Atenolol

Wirkstoff
Atenolol
Handelsname
Tenormin®
ATC-Code
C07AB03

Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Atenolol ist ein hydrophiler Betarezeptorenblocker mit relativer Beta-1 -Selektivität („Kardioselektivität"), ohne intrinsische sympathomimetische Aktivität (ISA) und ohne membranstabilisierende Wirkung. Die Beta-1 -Selektivität nimmt mit steigender Dosis ab.
Die Substanz senkt in Abhängigkeit von der Höhe des Sympathikotonus die Frequenz und die Kontraktionskraft des Herzens (negativ inotrope Wirkung), die AV-Überleitungsgeschwindigkeit und die Plasma-Renin-Aktivität.

Pharmakokinetik bei Kindern

Die Eliminationshalbwertszeit bei Kindern über 5 Jahren beträgt durchschnittlich zwischen 3,5 – 7 Stunden, bei Neugeborenen zwischen 10,5 – 34,6 Stunden. [Buck ML 1989, Rubin PC 1983]

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Arterielle Hypertonie, supraventrikuläre Arrhythmien, Marfan-Syndrom
    • oral
      • ≥1 Monat bis <18 Jahre: off-label
  • Hämangiom
    • oral
      • ≥1 Monat bis ≤14 Monate: off-label

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Oral

  • Funktionelle Herz-Kreislauf-Beschwerden (hyperkinetisches Herzsyndrom, hypertone Regulationsstörungen
  • Chronische stabile Angina pectoris oder instabile Angina pectoris (falls gleichzeitig Tachykardie oder Hypertonie bestehen)
  • Supraventrikuläre Arrhythmien
    – zusätzliche therapeutische Maßnahme bei Sinustachykardie aufgrund von Thyreotoxikose
    – paroxysmale supraventrikuläre Tachykardie
    – Vorhofflimmern und Vorhofflattern (bei ungenügendem Ansprechen auf hoch dosierte Therapie mit herzwirksamen Glykosiden)
  • Ventrikuläre Arrhythmien, wie
    – ventrikuläre Extrasystolen, sofern die Extrasystolen durch erhöhte Sympathikusaktivität hervorgerufen werden (körperliche Belastung, Induktionsphase der Anästhesie, Halothananästhesie und Verabreichung exogener Sympathomimetika)
    – ventrikuläre Tachykardien und Kammerflimmern (nur prophylaktisch, besonders wenn die ventrikulären Arrhythmien durch erhöhte Sympathikusaktivität hervorgerufen werden)
  • Arterielle Hypertonie

Kinder und Jugendliche

Es gibt keine Erfahrung mit der Anwendung von Atenolol bei Kindern, daher sollte Atenolol nicht bei Kindern angewendet werden.

[Ref.]

Präparate im Handel

Tabletten 25 mg, 50 mg, 100 mg
Filmtabletten 25 mg, 50 mg, 100 mg

Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):

Präparat Darreichungsform Stärke (Atenolol) Applikationsweg Natriumgehalt Problematische Hilfsstoffe Anwendungshinweis Altersangabe
Atenolol-ratiopharm® Filmtabletten 25 mgT2
50 mgT2
100 mgT2
oral natriumfrei - Einnahme unzerkaut mit ausreichend Flüssigkeit vor den Mahlzeiten. Erwachsene
Tenormin® Filmtabletten 50 mgT2 oral natriumfrei - Erwachsene

 

T2: teilbar in zwei gleiche Dosen, „natriumfrei“: weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro Einheit

Die Fachinformationen wurden am 13.05.2024 aufgerufen.

Neben den aufgeführten Präparaten befinden sich diverse weitere Fertigarzneimittel im Handel.

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

Dosierungsempfehlungen

Arterielle Hypertonie, supraventrikuläre Arrhythmien, Marfan-Syndrom
Hämangiom

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

Anpassung bei Nierenfunktionsstörung wie angegeben:

GFR 50-80 ml/min/1.73 m2
Anpassung nicht erforderlich.
GFR 30-50 ml/min/1.73 m2
Anpassung nicht erforderlich.
GFR 10-30 ml/min/1.73 m2
50 Prozent der Einzeldosis und Dosierungsintervall: 12 bis 24 Stunden
GFR < 10 ml/min/1.73 m2
Es kann keine allgemeingültige Empfehlung erteilt werden

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

Dyspnoe, Akrozyanose, Provokation von Herzinsuffizienz oder Hypoglykämie (ohne Symptome: Vorsicht bei Diabetes-Patienten) und Albträume. Wenige zentrale Nebenwirkungen.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Häufig (1-10 %): Bradykardie, Kältegefühl an den Extremitäten, Schwindelgefühl oder Schwitzen, Magen-Darm-Beschwerden (Übelkeit, Erbrechen, Obstipation, Diarrhoe), Müdigkeit

Gelegentlich (0,1-1 %): Schlafstörungen, verstärkte Traumaktivität, erhöhte Transaminasenspiegel, Konjunktivitis, Muskelschwäche, Muskelkrämpfe, latenter Diabetes mellitus wird erkennbar, manifester Diabetes mellitus kann sich verschlechtern

Selten (0,01-0,1 %): Verstärkung einer Herzinsuffizienz, atrioventrikuläre Überleitungsstörungen, Hypotonie mit Orthostase oder Synkope, Verstärkung der Beschwerden bei Patienten mit peripheren Durchblutungsstörungen oder mit Verkrampfung der  Fingerschlagadern (Raynaud-Syndrom), Kopfschmerzen, Parästhesien, depressive Verstimmungen, Alpträume, Verwirrtheit, Psychosen und Halluzinationen, Benommenheit, Mundtrockenheit, Leberschäden, einschließlich intrahepatischer Cholestase, Purpura, Thrombozytopenie, Haarausfall, allergische Hautreaktionen (Rötung, Pruritus, Exantheme), Verschlechterung einer Psoriasis vulgaris, psoriasiformen Exantheme, Libido- und Potenzstörungen, Atemnot infolge einer möglichen Erhöhung des Atemwegswiderstandes bei Patienten mit Neigung zu bronchospastischen Reaktionen (insbesondere bei obstruktiven Atemwegerkrankungen), Sehstörungen, verminderter Tränenfluss

Sehr selten (<0,01 %): Verstärkung der Anfälle bei Patienten mit Angina pectoris, Anstieg des ANA-Titers, allergische Reaktionen, die nicht auf die üblichen Adrenalindosen ansprechen, können verstärkt werden

Häufigkeit nicht bekannt: Lupus-ähnliches Syndrom

Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen bei Kindern

Sinusbradykardie, AV-Block, Hypotonie und Asthma

Kontraindikationen allgemein

  • manifeste Herzinsuffizienz
  • Schock
  • AV-Block II. oder III. Grades
  • Sinusknotensyndrom (sick sinus syndrome)
  • sinuatrialer Block
  • Bradykardie (Ruhepuls <50 Schläge pro Minute vor Behandlungsbeginn)
  • Hypotonie (systolisch <90 mmHg)
  • Azidose
  • bronchiale Hyperreagibilität (z.B. bei Asthma bronchiale)
  • Spätstadien peripherer Durchblutungsstörungen
  • gleichzeitige Gabe von Monoaminooxidase (MAO)-Hemmstoffen (Ausnahme MAO-B-Hemmstoffe)

Die intravenöse Applikation von Calciumantagonisten vom Verapamil- oder Diltiazemtyp oder anderen Antiarrhythmika (wie Disopyramid) bei Patienten, die mit Atenolol behandelt werden, ist kontraindiziert (Ausnahme: Intensivmedizin)

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

Bei Hypertonie mit niedriger Dosis beginnen und je nach Blutdruck steigern. Nach sechs Monaten kann versucht werden, die Dosis zu halbieren. Atenonol stets ausschleichend absetzen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.

Wechselwirkungen

Große Vorsicht ist geboten bei gleichzeitiger Einnahme von Verapamil aufgrund der Gefahr von Herzrhythmusstörungen / Bradykardie.

