Thiamazol ist ein Thyreostatikum und schwefelhaltiges Imidazol-Derivat. Thiamazol hemmt dosisabhängig den Iodeinbau in Tyrosin und damit die Neusynthese von Schilddrüsenhormonen. Thiamazol wird zur Therapie der Schilddrüsenüberfunktion eingesetzt. Nicht beeinflusst wird die Freisetzung der bereits synthetisierten Schilddrüsenhormone. Hierdurch erklärt sich eine im Einzelfall unterschiedlich lange Latenzperiode bis zur Normalisierung der Serumkonzentrationen von Thyroxin und Triiodthyronin und damit bis zur klinischen Besserung.
Es sind keine spezifischen Informationen für Kinder vorhanden.
Tabletten 5 mg, 10 mg, 20 mg
Filmtabletten 5 mg, 10 mg, 20 mg
Injektionslösung 40 mg/ml
Orale Anwendung
Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):
Präparat | Darreichungsform | Stärke |
Problematische Hilfsstoffe | Altersangabe |
Thyrozol® | Filmtabletten | 5 mgT2 10 mgT2 20 mgT2 |
Lactose | ab 3 Jahren |
Thiamazol HEXAL® | Tabletten | 5 mgT2 10 mgT2 20 mgT2 |
- | ab 3 Jahren |
Thiamazol Aristo® | Tabletten | 5 mgT2 10 mgT2 20 mgT2 |
- | ab 3 Jahren |
T2: teilbar in zwei gleiche Dosen
Anwendungshinweise:
[Ref.]
Parenterale Anwendung
Präparat im Handel:
Präparat | Darreichungsform | Stärke |
Applikationsweg | Problematische Hilfsstoffe | Altersangabe |
Thiamazol 40 mg inject. Henning | Injektionslösung | 40 mg | intravenös | - | ab 3 Jahren |
Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)
Hyperthyreose |
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GFR ≥10 ml/min/1.73m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.
GFR <10 ml/min/1.73m2: Eine allgemeine Empfehlung zur Dosisanpassung kann nicht gegeben werden.
Nebenwirkungen treten vor allem in den ersten 3 Therapiemonaten auf.
Agranulozytose, Neutropenie, Myositis, Myalgie, Arthralgie, Hautausschlag und Leberfunktionsstörungen (Cholestase). Sehr selten sind schwere Überempfindlichkeitsreaktionen der Haut, wie generalisierte Dermatitis einschließlich Stevens-Johnson–Syndrom bei Kindern und Jugendlichen berichtet worden [SmPC, Rivkees 2010]. Die Nebenwirkungen sind dosisabhängig [Minamitani 2017].
Folgende UAW wurden sehr häufig, häufig oder gelegentlich beobachtet (≥ 0,1 %):
Allergische Hauterscheinungen wechselnder Ausprägung (Pruritus, Ausschlag, Exanthem,). Sie zeigen meist einen leichten Verlauf und sind oft unter fortgeführter Therapie rückbildungsfähig. Diarrhoen, Übelkeit, Erbrechen. Arthralgien und Myalgien können sich allmählich entwickeln und sogar einige Monate nach der Behandlung auftreten, Agranulozytose
Folgende schwerwiegende UAW wurden zudem selten, sehr selten (< 0,1 %) oder mit unbekannter Häufigkeit beobachtet:
Schwere Überempfindlichkeitsreaktionen der Haut einschließlich generalisierter Dermatitis und Stevens-Johnson-Syndrom, Haarausfall, medikamentös induzierter Lupus erythematodes, Einzelfälle von cholestatischem Ikterus oder toxischer Hepatitis, Panzytopenie, Insulin-Autoimmunsyndrom (mit ausgeprägtem Abfall des Blutzuckerwertes)
Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Bei mäßigem Pruritus/Exanthem können Antihistaminika verabreicht werden. Dosisreduktion oder Stopp der Therapie bei sonstigen UAW [Kahaly, GJ, et al. 2018]. Ein Umstieg auf Propylthiouracil wird nicht empfohlen. Wenn unvermeidbar aufgrund Thyreotoxikose, dann nur sehr kurzfristig.
Beachte: Rote-Hand-Brief vom 06.02.2019 (Risiko einer akuten Pankreatitis und Verstärkung der Empfehlung zur Kontrazeption): Erneute Therapie mit Carbimazol oder Thiamazol bei Patienten, die in der Vergangenheit bereits eine akute Pankreatitis während der Behandlung erlitten haben, ist kontraindiziert. Zusätzlich stehen Carbimazol und Thiamazol im Verdacht, angeborene Fehlbildungen zu verursachen, wenn sie während der Schwangerschaft und insbesondere im ersten Trimester der Schwangerschaft und in hoher Dosierung verabreicht wurden. Es wird empfohlen, dass Frauen im gebärfähigen Alter während der Behandlung mit Carbimazol oder Thiamazol wirksame Methoden der Kontrazeption anwenden.
Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.
Interaktionspartner | Grund | Handlungsempfehlung |
Clozapin | Eine erhöhte Inzidenz und Schwere von Granulozytopenien und Agranulozytosen ist möglich. |
Kombination vermeiden. Falls eine Kombination dennoch erforderlich ist, engmaschige Kontrolle des Blutbilds. |
Theophyllin | Der Schilddrüsen-Status kann den Metabolismus von Theophyllin beeinflussen. Bei Schilddrüsenüberfunktion findet ein gesteigerter Theophyllin-Metabolismus statt, während er bei der Schilddrüsenunterfunktion vermindert ist. | Überwachen Sie die Konzentration und Wirkung von Theophyllin und passen Sie die Dosis gegebenenfalls an. |
Vitamin-K-Antagonisten | Bei Patienten, die mit Vitamin-K-Antagonisten eingestellt sind, kann der Beginn einer Behandlung mit Thyreostatika die blutgerinnungshemmende Wirkung im Verlauf einiger Tage abschwächen; thromboembolische Komplikationen können auftreten. Keine Interaktion ist dagegen zu erwarten, wenn Patienten, die mit Thyreostatika euthyreot eingestellt sind, zusätzlich Vitamin-K-Antagonisten erhalten. | Unter Therapie mit Vitamin-K-Antagonisten müssen bei jeder Änderung des Schilddrüsenhormon-Status durch Schilddrüsenhormone oder Thyreostatika oder durch veränderte Dosierungen dieser Arzneimittel die Blutgerinnungsparameter besonders engmaschig überwacht werden und die Dosen des Vitamin-K-Antagonisten nach Bedarf angepasst werden. Bei Patienten dagegen, die euthyreot eingestellt sind, sind bei Beginn einer Behandlung mit Vitamin-K-Antagonisten keine Maßnahmen nötig. |
Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.
In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.