Pharmakodynamik
Synthetisches 17ß-Estradiol ist chemisch und biologisch mit dem körpereigenen humanen Estradiol identisch. Körpereigenes 17β-Estradiol induziert die primären und sekundären weiblichen Geschlechtsmerkmale und erhält sie aufrecht. Estradiol ist gegen Beschwerden, die als Folge eines Östrogenmangels entstehen, wirksam und beugt der Entstehung einer Osteoporose vor. Die biologischen Wirkungen von 17β-Estradiol werden über spezifische, gewebeabhängig exprimierte Östrogenrezeptoren vermittelt.
Pharmakokinetik bei Kindern
Es sind keine Informationen für Kinder vorhanden.
Zulassung der Dosierungsempfehlungen
- Pubertätsinduktion bei Pubertas tarda: Hypogonadismus
- Priming vor Wachstumshormonstimulationstest
Auszug aus Fachinformation
Auszug aus Fachinformation
Textauszug aus Fachinformation
Estradiol hat keine Zulassung für Kinder in Deutschland.
Präparate im Handel
Filmtabletten 1 mg, 2 mg
(überzogene) Tabletten (als Valerat) 0,76 mg, 1,53 mg
7 Tage: transdermales Pflaster 25 µg/24 h, 50 µg/24 h, 75 µg/24 h, 100 µg/24 h
3-4 Tage: transdermales Pflaster 25 µg/24 h, 37,5 µg/24 h, 50 µg/24 h, 75 µg/24 h, 100 µg/24
Gel 0,6 mg/g, 1 mg/g
Vaginalring 2 mg
Dosierspray (transdermal) 1,53 mg/Sprühstoß
Vaginalcreme 100 µg/g
Beutel 0,5 mg, 1 mg
Orale Anwendung
Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):
T0: nicht teilbar
Anwendungshinweis: Einnahme möglichst immer zur gleichen Tageszeit unzerkaut mit ausreichend Flüssigkeit.
Transdermale Anwendung
Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):
Präparat |
Darreichungsform |
Stärke als Estradiol
|
Problematische Hilfsstoffe |
Anwendungshinweis
|
DERMESTRIL® |
transdermales Pflaster |
25 μg/24 Stunden 50 μg/24 Stunden |
- |
2 mal wöchentlich (nach 3-4 Tagen) auf die Haut kleben |
DERMESTRIL®-Septem |
transdermales Pflaster |
25 μg/24 Stunden 50 μg/24 Stunden 75 μg/24 Stunden |
- |
1 mal wöchentlich (nach 7 Tagen) auf die Haut kleben |
ESTRAMON® |
transdermales Pflaster |
25 μg/24 Stunden 37,5 μg/24 Stunden 50 μg/24 Stunden 75 μg/24 Stunden 100 μg/24 Stunden |
Sojaöl |
2 mal wöchentlich (nach 3-4 Tagen) auf die Haut kleben |
ESTRAMON® UNO |
transdermales Pflaster |
50 μg/24 Stunden 75 μg/24 Stunden 100 μg/24 Stunden |
Sojaöl |
1 mal wöchentlich (nach 7 Tagen) auf die Haut kleben |
Die Fachinformationen wurden am 21.05.2021 aufgerufen.
Lieferengpässe/weitere praktische Informationen
Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)
Dosierungsempfehlungen
Pubertätsinduktion bei Pubertas tarda: Hypogonadismus |
- Oral
-
Mädchen
≥ 11 Jahre
[1]
[3]
-
Initialdosis während des ersten Jahres (0-12 Monate):
5
microg./kg/Tag
in 1
Dosis vor dem Schlafengehen einnehmen.
Danach:
13 - 24 Monate |
7,5 microg./kg/Tag |
25 - 30 Monate |
10 microg./kg/Tag |
31 - 36 Monate |
15 microg./kg/Tag |
37 - 48 Monate |
20 microg./kg/Tag |
- Die Dosistitration wird an individuelle Bedürfnisse angepasst.
- Bei Durchbruchblutung oder nach 1-2 Jahren Medroxyprogestron hinzufügen. Ist die Dosis für Erwachsene in Höhe von 2 mg Estradiol erreicht, soll eine Umstellung auf ein Kombinationspräparat oder eine Anti-Baby-Pille erfolgen.
off-label
- Transdermal
-
≥ 11 Jahre
[3]
[4]
[5]
|
< 40 kg |
> 40-55 kg |
> 55kg |
1. Jahr |
3,1 microg |
4,2 microg |
6,2 microg |
2. Jahr |
6,2 microg |
8,3 microg |
12,5 microg |
3. Jahr |
16,7 microg |
18,8 microg |
25 microg |
ab 4. Jahr |
1 microg/kg/Tag |
1 microg/kg/Tag |
1 microg/kg/Tag |
|
Pflaster 25 microg |
Pflaster 37,5 microg |
Pflaster 50 microg |
3,1 microg |
1/8 Pflaster |
1/12 Pflaster |
1/16 Pflaster |
4,2 microg |
1/6 Pflaster |
1/9 Pflaster |
1/12 Pflaster |
6,2 microg |
1/4 Pflaster |
1/6 Pflaster |
1/8 Pflaster |
8,3 microg |
1/3 Pflaster |
2/9 Pflaster |
1/6 Pflaster |
12,5 microg |
1/2 Pflaster |
1/3 Pflaster |
1/4 Pflaster |
16,7 microg |
2/3 Pflaster |
4/9 Pflaster |
1/3 Pflaster |
18,8 microg |
3/4 Pflaster |
1/2 Pflaster |
3/8 Pflaster |
25 microg |
Ganzes Pflaster |
2/3 Pflaster |
1/2 Pflaster |
1. und 2. Jahr: Pflaster vor dem Schlafengehen aufbringen und am nächsten Morgen entfernen. 3. Jahr: Gewünschte Dosis in zwei Teile schneiden; abends beide Teile auf der Haut aufbringen. Nach 10 bis 12 Stunden (über Nacht) einen Teil entfernen und den zweiten Teil tagsüber auf der Haut belassen. Zweiten Teil am Abend entfernen, bevor ein neues Pflaster-Paar aufgetragen wird. 4. Jahr: Das ganze Pflaster dreimal wöchentlich anwenden, das bedeutet Pflaster nach 2-3 Tagen wechseln. Zu Beginn des 4. Jahres soll eine Serumprobe zur Bestimmung der Östradiol-Zielkonzentration am Morgen nach der Abenddosis entnommen werden, Zielbereich: 150–450 pmol/L.
off-label
|
Priming vor Wachstumshormonstimulationstest |
- Oral
-
≥ 8 Jahre
und
<
20 kg
[2]
-
≥ 8 Jahre
und
≥ 20 kg
[2]
|
Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate
Keine Informationen zur Dosisanpassung bei Nierenfunktionsstörung vorhanden.
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein
Folgende UAW wurden sehr häufig, häufig oder gelegentlich beobachtet (≥0,1 %):
- Kopfschmerzen, Depression, Nervosität, Affektlabilität, Schlaflosigkeit, Übelkeit, Dyspepsie, Durchfall, Bauchschmerzen, Bauchblähung, Akne, Hautausschlag, trockene Haut, Pruritus, Rückenschmerzen, Asthenie, periphere Ödeme, Gewichtsschwankungen, Krämpfe in den Beinen, Brustspannen und Brustschmerzen, Ausfluss, unregelmäßige Vaginalblutung, Uteruskrämpfe, Vaginalinfektion, Endometriumhyperplasie
- Transdermale Pflaster: Reaktionen an der Applikationsstelle, v.a. Erythem, Pruritus, Ausschlag
Folgende schwerwiegende UAW wurden zudem selten, sehr selten (<0,1 %) oder mit unbekannter Häufigkeit beobachtet:
- Embolie, anaphylaktoide Reaktionen, Angioödem
Die vollständige Auflistung aller unerwünschten Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen
Kontraindikationen allgemein
- akute Lebererkrankung oder zurückliegende Lebererkrankungen solange sich die relevanten Leberenzym-Werte nicht normalisiert haben
- bekannte thrombophile Erkrankungen (z.B. Protein-C-, Protein-S- oder Antithrombin-Mangel)
- frühere oder bestehende venöse thromboembolische Erkrankungen (tiefe Venenthrombose, Lungenembolie)
- bestehende oder erst kurze Zeit zurückliegende arterielle thromboembolische Erkrankung (z.B. Myokardinfarkt)
- bestehender oder früherer Brustkrebs bzw. ein entsprechender Verdacht
- nicht abgeklärte Blutung im Genitalbereich
- unbehandelte Endometriumhyperplasie
- Porphyrie
Die vollständige Auflistung aller Gegenanzeigen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein
- Situationen, die eine besondere Überwachung erfordern: Risikofaktoren für Thromboembolien, Hypertonie, Lebererkrankungen (z.B. Leberadenom), Diabetes mellitus mit oder ohne Beteiligung der Gefäße, Cholelithiasis, Migräne oder (schwere) Kopfschmerzen, Systemischer Lupus erythematodes (SLE), Risikofaktoren für estrogenabhängige Tumoren, z.B. Auftreten von Mammakarzinom bei Verwandten 1. Grades, Leiomyom (Uterusmyom) oder Endometriose, Endometriumhyperplasie in der Vorgeschichte, Epilepsie, Asthma, Otosklerose
- Estrogene können eine Flüssigkeitsretention bewirken; daher müssen Patientinnen mit kardialen oder renalen Funktionsstörungen sorgfältig beobachtet werden.
- Bei Frauen mit intaktem Uterus ist das Risiko für Endometriumhyperplasie und -karzinom bei längerfristiger Estrogen-Monotherapie erhöht, abhängig von der Dauer der Anwendung und der Höhe der Estrogendosis.
- erhöhtes, von der Anwendungsdauer abhängiges Brustkrebsrisiko für Frauen
- leicht erhöhtes Risiko für die Entwicklung eines Ovarialkarzinoms bei Frauen
- Gründe für einen sofortigen Therapieabbruch: Ikterus oder Verschlechterung der Leberfunktion, Signifikante Erhöhung des Blutdrucks, Einsetzen migräneartiger Kopfschmerzen
Die vollständige Auflistung aller Warnhinweise ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Wechselwirkungen
Interaktionspartner |
Grund |
Handlungsempfehlung |
CYP3A4-Inhibitoren |
Estradiol wird vorwiegend durch CYP3A4 metabolisiert, daher kann eine gleichzeitige Anwendung von CYP3A4-Hemmern wie Ketoconazol zu erhöhten Plasmaspiegel von Estradiol führen |
Langzeittherapie mit dieser Kombination vermeiden und auf Anzeichen einer Überdosierung der Steroidhormone (z.B. Übelkeit, Schwindel) achten. |
CYP3A4-Induktoren |
erhöhter Estrogenmetabolismus kann zu einer verminderten Wirkung von Estradiol führen |
Eine gleichzeitige Verabreichung sollte vermieden werden |
Amprenavir, Ritonavir und Nelfinavir |
In Kombination mit Steroidhormonen enzyminduzierende Eigenschaften, obwohl eigentlich als starke Enzymhemmer bekannt |
Eine Kombination sollte vermieden werden |
Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.
ESTROGENE
In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.
Referenzen
-
Noordam C et al., Werkboek Kinderendocrinologie [Arbeitsbuch Kinderendokrinologie], Digitale Veröffentlichung auf www.nvk.nl (nur für Mitglieder), 2010
-
NVK werkgroep Groeihormoon [NVK Arbeitskreis Wachstumshormone], Protocol voor priming met geslachtshormonen voorafgaande aan groeihormoon stimulatietesten [Protokoll für das Sexualhormon-Priming vor einem Wachstumshormon-Stimulationstest], 13 Dec 2019
-
Donaldson M et al, Optimal Pubertal Induction in Girls with Turner Syndrome Using Either Oral or Transdermal Estradiol: A Proposed Modern Strategy, Horm Res Paediatr, 2019, 91, 1-11
-
Ankarberg-Lindgren, C et al, Estradiol matrix patches for pubertal induction: stability of cut pieces at different temperatures, Endocrine Connections, 2019, 8, 360-366
-
Sas, T et al, Pubertas Tarda -Diagnostiek en behandeling, www.nvk.nl (sectie leden), 17 mei 2016
-
MEDA Pharma, SmPC Dermestril® 25 μg/24 Stunden, 50 μg/24 Stunden, transdermales Pflaster (30327.00.00), 08/2020
-
MEDA Pharma, SmPC DERMESTRIL®-Septem 25/50/75 Mikrogramm/24 Stunden, transdermales Pflaster (46060.00.00), 08/2020
-
Hexal AG, SmPC ESTRAMON® 37,5 Transdermales Pflaster (50445.00.00), 06/2018
-
Hexal AG, SmPC ESTRAMON® Transdermales Pflaster (36424.02.00), 06/2018
-
Hexal AG, SmPC ESTRAMON® UNO 50, 75, 100 , transdermales Pflaster (36415.00.00), 06/2018
-
Novo Nordisk, SmPC Estrifam® 1 mg/2 mg Filmtabletten (40226.00.00), 09/2020
-
Jenapharm, SmPC Progynova® 21 mite (6930615.00.00), 08/2020
-
Jenapharm, SmPC Progynova® 21 2 mg, überzogene Tablette (6930615.01.00), 08/2020
Änderungsverzeichnis
- 21 Mai 2021 12:39: Neue Monographie
Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)
Überdosierung