Allgemein
Flucloxacillin ist ein halbsynthetisches Penicillin (Betalactam-Antibiotikum; Isoxazolylpenicillin) mit einem engen Aktivitätsspektrum primär gegen Gram-positive Bakterien einschließlich β-Lactamase-produzierender Stämme.
Flucloxacillin hemmt ein oder mehrere Enzyme (bezeichnet als Penicillin-bindende Proteine PBPs) in der bakteriellen Peptidoglycan-Biosynthese, welches ein integraler Bestandteil der bakteriellen Zellwand ist. Hemmung der Peptidoglykan-Synthese führt zu einer Schwächung der Zellwand, welche in der Regel eine Lyse und Zelltod zur Folge hat.
Keimspektrum
In der Regel empfindliche Keime sind: Staphylococcus aureus (Methicillin-sensibel).
Erworbene Resistenzen können ein Problem bei folgenden Keimen darstellen: Staphylococcus aureus, Staphylococcus epidermidis, Staphylococcus haemolyticus, Staphylococcus hominis.
Unempfindlich sind: Staphylococcus aureus (Methicillin-resistent).
Die folgenden pharmakokinetischen Parameter (Mittelwert ± SD) wurden nach einer oder mehreren intravenösen Dosen von 25-50 mg/kg bei 66 Neugeborenen und Säuglingen ermittelt [Adrianzén Vargas 2004, Pullen 2006]:
Alter | t½ (h) | Cl (l/kg/h) | Vd (l/kg) |
Neugeborene/Säuglinge | 2,6 ± 1,6 | 0,12-0,18 | 0,45 |
Flucloxacillin wird bei oraler Verabreichung nur schlecht resorbiert. Die orale Resorption bei Erwachsenen beträgt ca. 55 % (nüchtern), bei Kindern ca. 48 % [Herngren 1987]. Die Resorption von Flucloxacillin wird durch die gleichzeitige Nahrungsaufnahme signifikant verringert.
Dosierungen >12 g/Tag bzw. >100 mg/kg/Tag: off-label
Auszug aus Fachinformation Auszug aus FachinformationHartkapseln 250 mg, 500 mg
Pulver zur Herstellung einer Injektions-/Infusionslösung 250 mg, 500 mg, 1000 mg, 2000 mg
Orale Anwendung
Präparate im Handel:
Präparat | Arzneiform | Stärke | Problematische Hilfsstoffe | Anwendungshinweis | Zulassung |
Staphylex® | Hartkapseln | 250 mg 500 mg |
- | Die Kapseln sollten mindestens 1 Stunde vor oder 2 bis 4 Stunden nach den Mahlzeiten eingenommen werden. | ab 6 Jahren |
Flucloxacillin Altamedics | Hartkapseln | 500 mg | - | Die Kapseln sollten eine halbe bis eine Stunde vor den Mahlzeiten eingenommen werden. | ab 10 Jahren |
Parenterale Anwendung
Präparate im Handel:
Präparat | Arzneiform | Stärke | Problematische Hilfsstoffe | Anwendungshinweis | Zulassung |
Staphylex® | Injektionslösung oder Infusionslösung | 250 mg 500 mg 1000 mg 2000 mg |
- | als intramuskuläre oder intravenöse Injektion oder als Kurzinfusion | ab 0 Jahren |
Flucloxacillin Ibisqus | Injektionslösung oder Infusionslösung | 250 mg 500 mg 1000 mg 2000 mg |
- | als intramuskuläre oder intravenöse Injektion oder als Infusion | ab 0 Jahren |
Fluclox Stragen | Injektionslösung oder Infusionslösung | 1000 mg 2000 mg |
1 g Flucloxacillin entsprechende Menge Flucloxacillin-Natrium 1 H2O enthält 2,2 mmol (= 50,6 mg) Natrium | als intravenöse Injektion/Infusion, intramuskuläre Injektion intrapleurale und intraartikuläre Gabe | ab 14 Jahren |
Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)
Bakterielle Infektionen |
---|
|
Schwere bakterielle Infektionen |
---|
|
Infektionen bei cystischer Fibrose |
---|
|
Orale Anwendung: Eine Dosisanpassung ist nicht erforderlich.
Intravenöse Anwendung:
- GFR ≥10: Eine Dosisanpassung ist nicht erforderlich.
- GFR <10: Eine Dosisanpassung ist nur erforderlich, wenn eine hohe intravenöse Flucloxacillin-Dosis (150-200 mg/kg/Tag) über einen längeren Zeitraum verwendet wird. Nach 10 Behandlungstagen sollte eine Dosisreduktion erwogen werden.
Bei eingeschränkter Nierenfunktion ist die T½ von Flucloxacillin und seinem aktiven Hydroxymethyl-Metaboliten verlängert. Eine Dosisanpassung ist nur erforderlich, wenn hochdosiertes Flucloxacillin über einen längeren Zeitraum bei Patienten mit sehr stark eingeschränkter Nierenfunktion angewendet wird.
