Epoetin alpha (Erythropoetin)

Wirkstoff
Epoetin alpha (Erythropoetin)
Handelsname
Abseamed®, Binocrit®, Erypo®, Eprex®
ATC-Code
B03XA01

Epoetin alpha (Erythropoetin)


Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Erythropoetin (EPO) ist ein Glykoproteinhormon, das hauptsächlich durch die Nieren als Reaktion auf eine Hypoxie (Sauerstoffmangel) gebildet wird. Es ist der Hauptregulator der Erythrozytenbildung. Rekombinantes humanes EPO (Epoetin alfa), das in Ovarialzellen des chinesischen Hamsters exprimiert wird, hat eine Aminosäuresequenz mit 165 Aminosäuren, die mit der des humanen, aus dem Urin isolierten EPO identisch ist.

Pharmakokinetik bei Kindern

Das pharmakokinetische Profil von Epoetin alfa scheint bei Kindern und Jugendlichen mit dem von Erwachsenen vergleichbar zu sein. Bei Kindern mit chronischer Niereninsuffizienz nach intravenöser Verabreichung mehrerer Dosen Epoetin alfa wurde eine Halbwertszeit von ca. 6,2 bis 8,7 h verzeichnet.

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Anämie durch chronische Niereninsuffizienz bei Hämodialysepatienten
    • intravenös
      • ≥1 Jahr bis <18 Jahre: zugelassen

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Intravenös zur Behandlung der symptomatischen Anämie bei chronischer Niereninsuffizienz bei Erwachsenen sowie Kindern und Jugendlichen im Alter von 1 bis 18 Jahren unter Hämodialysebehandlung

Kinder und Jugendliche im Alter von 1 bis 18 Jahren:

Korrekturphase:
Die Anfangsdosis beträgt dreimal wöchentlich 50 I.E./kg KG. Bei Bedarf ist die Dosis um 25 I.E./kg KG
(dreimal pro Woche) zu reduzieren oder anzuheben, bis der gewünschte Zielbereich der Hämoglobinkonzentration zwischen 9,5 g/dl und 11 g/dl (5,9 bis 6,8 mmol/l) erreicht wird (dies sollte in mindestens 4-wöchentlichen Abständen erfolgen).

Erhaltungsphase:
Es sollte eine geeignete Anpassung der Dosis vorgenommen werden, um die Hämoglobinwerte im
gewünschten Bereich zwischen 9,5 g/dl und 11 g/dl (5,9 bis 6,8 mmol/l) zu halten. Im Allgemeinen benötigen Kinder unter 30 kg Körpergewicht höhere Erhaltungsdosen als Kinder über 30 kg und Erwachsene.
Kinder und Jugendliche mit anfänglich sehr niedrigem Hämoglobin-Wert (< 6,8 g/dl oder < 4,25 mmol/l) benötigen möglicherweise höhere Erhaltungsdosen als Patienten mit initial höherem Hämoglobin-Wert (> 6,8 g/dl oder > 4,25 mmol/l).

[Ref.]

Präparate im Handel

Injektionslösung 2 000 I.E./ml, 10 000 I.E./ml, 40 000 I.E./ml 

Parenterale Anwendung

Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):

Präparat Darreichungsform Stärke als Epoetin alfa
Applikationsweg Natriumgehalt Problematische Hilfsstoffe
Abseamed® Injektionslösung 1 000 I.E./0,5 ml
2 000 I.E./1 ml
3 000 I.E./0,3 ml
4 000 I.E./0,4 ml
5 000 I.E./0,5 ml
6 000 I.E./0,6 ml
8 000 I.E./0,8 ml
10 000 I.E./1 ml
bei Kindern vorzugsweise intravenös weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro Dosiereinheit, d.h. nahezu „natriumfrei“ Polysorbat 80
Epoetin alfa HEXAL® Injektionslösung 1 000 I.E./0,5 ml
2 000 I.E./1 ml
3 000 I.E./0,3 ml
4 000 I.E./0,4 ml
5 000 I.E./0,5 ml
6 000 I.E./0,6 ml
8 000 I.E./0,8 ml
10 000 I.E./1 ml
20 000 I.E./0,5 ml
30 000 I.E./0,75 ml
40 000 I.E./1 ml
bei Kindern vorzugsweise intravenös weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro Dosiereinheit, d.h. nahezu „natriumfrei“ Polysorbat 80
Binocrit® Injektionslösung 1 000 I.E./0,5 ml
2 000 I.E./1 ml
3 000 I.E./0,3 ml
4 000 I.E./0,4 ml
5 000 I.E./0,5 ml
6 000 I.E./0,6 ml
8 000 I.E./0,8 ml
10 000 I.E./1 ml
bei Kindern vorzugsweise intravenös weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro Dosiereinheit, d.h. nahezu „natriumfrei“ Polysorbat 80


Die Fachinformationen wurden am 28.06.2021 aufgerufen.
Neben den aufgeführten Präparaten befinden sich diverse Generika im Handel.

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

Dosierungsempfehlungen

Anämie durch chronische Niereninsuffizienz bei Hämodialysepatienten
  • Intravenös
    • ≥ 1 Jahr
      [1] [2] [3]
      • Initialdosis: 50 IE/kg/Dosis 3 x wöchentlich.  Erhaltungsdosis: Die Dosis in Schritten von 25 IE/kg erhöhen oder senken, bis die gewünschte Hämoglobinkonzentration erreicht ist (zwischen 11 g/dl und 12 g/dl).
      • Meist benötigen Kinder mit einem Körpergewicht unter 30 kg eine höhere Erhaltungsdosis als Kinder über 30 kg und Erwachsene.

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

GFR ≥10 ml/min/1.73m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.

GFR <10 ml/min/1.73m2: Eine allgemeine Empfehlung zur Dosisanpassung kann nicht gegeben werden.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Kopfschmerzen, Hypertonie, venöse und arterielle Thrombosen, Husten, Diarrhoe, Übelkeit, Erbrechen, Ausschlag, Arthralgie, Knochenschmerzen, Myalgie, Schmerzen in den Extremitäten, Fieber, Schüttelfrost, grippeähnliche Symptome, Reaktionen an der Injektionsstelle, periphere Ödeme, Hyperkaliämie, Überempfindlichkeit, Krampfanfälle, Kongestion der Atemwege, Urtikaria

Die vollständige Auflistung aller unerwünschten Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen allgemein

  • Patienten, die auf Grund einer Behandlung mit Erythropoetinen eine reine Erythrozytenaplasie (Erythroblastopenie) / Pure Red Cell Aplasie (PRCA) entwickeln, dürfen keine Erythropoetine erhalten
  • Unkontrollierter Bluthochdruck
  • Alle Gegenanzeigen, die bei einem autologen Blutspendeprogramm beachtet werden müssen, sind bei Patienten, die Epoetin alfa erhalten, ebenfalls zu berücksichtigen
  • Chirurgische Patienten, bei denen keine adäquate Thromboseprophylaxe durchgeführt werden kann

Die vollständige Auflistung aller Gegenanzeigen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

Eine engmaschige Überwachung des Blutdrucks wird empfohlen. Vorsicht bei unzureichend behandeltem oder schlecht einstellbarem Blutdruck. Ist der Blutdruck trotz Anpassung der antihypertensiven Therapie nicht kontrollierbar, ist die Erythropoetin Behandlung zu beenden. Hypertensive Krisen mit Enzephalopathie und Krampfanfällen sind auch bei Patienten mit zuvor normalem oder niedrigem Blutdruck aufgetreten. Besondere Aufmerksamkeit sollte plötzlich auftretenden, stechenden, migräneartigen Kopfschmerzen als möglichem Warnsignal gegeben werden.

Vorsicht bei Patienten mit Epilepsie, Krampfanfällen in der Anamnese oder Erkrankungen, die mit einer Prädisposition für Anfallsaktivität verbunden sind (ZNS-Infektionen und Hirnmetastasen).

Vorsicht bei Patienten mit chronischer Leberinsuffizienz.

Unter Erythropoetin-Behandlung wurde eine erhöhte Inzidenz thrombotischer vaskulärer Ereignisse (venöse und arterielle Thrombosen, Embolien, zerebrovaskuläre Ereignisse) beobachtet. Vorsicht bei Risikopatienten (Anamnese, Tumor, Adipositas).

Ein leichter dosisabhängiger Anstieg der Thrombozytenzahl ist möglich. Dieser ist bei fortgesetzter Behandlung rückläufig. Zusätzlich wurde auch eine Thrombozytämie über dem Normbereich beschrieben. Es wird empfohlen die Thrombozytenzahl während der ersten 8 Wochen der Behandlung regelmäßig zu überwachen.

Alle anderen Ursachen einer Anämie sollten vor Behandlungsbeginn und vor Dosiserhöhung berücksichtigt und behandelt werden.

Um ein optimales Ansprechen auf Epoetin-alfa zu erzielen müssen ausreichend gefüllt Eisenspeicher vorhanden sein. Bei Bedarf Eisensubstitution: bei chronischer Niereninsuffizienz bei Kindern und Jugendlichen 100 bis 200 mg Fe2+/Tag oral (solange Serumferritinspiegel unter 100 ng/ml)

Vorsicht bei Patienten mit Porphyrie. Sehr selten hat sich die Entwicklung oder die Verschlechterung einer Porphyrie gezeigt.

Schwere arzneimittelinduzierte Hautreaktionen, einschließlich Stevens-Johnson-Snydrom (SJS) und toxische epidermale Nekrolyse (TEN), die lebensbedrohlich oder tödlich sein können, sind aufgetreten. Wenn ein Patient aufgrund der Anwendung von Epoetin-alfa eine schwere Hautreaktion, wie SJS oder TEN, entwickelt, darf bei dem Patienten die Behandlung mit Epoetin-alfa zu keinem Zeitpunkt erneut begonnen werden.

Eine reine Erythrozytenaplasie, verursacht durch Antikörper, kann nach monate- bis jahrelanger Epoetin Behandlung auftreten. Eine paradoxe Abnahme des Hämoglobinwerts und die Entwicklung einer schweren Anämie in Verbindung mit niedrigen Retikulozytenzahlen sollen Anlass zum Absetzen der Behandlung mit Epoetin alfa und zur Durchführung einer Untersuchung auf Anti-Erythropoetin-Antikörper sein. Zur Diagnose von Pure Red Cell Aplasia (PRCA) soll auch eine Knochenmark-Untersuchung in Betracht gezogen werden. Kreuzreaktionen mit anderen Erythropoese-stimulierenden Wirkstoffen möglich!

Bei Patienten mit chronischem Nierenversagen soll der Hämoglobinanstieg ungefähr 1 g/dl (0,62 mmol/l) pro Monat betragen und soll 2 g/dl (1,25 mmol/l) pro Monat nicht überschreiten, um das Risiko einer Zunahme des Bluthochdrucks zu minimieren. Dosissteigerungen sollten bei diesen Patienten mit Vorsicht erfolgen, da stark steigende Epoetin Dosen mit einem erhöhten Risiko für Mortalität, schwerwiegende kardiovaskuläre und zerebrovaskuläre Ereignissen verbunden sein können.

Der Hämoglobin-Zielwert soll bei Patienten mit chronischem Nierenversagen nicht dauerhaft über der Obergrenze liegen, da sich in klinischen Prüfungen ein erhöhtes Risiko für Tod und schwerwiegende kardiovaskuläre Ereignisse gezeigt hat. Es konnte kein signifikanter, auf die Anwendung von Epoetinen zurückführbarer Nutzen gezeigt werden, wenn der Hämoglobinwert über jenem Wert lag, der zur Kontrolle der Symptome der Anämie und zur Vermeidung von Bluttransfusionen erforderlich war.

Shunt-Thrombosen wurden bei Hämodialysepatienten beobachtet, vor allem bei Patienten mit Neigung zu Hypotonie oder mit Komplikationen an den arteriovenösen Fisteln (z.B. Stenosen, Aneurysmen, etc.). Eine frühzeitige Shuntrevision und Thromboseprophylaxe durch Gabe von z.B. Acetylsalicylsäure wird bei diesen Patienten empfohlen.

In Einzelfällen wurde über Hyperkaliämie berichtet, obwohl die Kausalität nicht feststeht. Überwachung der Serumelektrolyte bei Patienten mit chronischem Nierenversagen und Erwägung einer Pausierung der Epoetin-Therapie bis zur Normalisierung der Werte.

Aufgrund des Anstiegs des Hämatokrit im Rahmen der Epoetin-Behandlung ist häufig eine Erhöhung der Heparin-Dosis während der Dialyse notwendig.

Erythropoetin-Rezeptoren können auf der Oberfläche von verschiedenen Tumorzellen exprimiert sein. Es ist zu bedenken, dass Epoetine das Wachstum von Tumoren stimulieren könnten.

Die vollständige Auflistung aller Warnhinweise ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Wechselwirkungen

Es sind derzeit keine relevanten Wechselwirkungen bekannt.

ANDERE ANTIANÄMIKA

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Andere Antianämika

Darbepoetin

Aranesp®
B03XA02
B03XA01

Epoetin zeta (Erythropoetin)

Retacrit®, Silapo®
B03XA01
B03XA03

Referenzen

  1. Medice Arzneimittel Pütter GmbH & Co KG, SmPC Abseamed (EU/1/07/412/001-055) 28-09-2015
  2. Janssen-Cilag B.V., SmPC Eprex (RVG 18479) 25-04-2016
  3. Kidney Disease: Improving Global Outcomes (KDIGO), Clinical practice guidelines: Anemia in CKD, 2012, 2 (4)
  4. Medice Arzneimittel Pütter GmbH & Co, SmPC Abseamed®, Injektionslösung in einer Fertigspritze (EU/1/07/412/001), 09/2019
  5. Hexal AG, SmPC Epoetin alfa HEXAL®, Injektionslösung in einer Fertigspritze (EU/1/07/411/001), 09/2019
  6. Sandoz GmbH, SmPC Binocrit®, Injektionslösung in einer Fertigspritze (EU/1/07/410/001), 09/2019

Änderungsverzeichnis

  • 12 Juli 2021 13:41: Neue Monographie

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung