spironolacton ist auch als Kombinationspräparat mit Furosemid (ATC-Code: C03EB01, z.B. Osyrol® – Lasix®, Spiro-D-Tabline®) oder mit Hydrochlorothiazid (ATC-Code: C03EA01, z.B. Spironothiazid®) verfügbar.

Es gibt eine NRF-Rezepturvorschrift (26.5) zur Herstellung einer Spironolacton-Suspension.

Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):

Präparat Darreichungsform Stärke (Spironolacton) Applikationsweg Natriumgehalt Problematische Hilfsstoffe Anwendungshinweis Altersangabe
Aldactone® Überzogene Tabletten 25 mgT0,M0
50 mgT0,M0
oral k.A. Lactose
Sucrose
Einnahme unzerkaut mit ausreichend Flüssigkeit ab 6 Jahren und ≥17 kgKG
ab 6 Jahren und ≥25 kgKG
Spironolacton HEXAL® Tabletten 50 mgT2,M,S,So
100 mgT2,M,So
oral natriumfrei - Kinder
Spironolacton-ratiopharm® Tabletten 50 mgT2,M,S
100 mgT4,M,S
oral natriumfrei Lactose Kinder ≥25 kgKG
Aldactone® Hartkapseln 100 mg oral k.A. Lactose Erwachsene


T4: teilbar in vier gleiche Dosen, T2: teilbar in zwei gleiche Dosen, T0: nicht teilbar, M: mörserbar, M0: nicht mörserbar, S: suspendierbar, So: sondengängig, k.A.: keine Angabe, „natriumfrei“: weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro Einheit

Die Fachinformationen wurden am 23.06.2024 aufgerufen.

Neben den aufgeführten Präparaten befinden sich diverse weitere Fertigarzneimittel im Handel.

Rezepturhinweise

Es gibt eine NRF-Rezepturvorschrift: 

  • Spironolacton-Suspension 5 mg/mL (26.5) (Bezugsgröße: Spironolacton) 

Weitere Rezepturformeln sind:

  • Spironolacton-Suspension 10 mg/mL (Bezugsgröße: Spironolacton) 

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

Dosierungsempfehlungen

Flüssigkeitsretention und Ödeme
  • Oral
    • Frühgeborene Gestationsalter < 37 Wochen
      [3] [4] [16]
      • 1 - 2 mg/kg/Tag in 2 Dosen.
      • Studien wurden nur an Frühgeborenen mit einem postnatalen Alter von >1 Monat durchgeführt.

        off-label

    • Neugeborene
      [3] [4] [16]
      • 1 - 2 mg/kg/Tag in 2 Dosen.
      • off-label

    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [2] [3]
      • 1 - 3 mg/kg/Tag in 2 Dosen. Max: 200 mg/Tag.
      • <2 Jahre: off-label

Aszites
  • Oral
    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [17] [18] [19] [20]
      • Initialdosis: 1 - 3 mg/kg/Tag in 2 Dosen.
      • Erhaltungsdosis:  Dosis alle 3-5 Tage erhöhen bis zu einem Maximum von 6 mg/kg/Tag in 2 Dosen. Max: 400 mg/Tag.
      • Es gibt wenig wissenschaftliche Evidenz für die Verwendung von Spironolacton bei Aszites.

        <2 Jahre: off-label

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

Anpassung bei Nierenfunktionsstörung wie angegeben:

GFR 50-80 ml/min/1.73 m2
Dosisanpassung nicht erforderlich.
GFR 30-50 ml/min/1.73 m2
Regelmäßige Kontrolle der Nierenfunktion und des Kaliumlevels. Erste Kontrolle eine Woche nach Behandlungsbeginn.
GFR 10-30 ml/min/1.73 m2
Regelmäßige Kontrolle der Nierenfunktion und des Kaliumlevels. Erste Kontrolle eine Woche nach Behandlungsbeginn.
GFR < 10 ml/min/1.73 m2
Eine generelle Empfehlung kann nicht gegeben werden.
Klinische Konsequenzen

Eine Hyperkaliämie kann bei Kindern mit Nierenfunktionsstörungen auftreten. Dieses Risiko kann durch kaliumsparende Diuretika wie Spironolacton erhöht werden. Es wurden keine Studien durchgeführt, die Spironolacton bei Patienten mit Nierenfunktionsstörung ohne Durchführung einer Hämodialyse untersucht haben.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

Hyperkaliämie, Gynäkomastie

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Häufig (1-10 %): lebensbedrohliche Hyperkaliämien bis zum Auftreten von Muskellähmungserscheinungen (hyperkaliämische Paralysen) und Herzrhythmusstörungen (insbesondere bei eingeschränkter Nierenfunktion), Hyperurikämie, reversible Gynäkomastie (bei Männern), gesteigerte Berührungsempfindlichkeit der Brustwarzen und Brustspannung (bei Männern und Frauen)