BETA-ADRENOZEPTORANTAGONISTEN

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Beta-Adrenozeptorantagonisten, nichtselektiv

Propranolol

Hemangiol®, Dociton®, Inderal®, Obsidan®
C07AA05

Sotalol

Sotalex®
C07AA07
Beta-Adrenozeptorantagonisten, selektiv

Bisoprolol

Concor Cor®, Concor®
C07AB07

Esmolol

Brevibloc®
C07AB09

Metoprolol

Beloc®, Beloc-Zok®, Jutablock
C07AB02
Alpha- und Beta-Adrenozeptorantagonisten

Carvedilol

Dilatrend®, Querto®
C07AG02

Labetalol

Trandate®
C07AG01

Referenzen

  1. National High Blood Pressure Education Program Working Group on High Blood Pressure in Children and Adolescents., The fourth report on the diagnosis, evaluation, and treatment of high blood pressure in children and adolescents., Pediatrics, 2004, Aug;114(2 Suppl 4th Report), 555-76
  2. Ko JK, et al, Long-term efficacy of atenolol for atrioventricular reciprocating tachycardia in children less than 5 years old, Pediatr Cardiol, 2004, Mar-Apr;25(2), 97-101
  3. Mehta AV, et al, Long-term efficacy and safety of atenolol for supraventricular tachycardia in children, Pediatr Cardiol, 1996, Jul-Aug;17(4), 231-6
  4. Trippel DL, et al, Atenolol in children with ventricular arrhythmias, Am Heart J, 1990, Jun;119(6), 1312-6
  5. Buck ML, et al, Pharmacokinetics and pharmacodynamics of atenolol in children, Clin Pharmacol Ther., 1989, Dec;46(6, 629-33
  6. Trippel DL, et al, Atenolol in children with supraventricular tachycardia, Am J Cardiol, 1989, Jul 15;64(3), 233-6
  7. Rubin PC, et al, Atenolol elimination in the neonate, Br J Clin Pharmacol, 1983, Dec;16(6), 659-62
  8. Lacro RV et al., Atenolol versus losartan in children and young adults with Marfan’s syndrome, N Eng J Med, 2014, Nov;371(22), 2061-71
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  10. Raphaël MF, et al, Atenolol: a promising alternative to propranolol for the treatment of hemangiomas., J Am Acad Dermatol, 2011, 2011, Aug;65(2), 420-1
  11. Lurbe E, et al, Management of high blood pressure in children and adolescents: recommendations of the European Society of Hypertension, J Hypertens, 2009, Sep;27(9), , 1719-42
  12. Ruitenberg G et al, Ulcerated infantile haemangiomas: the effect of the selective beta-blocker atenolol on wound healing, Br J Dermatol, 2016, 175, 1357-1360
  13. Di Salvo G, et al. , Atenolol vs enalapril in young hypertensive patients after successful repair of aortic coarctation, J Hum Hypertens, 2016, 30, 363-7
  14. Bayart CB, et al. , Atenolol versus propranolol for treatment of infantile hemangiomas during the proliferative phase: a retrospective noninferiority study, Pediatr Dermatol , 2017, 34, 413-21
  15. Tasani M, et al., Atenolol treatment for infantile haemangioma, Br J Dermatol, 2017, 176, 1400-2
  16. Calderón-Castrat X, et al., Oral Atenolol for Infantile Hemangioma: Case Series of 46 Infants., Actas Dermosifiliogr, 2020, 111(1), 59-62
  17. Ratiopharm GmbH, SmPC Atenolol-ratiopharm® 25 mg / 50 mg / 100 mg Filmtabletten (10643.00.00), 02/2021
  18. Atnahs Pharma Netherlands B.V., SmPC Tenormin® 50 mg, Filmtabletten (8859.00.00), 03/2022

Änderungsverzeichnis

  • 27 Mai 2024 10:50: Überprüfung und Aktualisierung
  • 30 März 2021 14:23: Referenzverlinkung
  • 24 Juni 2020 14:03: Neue Recherche: Zulassung, Präparate

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung