Tisagenlecleucel

Wirkstoff
Tisagenlecleucel
Handelsname
Kymriah®
ATC-Code
L01XX71

Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Tisagenlecleucel ist eine mit autologen Immunzellen durchgeführte Krebstherapie, bei der eine Umprogrammierung der T-Zellen des Patienten mit Hilfe eines Transgens erfolgt, das einen chimären Antigenrezeptor (chimeric antigen receptor, CAR) kodiert, um CD19-exprimierende Zellen zu erkennen und zu eliminieren.

Pharmakokinetik bei Kindern

  Responder (n=105) Non-Responder (n=12)
Cmax (geometrischer Mittelwert und (CV%)) 35.300 (154,0) Kopien/µg
(n=103)
21.900 (80,7) Kopien/µg
(n=10)
Tmax (Median und [min; max]) 9,83 [5,70;27,8] Tage
(n=103)
20,1 [12,6;62,7] Tage
(n=10)
t½ (geometrischer Mittelwert und (CV%)) 25,2 (307,8) Tage
(n=71)
3,80 (182,4) Tage
(n=4)

[SmPC Kymriah]

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Rezidivierende/refraktäre akute lymphatische B-Zell-Leukämie (ALL)
    • intravenös
      • ≥1 Monat bis <18 Jahre: zugelassen

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Intravenös zur Behandlung von Kindern, Jugendlichen und jungen erwachsenen Patienten im Alter bis einschließlich 25 Jahren mit refraktärer oder rezidivierter (Rezidiv nach Transplantation oder zweites oder späteres Rezidiv) akuter lymphatischer B-Zell-Leukämie (ALL).

Dosierung bei Kindern, Jugendlichen und jungen erwachsenen Patienten mit B-Zell-ALL:

  • Bei Patienten mit einem Körpergewicht bis zu 50 kg: 0,2 bis 5 x 106 CAR-positive lebensfähige T-Zellen/kg Körpergewicht.
  • Bei Patienten mit einem Körpergewicht über 50 kg: 0,1 bis 2,5 x 108 CAR-positive lebensfähige T-Zellen (unabhängig vom Körpergewicht).

B-Zell-ALL: Es wurden keine formalen Studien bei Kindern unter 3 Jahren durchgeführt.

weitere zugelassene Indikationen:

Intravenös zur Behandlung von
- erwachsenen Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem diffus großzelligen B-Zell-Lymphom (DLBCL) nach zwei oder mehr Linien einer systemischen Therapie;
- erwachsenen Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem follikulären Lymphom (FL) nach zwei oder mehr Linien einer systemischen Therapie.

  • nur für Erwachsene zugelassen
  • Dosierungsempfehlung siehe Fachinformation

[Ref.]

Präparate im Handel

Infusionsdispersion 1,2 × 106 bis 6 × 108 CAR-positive lebensfähige T-Zellen

CAVE: Tisagenlecleucel darf nur in speziell qualifizierten Behandlungszentren verordnet, vorbereitet oder verabreicht werden.

Rückverfolgbarkeit: Arzneimittel ist chargendokumentationspflichtig.

Präparat im Handel:

Präparat Darreichungsform Stärke als Tisagenlecleucel Applikationsweg Natriumgehalt Problematische Hilfsstoffe Schulungsmaterial
Kymriah® 1,2 × 106 bis 6 × 108 Zellen Infusionsdispersion Infusionsdispersion 1,2 × 106 bis 6 × 108 CAR-positive lebensfähige T-Zellen intravenös 2,43 mg Natrium pro ml - Blaue Hand (Informationen zur Risiko-Minimierung für medizinische Fachkräfte - Checkliste, Patientenkarte, Patientenleitfaden, Training)


Die Fachinformation wurde am 31.05.2022 aufgerufen.

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

Dosierungsempfehlungen

Rezidivierende/refraktäre akute lymphatische B-Zell-Leukämie (ALL)
  • Intravenös
    • ≥ 1 Monat und < 50 kg
      [1]
      • 0,2 - 5 x 106 CAR-positive lebensfähige T-Zellen/kg

      • Die Anwendung darf nur in speziell qualifizierten Behandlungseinrichtungen, in denen die qualitätsgesicherte Zubereitung und Anwendung von diesem Arzneimittel sichergestellt ist, erfolgen.

    • ≥ 1 Monat und ≥ 50 kg
      [1]
      • 0,1 - 2,5 x 108 CAR-positive lebensfähige T-Zellen

      • Die Anwendung darf nur in speziell qualifizierten Behandlungseinrichtungen, in denen die qualitätsgesicherte Zubereitung und Anwendung von diesem Arzneimittel sichergestellt ist, erfolgen.

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

Keine Informationen zur Dosisanpassung bei Nierenfunktionsstörung vorhanden.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Sehr häufig (>10 %): Infektionen (nicht näher spezifizierte Pathogene), virale Infektionen, bakterielle Infektionen, Pilzinfektionen, Anämie, Blutung, febrile Neutropenie, Neutropenie, Thrombozytopenie, Zytokin-Freisetzungssyndrom, Hypogammaglobulinämie, verminderter Appetit, Hypokaliämie, Hypophosphatämie, Hypomagnesiämie, Hypokalzämie, Angst, Delirium, Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Enzephalopathie, Arrhythmie, Hypotonie, Hypertonie, Husten, Dyspnoe, Hypoxie, Diarrhö, Übelkeit, Erbrechen, Verstopfung, Abdominalschmerzen, Ausschlag, Arthralgie, akute Nierenschädigung, Fieber, Müdigkeit, Ödem, Schmerzen, Schüttelfrost, verringerte Lymphozytenzahl, verringerte Anzahl weißer Blutzellen, verringertes Hämoglobin, verringerte Neutrophilenzahl, verringerte Thrombozytenzahl, erhöhte Aspartat-Aminotransferase

Häufig (1-10 %): Hämophagozytische Lymphohistiozytose, Leukopenie, Panzytopenie, Koagulopathie, Lymphopenie, Reaktion im Zusammenhang mit einer Infusion, Graft-versus-Host-Reaktion, Hypoalbuminämie, Hyperglykämie, Hyponatriämie, Hyperurikämie, Hypervolämie, Hyperkalzämie, Tumor-Lyse-Syndrom, Hyperkaliämie, Hyperphosphatämie, Hypernatriämie, Hypermagnesiämie, Schwindel, periphere Neuropathie, Tremor, motorische Funktionsstörung, Krampfanfälle, Sprachstörungen, Neuralgie, Ataxie, Sehstörung, Herzversagen, Herzstillstand, Thrombose, Kapillarlecksyndrom, Schmerzen im Oropharynx, Lungenödem, Nasenverstopfung, Pleuraerguss, Tachypnoe, akutes respiratorisches Distress-Syndrom, Stomatitis, abdominale Distension, trockener Mund, Aszites, Hyperbilirubinämie, Pruritus, Erythem, Hyperhidrose, Nachtschweiß, Rückenschmerzen, Myalgie, Schmerzen des Muskel- und Skelettsystems, grippeähnliche Symptome, Asthenie, Multiorganversagen, erhöhte Alanin-Aminotransferase, erhöhtes Bilirubin im Blut, Gewichtsverlust, erhöhtes Serum-Ferritin, verringertes Fibrinogen im Blut, erhöhter INR-Wert (international normalised ratio), erhöhtes Fibrin-D-Dimer, verlängerte aktivierte partielle Thromboplastinzeit, erhöhte alkalische Phosphatase im Blut, verlängerte Prothrombinzeit

Gelegentlich (0,1-1 %): B-Zell-Aplasie, ischämischer Hirninfarkt, Hitzewallungen, Lungeninfiltration

Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen allgemein

Neben Überempfindlichkeiten gegen den Wirkstoff oder einen sonstigen Bestandteil sind keine weiteren Gegenanzeigen bekannt.

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

In nahezu allen Fällen trat das Zytokin-Freisetzungssyndrom bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit B-Zell-ALL zwischen 1 und 10 Tagen (medianer Zeitpunkt des Auftretens nach 3 Tagen) nach der Infusion von Tisagenlecleucel auf. [SmPC Kymriah]

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.

Wechselwirkungen

Interaktionspartner Grund Handlungsempfehlung
Lebendimpfstoffe Verringerte Immunisierung und erhöhtes Infektionsrisiko gegenüber der attenuierten Erreger möglich. Kombination vermeiden.
Mindestens 6 Wochen vor Beginn der Chemotherapie zur Lymphozytendepletion, während der Therapie mit Tisagenlecleucel und bis zur immunologischen Regeneration nach der Therapie wird eine Impfung mit Lebendimpfstoffen nicht empfohlen.


Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.

ANDERE ANTINEOPLASTISCHE MITTEL

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Methylhydrazine

Procarbazin

Natulan®
L01XB01
Monoklonale Antikörper

Blinatumomab

Blincyto®
L01XC19
Proteinkinase-Inhibitoren

Dasatinib

Sprycel®
L01XE06

Imatinib

Glivec®, Imanivec®
L01XE01
Andere antineoplastische Mittel

Hydroxycarbamid

Siklos®, Xromi®
L01XX05

Irinotecan

Riboirino®, Onivyde®
L01XX19

Tretinoin - oral

Vesanoid®
L01XX14
Proteasom-Inhibitoren

Bortezomib

Velcade®
L01XG01

Referenzen

  1. Novartis Europharm Limited, SmPC Kymriah (EU/1/18/1297/001) 06-07-2021, www.ema.europa.eu
  2. Novartis Pharma GmbH, SmPC Kymriah® 1,2 × 10^6 bis 6 × 10^8 Zellen Infusionsdispersion (EU/1/18/1297/001), 04/2022

Änderungsverzeichnis

  • 25 Mai 2022 11:30: Neue Monographie

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung