Lidocain

Wirkstoff
Lidocain
Handelsname
Licain®, Xylocain®, Xylocitin®, weiterer ATC-Code: N01BB02
ATC-Code
C01BB01

Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Lidocain ist ein Natriumkanalblocker, der als Lokalanästhetikum (vom Säureamidtyp) und Antiarrhythmikum (Klasse Ib) eingesetzt wird.Die lokalanästhetische Wirkung von Lidocain beruht auf einer Blockade der spannungsabhängigen Na+-Kanäle an den Nervenfasern. Da die Wirkung vom pH-Wert des umgebenden Milieus abhängt, ist die Wirksamkeit von Lidocain im entzündeten Gewebe herabgesetzt. Als Klasse Ib Antiarrhythmikum hemmt Lidocain spannungsabhängige Natriumkanäle, führt somit zu einer verminderten Anstiegsgeschwindigkeit des Aktionspotentials und einer Reduktion der Fortleitungsgeschwindigkeit. Im Unterschied zu anderen Klasse I Antiarrhythmika führt es zu einer verkürzten Aktionspotentialdauer. Lidocain bindet nur kurzfristig an Na+-Kanäle und weist deshalb eine „use dependence“ auf, d.h. je höher die Herzfrequenz, desto wirksamer. Lidocain wird bei tachykarden ventrikulären Arrhythmien gegeben.

Pharmakokinetik bei Kindern

Neugeborene: T1/2: 1,5-2 h, Metaboliten 2 h (MEGX*) bzw. 10 h (GX**) [Smit LS et al, 2012]

*Monoethylglycinxylidid
**Glycylxylidide

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

Lidocain wird sowohl in der ATC-Gruppe N01BB02, als auch C01BB01 gelistet.

  • Arrhythmien
    • intravenös
      • ≥1 Monat bis <18 Jahre: off-label

  • Neonatale epileptische Anfälle
    • intravenös
      • Frühgeborene: off-label

  • Neonatale epileptische Anfälle: Neugeborene OHNE Hypothermie
    • intravenös
      • Neugeborene ≥36 Wochen und ≥2.5 kg: off-label

  • Neonatale epileptische Anfälle: Neugeborene MIT Hypothermie
    • intravenös
      • Neugeborene ≥36 Wochen und ≥2.5 kg: off-label

  • Lokale Betäubung
    • perineural
      • ≥1 Monat bis <2 Jahre: off-label
      • ≥2 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen
    • kutan
      • ≥1 Monat bis <3 Jahre: off-label
      • ≥3 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen
    • mukokutan
      • ≥1 Monat bis <3 Jahre: off-label
      • ≥3 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen

  • Schmerzen beim Zahnen
    • oromukosal
      • ≥1 Monat bis <18 Jahre: zugelassen

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Intravenös bei Arrhythmien

Für diese Indikation hat Lidocain unter dem ATC-Code C01BB01 eine Zulassung in Deutschland.

  • Nur für Erwachsene zugelassen
  • Dosierungsempfehlungen siehe Fachinformation

[Ref.]

Intravenös bei neonatalen epileptischen Anfällen (Frühgeborene)

Für diese Indikation hat Lidocain keine Zulassung in Deutschland.

Intravenös bei epileptischen Anfällen (Neugeborene ohne Hypothermie)

Für diese Indikation hat Lidocain keine Zulassung in Deutschland.

Intravenös bei epileptischen Anfällen (Neugeborene mit Hypothermie)

Für diese Indikation hat Lidocain keine Zulassung in Deutschland.

Perineural zur lokalen Betäubung

Kinder:

  • durchschnittlich verwendete Dosis: 20 und 30 mg Lidocainhydrochlorid pro Eingriff
  • Alternative Berechnung: Gewicht des Kindes (in kg) x 1,33
  • Maximaldosis: 5 mg/kg

[Ref.]

Kutan zur lokalen Betäubung

Kinder 3 Jahre bis 12 Jahre:

  • Maximaldosis: 3 mg/kg Körpergewicht

Kinder über 12 Jahren und weniger als 25 kg Körpergewicht:

  • Die Dosis sollte dem Körpergewicht und
    der körperlichen Verfassung angemessen sein.

[Ref.]

Mukokutan bei lokaler Betäubung

Anwendung in der Mundhöhle

Kinder von 3 bis 12 Jahren:

  • je nach Ausdehnung des zu anästhesierenden Gebiets genügen i.d.R. 10-20 mg
  • Maximaldosis: 4-5 mg/kg Körpergewicht

Erwachsene:

  • je nach Ausdehnung des zu anästhesierenden Gebiets genügen i.d.R. 10-20 mg
  • Maximaldosis: 3 mg/kg Körpergewicht
  • Tagesmaximaldosis: 600-1800 mg

[Ref.]

Anwendung peroral

Anästhesie des oberen Gastrointestinaltraktes und als Gleitmittel bei der Einführung eines Beatmungsrohres.

Um eine unnötige Absorption zu vermeiden sollte die Lösung ausgespuckt werden.

Erwachsene:

  • zur Oberflächenanästhesie:
    • 200-300 mg Lidocain im Mund verteilen und anschließend ausspülen oder mit der Lösung gurgeln und anschließend verschlucken
  • Erkrankungen des oberen Gastrointestinaltrakts:
    • 100-300 mg schlucken
    • Tagesmaximaldosis: 600-1800 mg

[Ref.]

Anwendung urogenital

Zur Schleimhautanästhesie und als Gleitmittel, z. B. bei Intubation, Endoskopie, Katheterisierung.

Harnröhren-Anästhesie bei Frauen:

  • ca. 100 mg Lidocain werden in die Harnröhre eingebracht

Harnröhren-Anästhesie bei Männern:

  • ca. 160 mg Lidocain werden in die Harnröhre eingebracht

[Ref.]

Kutan bei neuropathischen Schmerzen nach einer Herpes-zoster-Infektion

  • Nur für Erwachsene zugelassen
  • Dosierungsempfehlungen siehe Fachinformation

[Ref.]

Oromukosal bei Schmerzen beim Zahnen

Kinder, Kleinkinder und Säuglinge:

  • individuelle Dosierung unter Berücksichtigung von Alter und Gewicht
  • maximal 4x tgl. 4mg

[Ref.]

Präparate im Handel

Allgemein
Die im Handel befindlichen Präparate enthalten Lidocain in Form von Lidocainhydrochlorid. Die Angabe der Wirkstoffkonzentration ist jeweils auf Lidocainhydrochlorid bezogen.

Zur intravenösen Anwendung als Antiarrhythmikum:

Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):

Präparat Arzneiform
Stärke Problematische Hilfsstoffe Natriumgehalt
Xylocain® Injektionslösung 2 % (20 mg/ml) - weniger als 1 mmol (23 mg) Natrium pro 5 ml Ampulle
Xylocitin®-cor Injektionslösung 1 % (10 mg/ml)

2 % (20 mg/ml)
-

-
bis zu 1,16 mmol (26,6 mg) Natrium
weniger als 1 mmol (23 mg) Natrium pro Ampulle
Lidocard B. Braun Injektionslösung 2 % (20 mg/ml) - weniger als 1 mmol (23 mg) Natrium pro Ampulle

 

Anwendungshinweise:
Lidocain Injektionslösung ist inkompatibel mit alkalischen Lösungen, wie Natriumhydrogencarbonat-haltigen Lösungen, sowie mit Amphotericin B, Methohexital, Phenytoin und Sulfadiazinen und darf daher nicht mit diesen gemischt werden.

  • Die Therapie sollte immer mit einer intravenösen Injektion eingeleitet und durch eine anschließende Infusionsbehandlung fortgesetzt werden, die unter EKG-Überwachung erfolgen soll. Wird die Therapie nur mit einer Infusion eingeleitet, kann es bis zu zwei Stunden dauern, bevor ein wirksamer Blutspiegel erreicht ist.
  • Im Notfall, d. h. wenn es nicht gelingt, innerhalb kurzer Zeit einen venösen Zugang zu legen, kann Lidocain über einen Trachealtubus appliziert werden.

Zur parenteralen / perineuralen Anwendung als Anästhetikum:

Zur lokalen und regionalen Anästhesie stehen Injektionslösungen zur Verfügung. Diese können intrakutan, subkutan, zur Regionalanästhesie intravenös oder zur rückenmarksnahen Leitungsanästhesie peridural injiziert werden.

Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):

Präparat Stärke Problematische Hilfsstoffe Natriumgehalt
Licain® 10 mg/ml teilweise Benzylalkohol* 1,2 mmol (27,6 mg) Natrium pro 10 ml
Lidocain-HCl B. Braun 2 % (20 mg/ml) - k.A.
Xylocain® 1 % (10 mg/ml)
2 % (20 mg/ml)
Methyl-4-hydroxybenzoat,
Propyl-4-hydroxybenzoat
k.A.
Lidocain Steigerwald 0,5 %
1 %
teilweise Benzylalkohol*  


* 50 und 100 Milliliter Injektionsflaschen enthalten als Konservierungsmittel Benzylalkohol. Die Injektionslösungen à 2, 5 und 10 Milliliter sind frei von Konservierungsmitteln.

Zur kutanen Anwendung als Anästhetikum:

Zur Schmerzverhütung bei Reinigung von Schürfwunden oder zur Oberflächenanästhesie bei lokal begrenzten Verbrennungen.

Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):

Präparat Arzneiform Stärke Problematische Hilfsstoffe
Xylocain® Pumpspray Lösung/Spray 10 mg/Sprühstoß (Lidocain) 28,9 Vol.% Ethanol
Acoin-Lidocainhydrochlorid Lösung/Spray 5 mg/Sprühstoß (40 mg/ml) 26,5 Vol.% Ethanol, Saccharin

 

Zur Anwendung als Anästhetikum in Mund- und Rachenraum:

Zur Anwendung im Mundraum stehen Gele und Lösungen, welche zur Betäubung bei zahnärztlichen Eingriffen, beim Zahnen und bei Schmerzen im Mund- und Rachenraum verwendet werden, zur Verfügung.

Präparat Arzneiform Stärke Problematische Hilfsstoffe Aroma
Dynexan Mundgel Gel 2 % (20 mg/g) Benzalkoniumchlorid, Saccharin -
Xylocain® Pumpspray dental Spray zur Anwendung in der Mundhöhle 10 mg/Sprühstoß 28,9 Vol.% Ethanol, Saccharin, Menthol Banane
Xylonor Spray N 15% Dentallösung 150 mg/g (Lidocain) Ethanol, Saccharin Minze
Xylocain viskös 2 % Lösung zum Einnehmen 2 g/100 ml Methyl-4-hydroxybenzoat, Propyl-4-hydroxybenzoat, Saccharin Kirsche
Acoin-Lidocainhydrochlorid Lösung/Spray 5 mg/Sprühstoß (40 mg/ml) 26,5 Vol.% Ethanol, Saccharin -

 

Zur Anwendung als Anästhetikum auf Schleimhäuten (außerhalb des Mund- und Gastrointestinalen Raums):

Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):

Präparat Stärke Problematische Hilfsstoffe
Xylocain® Gel 2 % 20 mg/g Methyl-4-hydroxybenzoat, Propyl-4-hydroxybenzoat

 

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

Dosierungsempfehlungen

Gehe zu:

Arrhythmien
  • Intravenös
    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [2]
      • Initialdosis: 1 mg/kg/Dosis in 2-3 Minuten. Max: 3 mg/kg/Tag. Kumulative Dosen. Bei Bedarf Initialdosis nach 5-10 Minuten wiederholen (max. 2 x).
      • Erhaltungsdosis: 0,5 - 1,5 mg/kg/Stunde, Dauerinfusion.
      • Bei einer intravenösen Infusion über mehr als 24 h kann die Eliminationsgeschwindigkeit abnehmen. Eine Senkung der Infusionsgeschwindigkeit kann erforderlich sein.
        Behandlung durch oder nach Rücksprache mit fachärztlichem Personal (Schwerpunkt Kinderkardiologie), das Erfahrung in der Anwendung von Lidocain in dieser Indikation hat.
        Es wurden keine Studien bzgl. der Wirksamkeit und Sicherheit von Lidocain bei Kindern mit Arrhythmien publiziert.

        off-label

Neonatale epileptische Anfälle: Neugeborene OHNE Hypothermie
  • Intravenös
    • Frühgeborene, Gestationsalter < 36 Wochen und 0,8 bis 1,5 kg
      [3]
      • Initialdosis: 2 mg/kg in 10 min
        Erhaltungsdosis: 5 mg/kg/h über 4 h, dann folgendermaßen ausschleichen:
        2,5 mg/kg/h über 6 h
        1,25 mg/kg/h über 12 h, danach vollständig absetzen

      • EKG-Kontrolle während der Verabreichung, da Herzrhythmusstörungen auftreten können.

        off-label

    • Neugeborene Gestationsalter ≥ 36 Wochen und ≥ 2,5 kg
      [3]
      • Initialdosis: 2 mg/kg in 10 min
        Erhaltungsdosis: 6 mg/kg/h über 6 h, dann folgendermaßen ausschleichen:
        4 mg/kg/h über 12 h
        2 mg/kg/h über 12 h, danach vollständig absetzen

      • EKG-Kontrolle während der Verabreichung, da Herzrhythmusstörungen auftreten können.

        off-label

    • Frühgeborene, Gestationsalter < 36 Wochen und 1,5 bis 2,5 kg
      • Initialdosis: 2 mg/kg in 10 min
        Erhaltungsdosis: 6 mg/kg/h über 4 h, dann folgendermaßen ausschleichen:
        3 mg/kg/h über 6 h
        1,5 mg/kg/h über 12 h, danach vollständig absetzen

      • EKG-Kontrolle während der Verabreichung, da Herzrhythmusstörungen auftreten können.

        off-label

Neonatale epileptische Anfälle: Neugeborene MIT Hypothermie
  • Intravenös
    • Neugeborene Gestationsalter ≥ 36 Wochen und ≥ 2,5 kg
      [3]
      • Initialdosis: 2 mg/kg in 10 min
        Erhaltungsdosis: 4 mg/kg/h über 6 h, dann folgendermaßen ausschleichen:
        2 mg/kg/h über 12 h, danach vollständig absetzen

      • EKG-Kontrolle während der Verabreichung, da Herzrhythmusstörungen auftreten können.

        off-label

Lokale Betäubung
  • Perineural
    • 1 Monat bis 18 Jahre
        • Lidocain 0,25 %-2 % : max. 3-5 mg/kg/Dosis (Erwachsene: max. 300 mg/Dosis). Wirkungseintritt nach 5 min, Wirkungsdauer ca. 2 h. Falls Phenol enthalten: Vorsicht bei intravenöser Verabreichung

        • Lidocain 0,25 %-2 % + Adrenalin 1:100.000: max. 5 mg/kg/Dosis. (Erwachsene: max. 500 mg/Dosis). Die Kombination mit Adrenalin ist bei akralen Arterien kontraindiziert. Falls Phenol enthalten: Vorsicht bei intravenöser Verabreichung.

        • Lidocain 0,25 %-2 % + Adrenalin 1:200.000: max. 3- 5 mg/kg/Dosis (HNO-Bereich: max. 3 mg/kg, Erwachsene: max. 500 mg/Dosis). Die Kombination mit Adrenalin ist bei akralen Arterien kontraindiziert. Falls Phenol enthalten: Vorsicht bei intravenöser Verabreichung.

        • Lidocain 2% + Adrenalin 1:80.000: max. 3 mg/kg/Dosis. 12,5 microg. Adrenalin pro ml: max. 10 microg. Adrenalin/kg/Eingriff.
        • Anwendung in der plastischen Chirurgie, der Zahnheilkunde und der Ohrenheilkunde. Vorsicht bei hohen Dosen Adrenalin. Unerwünschte Arzneimittelwirkungen: Herzrhythmusstörungen insbesondere in Kombination mit einer Halothan-Anästhesie. Kontraindikationen: Hypertonie, kardiovaskuläre Erkrankungen.

        <2 Jahre: off-label

  • Kutan
    • 1 Monat bis 18 Jahre
      • Lidocain 10% Spray: auf die Haut auftragen; max. 3-5 mg/kg Körpergewicht. Augenkontakt vermeiden
        Lidocain 5% Salbe: auf die Haut auftragen. Augenkontakt vermeiden

      • <3 Jahre: off-label

  • Mukosal
    • 1 Monat bis 18 Jahre
        • Lidocain 4 % Pumpspray: Bei Nasoendoskopie, Laryngoskopie und Bronchoskopie: max. 3 mg/kg/Dosis. Ausschließlich zum Einsatz HNO-Gebiet zur Betäubung von Nase, Trachea und der Stimmbänder.
        • Lidocain 10 % Pumpspray: 3-5 mg/kg Körpergewicht, auf die Schleimhaut auftragen. Augenkontakt vermeiden.
        • Lidocain 2 % Gel: Auf die Schleimhaut auftragen, max. 3-5 mg/kg/Dosis, max. 4x pro Tag. (Erwachsene: 10-15 ml, 3x pro Tag). Bei Kindern unter 3 Jahren und Kindern, die Schwierigkeiten den Überrest ausspucken zu können, sollte das visköse Gel mit einem Wattestäbchen lokal aufgetragen werden. Ältere Kinder können das Gel falls nötig hinunterschlucken.
      • <3 Jahre: off-label

Schmerzen beim Zahnen
  • Oromukosal
    • Gel zur dentalen Anwendung
      • 1 Monat bis 18 Jahre
        [14] [20]
        • Gel 3,4 mg/g Lidocainhydrochlorid (+150,0 mg/g Tinktur aus Kamillenblüten+3,2 mg/g Macrogollaurylether): 2-3x täglich ein erbsengroßes Stück auf die schmerzende Stelle des Zahnfleischs auftragen

          Gel 20 mg/g Lidocainhydrochlorid: maximal 4× täglich ein erbsengroßes Stück auf die schmerzende Stelle des Zahnfleischs auftragen

          • Mit einem sauberen Finger oder einem sauberen Wattestäbchen auftragen.
          • Nach den Mahlzeiten und vor dem Einschlafen anwenden.

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

GFR ≥10 ml/min/1.73m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.

GFR <10 ml/min/1.73m2: Eine allgemeine Empfehlung zur Dosisanpassung kann nicht gegeben werden.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

  • Benommenheit, Parästhesie, Schwindel, Schläfrigkeit
  • Infolge von Überdosierung: Schwindel, Benommenheit, Agitation, verschwommenes Sehen, kalter Schweiß, Sprachstörungen, Tremor, Konvulsionen, Atemnot, Anorexie, Gehör- und Schluckstörungen, Hypotonie, Herzrhythmusstörungen (AV-Block), kardiovaskulärer Kollaps, epileptogen bei Spiegeln ab 7 micromol/ml
  • neonatale Methämoglobinämie

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Bei intravenöser Anwendung (als Antiarrhythmikum)

Folgende UAW wurden sehr häufig, häufig oder gelegentlich beobachtet (≥0,1 %):

  • Schläfrigkeit, Benommenheit, Schwindel, Desorientiertheit, Seh-, Sprach- und Schluckstörungen, Tinnitus, Tremor, Hitzewallungen, Kältegefühl und Parästhesien, außerdem Unruhe, Reizbarkeit, Euphorie, Halluzinationen und depressive Verstimmungen
  • Appetitlosigkeit, Übelkeit, Brechreiz und Erbrechen
  • Allergische Reaktionen in Form von Urtikaria, Ödemen, Bronchospasmen oder eines Atemnotsyndroms sowie Kreislaufreaktionen

Folgende schwerwiegende UAW wurden zudem selten, sehr selten oder mit unbekannter Häufigkeit beobachtet (<0,1 %):

  • Krämpfe, Bewusstlosigkeit, Atemdepression
  • Herzstillstand
  • anaphylaktischer Schock

[Ref.]

Bei Injektion (als Anästhetikum)

Unerwünschte, systemische Wirkungen, die bei Überschreiten eines Blutplasmaspiegels von 5 bis 10 Mikrogramm Lidocain pro ml auftreten können, sind methodisch (aufgrund der Anwendung), pharmakodynamisch oder pharmakokinetisch bedingt und betreffen das Zentralnerven- und das Herzkreislaufsystem.

Folgende UAW wurden sehr häufig, häufig oder gelegentlich beobachtet (≥0,1 %):

  • niedriger Blutdruck, Bluthochdruck
  • Übelkeit, Erbrechen
  • Parästhesien, Schwindel,Anzeichen und Symptome von ZNS-Toxizität (Krämpfe, Kribbeln um den Mund, Taubheit der Zunge, akustische und visuelle Störungen, Zittern, Tinnitus, Sprachstörungen, Unterdrückung des ZNS)
  • Bradykardie

Folgende schwerwiegende UAW wurden zudem selten, sehr selten oder mit unbekannter Häufigkeit beobachtet (<0,1 %):

  • Herzstillstand, Herzrhythmusstörungen
  • allergische Reaktionen
  • Atemdepression

[Ref.]

Bei Anwendung auf Haut und Schleimhäuten (als Anästhetikum)

Unerwünschte systemische Nebenwirkungen sind bei Lidocain-Präparaten zur Oberflächenanästhesie äußerst selten. Wie bei allen Lokalanästhetika können jedoch Nebenwirkungen auftreten, die durch hohe Plasmaspiegel bei zu großer Dosierung, rascher Resorption, durch Hypersensibilisierung, Idiosynkrasie oder eine herabgesetzte Toleranz des Patienten verursacht werden.

Folgende UAW wurden sehr häufig, häufig oder gelegentlich beobachtet (≥0,1 %):

  • Blässe, Hypotonie, Myokardschwäche, Bradykardie
  • Erregung, Depression, Nervosität, Schwindel, Sehstörungen, Kribbeln und Taubheitsgefühl im Bereich der Mund-höhle, Zittern, Abgeschlagenheit
  • Urtikaria, Ödeme
  • Bronchospasmus

Folgende schwerwiegende UAW wurden zudem selten, sehr selten oder mit unbekannter Häufigkeit beobachtet (<0,1 %):

  • Krämpfe, Bewusstlosigkeit, Atemstillstand
  • anaphylaktischer Schock
  • Herzstillstand

Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

[Ref.]

Kontraindikationen bei Kindern

Bei Anwendung bei epileptischen Anfällen bei Neugeborenen: Hypo- und Hyperkaliämie, (Verdacht auf) Kardiomyopathie (z.B. bei Mutter mit Diabetes), kongenitale Herzabweichung.

Kontraindikationen allgemein

Anwendung als Antiarrhythmikum [Ref.]

  • innerhalb der ersten drei Monate nach Myokardinfarkt
  • bei eingeschränkter Herzleistung (linksventrikuläres Auswurfvolumen geringer als 35 %), außer bei Patienten mit lebensbedrohenden ventrikulären Herzrhythmusstörungen
  • bei Patienten mit erheblichen Störungen des Reizleitungssystems zwischen Herzvorhöfen und
    Herzkammern (AV-Block II. und III. Grades) ohne verfügbaren Herzschrittmacher

Anwendung als Anästhetikum [Ref.]

  • bei schweren Störungen des Herz-Reizleitungssystems
  • bei akutem Versagen der Herzleistung
  • bei Schock
  • in der Geburtshilfe bei einer drohenden oder bereits bestehenden Blutung zur Epiduralanästhesie

spezielle Gegenanzeigen für die Spinal- und Periduralanästhesie:

  • nicht korrigierter Mangel an Blutvolumen
  • erhebliche Störungen der Blutgerinnung
  • erhöhter Hirndruck

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

Als Antiarrhythmikum: Eine bestehende Hypokaliämie vor der Behandlung ausgleichen. Insbesondere bei anhaltender ventrikulärer Tachykardie oder Kammerflimmern, direkt nach einem Herzinfarkt, bei Leber- oder Nierenfunktionsstörung, bei struktureller Herzerkrankung und/oder schlechter Funktion der linken Herzkammer kann eine Verschlechterung der Arrhythmie auftreten. Vorsicht ist außerdem geboten, bei Älteren, schlechtem Allgemeinzustand, Sinusknotendysfunktion, AV-Reizleitungsstörungen, Konvulsionen, schwerer Atemnot, Bradykardie, Herzinsuffizienz und Hypotonie. Bei Verdacht auf maligne Hyperthermie keine Lokalanästhetika des Amidtypen verwenden. Die Kreuzhypersensitivität mit anderen Lokalanästhetika des Amidtypen ist zu berücksichtigen. Allergische Reaktionen (Asthmaanfälle, Bronchospasmen, anaphylaktischer Schock) infolge intravenöser Verabreichungen von Sulfit können auftreten. Insbesondere Asthmapatienten bilden eine Risikogruppe. Es muss Beatmungsapparatur vorhanden sein. Um Nebenwirkungen vorzubeugen, werden folgende Vorsorgemaßnahmen empfohlen: 1. Weitestgehend möglich die minimale wirksame Dosis verwenden und die maximale Dosis nicht überschreiten. 2. Verabreichen Sie die Injektion langsam und aspirieren Sie die Infiltrations- oder Nervenstammanästhesie mehrmals, um einer intravaskulären Injektion vorzubeugen.

Oralgel:
Bei Anwendung im Mund- oder Rachenraum können Schluckbeschwerden (Risiko der Aspiration) auftreten. Bei Kindern unter 3 Jahren und anderen Kindern, die den Rest schlecht ausspucken können, sollte das dickflüssige Xylocain 2 % Gel mit einem Wattestäbchen lokal aufgetragen werden.

Bei epileptischen Anfällen bei Neugeborenen: Ausschließlich auf der Intensivstation für Neugeborene unter sorgfältiger EKG-Kontrolle durchführen. Bei Änderungen von EKG-Komplexen und/oder des Herzrhythmus Lidocain unverzüglich absetzen. Nur in niedrigen Konzentrationen (< 20 mg/ml) verwenden. Stets nach Plan abbauen.
Die Wirkung ist oft nicht direkt auf Anfälle erkennbar, aber auf dem EEG < 6 h nach Behandlungsbeginn zu sehen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

Anwendung als Antiarrhythmikum

Anwendung unter besonderer Vorsicht:

  • beim Syndrom des kranken Sinusknotens
  • bei AV-Block I. Grades
  • bei Bradykardie (< 50 Schläge/Minute). Bei Patienten mit Bradykardie, die einhergeht mit ventrikulärer Tachyarrhythmie, kann eine kombinierte Behandlung von Lidocain mit Atropin oder atropinähnlichen Medikamenten, eine andere vorbereitende Therapie oder ein Herzschrittmacher notwendig sein.
  • bei deutlich erniedrigtem Blutdruck
  • bei Hypokaliämie
  • bei Patienten mit dekompensierter Herzinsuffizienz oder hinterem Septuminfarkt mit Disposition zum AV-Block
  • Erkrankungen von Leber und Niere

Überdosierung

Symptome:

  • schwere Hypotension
  • Asystolie
  • Apnoe
  • Krampfanfälle
  • Koma

Therapie:

  • Sofortige Unterbrechung der Zufuhr von Lidocain i.v.
  • Sicherstellung einer ausreichenden Ventilation: Freihaltung der Atemwege, O2-Zufuhr, evtl. künstliche Beatmung
  • Der Behandlung einer Hypoxie und Azidose
  • Krämpfe werden mit Diazepam (5 - 10 mg i.v.) oder mit kleinen Dosen eines kurz wirkenden Barbiturates behandelt, bei Intubationsmöglichkeit werden kurz wirkende Muskelrelaxanzien gegeben.
  • Ein Blutdruckabfall kann durch Gabe eines Sympathomimetikums (z. B. Adrenalin) abgefangen werden. Adrenergika sowohl vom alpharezeptorenstimulierenden (z. B. Dopamin) als auch betarezeptorenstimulierenden Typ (z. B. Isoprenalin) sind in der Regel wirksam.
  • Bradykardie kann mit einem Parasympatholytikum (z. B. Atropin) behandelt werden.
  • Bei Herzstillstand sind die bekannten notfallmedizinischen Maßnahmen durchzuführen.
  • Bei schweren Zwischenfällen ist es immer ratsam, zur Behandlung des Patienten einen Facharzt für Anästhesie und Wiederbelebung hinzuzuziehen.
  • Zentral wirkende Analeptika sind kontraindiziert bei Intoxikation durch Lokalanästhetika!

[Ref.]

Anwendung als Anästhetikum

Wenn aufgrund der Dosis oder der Applikationsart hohe Blutspiegel zu erwarten sind, ist eine besondere Beobachtung erforderlich bei:

  • einer kardiovaskulären Erkrankung einschließlich Herzinsuffizienz
  • älteren Patienten
  • Patienten in schlechtem Allgemeinzustand
  • Patienten mit Myasthenia gravis
  • Patienten mit fortgeschrittenen Lebererkrankungen oder schwerer verminderter Nierenfunktion

[Ref.]

Wechselwirkungen

Die standardisierte Wechselwirkungsrecherche des Kinderformulariums hat folgende klinisch relevante Wechselwirkungen ergeben:

Interaktionspartner

Grund

Handlungsempfehlung

Propranolol, Metoprolol

erhöhte Lidocainkonzentrationen sind möglich

Überwachung der Lidocain-Wirkung (und ggf. -Spiegel) und ggf. Dosisanpassung

CYP3A4-Inhibitoren (Cimetidin, Cobicistat)

Verstärkte Wirkungen von Lidocain durch Hemmung des Metabolismus (CYP3A4)

Überwachung, Dosisanpassung

Suxamethonium

erhöhtes Risiko für verstärkte bzw. verlängerte Muskelrelaxation (neuromuskuläre Blockade)

gleichzeitige Gabe sollte unter strenger Kontrolle der neuromuskulären Blockade und der Atemfunktion

Antiarrhythmika Klasse III (Amiodaron, Dronedaron, Sotalol)

Verstärkte kardiotoxische Effekte

Kombination vermeiden, gemeinsame Anwendung unter sorgfältiger Überwachung besonders auf kardio- und neurotoxische Symptome

Ritonavir, Atazanavir, Fosamprenavir

Herzrhythmusstörungen möglich durch Hemmung des Metabolismus (CYP3A4)

Kombination kontraindiziert, gemeinsame Anwednung unter sorgfältiger elektrokardiographischer und eventuell stationärer Überwachung sowie in niedrigst wirksamer Dosierung

Saquinavir

Erhöhtes Risiko von ventrikulären Tachykardien (Torsade de pointes)

Kombination kontraindiziert, gemeinsame Anwednung unter sorgfältiger elektrokardiographischer und eventuell stationärer Überwachung sowie in niedrigst wirksamer Dosierung

CYP1A2-Inhibitoren (Fluvoxamin, Ciprofloxacin)

Verstärkte Wirkungen von Lidocain durch Hemmung des Metabolismus

Überwachung, Dosisanpassung

Erythromycin

erhöhtes proarrhythmisches Risiko

Monitoring von Lidocain-UAW, ggf. Dosisanpassung

Phenytoin

möglicherweise Wirkungsabschwächung von Lidocain durch verstärkten Metabolismus

Überwachung der Lidocain-Wirkung (und ggf. -Spiegel) und ggf. Dosisanpassung


Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.

ANTIARRHYTHMIKA, KLASSE I UND III

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Antiarrhythmika, Klasse Ic

Flecainid

Tambocor®, flecadura®
C01BC04

Propafenon

Rytmonorm®
C01BC03
Antiarrhythmika, Klasse III

Amiodaron

Cordarex®, Cordarone®
C01BD01

Referenzen

  1. Verschiedene Hersteller, SPC lidocaine RVG 07828/07829 (injectievloeistof) [Injektionsflüssigkeit], www.cbg-meb.nl
  2. Rademaker C.M.A. et al, Geneesmiddelen-Formularium voor Kinderen [Arzneimittel-Formularium für Kinder], 2007
  3. Smit LS et al, Richtlijnen voor behandeling van neonatale epileptische aanvallen [Leitlinie für die Behandlung von Neonatalen Epileptischen Anfällen], Nederlands Vlaamse Werkgroep Neonatale Neurologie van de sectie Neonatologie van de NVK en van de Nederlandse Vereniging voor Kinderneurologie [Kinderneurologie [Niederländisch-flämische Arbeitsgruppe für Neugeborenen-Neurologie], New updated version June 2012
  4. Vemedia BV, SmPC Dentinox (RVG 03717) 27-01-2011, www.cbg-meb.nl
  5. Combustin Pharmazeutische Präparate GmbH, SmPC, Acoin-Lidocainhydrochlorid 40 mg/ml Lösung (78856.00.00), 02/2015
  6. AstraZeneca GmbH, SmPC, Xylocain® Pumpspray 10 mg/Sprühstoß (6084764.00.00), 12/2013
  7. Grünenthal GmbH, SmPC, Actilogic 700 mg wirkstoffhaltiges Pflaster (98976.00.00), 12/2017
  8. PUREN Pharma GmbH & Co. KG, SmPC, Licain ® 10 mg/ml Injektionslösung (6368504.03.00), 05/2016
  9. B. Braun Melsungen AG, SmPC, Lidocain-HCL B.Braun 1%/2% Injektionslösung (6697685.00.00), 10/2014
  10. AstraZeneca GmbH, SmPC, Xylocain® 1%/2% Injektionslösung (6077072.01.00/6077072.02.00), 11/2017
  11. Bayer Vital GmbH, SmPC, Lidocain 0,5/1 % Steigerwald Injektionslösung (6299745.00.00), 01/2016
  12. AstraZeneca GmbH, SmPC, Xylocain® Pumpspray dental 10 mg/Sprühstoß (6077184.00.00), 11/2017
  13. Septodont GmbH, SmPC, Xylonor Spray N 15% Dentallösung (53314.00.00), 06/2015
  14. Chemische Fabrik Kreussler & Co. GmbH, SmPC, Dynexan® Mundgel 2% Gel (6430574.00.00), 07/2015
  15. AstraZeneca GmbH, SmPC, Xylocain® Viskös 2% Lösung zum Einnehmen (6077149.00.00), 11/2017
  16. Aspen Pharma Trading Limited, SmPC, Xylocain® Gel 2% (6077215.00.00), 11/2017
  17. mibe GmbH Arzneimittel, SmPC, Xylocitin®-cor 1%/2% Injektionslösung (3000346.00.00/3005755.00.00), 02/2015
  18. B. Braun Melsungen AG, SmPC, Lidocard B. Braun 2 % Injektionslösung (6462317.00.00), 10/2014
  19. Aspen Pharma Trading Limited, SmPC, Xylocain® 2 % Injektionslösung (6225422.00.00), 11/2017
  20. Dentinox Gesellschaft für pharmazeutische Präparate Lenk & Schuppan KG, Gebrauchsinformation: Dentinox®-Gel N Zahnungshilfe, September 2014

Änderungsverzeichnis

  • 22 Dezember 2020 08:25: Neue Monographie

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung