Pharmakodynamik
Ribavirin ist ein synthetisch hergestelltes Nukleosid-Analogon mit in-vitro-Aktivität gegenüber einigen RNA- und DNA-Viren.
Pharmakokinetik bei Kindern
Es liegen keine speziellen Daten für Kinder vor.
Zulassung der Dosierungsempfehlungen
- Chronische Hepatitis C
- oral
- ≥3 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen*
*Bei Patienten, die nicht vorbehandelt sind und keine Leberdekompensation zeigen.
Auszug aus Fachinformation
Auszug aus Fachinformation
Textauszug aus Fachinformation
Oral in Kombination mit anderen Arzneimitteln bestimmt zur Behandlung der chronischen Hepatitis C (CHC) bei Kindern und Jugendlichen (Kinder ab dem Alter von 3 Jahren und Jugendliche), die nicht vorbehandelt sind und keine Leberdekompensation zeigen
- In den in dieser Population durchgeführten klinischen Studien wurde Rebetol in einer Dosierung von 15 mg/kg/Tag gegeben.
- Dosierung für Kinder und Jugendliche zur Anwendung in Kombination mit Interferon alfa-2b oder Peginterferon alfa-2b:
Gewicht |
morgens |
abends |
Tagesdosis |
10 – 12 kg |
80 mg |
80 mg |
160 mg |
13 – 14 kg |
120 mg |
80 mg |
200 mg |
15 – 17 kg |
120 mg |
120 mg |
240 mg |
18 – 20 kg |
160 mg |
120 mg |
280 mg |
21 – 22 kg |
160 mg |
160 mg |
320 mg |
23 – 25 kg |
200 mg |
160 mg |
360 mg |
26 – 28 kg |
200 mg |
200 mg |
400 mg |
29 – 31 kg |
240 mg |
200 mg |
440 mg |
32 – 33 kg |
240 mg |
240 mg |
480 mg |
34 – 36 kg |
280 mg |
240 mg |
520 mg |
37 – 39 kg |
280 mg |
280 mg |
560 mg |
40 – 41 kg |
320 mg |
280 mg |
600 mg |
42 – 44 kg |
320 mg |
320 mg |
640 mg |
45 – 47 kg |
360 mg |
320 mg |
680 mg |
Patienten, die > 47 kg wiegen und Kapseln schlucken können, können auch die entsprechende Anzahl an Ribavirin 200 mg Kapseln in zwei geteilten Dosen einnehmen.
[Ref.]
Präparate im Handel
Lösung zum Einnehmen 40 mg/mL
Filmtabletten 200 mg, 400 mg
Hartkapseln 200 mg
Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):
T0: nicht teilbar, M: mörserbar, S: suspendierbar
Die Fachinformationen wurden am 21.04.2022 aufgerufen.
Lieferengpässe/weitere praktische Informationen
Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)
Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate
Anpassung bei Nierenfunktionsstörung wie angegeben:
GFR 50-80 ml/min/1.73 m2
Dosisanpassung nicht erforderlich.
GFR 30-50 ml/min/1.73 m2
25 Prozent der Einzeldosis und Dosierungsintervall: 24 Stunden
Die ersten 2 Dosen sollten 100 % der normalen Einzeldosis entsprechen (2 x 7,5 mg/kg in einem Intervall von 12 h).
GFR 10-30 ml/min/1.73 m2
16 Prozent der Einzeldosis und Dosierungsintervall: 24 Stunden
Die ersten 2 Dosen sollten 100 % der normalen Einzeldosis entsprechen (2 x 7,5 mg/kg in einem Intervall von 12 h).
GFR < 10 ml/min/1.73 m2
16 Prozent der Einzeldosis und Dosierungsintervall: 24 Stunden
Die ersten 2 Dosen sollten 100 % der normalen Einzeldosis entsprechen (2 x 7,5 mg/kg in einem Intervall von 12 h).
Klinische Konsequenzen
Dosisabhängige Nebenwirkungen, einschließlich Anämie (eisenunabhängig). Daher sollte die Behandlung mit Ribavirin unter einem sorgfältigen Monitoring der Hämoglobinkonzentration erfolgen; ein Monitoring des Ribavirinspiegels kann erwogen werden.