Klinische Folgen:
Neurotoxizität, z. B. Krämpfe, tritt bei hohen intravenösen Dosen auf. Flucloxacillin wird weitgehend mit dem Urin ausgeschieden; ca. 55 % der oral verabreichten Dosis in unveränderter Form, ca. 10 % als aktiver Metabolit 5-Hydroxymethylflucloxacillin und ca. 5 % als inaktive Metaboliten. Flucloxacillin ist stark proteingebunden. Bei kritisch kranken Patienten kann eine Hypoalbuminämie auftreten, die zu einer verminderten Proteinbindung und damit zu einer höheren freien Fraktion führt, während die Gesamtkonzentration gleich bleiben kann. Bei Flucloxacillin kann die Proteinbindung von 95 % auf 30 % sinken. Die erhöhte freie Konzentration kann dazu führen, dass die Toxizität früher auftritt, erhöht aber auch die Clearance, was zu einem Rückgang der Gesamtkonzentration führt.
TDM:
Die Überwachung der Wirkstoffkonzentration von Flucloxacillin sollte in Betracht gezogen werden, um eine Unterdosierung zu vermeiden. TDM ist nur sinnvoll, wenn auch die Sensitivität (MHK) des zu behandelnden Mikroorganismus bekannt ist. Bei Flucloxacillin ist zu beachten, dass einige Methoden Oxacillin als Referenzsubstanz verwenden. Es ist fraglich, ob das Ergebnis für Oxacillin 1:1 auf Flucloxacillin übertragen werden kann.
Thrombophlebitis, Übelkeit, Erbrechen, Diarrhoe. Infolge hoher Dosierungen: Neutropenie, Leukopenie.
Bei oraler Anwendung:
Häufig (1-10 %): leichte gastrointestinale Störungen
Gelegentlich (0,1-1 %): Hautausschlag, Urtikaria, Purpura
Sehr selten (<0,01 %): Neutropenie (einschließlich Agranulozytose) und Thrombozytopenie (diese Erscheinungen sind nach Beendigung der Therapie reversibel), Eosinophilie, hämolytische Anämie, anaphylaktischer Schock (nur in Ausnahmefällen auch bei oraler Anwendung), angioneurotisches Ödem, bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion können nach i. v.-Injektion hoher Dosen Flucloxacillin neurologische Störungen mit Krämpfen auftreten, pseudomembranöse Kolitis, Hepatitis und cholestatische Gelbsucht, Veränderungen der Leberwerte (diese sind reversibel und klingen nach Beendigung der Therapie ab, das Eintreten dieser Reaktionen kann mit einer Verzögerung von bis zu zwei Monaten nach der Behandlung auftreten), Todesfälle (überwiegend bei Patienten ab dem 50. Lebensjahr und bei Patienten mit schwerwiegender Grunderkrankung), hepatotoxische Nebenwirkungen, Erythema multiforme, Stevens-Johnson-Syndrom, toxische epidermale Nekrolyse, Arthralgie und Myalgie (treten manchmal erst später als 48 Stunden nach Therapiebeginn auf), interstitielle Nephritis (diese ist reversibel und klingt nach Beendigung der Therapie ab), Fieber (tritt manchmal erst später als 48 Stunden nach Therapiebeginn auf)
Häufigkeit nicht bekannt: akutes generalisiertes pustulöses Exanthem (AGEP)
Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Bei intravenöser Anwendung:
Häufig (1-10 %): leichte gastrointestinale Störungen (z. B. Übelkeit, Erbrechen, Durchfall), (Thrombo-)Phlebitis (nach i. v.-Injektion), Schmerzen (nach i. v.-Injektion)
Gelegentlich (0,1-1 %): Appetitlosigkeit, Kopfschmerzen, Schwindel, Bauchschmerzen, Exanthem, Urtikaria, Pruritus, Purpura
Sehr selten (<0,01 %): Neutropenie, Agranulozytose, Granulozytopenie, allergisch bedingte Leukopenie mit Eosinophilie, Anämie, Thrombozytopenie (diese Erscheinungen sind nach Beendigung der Therapie reversibel), hämolytische Anämie, anaphylaktischer Schock, angioneurotisches Ödem, Elektrolytstörungen (Hypernatriämie), metabolische Azidose mit vergrößerter Anionenlücke (wenn Flucloxacillin zusammen mit Paracetamol angewendet wird), Verwirrtheit, neurologische Störungen mit Krampfanfällen (bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion nach i. v.-Injektion mit hohen Dosen), pseudomembranöse Kolitis, Hepatitis und cholestatische Gelbsucht (häufiger bei älteren Patienten auf oder bei längerer Anwendung, bis zu zwei Monaten nach der Behandlung), Veränderungen der Leberwerte (diese sind reversibel und klingen nach Beendigung der Therapie ab), Todesfälle (hepatotoxische Nebenwirkungen, überwiegend bei Patienten ab dem 50. Lebensjahr und bei Patienten mit schwerwiegender Grunderkrankung), Erythema nodosum, Erythema multiforme, Stevens-Johnson-Syndrom und toxische epidermale Nekrolyse, Arthralgie und Myalgie (treten manchmal erst später als 48 Stunden nach Therapiebeginn auf), interstitielle Nephritis (diese ist reversibel und klingt nach Beendigung der Therapie ab), Schmerzen und Induration an der Injektionsstelle (nach i. m.-Injektion), Fieber (tritt manchmal erst später als 48 Stunden nach Therapiebeginn auf)
Häufigkeit nicht bekannt: Hypokaliämie, akutes generalisiertes pustulöses Exanthem (AGEP)
Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Kreuzempfindlichkeit und Kreuzresistenz gegenüber anderen β-Lactam-Antibiotika wie Cephalosporinen können auftreten. Vorsicht ist geboten bei Leberfunktionsstörungen und bei Vorliegen einer Porphyrie in der Anamnese. Wenn sich eine pseudomembranöse Kolitis entwickelt, sollte die Behandlung mit Flucloxacillin abgebrochen und eine geeignete Therapie eingeleitet werden.
