Pharmakodynamik
Carvedilol ist eine nicht selektive β-blockierende Substanz mit vasodilatierenden Eigenschaften und reduziert dadurch den peripheren Gefäßwiderstand. Die Vasodilatation erfolgt primär aufgrund einer selektiven α1-Rezeptorenblockade.
Pharmakokinetik bei Kindern
Bei Kindern ist die Eliminationshalbwertszeit kürzer als bei Erwachsenen (2,9 h bzw. 5,7 h). Diese nimmt mit zunehmendem Alter zu. [Laer et al.]
Die Clearance von Carvedilol ist bei Kleinkindern größer (2,7 l/h/kg im Alter von 1 Jahr) und beträgt 0,7 l/h/kg im Alter von 19 Jahren. [Albers et al.]
Zulassung der Dosierungsempfehlungen
- Adjuvante Behandlung bei Standardtherapie für mittelschwere bis schwere stabile chronische Herzinsuffizienz, ebenso bei Herzinsuffizienz bei M. Duchenne
- oral
- ≥1 Monat bis <18 Jahre: off-label
Auszug aus Fachinformation
Auszug aus Fachinformation
Textauszug aus Fachinformation
Oral
- Chronische Herzinsuffizienz
- essentielle Hypertonie
- chronisch stabile Angina pectoris
Kinder und Jugendliche
Die Sicherheit von Carvedilol bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren ist nicht erwiesen. Carvedilol wird deshalb für die Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren nicht empfohlen
- nur für Erwachsene zugelassen
- Dosierungsempfehlung siehe Fachinformation
[Ref.]
Präparate im Handel
Tabletten 3,125 mg, 6,25 mg, 12,5 mg, 25 mg, 50 mg
Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):
Präparat |
Darreichungsform |
Stärke (Carvedilol)
|
Applikationsweg |
Problematische Hilfsstoffe |
Dilatrend® |
Tabletten |
6,25 mgT2 12,5 mgT2 25 mgT2 |
oral |
Lactose Sucrose |
Carvedilol axcount |
Tabletten |
3,125 mgT0 6,25 mgT2 12,5 mgT2 25 mgT2 |
oral |
- |
Carvedilol HEXAL® |
Tabletten |
3,125 mgT2 6,25 mgT2 12,5 mgT2 25 mgT2 50 mgT2 |
oral |
Lactose |
T2: teilbar in zwei gleiche Dosen, T0: nicht teilbar
Anwendungshinweise:
- Die Tabletten sollen unzerkaut mit ausreichend Flüssigkeit eingenommen werden.
- Einnahme zusammen mit den Mahlzeiten, damit Carvedilol langsamer resorbiert wird (und somit möglicherweise orthostatische Effekte vermindert werden können).
- Nicht abrupt absetzen, sondern über 1 bis 2 Wochen ausschleichen.
Lieferengpässe/weitere praktische Informationen
Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)
Dosierungsempfehlungen
Adjuvante Behandlung bei Standardtherapie für mittelschwere bis schwere stabile chronische Herzinsuffizienz, ebenso bei Herzinsuffizienz bei M. Duchenne |
- Oral
-
1 Monat
bis
18 Jahre
[2]
[3]
[4]
[5]
[6]
[7]
[8]
[10]
[11]
[12]
[13]
- Initialdosis:
0,1
mg/kg/Tag
in 2
Dosen.
- Erhaltungsdosis:
Alle 2 Wochen erhöhen um 0,1 mg/kg/Tag auf
0,2
- 0,8
mg/kg/Tag
in 2
Dosen. Max: 0,8mg/kg/Tag, jedoch nicht mehr als 50 mg/Tag.
Es wird mit einer sehr niedrigen oralen Dosis begonnen, die alle 2 Wochen vorsichtig bis zur maximalen Dosierung erhöht wird. Es sei denn, es treten klinische Nebenwirkungen (Stauungserscheinungen, Schwindel, symptomatische Hypotonie, Bradykardie) oder eine Verschlechterung auf. Anwendung ausschließlich nach Rücksprache mit einem Kinderkardiologen. off-label
|
Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate
GFR ≥10 ml/min/1.73m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.
GFR <10 ml/min/1.73m2: Eine allgemeine Empfehlung zur Dosisanpassung kann nicht gegeben werden.
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern
Dyspnoe, Akrozyanose, Provokation von Herzinsuffizienz oder Hypoglykämie (symptomlos, cave: Diabetes-Patienten) und Albträume.
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein
Folgende UAW wurden sehr häufig, häufig oder gelegentlich beobachtet (≥0,1 %):
- Bronchitis, Pneumonie, Infektionen der oberen Luftwege, Harnwegsinfekte
- Anämie
- Gewichtszunahme, Hypercholesterinämie, Verschlechterung der Blutglucoseregulationsmechanismen (Hyperglykämie, Hypoglykämie) bei Patienten mit Diabetes mellitus
- Depression, depressive Stimmungen, Schlafstörungen, Albträume, Halluzinationen, Verwirrtheit
- Schwindel, Kopfschmerzen, Präsynkopen, Synkopen, Parästhesien
- Sehstörungen, verminderter Tränenfluss (trockenes Auge), Augenreizungen
- Herzinsuffizienz, Bradykardie, Hypervolämie, Flüssigkeitsretention, AV-Block, Angina pectoris
- Hypotonie, Orthostatische Hypotonie, Störungen der peripheren Zirkulation (kalte Extremitäten, periphäre Verschlusskrankheit, Verschlechterung einer intermittierenden Claudicatio und von Raynauds Phänomenen), Hypertonie
- Dyspnoe, Lungenödem, Asthma bei prädisponierten Patienten
- Übelkeit, Durchfall, Erbrechen, Dyspepsie, Bauchschmerzen, Verstopfung
- Hautreaktionen (z.B. allergisches Exanthem, Dermatitis, Urtikaria, Pruritus, psoriatische und knötchenflechtenartige Hautläsionen)
- Gliederschmerzen
- Nierenversagen und abnormale Nierenfunktion bei Patienten mit generalisierten Gefäßerkrankungen und/oder Niereninsuffizienz
- Miktionsstörungen
- Erektile Dysfunktion
- Asthenie (Erschöpfung), Schmerzen, Ödeme
Folgende schwerwiegende UAW wurden zudem selten, sehr selten (<0,1 %) oder mit unbekannter Häufigkeit beobachtet:
- Schwere Hautreaktionen (z.B. Erythema multiforme, Steven-Johnson-Syndrom, Toxische epidermale Nekrolyse)
[Ref.]
Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Kontraindikationen bei Kindern
Sinusbradykardie, AV-Block, Hypotonie, Herzinsuffizienz und Asthma
Kontraindikationen allgemein
- kardiogener Schock,
- instabile/dekompensierte Herzinsuffizienz,
- akute Lungenembolie,
- Prinzmetal Angina,
- schwere Hypotonie (systolischer Blutdruck <85 mmHg),
- schwere Bradykardie (<50 Schläge pro Minute),
- atrioventrikulärer (AV)-Block II. oder III. Grades (sofern kein permanenter Schrittmacher eingesetzt wird),
- Sinusknotensyndrom, einschließlich sinuatrialer Block
- Cor pulmonale,
- Asthma bronchiale oder sonstige Atemwegserkrankungen mit bronchospastischer Komponente (z.B. chronisch obstruktiver Lungenerkrankung),
- unbehandeltes Phäochromozytom,
- klinisch relevante Leberfunktionsstörungen,
- metabolische Acidose,
- gleichzeitige Therapie mit MAO-Hemmern (Ausnahme: MAO-B-Hemmer),
- gleichzeitige intravenöser Therapie mit Verapamil, Diltiazem oder anderen Antiarrhythmika
[Ref.]
Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein
- Chronische (kongestive) Herzinsuffizienz: Carvedilol soll grundsätzlich immer zusätzlich zu der Herzinsuffizienz-Standardtherapie - bestehend aus Diuretika, Digitalis, ACE-Hemmern und/oder anderen Vasodilatatoren - eingesetzt werden. Die Carvedilol-Behandlung darf nur begonnen werden, wenn der Patient mit der konventionellen Basis-Herzinsuffizienz-Therapie stabil eingestellt ist, d.h. die Dosierung dieser bereits bestehenden Standardtherapie muss vor Therapiebeginn mit Carvedilol zumindest für vier Wochen stabil sein. Insbesondere bei Patienten mit schwerer Herzinsuffizienz, Salz- und/oder Flüssigkeitsmangel (z.B. hochdosierte Diuretika-Therapie) oder Patienten mit niedrigem Ausgangsblutdruck (z.B. systolisch <100 mmHg) kann es nach Gabe der ersten Carvedilol-Dosis, aber auch bei Dosissteigerung zu einem verstärkten Blutdruckabfall kommen. Demzufolge sollen diese Patienten nach Gabe der ersten Carvedilol-Dosis sowie bei Erhöhung der Dosierung ca. 2 Stunden ärztlich überwacht werden, um eine unkontrolliert auftretende hypotone Reaktion zu vermeiden. Bei Patienten mit (kongestiver) Herzinsuffizienz kann während der Auftitrierung der Dosis von Carvedilol zu einer Verschlechterung der Herzinsuffizienz oder zu Flüssigkeitsretention kommen. Bei Auftreten solcher Symptome sollte die Diuretika-Dosis erhöht werden und die Carvedilol-Dosis nicht weiter erhöht werden, bis eine klinische Stabilität erreicht ist.
- Nierenfunktion bei (kongestiver) Herzinsuffizienz: Bei chronisch herzinsuffizienten Patienten mit niedrigem Blutdruck (systolisch <100 mmHg), die zusätzlich an ischämischer Herzkrankheit oder generalisierten Gefäßerkrankungen und/oder an Niereninsuffizienz leiden, wurde unter Behandlung mit Carvedilol eine reversible Verschlechterung der Nierenfunktion beobachtet. Deshalb muss bei Patienten mit diesen Risikofaktoren die Nierenfunktion während der Einstellung der Carvedilol-Therapie häufig kontrolliert werden. Bei Verschlechterung der Nierenfunktion soll die Carvedilol-Dosierung reduziert oder gegebenenfalls die Therapie abgesetzt werden.
- Diabetes: Carvedilol sollte bei Patienten mit Diabetes mellitus mit Vorsicht angewendet werden, da sich die Ergebnisse der Blutzuckerkontrolle verschlechtern oder frühe Warnzeichen bzw. Symptome einer akuten Hypoglykämie maskiert oder vermindert sein können. Deshalb muss bei diesen Patienten die Blutglucose-Konzentration zu Beginn der Behandlung bzw. bei Veränderung der Carvedilol Dosierung regelmäßig kontrolliert werden. Die blutzuckersenkende Therapie ist gegebenenfalls entsprechend anzupassen.
- Periphere Gefäßerkrankungen und Raynaud Krankheit: Carvedilol sollte bei Patienten mit peripheren Gefäßerkrankungen (wie z.B. Raynaud Krankheit) nur mit Vorsicht angewendet werden, da β-Blocker die Symptome von arteriellen Durchblutungsstörungen auslösen oder verschlechtern können.
- Hyperthyreose: Carvedilol kann die Symptome einer Hyperthyreose verschleiern.
- Anästhesie und größere Operationen: Wegen der Addition der negativ inotropen Effekte von Carvedilol und einigen Anästhetika ist bei Patienten, die sich einer Operation unterziehen müssen, Vorsicht geboten.
- Bradykardie: Carvedilol kann eine Bradykardie verursachen. Die Dosis von Carvedilol sollte reduziert werden, wenn die Pulsfrequenz unter 55 Schläge pro Minute abfällt.
- Psoriasis: Patienten mit Psoriasis in der Anamnese, verbunden mit einer β-Blocker-Therapie, sollten Carvedilol nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung einnehmen.
- Phäochromozytom: Patienten mit Phäochromozytom dürfen erst nach ausreichender α-Rezeptorenblockade mit β-Rezeptorenblockern therapiert werden. Obwohl Carvedilol α- und β-blockierende pharmakologische Eigenschaften hat, liegen für dessen Anwendung bei dieser Erkrankung keine Erfahrungen vor. Daher sollte Carvedilol bei Patienten mit Verdacht auf Phäochromozytom nicht angewendet werden.
- Prinzmetal-Angina: Wirkstoffe mit nicht selektiven β-blockierenden Eigenschaften können bei Patienten mit Prinzmetal-Angina Brustschmerzen provozieren. Es gibt keine klinischen Erfahrungen mit Carvedilol bei diesen Patienten, obwohl die -blockierenden Eigenschaften von Carvedilol solche Symptome verhindern könnten. Carvedilol ist bei Patienten mit diagnostizierter Prinzmetal-Angina kontraindiziert. Die Anwendung von Carvedilol bei Patienten mit Verdacht auf Prinzmetal-Angina sollte mit Vorsicht erfolgen.
- Kontaktlinsen: Bei Kontaktlinsenträgern ist die Möglichkeit eines verminderten Tränenflusses in Betracht zu ziehen.
- Entzugssyndrom: Eine Carvedilol Behandlung sollte nicht plötzlich abgebrochen werden, insbesondere bei Patienten mit ischämischer Herzerkrankung. Es empfiehlt sich eine schrittweise Reduzierung der Dosis über einen Zeitraum von 2 Wochen.
[Ref.]
Die vollständige Auflistung aller Warnhinweise ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Wechselwirkungen
Herzglykoside: Die Clearance von oral verabreichtem Digoxin wird bei Verwendung von Carvedilol auf die Hälfte reduziert. Es besteht die Gefahr einer Digoxin-Intoxikation. [Ratnapalan S et al.]
Calciumantagonisten: Große Vorsicht ist geboten bei gleichzeitiger Einnahme von Verapamil aufgrund der Gefahr von Herzrhythmusstörungen/Bradykardie.
Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.
BETA-ADRENOZEPTORANTAGONISTEN
In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.
Beta-Adrenozeptorantagonisten, nichtselektiv |
|
|
C07AA05
|
|
|
C07AA07
|
Beta-Adrenozeptorantagonisten, selektiv |
|
|
C07AB03
|
|
|
C07AB07
|
|
|
C07AB09
|
|
|
C07AB02
|
Alpha- und Beta-Adrenozeptorantagonisten |
|
|
C07AG01
|
Referenzen
-
Rademaker C.M.A. et al, Geneesmiddelen-Formularium voor Kinderen [Arzneimittel-Formularium für Kinder], 2007
-
Erdoğan I, et al, Treatment of dilated cardiomyopathy with carvedilol in children, Turk J Pediatr, 2009, Jul-Aug;51(4), 354-60
-
Askari H, et al, Carvedilol therapy in pediatric patients with dilated cardiomyopathy, Turk J Pediatr, 2009, Jan-Feb;51(1), 22-7
-
Albers S, et al, Population pharmacokinetics and dose simulation of carvedilol in paediatric patients with congestive heart failure, Br J Clin Pharmacol, 2008, Apr;65(4), 511-22
-
Bajcetic M, et al, Effects of carvedilol on left ventricular function and oxidative stress in infants and children with idiopathic dilated cardiomyopathy: a 12-month, two-center, open-label study, Clin Ther., 2008, Apr;30(4), 702-14
-
Shaddy RE, et al, : Carvedilol for children and adolescents with heart failure: a randomized controlled trial, JAMA, 2007, Sep 12;298(10), 1171-9
-
Blume ED, et al, Prospective single-arm protocol of carvedilol in children with ventricular dysfunction, Pediatr Cardiol, 2006 , May-Jun;27(3), 336-42
-
Giardini A, et al, Modulation of neurohormonal activity after treatment of children in heart failure with carvedilol, Cardiol Young, 2003, Aug;13(4), 333-6
-
Ratnapalan S, et al, Digoxin-carvedilol interactions in children, J Pediatr, 2003, May;142(5), 572-4
-
Azeka E, et al, Delisting of infants and children from the heart transplantation waiting list after carvedilol treatment., J Am Coll Cardiol, 2002 , Dec 4;40(11), 2034-8
-
Williams RV, et al, Intermediate effects of treatment with metoprolol or carvedilol in children with left ventricular systolic dysfunction, J Heart Lung Transplant, 2002, Aug;21(8):, 906-9
-
Läer S, et al, Carvedilol therapy in pediatric patients with congestive heart failure: a study investigating clinical and pharmacokinetic parameters., Am Heart J. , 2002 , May;143(5), 916-22
-
Matsumura T, et al, Carvedilol can prevent cardiac events in Duchenne muscular dystrophy, Intern Med, 2010, 49(14), 1357-63. Epub 2010 Jul 15.
-
CHEPLAPHARM Arzneimittel GmbH, SmPC Dilatrend 6,25 mg, 12,5 mg, 25 mg Tabletten (36867.00.00), Januar 2020
-
axcount Generika GmbH, SmPC Carvedilol axcount 3,125 mg, 6,25 mg, 12,5 mg, 25 mg (73336.00.00), 07/2018
-
Hexal AG, SmPC Carvedilol HEXAL 3,125 mg, 6,25 mg, 12, 5 mg, 25 mg, 50 mg Tabletten (56442.00.00), Dezember 2018
Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)
Überdosierung