Colestyramin ist ein Gallensäure-Komplexbildner.
Colestyramin ist ein basischer Anionenaustauscher, der aus Polymeren von Styrol (Vinylbenzol) und etwa 2% Divinylbenzol mit in die Netzstruktur eingefügten quartären Ammoniumgruppen besteht. Die relative Molekülmasse beträgt etwa 106. Colestyramin ist stark hydrophil, dabei wasserunlöslich, fermentativ nicht aufschließbar und kann somit auch nicht aus dem Magen-Darm-Colestyramin konnte ich die Trakt resorbiert werden. In der Handelsform liegt Colestyramin als Chlorid vor. Im Magen-Darm-Trakt besitzt es eine hohe Affinität zu Gallensäuren. Beim Kontakt mit gallensauren Salzen wird das Chlorid gegen den Gallensäurenrest ausgetauscht unter Entstehung von Natriumchlorid. Cholesterol ist der einzige Vorläufer der Gallensäuren. Während der normalen Verdauung werden Gallensäuren in den Darm sezerniert. Ein großer Teil der Gallensäuren wird dann vom Darmtrakt rückresorbiert und über den enterohepatischen Kreislauf wieder zur Leber zurücktransportiert. Da Colestyramin Gallensäuren im Darm bindet und ihre Rückresorbierung hemmt, kommt es bei schwindendem Gallensäurenpool zur Heraufregulierung des Leberenzyms Cholesterol-7-a-Hydroxylase, wodurch die Umwandlung von Cholesterol zu Gallensäuren gesteigert wird. Dies führt zu einem verstärkten Bedarf an Cholesterol in den Leberzellen, was eine zweifache Wirkung auslöst: einmal die Steigerung der Transkription und Aktivität des Cholesterolbiosynthese-Enzyms Hydroxymethyl-glutarylcoenzym A (HMG - CoA) Reduktase und auf der anderen Seite die Steigerung der Anzahl der hepatischen Low-Density-Lipoprotein-Rezeptoren.
Es kann auch zum gleichzeitigen Anstieg der Very-Low-Density-Lipoproteinsynthese kommen. Diese ausgleichenden Wirkungen führen zu einer gesteigerten Clearance von LDL-C aus dem Blut, und dies löst wiederum eine Senkung der LDL-C-Serumspiegel aus. Die Wirkungen von Colestyramin auf die Mortalität oder Morbidität wurden noch nicht ermittelt.
Colestyramin wird nicht aus dem Magen-Darm-Trakt resorbiert.
Pulver zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen 4 g
Granulat zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen 4 g
Kautabletten 2 g
Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):
Präparat | Darreichungsform | Stärke (Colestyramin) | Applikationsweg | Natriumgehalt | Problematische Hilfsstoffe | Aroma | Anwendungshinweis | Altersangabe |
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Quantalan® | Pulver zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen | 4 g/Dosisbeutel |
oral | k.A. | Aspartam (30 mg/Dosisbeutel) Propylenglykol (32,5 mg/Dosisbeutel) |
Orange | Einnahme zu den Mahlzeiten eingerührt in reichlich (beliebiger) Flüssigkeit. Colestyramin nie in trockener Form einnehmen. Die Verträglichkeit wird durch längeres Quellenlassen in Flüssigkeit verbessert. |
Kinder |
Vasosan P | Granulat zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen | 4 g/Dosisbeutel | oral | k.A. | Saccharose | Orange | Kinder | |
Vasocan S | 4 g/Dosisbeutel 4 g entsprechen 2 Messlöffel |
oral | k.A. | Saccharose | Orange | Kinder | ||
Lipocol-Merz® |
Kautabletten |
2 gT0,M0 | oral | k.A. | Sucrose Propylenglykol |
Lemon | Die Kautabletten gründlich eingespeicheln und anschließend zerkauen oder lutschen. Nach der Einnahme reichlich Flüssigkeit nachtrinken. | Kinder |
T0: nicht teilbar, M0: nicht mörserbar, k.A.: keine Angabe
Die Fachinformationen wurden am26.05.2024 aufgerufen.
Neben den aufgeführten Präparaten befinden sich diverse weitere Fertigarzneimittel im Handel.
Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)
Cholestatischer Juckreiz, Hypercholesterinämie |
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Diarrhoe verursacht durch Gallensalze |
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GFR ≥10 ml/min/1.73m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.
GFR <10 ml/min/1.73m2: Eine allgemeine Empfehlung zur Dosisanpassung kann nicht gegeben werden.
Die am häufigsten auftretende Nebenwirkung ist Obstipation. Des Weiteren wurden ein Defizit fettlöslicher Vitamine (A, D, E und K) und Folsäure, Hypoprothrombinämie (infolge des Vitamin K-Mangels), eine Senkung der Serum-Kalzium-Konzentration, hyperchlorämische Azidose (vor allem bei Kindern), Hautreaktionen (Hautausschlag, Urtikaria, Dermatitis) und eine Reizung der Zunge oder des perianalen Bereichs verzeichnet. In seltenen Fällen wurde eine intestinale Obstruktion gemeldet, inklusive zweier fataler Fälle bei Kindern; Urtikaria und Dermatitis.
Sehr häufig (>10 %): Obstipation
Häufig (1-10 %): Übelkeit, Völlegefühl, Sodbrennen, Appetitlosigkeit, Dyspepsie, Brechreiz, Blähungen, Diarrhoen
Gelegentlich (0,1-1 %): Erbrechen
Sehr selten (<0,01 %): Verstärkung einer vorbestehenden Steatorrhoe, hyperchlorämische Azidose bei Kindern und bei Patienten mit Niereninsuffizienz unter Langzeittherapie, Mangel fettlöslicher Vitamine, erniedrigte Folsäurekonzentration im Blut
Häufigkeit nicht bekannt: Anstieg der alkalischen Phosphatase und der Transaminasen ( zu Therapiebeginn), Rötungen und Reizungen der Haut, der Zunge und im Perianalbereich, allergische Reaktionen
Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Um eventuelle gastro-intestinale Nebenwirkungen auf ein Minimum zu beschränken, ist es wünschenswert, die Therapie bei Kindern mit 1 Dosis Colestyramin zu beginnen. Die Dosierung kann allmählich gesteigert werden (alle 5-7 Tage), um die gewünschte Wirkung zu erzielen. Es besteht die Möglichkeit, dass die Langzeitanwendung von Colestyramin in hoher Dosierung hyperchlorämische Azidose verursachen kann, da Colestyramin das Chlorid eines Anionenaustauschers ist. Dies kann insbesondere bei jüngeren und leichteren Patienten geschehen, bei welchen die relative Dosis höher sein kann.
Außerdem kann bei Langzeitanwendung hoher Dosen die normale Fettaufnahme gestört und die Resorption fettlöslicher Vitamine reduziert werden. In diesem Fall eventuell die Vitamine A und D substituieren.
Chronische Verwendung von Colestyramin kann eine erhöhte Blutungsneigung verursachen, die durch eine von Vitamin K-Mangel ausgelösten Hypoprothrombinämie entsteht. Parenterale Vitamin K-Verabreichung kann in solchen Fällen indiziert sein. Eine Reduktion des Folsäuregehalts im Serum oder in den roten Blutkörperchen wurde verzeichnet, weshalb die Behandlung mit Folsäure in diesem Fall erwogen werden kann.
Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.
Die Eigenschaften von Colestyramin als Anionenaustauscherharz bringen es mit sich, dass grundsätzlich eine Verzögerung oder Verminderung der Resorption anderer oral verabreichter Medikamente, wie z. B.
Wenn eine Wechselwirkung mit einem gleichzeitig angewendeten Arzneimittel nicht ausgeschlossen werden kann, sollte dieses Arzneimittel mindestens 1 Stunde vor oder 4 Stunden nach Colestyramin verabreicht werden, um das Risiko einer verringerten Absorption des gleichzeitig angewendeten Arzneimittels zu minimieren.
[Ref.]
Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.
In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.
HMG-CoA-Reduktasehemmer | ||
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Atoris®, Lipitor®, Sortis®
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C10AA05 | |
Mevalotin protect®
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C10AA03 | |
Crestor®, Rosuvador®
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C10AA07 | |
Zocor®
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C10AA01 |
Andere Mittel, die den Lipidstoffwechsel beeinflussen | ||
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Ezetrol®
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C10AX09 |