Tobramycin ist ein Antibiotikum aus der Gruppe der Aminoglykoside. Der Wirkungsmechanismus von Tobramycin beruht auf einer Störung der Proteinbiosynthese am bakteriellen Ribosom durch Interaktion mit der rRNS und nachfolgender Hemmung der Translation. Hieraus resultiert eine bakterizide Wirkung. Die Wirksamkeit hängt im Wesentlichen von dem Quotienten aus maximaler Serumkonzentration (Cmax) und minimaler Hemmkonzentration (MHK) des Erregers ab.
Systemisch:
Tobramycin wird nicht verstoffwechselt und ausschließlich renal eliminiert, in Abhängigkeit von der GFR.
Die Eliminationshalbwertszeit ist bei Neugeborenen (insbesondere Frühgeborenen) verlängert. Aufgrund des größeren Verteilungsvolumens und der geringeren Clearance von Tobramycin in dieser Altersgruppe. Die durchschnittlichen Halbwertszeiten für die verschiedenen Altersklassen sind Folgende:
Weitere pharmakokinetische Parameter [Pacifici GM (2009)]:
Gestationsalter (Wochen) | n | Körpergewicht (g) | Dosis | Cl (ml/min/kg) | Vd (l/kg) |
---|---|---|---|---|---|
28±2 | 8 | 805±105 | 2.5 mg/kg/18 h oder 3 mg/kg/Tag | 0.69±0.10 | 0.59±0.01 |
29-31 | 6 | 1000-1300 | 2.5 mg/kg/12 h oder 18 h | 0.72-1.19 | 0.74-0.94 |
k.A. | 8 | 3470±380 | 5 mg/kg (intramuskulär) | 4.9±2.5 ml/min | 0.49±2.5 |
ECMO: Die Pharmakokinetik von Gentamicin bei Neugeborenen bei ECMO (extrakorporale Membranoxygenierung) ist umfassend untersucht [Buck 2003, Moffett 2018]. Nur eine Studie untersucht Tobramycin bei ECMO in einem Tiermodell [Moller 1992]. Das Vd ist erhöht (von 0,3 l/kg auf 0,5 l/kg) und die Halbwertszeit t1/2 verlängert (von 1,8 h auf 2,7 h). Diese Ergebnisse stimmen mit den Daten von Gentamicin überein.
Inhalativ:
Aus der Studie von Geller et al. an Kindern über 6 Jahren geht hervor, dass die Serumkonzentration 1 Stunde nach der Inhalation einer Einzeldosis von 300 mg ca. 0,95 microg./ml beträgt. Nach 20 Wochen Therapie betrug die mediane Serumkonzentration von Tobramycin 1 Stunde nach der Verabreichung 1,05 microg/ml. Die Bioverfügbarkeit betrug ca. 11,7 %.
Bei Kindern <6 Jahre betrug die Serumkonzentration 1 Stunde nach der Inhalation von 300 mg Tobramycin ca. 0,6 microg./ml [Rosenfeld et al.].
Elimination: Systemisch resorbiertes Tobramycin wird über den Urin eliminiert, nicht-resorbiertes Tobramycin wahrscheinlich mit dem Sputum ausgehustet.
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Lösung zur Injektion, Infusion und Inhalation 40 mg/ml, 80 mg/ml
Infusionslösung 1 mg/ml, 3 mg/ml
Lösung für einen Vernebler 170 mg/1,7ml, 300 mg/4 ml, 300 mg/5 ml
Hartkapseln mit Pulver zur Inhalation 28 mg
Parenterale Anwendung
Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):
Präparat | Darreichungsform |
Stärke | Natriumgehalt | Problematische Hilfsstoffe | Anwendungshinweise |
Altersangabe |
Gernebcin® | Lösung zur Injektion, Infusion und Inhalation | 40 mg/ml 80 mg/2 ml |
enthält weniger als 1 mmol (23 mg) Natrium pro Ampulle | - | i.m., i.v., inhalativ | Kinder älter als 1 Woche |
Gernebcin® | Lösung zur Injektion, Infusion und Inhalation | 160 mg/2 ml | enthält weniger als 1 mmol (23 mg) Natrium pro Ampulle | Natriummetabisulfit | i.m., i.v., inhalativ | Kinder älter als 1 Woche |
Tobramycin B. Braun® | Infusionslösung | 1 mg/ml | 80 ml enthalten 283 mg Natrium | - | i.v. | Kinder älter als 1 Woche |
Tobramycin B. Braun® | Infusionslösung | 3 mg/ml | 80 ml enthalten 283 mg Natrium | - | i.v. | Kinder älter als 1 Woche |
Inhalative Anwendung
Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):
Präparat | Darreichungsform | Stärke | Problematische Hilfsstoffe |
Bramitob® | Lösung für einen Vernebler | 300 mg/4 ml | - |
Tobi® | Lösung für einen Vernebler | 300 mg/5 ml | - |
Tobramycin Teva® Steri Neb® | Lösung für einen Vernebler | 300 mg/5 ml | - |
Tobramycin SUN® | Lösung für einen Vernebler | 300 mg/5 ml | - |
Vantobra® | Lösung für einen Vernebler | 170 mg/1,7 ml | |
Tobi® Podhaler® | Hartkapseln mit Pulver zur Inhalation | 28 mg | - |
Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)
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Sepsis und schwere Infektionen |
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Infektionen bei cystischer Fibrose |
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Pulmonale Pseudomonas-Infektionen bei Patienten ohne cystische Fibrose |
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Anpassung bei Nierenfunktionsstörung wie angegeben:
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Intravenös:
Inhalativ:
Stimmungsschwankungen, Heiserkeit, Tinnitus, Bronchospasmen, gesteigerter Husten, erhöhte Sputummenge, Sputumverfärbung, Dyspnoe, Pharyngitis. Nephrotoxizität und Ototoxizität (Verlust hoher Töne), insbesondere bei Kleinkindern [Guy 2010].
Die Inhalation von Kapseln ist häufiger mit Husten verbunden als die Inhalation der Lösung, insbesondere bei Kindern unter 13 Jahren. Husten war nicht mit Bronchospasmus assoziiert [SmPC].
Häufig (1-10 %): Eosinophilie, cochleäre und vestibuläre Störungen (bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion), Thrombophlebitis, eingeschränkte Nierenfunktion (bei Patienten mit Niereninsuffizienz), Schmerzen und Lokalreaktionen an der Injektionsstelle, Anstieg von Aspartat-Aminotransferase (AST) und Alanin-Aminotransferase (ALT)
Gelegentlich (0,1-1 %): Leukopenie, Anämie, Granulozytopenie, Thrombozytopenie, Leukozytose, Kopfschmerzen, cochleäre und vestibuläre Störungen (bei Patienten mit normaler Nierenfunktion), Übelkeit, Erbrechen, eingeschränkte Nierenfunktion (bei Patienten mit normaler Nierenfunktion), Anstieg von alkalischer Phosphatase, Laktat-Dehydrogenase und Serumbilirubin; Stimmveränderungen, Husten, Dyspnoe, Giemen, Pharyngitis
Selten (0,01-0,1 %): Überempfindlichkeitsreaktionen, Anorexie, Verwirrtheit, Orientierungslosigkeit, Schwindel, Durchfall, Geschmacksstörungen, Fieber, Lethargie, Asthenie, Schmerzen; Abnahme von Calcium, Magnesium, Natrium und Kalium im Serum; vermehrte Sputumproduktion, Haemoptysis, Laryngitis, Aphonie, Bronchospasmus, Brustkorbbeschwerden, Brustschmerzen, Lungenerkrankung, produktiver Husten, Nasenbluten, Rhinitis, Asthma, Mundulzeration, Lungenfunktion erniedrigt
Sehr selten (<0,01 %): orale Candidiasis, Pilzinfektionen, Lymphadenopathie, schwere Verlaufsformen von Überempfindlichkeitsreaktionen, Parästhesien, Hautkribbeln, Muskelzucken, Krampfanfälle, Somnolenz, Ohrenschmerzen, Bauchschmerzen, neuromuskuläre Blockade, Rückenschmerzen, akutes Nierenversagen, Unwohlsein
Häufigkeit nicht bekannt: Superinfektion mit Tobramycin-resistenten Keimen, Infektionen der Atemwege, pseudomembranöse Kolitis, Pseudo-Bartter-Syndrom, Benommenheit, Otitis media, Myalgie, veränderte Sputumfarbe, Nasenpolypen
Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
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Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Bei intravenöser Anwendung:
Die Dosierung sollte mithilfe der gemessenen Serumkonzentrationen bestimmt werden. Zur Bestimmung der Dosis werden zwei Spiegel abgenommen: siehe Abschnitt Therapeutisches Drug Monitoring (TDM). Bei Hämodialyse wird empfohlen, sofern praktikabel, einen Spitzen-Spiegel vor und nach der Dialyse abzunehmen, um die Clearance während der Dialyse zu bestimmen.
Zu kontrollierende Spiegel:
- wöchentlich bei gleichbleibender Nierenfunktion
- mindestens 2 x wöchentlich bei variierender Nierenfunktion, Intensivpatienten, septischen Patienten, Dialysepatienten und Neugeborenen.
Vorsicht bei pädiatrischen Patienten während einer ECMO-Therapie: Die Pharmakokinetik von Aminoglykosiden kann verändert sein [Moller 1992, Buck 2003, Moffett 2018].
Die übliche Behandlungsdauer beträgt 7 bis 10 Tage. Bei persistierenden und komplizierten Infektionen kann eine längere Behandlung erforderlich sein. Aufgrund der nephrotoxischen und ototoxischen Wirkungen sollten die Nieren-, Hör- und Vestibularfunktionen sorgfältig kontrolliert werden. Im Allgemeinen ist die Nephrotoxizität bei einmal täglicher Gabe geringer als bei mehreren Dosen pro Tag. Die Nephrotoxizität äußert sich in einer Schädigung der proximalen Tubuli. Treten diesbezügliche Symptome auf, ist die Dosis anzupassen oder die Behandlung zu beenden. Bei Nierenfunktionsstörungen sollten bei der Dosierung gemäß Creatinin-Clearance auch die gelegentlich schlechte Korrelation zwischen Elimination und Creatinin-Clearance berücksichtigt werden.
Vorsicht ist geboten bei Patienten mit Störungen der neuromuskulären Erregungsübertragung oder bei der Komedikation von Anästhetika und/oder neuromuskulärer Blockade.
Ein Monitoring von Calcium, Magnesium und Natrium im Serum sollte zudem durchgeführt werden.
Bei inhalativer Anwendung:
Vorsicht ist geboten bei Patienten, bei denen Nieren-, Gehör-, Gleichgewichts- oder neuromuskuläre Transmissionsstörungen oder schwere aktive Hämoptysis bekannt sind oder ein diesbezüglicher Verdacht besteht. Bei Inhalation wird empfohlen, vor Behandlungsbeginn und jeweils nach 6 vollständigen Zyklen die Nierenfunktion zu kontrollieren. Wenn Tinnitus auftritt und/oder bei Patienten aufgrund einer früheren, langen systemischen Aminoglykosid-Behandlung ein bekanntes Risiko besteht, muss eine auditive Untersuchung erwogen werden.
Anzeichen von Bronchospasmen können auf eine allergische Reaktion hinweisen. Besteht der Verdacht einer allergischen Reaktion, ist die Behandlung mit Tobramycin zu beenden. Gelegentlich kann die Verabreichung von Bronchodilatatoren vor der Tobramycin-Inhalation Beschwerden durch Bronchospasmen lindern.
Die zugelassenen Vernebler/Inhalatoren sind aus den entsprechenden Fachinformationen zu entnehmen.
Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.
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Interaktionspartner | Grund | Handlungsempfehlung |
Ataluren | Bei gleichzeitiger Behandlung mit Ataluren und Aminoglykosid-Antiobiotika i.v. kann eine verstärkte Nephrotoxizität auftreten. |
Kombination vermeiden. Ataluren kann 2 Tage nach Ende der Aminoglykosid-Behandlung wieder angewandt werden. |
Nephro- oder ototoxische Arzneimittel z.B. Amphotericin B, Vancomycin Schleifendiuretika (Furosemid, Torasemid) |
erhöhtes Risiko einer Nephrotoxizität und Ototoxizität | Kombination vermeiden. Sorgfältige Überwachung der Hör- und Gleichgewichtsfunktionen sowie der Nierenfunktion. |
Muskelrelaxantien | Verstärkung der neuromuskulären Blockade - Gefahr der peripheren Atemlähmung | Die Injektion von Calciumchlorid kann die Aminoglykosid-bedingte neuromuskuläre Blockade aufheben. |
Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.
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Andere Aminoglykoside | ||
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Arikayce®
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J01GB06 | |
Refobacin®
|
J01GB03 |
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