Norfloxacin ist ein bakterizid wirkendes Antibiotikum aus der Gruppe der Fluorchinolone. Der Wirkungsmechanismus von Norfloxacin beruht auf einer Störung der DNS-Synthese durch Hemmung der bakteriellen Topoisomerase II (Gyrase) und Topoisomerase IV.
Es sind ausschließlich Abstracts japanischer Studien von 1990 verfügbar. Hieraus ergibt sich, dass T1/2 bei Kindern zwischen 1,7 - 4 h variiert.
Filmtabletten 400 mg
Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):
Präparat | Darreichungsform | Stärke (Norfloxacin) |
Problematische Hilfsstoffe | Altersangabe |
Barzan | Filmtabletten | 400 mgM, S0, T0 |
- | Erwachsene |
NorfloxHEXAL® | Filmtabletten | 400 mgM, S0, T0 |
Propylenglykol (Tablettenfilm) | Erwachsene |
Norfloxacin AL | Filmtabletten | 400 mgM, S, T2 | Propylenglykol (Tablettenfilm) | Erwachsene |
T2: teilbar in zwei gleiche Dosen, T0: nicht teilbar, M: mörserbar, M0: nicht mörserbar, S0: nicht suspendierbar, S: suspendierbar
Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)
Prophylaxe bei rezidivierenden Harnwegsinfektionen |
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Komplizierte Harnwegsinfektion |
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Prophylaxe UWI:
GFR 50-80 ml/min/1.73 m2: Keine Anpassung erforderlich
GFR 30-50 ml/min/1.73 m2: Keine Anpassung erforderlich
GFR 10-30 ml/min/1.73 m2: 50 % der normalen Einzeldosis und gleich bleibendem Intervall zwischen zwei Verabreichungen.
GFR < 10 ml/min/1.73 m2: Es kann keine allgemeingültige Empfehlung erteilt werden.
Komplizierte UWI:
GFR 50-80 ml/min/1.73 m2: Keine Anpassung erforderlich
GFR 30-50 ml/min/1.73 m2: Keine Anpassung erforderlich
GFR 10-30 ml/min/1.73 m2: 100 % der normalen Einzeldosis und Intervall zwischen zwei Verabreichungen: 24 h
GFR < 10 ml/min/1.73 m2: Es kann keine allgemeingültige Empfehlung erteilt werden.
Neurologische Nebenwirkungen von Chinolonen sind Kopfschmerzen, Schwindel, Benommenheit, Parästhesie, periphere Neuropathie, periphere sensorische Störungen, Sehstörungen und Verwirrung. Diese Beschwerden sind gewöhnlich reversibel und dosisabhängig. In seltenen Fällen wurden Konvulsionen verzeichnet, vor allem bei Patienten mit Epilepsie oder zerebrovaskulärer Insuffizienz in der Anamnese.
Hämodialyse und peritoneale Dialyse: 100 % der normalen Einzeldosis und Intervall zwischen zwei Verabreichungen: 24 Stunden
Aus Tierversuchen geht hervor, dass die Verwendung von Fluorochinolonen bei jungen Versuchstieren Abweichungen in der Knorpelbildung verursacht. Diese Abweichungen wurden in der Studie an Kleinkindern nicht nachgewiesen. [Arico et al., Bhattacharya et al.]
Häufig (1-10 %): Leukopenie, Neutropenie, Eosinophilie, Kopfschmerzen, Schwindel, Benommenheit, Schläfrigkeit, Bauchschmerzen und -krämpfe, Übelkeit; Erhöhung der SGOT, SGPT und der alkalischen Phosphatase; Hautausschläge/Rash
Gelegentlich (0,1-1 %): vaginale Candidiasis, Thrombozytopenie, verminderter Hämatokrit, Kristallurie, verlängerte Thromboplastinzeit (Quick-Wert), hämolytische Anämie (gelegentlich in Verbindung mit einem Glukose-6-Phosphat-Dehydrogenase-Mangel); Überempfindlichkeitsreaktionen wie Anaphylaxie, Angioödem, Urtikaria, interstitielle Nephritis, Petechien, hämorrhagische Bullae, Papeln mit Vaskulitis; Veränderungen der Stimmungslage, Schlaflosigkeit, Schlafstörungen, Depression, Angstgefühl, Nervosität, Reizbarkeit, Euphorie, Desorientierung, Halluzinationen, Verwirrtheit, psychische Störungen einschließlich psychotischer Reaktionen, Müdigkeit, Parästhesien, Polyneuropathie einschließlich Guillain-Barré Syndrom, Krampfanfälle, mögliche Verschlechterung einer Myasthenia gravis, Sehstörung, vermehrter Tränenfluss, Tinnitus, Palpitation, Sodbrennen, Durchfall, Erbrechen, Appetitlosigkeit, Pankreatitis, Hepatitis, Erhöhung von Serum-Bilirubin, schwere Hautreaktionen, exfoliative Dermatitis, Lyell-Syndrom, Erythema exsudativum multiforme, Stevens-Johnson-Syndrom, Photosensibilisierung, Juckreiz, Arthritis, Myalgie, Arthralgie, Tendinitis, Tendovaginitis, Erhöhung von Serum-Harnstoff und -Kreatinin
Selten (0,01-0,1 %): pseudomembranöse Kolitis, Entzündungen der Achillessehne (kann zum Achillessehnenriss führen)
Sehr selten (<0,01 %): Agranulozytose, cholestatischer Ikterus, Lebernekrose, Rhabdomyolyse, Ausbruch oder Verschlimmerung einer Myasthenia gravis
Häufigkeit nicht bekannt: Syndrom der inadäquaten Sekretion des antidiuretischen Hormons (SIADH), hypoglykämisches Koma, Hypästhesie; ventrikuläre Arrhythmien und Torsades de pointes (vorwiegend berichtet bei Patienten mit Risikofaktoren für eine QT-Verlängerung), EKG: QT-Verlängerung; Leberversagen einschließlich tödlicher Fälle
Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Kinder und Jugendliche bis zum Alter von 18 Jahren*
* Da Gelenkknorpelschäden in der Wachstumsphase aufgrund tierexperimenteller Erfahrungen nicht auszuschließen sind.
Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Zurückhaltung ist geboten bei der Verabreichung von Chinolonen an Kinder in der Wachstumsphase. Die Verwendung muss sich auf Fälle beschränken, die keine anderen therapeutischen Möglichkeiten haben.
In Tierversuchen an jungen Hunden wurde in variierendem Maße Arthropathie bei sehr hohen Dosierungen festgestellt. Bei Menschen wurden diese Nebenwirkungen jedoch nicht verzeichnet; Fluorchinolone werden aus diesem Grunde in zunehmendem Maße bei Kindern verwendet, wenn keine therapeutischen Alternativen bestehen oder wenn bei der Verwendung bestimmter anderer Breitband-Antibiotika schwere Beschwerden aufgetreten sind.
Fluorchinolone sind "Reserve-Antibiotika". Um einer Resistenzbildung vorzubeugen, muss deren Verabreichung Situationen vorbehalten sein, in denen mit anderen antimikrobiellen Mitteln unzureichende Ergebnisse erzielt worden sind. Vorsicht ist geboten bei Kindern mit Neigung zu Konvulsionen und bei Kindern mit einem bekannten Risiko einer QT-Zeit-Verlängerung.
Bei Anwendung von Fluorchinolonen besteht ein erhöhtes Risiko für langfristige und irreversible Schäden an Muskeln, Sehnen, Knochen und dem Nervensystem. Vorsicht ist geboten bei der Verordnung von Fluorchinolonen bei Patienten mit Nierenproblemen, bei Patienten mit zurückliegender Organtransplantation, oder bei Patienten, die mit einem systemischen Corticosteroid behandelt werden. Bei diesen Patienten kann das Risiko für eine durch Fluorchinolon-induzierte Tendinitis und Sehnenverletzung erhöht sein. [Rote-Hand-Brief]
Beachte: Rote Handbrief vom 07.06.2023 (Systemisch und inhalativ angewendete Chinolon- und Fluorchinolon-Antibiotika: Erinnerung an die Anwendungsbeschränkung)
Aktuelle Studiendaten deuten darauf hin, dass Fluorchinolone weiterhin außerhalb der empfohlenen Anwendungsgebiete verschrieben werden.
Systemisch und inhalativ angewendete Fluorchinolone sollten NICHT verschrieben werden:
Systemisch und inhalativ angewendete Fluorchinolone sind mit sehr seltenen, schwerwiegenden, die Lebensqualität beeinträchtigenden, lang anhaltenden (über Monate oder Jahre andauernd) und möglicherweise irreversiblen Nebenwirkungen assoziiert. Diese Produkte sollten nur für die zugelassenen Indikationen (viele davon beschränkt auf die Behandlung der letzten Wahl bei Patienten und Patientinnen, für die es keine alternativen therapeutischen Optionen gibt) und nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung für den einzelnen Patienten verschrieben werden.
Beachte: Rote Handbriefe vom 29.10.2020, 08.04.2019, 26.10.2018 (Systemisch und inhalativ angewendete Chinolon- und Fluorchinolon-Antibiotika: Risiko einer Herzklappenregurgitation/-insuffizienz, Risiko von die Lebensqualität beeinträchtigenden, lang anhaltenden und möglicherweise irreversiblen Nebenwirkungen -Anwendungsbeschränkungen, Risiko für Aortenaneurysmen und Aortendissektionen):
Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.
Die standardisierte Wechselwirkungsrecherche des Kinderformulariums hat folgende klinisch relevante Wechselwirkungen ergeben:
Norfloxacin ist ein Inhibitor der Enzyme CYP1A2 und CYP3A4.
Norfloxacin zeichnet sich durch ein hohes Interaktionspotential aus. Aus diesem Grund muss die Medikation individuell auf Wechselwirkungen überprüft werden
Interaktionspartner | Grund | Handlungsempfehlung |
CYP1A2-Substrate (z.B. Tizanidin, Coffein, Teophyllin) | Abbau des Substrates kann durch Norfloxacin gehemmt werden, dadurch Anstieg der Serumkonzentration des Substrates möglich (Überdosierung des Substrates möglich) | Bei Zeichen einer Überdosierung des Substrates, sollte die Dosierung angepasst werden, ggf. intensives Monitoring der Konzentration des Substrates, um unerwartete Konzentrationsanstiege zu verhindern. |
CYP3A4-Substrate (z.B. Ciclosporin) | Abbau des Substrates kann durch Norfloxacin gehemmt werden, dadurch Anstieg der Serumkonzentration des Substrates möglich (Überdosierung des Substrates möglich) | Bei Zeichen einer Überdosierung des Substrates, sollte die Dosierung angepasst werden, ggf. intensives Monitoring der Konzentration des Substrates, um unerwartete Konzentrationsanstiege zu verhindern. |
QT-Zeit verlängernde Arzneistoffe (z.B. Terfenadin, Erythromycin) | Additive (QT verlängernde/sedative) Wirkung. Erhöhtes Risiko für Torsade de pointes Tachykardien/Nebenwirkungen. | Kombination vermeiden. |
Stoffe, die die Krampfschwelle herabsetzen (z.B. Theophyllin, Prednisolon, Dimenhydrinat) | erhöhtes Risiko für Krampfanfälle | Kombination vermeiden. |
polyvalente Kationen (z.B. Eisenpräparate, Calciumpräparate)/ Anionenaustauscherharze (z.B. Colestyramin) |
Verschlechterung der Resorption von Norfloxacin | Kombination vermeiden. Norfloxacin sollte entweder 2 Stunden vor oder mindestens 4 Stunden nach der Aufnahme eingenommen werden. |
Glucocorticoide (z.B. Betamethason, Dexamethason, Fludrocortison) | erhöhtes Risiko für eine Sehnenruptur und Tendinitis | Kombination vermeiden, insbesondere wenn Anzeichen oder Symptome einer Tendinopathie auftreten. |
Vitamin-K-Antagonisten (z.B. Phenoprocoumon) | Verlängerung der Prothrombinzeit möglich | Ggf. ist die Reduktion des Vitamin-K-Antagonisten notwendig. |
Nitrofurantoin | Nitrofurantoin kann die Wirkung von Fluorochinolonen (wie z.B. Norfloxacin) antagonisieren. | Kombination vermeiden. |
Didanosin | Die Plasmakonzentration von Norfloxacin kann bei gleichzeitiger Verabreichung von Didanosin-Kautabletten abnehmen, da Chelat-Komplexe gebildet werden. | Kombination mit Didanosin-Kautabletten vermeiden. Das Problem tritt nicht auf, wenn Didanosin in Form von enterischen Kapseln verabreicht wird. |
Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.
In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.
Fluorchinolone | ||
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Ciprobay®, Keciflox®
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J01MA02 | |
Tavanic®, Quinsair®
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J01MA12 | |
Oflox®
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J01MA01 |
Symptome: Erfahrungen liegen nicht vor.
Im Falle einer Überdosierung sollte eine symptomatische Behandlung eingeleitet werden. Eine EKG-Überwachung sollte aufgrund des möglichen Auftretens einer QT Intervallverlängerung durchgeführt werden.
Im Fall einer vor kurzem eingetretenen, akuten Überdosierung sollte der Patient angehalten werden, Calcium-haltige Lösungen zu trinken, um Norfloxacin in einen Calcium- Komplex zu transformieren, welcher nur in sehr geringem Maße aus dem Gastrointestinaltrakt resorbiert wird. Für eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist zu sorgen.
[Ref.]