Bei Kindern <6 Monaten können die Serumkonzentrationen aufgrund einer verzögerten renalen Clearance erhöht sein. Bei Früh- oder Neugeborenen sollte Flucloxacillin wegen der Gefahr einer Hyperbilirubinämie mit besonderer Vorsicht angewendet werden. Nach parenteraler Hochdosis-Therapie kann Flucloxacillin bei einem Säugling mit bestehender Hyperbilirubinämie zu einem Kernikterus führen, da das Bilirubin aus seinen Plasmaproteinbindungen verdrängt wird.
Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.
Flucloxacillin ist ein CYP3A4-Induktor.
Die standardisierte Wechselwirkungsrecherche des Kinderformulariums hat folgende klinisch relevante Wechselwirkungen ergeben:
Interaktionspartner | Grund | Handlungsempfehlung |
CYP3A4-Substrate (z.B. Voriconazol) | Steigerung des Metabolismus aufgrund einer CYP-Induktion durch Flucloxacillin | Kombination vermeiden |
Vitamin-K-Antagnoisten (z.B. Phenoprocoumon) | Erhöhung des INR möglich (Einzelfälle wurden in der Literatur berichtet) | Überwachung des INR bei gleichzeitiger Anwendung |
Clozapin | erhöhtes Agranulozytoserisiko | Kombination vermeiden |
Methotrexat | Ausscheidung von Methotrexat kann verringert sein (Toxizitätserhöhung möglich) | Kombination vermeiden, andere Antibiotika sind gegenüber Betalactam-Antibiotika vorzuziehen, insbesondere bei einer Neutropenie; falls die Kombination angewendet werden muss, ist eine engmaschige klinische und laborchemische Kontrolle (mind. 2 x pro Woche) notwendig; bei einer Hochdosistherapie ist die Bestimmung des Methotrexat-Spiegel notwendig und ggf. Leucovorin-Rescue bei Zeichen einer Intoxikation |
Paracetamol | erhöhtes Risiko für eine metabolische Azidose mit vergrößerter Anionenlücke | Bei gleichzeitiger Anwendung ist eine engmaschige Überwachung des Säure-Base-Haushaltes empfohlen. Nach Absetzen von Paracetamol kann Flucloxacillin die metabolische Azidose weiterhin aufrecht erhalten. |
Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.
In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.
Penicilline mit erweitertem Wirkungsspektrum | ||
---|---|---|
Infectomox®
|
J01CA04 | |
J01CA01 | ||
J01CA12 | ||
Pivmelam®, X-SYSTO®
|
J01CA08 |
Beta-Lactamase-sensitive Penicilline | ||
---|---|---|
Pendysin®, Tardocillin®; Syn: Benzylpenicillin-Benzathin
|
J01CE08 | |
Syn: Benzylpenicillin
|
J01CE01 | |
Isocillin®, Infectocillin®, Syn: Phenoxymethylpenicillin; Infectobicillin® (Phenoxymethylpenicillin-Benzathin, ATC-Code: J01CE10)
|
J01CE02 |
Kombinationen von Penicillinen, inkl. Beta-Lactamase-Inhibitoren | ||
---|---|---|
AmoxClav®, AmoxiClav®, AmoxiPLUS®, Augmentan®, InfectoSupraMox®
|
J01CR02 | |
Unacid®
|
J01CR01 | |
J01CR05 | ||
Unacid® PD oral, Unasyn®, Syn: Ampicillin + Sulbactam
|
J01CR04 |
Überdosierung Symtpome: gastrointestinale Erscheinungen wie Übelkeit und Erbrechen oder eventuell eine Diarrhö sowie zentralnervöse Störungen (bei sehr hohen Dosen)
[Ref.]
Die vollständige Auflistung aller Warnhinweise ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.