Gelegentlich (0,1-1 %): Thrombozytopenie durch Spironolacton induzierte Antikörper, allergische Reaktionen (als Haut- und Schleimhautreaktionen), reversibler Anstieg stickstoffhaltiger harnpflichtiger Substanzen (Harnstoff, Kreatinin), Kopfschmerzen, Schläfrigkeit, Verwirrtheitszustände, Ataxie, Schwäche, Schwindel, Mundtrockenheit, Magen-Darm-Beschwerden (z. B. Oberbauchbeschwerden, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, gastrointestinale Krämpfe), Blutungen der Magenschleimhaut und gastrointestinale Ulcera (auch mit Blutungen), Hautrötung, Juckreiz, Hautausschlag, Urtikaria, Muskelkrämpfe (Wadenkrämpfe), Potenzstörungen

Selten (0,01-0,1 %): Eosinophilie bei Patienten mit Leberzirrhose, Agranulozytose, Vertiefung der Stimmlage (bei Frauen), Erhöhung der Stimmlage (bei Männern), Heiserkeit, Mastodynie, Zwischenblutungen, Amenorrhoe

Sehr selten (<0,01 %): krankhafte Veränderungen der Leber (Hepatotoxizität) mit Ansteigen der Leberenzyme und histologisch nachgewiesener Hepatitis, Erythema anulare sowie Lichen-ruber-planus-ähnliche Hautveränderungen, Haarausfall bis zur Alopezie, Osteomalazie

Häufigkeit nicht bekannt: Störungen im Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt (Hyponatriämie, Hypomagnesiämie, Hyperchlorämie, Hyperkalzämie), Hypovolämie, Hyponatriämie (insbesondere nach ausgiebiger Wasserzufuhr), Appetitlosigkeit, Mundtrockenheit, Durst, Erbrechen, Kopfschmerzen bzw. Kopfdruck, Schwächegefühl, Schwindel, Schläfrigkeit, Müdigkeit, Sehstörungen, Apathie, Verwirrtheitszuständen, allgemeiner Muskelschwäche, Muskelkrämpfen (Wadenkrämpfen) sowie Herzrhythmusstörungen und Kreislaufstörungen, Lethargie, Verwirrtheitszustände, Störungen im Säure-Basen-Haushalt, hyperchlorämische metabolische Azidose, orthostatischen Regulationsstörungen, zu Blutdruckabfall bis zum Kreislaufkollaps, Dehydratation bei exzessiver Diurese, Hämokonzentration (erhöhte Neigung zu Thrombosen und Embolien möglich), Pemphigoid, schwere Hautreaktionen wie Stevens-Johnson Syndrom (SJS), toxische epidermale Nekrolyse (TEN) oder DRESS-Syndrom (Drug Reaction with Eosinophilia and Systemic Symptoms), Lupus erythematodes-artiges Syndrom, Anstieg der Serumkonzentrationen von Kreatinin und Harnstoff, Niereninsuffizienz, Menstruationsstörungen, Hirsutismus

Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen bei Kindern

Leichte bis schwere Niereninsuffizienz

Kontraindikationen allgemein

  • Anurie
  • akutes Nierenversagen
  • schwere Niereninsuffizienz mit Oligurie oder Anurie (Kreatinin-Clearance unter 30 ml/min pro 1,73 m2 Körperoberfläche und/oder Serum-Kreatinin über 1,8 mg/dl)
  • Hyperkaliämie
  • Hyponatriämie
  • Schwangerschaft
  • Stillzeit

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.

 

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

Kinder und Patienten mit leichter Nierenfunktionsstörung haben ein erhöhtes Risiko, eine Hyperkaliämie zu entwickeln. Gefahr von Rhythmusstörungen bei gleichzeitiger Verwendung von Digoxin oder Corticosteroiden. Bei erhöhtem Kaliumwert mit Hydrochlorthiazid kombinieren.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.

Wechselwirkungen

Interaktionspartner Grund Handlungsempfehlung
Wirkstoffe, die zu einem Anstieg des Serum-Kalium-Spiegels führen können, z.B. kaliumhaltige Präparate (z.B. Kaliumchlorid), ACE-Hemmer (z.B. Captopril, Enalapril), kaliumsparende Arzneimittel (z.B. Triamteren, Amilorid), nicht-steroidale Antiphlogistika (z.B. Acetylsalicylsäure, Indometacin), Trimethoprim/Sulfamethoxazol (Cotrimoxazol) Anstieg des Serum-Kalium-Spiegels bis hin zu schweren, unter Umständen lebensbedrohlichen Hyperkaliämien und Herzrhythmusstörungen möglich. Kombination vermeiden. Sofern die Kombination angezeigt ist, soll sie mit Vorsicht und unter häufiger Überprüfung des Serum-Kaliums erfolgen.
Mitotan Verminderte Wirksamkeit von Mitotan möglich. Kombination vermeiden.
Clozapin Erhöhung des Risikos und/oder der Schwere von Granulozytopenien/Agranulozytosen. Kombination vermeiden. Ist die Kombination unumgänglich, muss das Blutbild besonders engmaschig überwacht werden.
Lithium Verstärkte Lithium-Toxizität möglich. Die gleichzeitige Behandlung mit Lithium und Spironolacton ist zu vermeiden, wenn die Lithium-Serumkonzentrationen nicht sehr engmaschig überwacht werden können. Die Lithium-Dosierung muss nach Bedarf angepasst werden.
Digoxin Verstärkte Wirkungen von Digoxin möglich. Sorgfältig auf Überdosierungssymptome beobachten bzw. die Digoxin-Plasmakonzentrationen kontrollieren und bei Bedarf die Dosierung von Digoxin anpassen.
nicht-steroidale Antiphlogistika (z.B. Acetylsalicylsäure, Indometacin) Die diuretische Wirkung von Spironolacton kann bei Dauerbehandlung mit nicht-steroidalen Antiphlogistika abgeschwächt sein. Bei Patienten, die unter der Therapie mit Spironolacton eine Hypovolämie oder eine Dehydratation entwickeln, kann die gleichzeitige Gabe ein akutes Nierenversagen auslösen. Vor einer gleichzeitigen Dauerbehandlung mit nicht-steroidalen Antiphlogistika und kaliumsparenden Diuretika soll die Nierenfunktion untersucht und ein ausgeglichener Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt sicher gestellt werden. Die Kalium-Serumkonzentration, die Nierenfunktion und der Blutdruck sollen überwacht werden.
Bei gelegentlicher Einnahme von Analgetika sowie bei antiaggregatorisch wirkenden ASS-Dosen bei Patienten ohne Risikofaktoren ist keine Wechselwirkung zu befürchten.


Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.

KALIUM SPARENDE MITTEL

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Referenzen

  1. Rademaker C.M.A. et al, Geneesmiddelen-Formularium voor Kinderen [Arzneimittel-Formularium für Kinder], 2007
  2. Accord Healthcare Limited, SmPC Spironolacton (RVG 24025) , 02-12-2015
  3. Brand, PLP et al, Werkboek Kinderlongziekten [Arbeitsbuch Kinderlungenkrankheiten], VU-Verlag, 2001
  4. Werkgroep Neonatale Farmacologie NVK sectie Neonatologie, Expert opinie, 28 maart 2018
  5. ratiopharm GmbH, SmPC Spironolacton 50mg/100mg Tabletten (2351.01.00/763.00.00), 01/2023
  6. Hexal AG, SmPC Spironolacton 50mg/100mg Tabletten (49180.00.00/49180.01.00), 02/2022
  7. Esteve Pharmaceuticals GmbH, SmPC Aldactone 100mg Hartkapseln (6618622.00.01), 02/2022
  8. Esteve Pharmaceuticals GmbH, SmPC Aldactone 25mg überzogene Tabletten (6618622.00.00), 02/2022
  9. Esteve Pharmaceuticals GmbH, SmPC Aldactone 50mg überzogene Tabletten (6618622.01.00), 02/2022
  10. MMI, Online GL. Spironolacton AAA-Pharma® 50 mg Tabletten, Accessed June 18, 2018.
  11. MMI, Online GL. Spironolacton AAA-Pharma® 100 mg Tabletten, Accessed June 18, 2018.
  12. MMI, Online GL. Spironolacton HEXAL® 100 mg, Tabletten, Accessed June 18, 2018.
  13. MMI, Online GL. Spironolacton HEXAL® 50 mg, Tabletten, Accessed June 18, 2018.
  14. MMI, Online GL. Spironolacton-ratiopharm® 50 mg Tabletten, Accessed June 18, 2018.
  15. MMI, Online GL. Spironolacton-ratiopharm® 100 mg Tabletten, Accessed June 18, 2018.
  16. Werkgroep Neonatale Farmacologie NVK sectie Neonatologie [Arbeitsgruppe Neugeborenenpharmakologie NVK-Sektion Neonatologie], Expert opinion [Expertenmeinung], 03/2018
  17. Yachha, S. K., et al, Ascites in childhood liver disease., Indian J Pediatr, 2006, 73(9), 819-24
  18. Squires, R. H. , End-stage Liver Disease in Children, Curr Treat Options Gastroenterol, 2001, 4(5), 409-21
  19. Sabri, M., et al. , Pathophysiology and management of pediatric ascites., Curr Gastroenterol Rep, 20013, 5(3), 240-6
  20. Kramer, R. E., et al., Large-volume paracentesis in the management of ascites in children., J Pediatr Gastroenterol Nutr, 2001, 33(3), 245-9

Änderungsverzeichnis

  • 18 Januar 2021 18:52: Aktualisierung
  • 09 November 2020 17:45: Neue Indikation: Ascites
  • 11 Februar 2020 11:07: Es wurde ein neuer Warnhinweis hinzugefügt, dass Kinder, insbesondere Kinder mit Nierenfunktionsstörungen, unter erhöhtem Risiko stehen eine Hyperkaliämie zu erleiden.

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung

  • Symptome:
    • Das klinische Bild bei akuter oder chronischer Überdosierung ist vom Ausmaß des Wasser- und Elektrolytverlustes abhängig.
    • Überdosierung kann zu Hypotonie, orthostatischen Regulationsstörungen und Elektrolytstörungen (Hyper- oder Hypokaliämie, Hyponatriämie) führen.
    • Ausgeprägte Flüssigkeits- und Natriumverluste können infolge Dehydratation und Hypovolämie zu Somnolenz und Verwirrtheitszuständen, Herzrhythmusstörungen, zum Kreislaufkollaps, zur Hämokonzentration mit Thromboseneigung und zu einem akuten Nierenversagen führen. Bei raschen Wasser- und Elektrolytverlusten können delirante Zustandsbilder auftreten.
    • Eine Hyperkaliämie kann zu Herzrhythmusstörungen (z. B. AV-Block, Vorhofflimmern, Kammerflimmern), Herzstillstand, EKG-Veränderungen (hohe zeltförmige T-Zacken und zunehmende Verbreiterung des QRS-Komplexes), Blutdruckabfall mit peripherem Kreislaufkollaps und zu neurologischen Störungen (schlaffe Lähmungen, Apathie, Verwirrtheitszustände) führen.
  • Therapie:
    • Bei Überdosierung oder Anzeichen einer Hypovolämie (Hypotonie, orthostatische Regulationsstörungen) muss die Behandlung mit Spironolacton umgehend abgesetzt werden.
    • Bei nur kurze Zeit zurückliegender Einnahme kann durch Maßnahmen der primären Giftelimination (induziertes Erbrechen, Magenspülung) oder resorptionsmindernde Maßnahmen (medizinische Kohle) versucht werden, die systemische Aufnahme von Spironolacton zu vermindern.
    • In schweren Fällen müssen unter intensivmedizinischen Bedingungen die vitalen Parameter überwacht sowie wiederholt Kontrollen des Wasser-, Elektrolyt- und Säure-Basen-Haushalts und der harnpflichtigen Substanzen durchgeführt und Abweichungen gegebenenfalls korrigiert werden.
    • bei Hypovolämie und Hyponatriämie: Natrium- und Volumensubstitution
    • bei Kreislaufkollaps: Schocklagerung, falls nötig Schocktherapie
    • bei Hypokaliämie: Kaliumsubstitution
    • bei Hyperkaliämie: Bedrohliche Hyperkaliämien müssen unverzüglich einer Intensivbehandlung zugeführt werden
    • Normalisierung des Verhältnisses zwischen intra- und extrazellulärer Kaliumkonzentration: Natriumhydrogencarbonat erhöht über einen direkten Mechanismus die Kaliumaufnahme der Zelle: Infusion von 50 – 100 ml einer 1 molaren (8,4%igen) Natriumhydrogencarbonatlösung i.v. (Wirkungseintritt: nach wenigen Minuten; Wirkungsdauer: mehrere Stunden).
    • Der Kaliumeinstrom in die Zelle wird besonders durch Glukose gefördert: z.B.: 200 ml einer 25%igen (1,4 mol/l) Glukoselösung und 25 I.E. Altinsulin (1 I. E. Altinsulin pro 2 g Glukose) i.v. innerhalb von 30 – 60 Minuten infundieren (Wirkungsdauer: mehrere Stunden).
    • Elimination eines ggf. vorhandenen Kaliumüberschusses: Nach den oben erwähnten Notfallmaßnahmen sollte überschüssiges Kalium durch längerfristig wirkende Maßnahmen aus dem Körper eliminiert werden.
    • Lässt sich die renale Ausscheidung nicht steigern (z.B. durch Injektion von Furosemid), sind extrarenale Eliminationswege zu wählen. Hier ist die orale Gabe von Kationen-Austauschharzen (z.B. Resonium A oder Kalzium-Resonium) zu empfehlen: 1 g der Harze bindet ca. 1 mmol Kalium im Darmlumen. Das gebundene Kalium wird mit den Fäzes ausgeschieden.
    • Lässt sich mit den o.g. Maßnahmen keine Normalisierung der extrazellulären Kaliumkonzentration erreichen, ist eine Peritoneal- oder Hämodialyse unumgänglich.
    • Ein spezifisches Antidot gegen Spironolacton ist nicht bekannt.

[Ref.]