Rocuroniumbromid ist ein nicht-depolarisierendes Muskelrelaxans mit mittellanger Wirkungsdauer. Rocuroniumbromid wirkt als kompetitiver Antagonist zu Acetylcholin und besetzt die cholinergen Rezeptoren an der motorischen Endplatte, unterbricht die physiologische Impulsübertragung von der Nerven- auf die Muskelzelle und führt zu einer schlaffen Lähmung (neuromuskuläre Blockade). Dieser Vorgang ist durch die Gabe von Cholinesterase-Hemmstoffen wie Neostigmin vollständig umkehrbar.
Die Pharmakokinetik von Rocuroniumbromid bei pädiatrischen Patienten (n=146) im Alter von 0 bis 17 Jahren wurde durch eine Populationsanalyse der gepoolten pharmakokinetischen Datensätze aus zwei klinischen Studien analysiert, in denen die Anästhesie mit Sevofluran eingeleitet und mit Isofluran/Lachgas aufrechterhalten wurde. Alle pharmakokinetischen Parameter erwiesen sich als linear proportional zum Körpergewicht, was durch ähnliche CL nachgewiesen wurde. Die Vd und T1/2 nahmen mit dem Alter (Jahre) ab.
Die pharmakokinetischen Parameter des typischen pädiatrischen Patienten innerhalb jeder Altersgruppe sind in Tabelle 1 zusammengefasst [SmPC Esmeron; Wierda 1997; Vuksanaj 1995].
Tabelle 1. Geschätzte pharmakokinetische Parameter (Mittelwerte) von Rocuroniumbromid bei pädiatrischen Patienten unter Anästhesierung mit Sevofluran/ Lachgas (zur Induktion) und Isofluran/ Lachgas (zur Erhaltung)) [SmPC Esmeron; Wierda 1997; Vuksanaj 1995].
Cl (l/kg/Stunde) | Vd (l/kg) | T½ (Stunden) | |
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0-27 Tage | 0,31 | 0,42 | 1,1 |
1-2 Monate | 0,3 | 0,31 | 0,9 |
3-23 Monate | 0,33 | 0,23 | 0,8 |
2-11 Jahre | 0,35 | 0,18 | 0,7 |
12-17 Jahre | 0,29 | 0,18 | 0,8 |
Die mittlere Zeit bis zum Wirkeintritt ist bei Säuglingen, Kleinkindern und Kindern etwas kürzer als bei Neugeborenen, Jugendlichen und Erwachsenen. Ein guter Intubationszustand ist unabhängig von der Zeit des Wirkungseintritts, der je nach Dosis und patientenindividuellen Faktoren variiert. Die Wirkdauer und die Erholungszeit sind bei Kindern in der Regel kürzer als bei Säuglingen und Erwachsenen. Bei Neugeborenen und Säuglingen ist die Wirkdauer der einzelnen Intubationsdosis länger als bei älteren Kindern.
Injektionslösung 10 mg/mL
Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):
Präparat | Darreichungsform |
Stärke (Rocuroniumbromid) |
Natriumgehalt | Problematische Hilfsstoffe | Altersangabe |
Esmeron® | Injektionslösung | 10 mg/mL | k.A. | - | ab Reifgeborenenalter |
Rocuroniumbromid-hameln | Injektions-/Infusionslösung | 10 mg/mL | natriumfrei | - | ab Reifgeborenenalter |
„natriumfrei“: weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro Einheit
Die Fachinformationen wurden am 28.10.2024 aufgerufen.
Neben den aufgeführten Präparaten befinden sich diverse weitere Fertigarzneimittel im Handel.
Inkompatibilitäten mit Lösungen mit folgenden Wirkstoffen:
Amphotericin, Amoxicillin, Azathioprin, Cefazolin, Cloxacillin, Dexamethason, Diazepam, Enoximon, Erythromycin, Famotidin, Furosemid, Hydrocortison-Natriumsuccinat, Insulin, Intralipid, Methohexital, Methylprednisolon, Prednisolon-Natriumsuccinat, Thiopental, Trimethoprim und Vancomycin.
Kompatibel mit: Natriumchlorid 9 mg/ml (0,9 %) und Glucose 50 mg/ml (5 %)-Infusionslösung
Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)
Neuromuskuläre Blockade |
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GFR ≥10 ml/min/1.73m2: Bei Nierenfunktionsstörungen verlängert sich die Wirkdauer. Für die Notfallintubation wird eine Initialdosis von 0,6 mg/kg und eine Erhaltungsdosis von 0,075 - 0,1 mg/kg empfohlen, unabhängig von der Anästhesiemethode. Bei Verabreichung als Dauerinfusion beträgt die empfohlene Erhaltungsdosis 0,3 - 0,4 mg/kg/h [KNMP-IM].
GFR <10 ml/min/1.73m2: Eine allgemeine Empfehlung kann nicht gegeben werden.
Tachykardie in 1,4 % der Patienten [SmPC Esmeron]
Gelegentlich (0,1-1 %)/Selten (0,01-0,1 %): Tachykardie, Hypotonie, Arzneimittel wirkungslos, Arzneimittelwirkung/therapeutischer Effekt vermindert, Arzneimittelwirkung/therapeutischer Effekt erhöht, Schmerzen an der Injektionsstelle,
Reaktionen an der Injektionsstelle, verlängerte neuromuskuläre Blockade, verzögerte Erholung von der Narkose
Sehr selten (<0,01 %): Überempfindlichkeit, anaphylaktische Reaktion, anaphylaktoide Reaktion, anaphylaktischer Schock, anaphylaktoider Schock, schlaffe Lähmung, Mydriasis, fixierte Pupillen, Kreislaufkollaps und Schock, Hautrötung, Bronchospasmus, angioneurotisches Ödem, Urtikaria, Ausschlag, erythematöser Ausschlag, Muskelschwäche, Gesichtsödeme, Atemwegskomplikationen bei der Narkose
Häufigkeit nicht bekannt: Kounis-Syndrom
Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Die Wirkung von Rocuronium kann mit Sugammadex antagonisiert werden.
Monitoring der neuromuskulären Funktion. Die Wirkdauer von Muskelrelaxantien ist variabel, sodass vor der Extubation eine Muskelrelaxationsmessung in Betracht gezogen und das Muskelrelaxans gegebenenfalls antagonisiert werden sollte.
Bei Kindern mit Adipositas wird empfohlen, bei der Berechnung der Rocuronium-Dosis das angepasste Körpergewicht anstelle des Gesamtkörpergewichts zu verwenden [Ross 2015; NHS 2021].
Kreuzallergien - auch gegenüber anderen Muskelrelaxantien - sind möglich. Dies kann auf die Hilfsstoffe, aber auch auf den Wirkstoff zurückzuführen sein. Es wird empfohlen, bei Verdacht auf eine allergische Reaktion auf ein Muskelrelaxans einen pädiatrischen Allergologen zu konsultieren und auch alternative Muskelrelaxantien auf ihre Verträglichkeit zu prüfen.
Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.
Interaktionspartner | Grund | Handlungsempfehlung |
Halogenierte Inhalationsanästhetika | verstärkte neuromuskuläre Blockade | Bei gleichzeitiger Anwendung mit Inhalationsnarkotika soll die Dosierung der peripher angreifenden Muskelrelaxantien bedarfsgerecht um etwa 30-70 % vermindert werden. |
Suxamethonium, Corticosteroide, Aminoglykoside | verstärkte neuromuskuläre Blockade | Überwachung des Patienten auf Anzeichen einer neuromuskulären Blockade. |
Schleifendiuretika, Calciumkanalblocker, Betablocker | verstärkte neuromuskuläre Blockade | Überwachung des Patienten auf Anzeichen einer neuromuskulären Blockade. |
Lokalanästhetika | möglicherweise verstärkte bzw. verlängerte Muskelrelaxation | Überwachung des Patienten auf Anzeichen einer neuromuskulären Blockade. |
Lithium | verstärkte neuromuskuläre Blockade | Lithium soll 48 Stunden vor einer geplanten Operation abgesetzt werden. Anschließend kann sofort wieder mit Lithium therapiert werden, vorausgesetzt, Nierenfunktion und Elektrolythaushalt liegen im Normbereich. Werden dennoch während einer Lithiumbehandlung periphere Muskelrelaxantien eingesetzt, soll eine möglicherweise verstärkte oder verlängerte muskelrelaxierende Wirkung (Atemdepression) bedacht werden. |
Magnesiumsalze (i.v.) | schneller einsetzende, verstärkte und verlängerte Muskelrelaxation | ggf. Dosisanpassung bei akuter Anwendung von Magnesiumsalzen |
Chinidin, Chinin | verstärkte Muskelrelaxation | Überwachung des Patienten auf Anzeichen einer neuromuskulären Blockade. |
Phenytoin, Carbamazepin, Phenobarbital, Primidon | verminderte Wirkung von Rocuronium | Bei einer gleichzeitigen Anwendung ist die sorgfältige Überwachung der neuromuskulären Blockade erforderlich. Bei Patienten, die gleichzeitig enzymaktivierende Antiepileptika erhalten, muss die Dosis von nichtdepolarisierenden Muskelrelaxanzien möglicherweise nach oben hin korrigiert werden. Mivacurium kann hier vorgezogen werden. |
Neostigmin, Pyridostigmin, Suggamadex | verminderte/keine Wirkung von Rocuronium | Antagonisierung bzw. Antidot von Rocuronium |
Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.
In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.
Andere quartäre Ammonium-Verbindungen | ||
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M03AC04 | ||
Nimbex®
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M03AC11 | |
Mivacron®
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M03AC10 | |
M03AC01 | ||
Norcuron®
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M03AC03 |
Andere Muskelrelaxanzien, peripher wirkende Mittel | ||
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Botox®, Dysport®
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M03AX01 |