Bei Dialyse
Bei intermittierender Hämodialyse, kontinuierlicher venöser Hämodialyse und Hämo(dia)filtration, Peritonealdialyse: Es sollte keine Anwendung erfolgen. Falls dies nicht möglich ist: Initialdosis: 15 mg/kg in 2 Dosen in einem Intervall von 12 h, gefolgt von 16,7 % der normalen Einzeldosis in einem Intervall von 24 h.
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern
Oral: Im Allgemeinen sind die Nebenwirkungen bei Kindern und Jugendlichen ähnlich. Eine Wachstumshemmung wird jedoch bei etwa 21 % der Kinder beobachtet, die auch Jahre nach Absetzen der Therapie anhalten kann (> 5 Jahre). Das Risiko einer Wachstumshemmung ist bei präpubertären Kindern am größten.
In Kombination mit Interferon α-2b treten in dieser Altersgruppe auch relativ häufig folgende Nebenwirkungen auf: Fieber, Anorexie, Erbrechen, emotionale Labilität, Suizidgedanken oder Suizidversuche (ca. 2 %), TSH-Erhöhung.
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein
Folgende UAW wurden sehr häufig, häufig oder gelegentlich beobachtet (≥0,1 %):
- Infektion der oberen und unteren Atemwege, Bronchitis, orale Candidamykose, Herpes simplex, Pneumonie, Infektion des Harntrakts, Hautinfektionen
- Anämie, Neutropenie, Thrombozytopenie, Lymphadenopathie
- Sarkoidose, Thyreoiditis
- Hypothyreose, Hyperthyreose, Diabetes
- Anorexie, Dehydratation
- Depression, Schlaflosigkeit, Stimmungsschwankungen, emotionale Verstimmung, Angstgefühl, Aggressivität, Nervosität, verminderte Libido, Selbstmordgedanken, Halluzinationen, Zorn
- Kopfschmerzen, Benommenheit, Konzentrationsschwäche, Gedächtnisstörungen, Synkopen, Schwäche, Migräne, Hypoästhesie, Hyperästhesie, Parästhesie, Tremor, Geschmacksstörungen, Albträume, Somnolenz, periphere Neuropathie
- Verschwommensehen, Augenschmerzen, Augenentzündung, Xerophthalmie, Netzhautblutung
- Vertigo, Ohrenschmerzen, Tinnitus, Gehörverlust
- Tachykardie, Palpitationen, periphere Ödeme
- Erröten, Hypotonie, Hypertonie
- Dyspnoe, Husten, Belastungsdyspnoe, Epistaxis, Nasopharyngitis, Sinus-Sekretstauungen, Nasen-Sekretstauungen, Rhinitis, rauer Hals, pfeifendes Atmen
- Diarrhoe, Übelkeit, Abdominalschmerzen, Erbrechen, Dyspepsie, Dysphagie, Mundgeschwüre, Zahnfleischbluten, Glossitis, Stomatitis, Flatulenz, Verstopfung, Mundtrockenheit, Magen-Darmblutungen, Lippenentzündung, Zahnfleischentzündung
- Leberfunktionsstörungen
- Haarausfall, Dermatitis, Pruritus, trockene Haut, Exanthem, vermehrtes Schwitzen, Psoriasis, Urtikaria, Ekzem, Hauterkrankungen, Lichtempfindlichkeitsreaktionen, Nachtschweiß
- Myalgie, Arthralgie, Rückenschmerzen, Arthritis, Muskelschwäche, Knochenschmerzen, Nackenschmerzen, Schmerzen der Skelettmuskulatur, Muskelkrämpfe
- Fieber, Rigor, Schmerzen, Schwäche, Müdigkeit, Reizbarkeit, Schmerzen im Brustkorb, Grippe-ähnliche Erkrankung, Unwohlsein, Lethargie, Hitzewallungen, Durstempfindung
- Gewichtsverlust
Folgende schwerwiegende UAW wurden zudem selten, sehr selten oder mit unbekannter Häufigkeit beobachtet (<0,1 %):
- Panzytopenie, aplastische Anämie
- Abstoßung von Leber- und Nierentransplantaten, Vogt-Koyanagi-Harada-Syndrom
- Selbstmord, psychotische Erkrankungen
- Koma, Konvulsionen, zerebrale Ischämie
- Verlust des Sehvermögens, seröse Netzhautablösung
- toxische epidermale Nekrolyse, Stevens-Johnson-Syndrom, Angioödem
- Rhabdomyolyse
- Nierenversagen, nephrotisches Syndrom
Die vollständige Auflistung aller Nebenwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Kontraindikationen bei Kindern
Oral: Kinder und Jugendliche:
- bestehende schwere psychische Erkrankungen, insbesondere schwere Depression, Suizidgedanken/-versuche (in der Anamnese)
- Autoimmunhepatitis oder Autoimmunerkrankungen in der Anamnese
- GFR <50 ml/min/1.73 m2
Kontraindikationen allgemein
- Schwangerschaft
- Stillende Frauen
- bei anamnestisch bekannter vorbestehender schwerer Herzkrankheit, einschließlich instabiler oder nicht beherrschter Herzerkrankung in den letzten 6 Monaten
- Hämoglobinopathien (z. B. Thalassämie, Sichelzellenanämie)
Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern
Überwachung des Wachstums und der Entwicklung, der Schilddrüsenfunktion (TSH-Erhöhung), HCV-/HIV-Co-Infektion und Zahn- und Zahnfleischbeschwerden. Bei Nierenfunktionsstörungen auf Symptome einer Anämie achten. Falls sich unter der Therapie stark abweichende Leberfunktionswerte entwickeln, sollten diese engmaschig kontrolliert werden.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein
Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.
Wechselwirkungen
Die Möglichkeit für Wechselwirkungen kann, aufgrund der langen Halbwertszeit, bis zu 2 Monate (5 Halbwertszeiten von Ribavirin) nach Beendigung der Ribavirin-Therapie bestehen bleiben.
Interaktionspartner |
Grund |
Handlungsempfehlung |
Zidovudin, Stavudin |
erhöhtes Anämierisiko bzw. eine Exazerbation von Anämien |
Kombination vermeiden |
Didanosin |
erhöhtes Risiko für eine Laktatzidose |
Kombination vermeiden |
Azathioprin, (Mercaptopurin) |
verstärkte Myelotoxizität durch veränderten Metabolismus |
Kombination vermeiden, bei gleichzeitiger Anwendung müssen die Patienten streng hämatologisch überwacht werden, bei Anzeichen einer Myelotoxizität muss die Therapie mit beiden Arzneistoffen abgebrochen werden |
Warfarin |
verminderte Warfarin-Wirkung |
Überwachen des INR-Wert bei Beginn und Ende einer gleichzeitigen Anwendung, ggf. Dosisanpassung |
Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.
In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.
Referenzen
-
Schwarz KB, et al, The Combination of Ribavirin and Peginterferon Is Superior to Peginterferon and Placebo for Children and Adolescents Chronic Hepatitis C, Gastroenterology, 2010, Oct 28
-
Wirth S, et al, Peginterferon alfa-2b plus ribavirin treatment in children and adolescents with chronic hepatitis C, Hepatology, 2005, May;41(5), 1013-8
-
Wirth S, et al, Recombinant alfa-interferon plus ribavirin therapy in children and adolescents with chronic hepatitis C, Hepatology, 2002, Nov;36(5), 1280-4
-
Fried MW, et al, Hepatitis C in adults and adolescents with hemophilia: a randomized, controlled trial of interferon alfa-2b and ribavirin, Hepatology, 2002, Oct;36(4 Pt 1), 967-72
-
Hu J, et al, Treatment of hepatitis C in children: a systematic review, PLoS One, 2010, 5(7), e11542
-
MSD SHARP & DOHME GMBH, SmPC Rebetol 40mg/ml Lösung zum Einnehmen (EU/1/99/107/004), 06/2021
-
ratiopharm, SmPC Ribavirin 200mg/400mg Filmtabletten (82714.00.00), 06/2021
-
S.Wirth, Aktuelle Therapie der chronischen Hepatitis C bei Kindern und Jugendlichen, Monatsschrift Kinderheilkunde, 5. Januar 2021, https://link.springer.com/article/10.1007/s00112-021-01122-y
Änderungsverzeichnis
- 22 April 2022 12:13: Informationen zu Dosisanpassungen bei Patienten mit Nierenfunktionsstörungen hinzugefügt
- 22 April 2022 12:13: Aktualisierung der Präparate und des Textauszugs aus Fachinformation
- 22 April 2022 12:13: Informationen zur inhalativen Anwendung in UAW und Warnhinweisen entfernt, da inhalative Anwendung obsolet.
- 24 März 2020 12:36: Neue Monographie
Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)
Überdosierung