Cyclophosphamid ist ein Zytostatikum aus der Gruppe der Oxazaphosphorine. Es ist chemisch dem Stickstofflost verwandt. Cyclophosphamid ist in vitro inaktiv und wird in vivo überwiegend in der Leber durch mikrosomale Enzyme zu 4-Hydroxycyclophosphamid aktiviert, das mit seinem Tautomeren Aldophosphamid im Gleichgewicht steht. Diese Tautomere unterliegen einer zum Teil spontanen, zum Teil enzymatischen Konversion in inaktive und aktive Metaboliten (insbesondere Phosphoramidlost und Acrolein). Die zytotoxische Wirkung von Cyclophosphamid beruht auf einer Interaktion seiner alkylierenden Metaboliten mit der DNS. Folge der Alkylierung sind Strangbrüche und Vernetzungen der DNS-Stränge bzw. DNS Proteinvernetzungen („cross-links“). Im Zellzyklus wird eine Verlangsamung der Passage durch die G2-Phase verursacht. Die zytotoxische Wirkung ist nicht zellzyklusphasenspezifisch, aber zellzyklusspezifisch. Acrolein hat keine antineo-plastische Aktivität, ist aber für die urotoxischen Nebenwirkungen verantwortlich. Außerdem wird eine immunsuppressive Wirkung von Cyclophosphamid diskutiert.
Kinder: T1/2 = ca. 4 h [SmPC Endoxan]
Konzentrat zur Herstellung einer Injektions-/Infusionslösung 500 mg/mL, 1.000 mg/2 mL, 2.000 mg/4 mL (kontraindiziert bei Kindern, siehe Warnhinweise)
Pulver zur Herstellung einer Injektionslösung 100 mg, 200 mg, 500 mg, 1.000 mg (je Durchstechflasche)
Pulver (Lyophilisat) zur Herstellung einer Injektionslösung 500 mg, 1.000 mg, 2.000 mg (je Durchstechflasche)
Pulver zur Herstellung einer Injektions-/Infusionslösung 500 mg, 2.000 mg
überzogene Tablette 50 mg
Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):
Präparat | Darreichungsform | Stärke (Cyclophosphamid) | Applikationsweg | Natriumgehalt | Problematische Hilfsstoffe | Anwendungshinweis | Altersangabe |
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Endoxan | Pulver zur Herstellung einer Injektionslösung | je Durchstechflasche: 100 mg 200 mg 500 mg 1 g |
intravenös | - | - | Rekonstitution/Verdünnung gemäß Fachinformation | Kinder (ohne Altersbeschränkung*) |
Endoxan Lyophilisat | Pulver (Lyophilisat) zur Herstellung einer Injektionslösung | je Durchstechflasche: 500 mg 1 g 2 g |
intravenös | - | - | Rekonstitution/Verdünnung gemäß Fachinformation | Kinder (ohne Altersbeschränkung*) |
Endoxan | überzogene Tablette | 50 mgT0 | oral | - | Lactose Sucrose |
Einnahme morgens vor- während bzw. unmittelbar nach der Gabe ausreichender Mengen Flüssigkeit; auf eine regelmäßige Blasenentleerung achten. | Kinder (ohne Altersbeschränkung*) |
T0: nicht teilbar, *gemäß Information des Zulassungsinhabers
Die Fachinformationen wurden am 09.10.2023 aufgerufen.
Neben den aufgeführten Präparaten befinden sich diverse weitere Fertigarzneimittel im Handel.
Anwendungshinweis: Auf den Genuss von Grapefruits oder Grapefruitsaft sollte während der Behandlung verzichtet werden, da die Wirksamkeit von Cyclophosphamid dadurch vermindert sein kann. Auf die rechtzeitige Gabe von Antiemetika sowie eine sorgfältige Mundpflege ist zu achten.
Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)
Onkologische Erkrankungen |
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Bei einer glomulären Filtrationsrate von <10 mL pro Minute wird üblicherweise eine Dosisreduktion um 50 % empfohlen [SmPC Endoxan].
Cyclophosphamid und seine Metabolite sind dialysierbar, wobei es je nach verwendetem Dialyseverfahren zu Unterschieden in der Clearance kommen kann. Bei dialysepflichtigen Patienten sollte zwischen der Gabe von Endoxan und der Dialyse möglichst ein gleichbleibender Zeitraum liegen. [SmPC Endoxan]
Sehr häufig (>10 %): Myelosuppression, Leukozytopenie, Neutropenie, Thrombozytopenie, Agranulozytose, Anämie, Panzytopenie, verringerte Hämoglobin-Werte, Immunsuppression, Alopezie, Zystitis, Mikrohämaturie, Fieber
Häufig (1-10 %): Infektionen, febrile Neutropenie, neutropenisches Fieber, Anorexie, Stomatitis, Diarrhoe, Erbrechen, Obstipation, Übelkeit, Leberfunktionsstörungen, Hämorrhagische Zystitis (in Einzelfällen mit Todesfolge), Makrohämaturie, Störungen der Spermatogenese, Schüttelfrost, Asthenie, Müdigkeit, Unwohlsein, Entzündung der Schleimhaut
Gelegentlich (0,1-1 %): Pneumonien, Sepsis, Überempfindlichkeitsreaktionen, periphere Neuropathie, Polyneuropathie, Neuralgie, Taubheit, Kardiomyopathie, Myokarditis, Herzversagen (in Einzelfällen mit Todesfolge), Tachykardie, Hitzegefühl, niedriger Blutdruck, Ovulationsstörung
Selten (0,01-0,1 %): Sekundäre Tumore, Akute Leukämie, myelodysplastisches Syndrom, Blasenkarzinom, Harnleiterkarzinom, Dehydratation, Schwindel, unscharfes Sehen, Arrhythmien, ventrikuläre Arrhythmie (incl. ventrikuläre Tachykardie und Kammerflimmern), supraventrikuläre Arrhythmie, Thromboembolie, Hypertonie, Hypotonie, Pneumonitis, venookklusive Lebererkrankung, erhöhte Bilirubinwerte im Blut, erhöhte Leberenzymwerte (SGOT, SGPT, gamma-GT, alkalische Phosphatase), Exanthem, Dermatitis, Verfärbung von Handflächen, Fingernägeln und Fußsohlen, Amenorrhoe, Azoospermie, Oligospermie, Brustschmerzen
Sehr selten (<0,01 %): Septischer Schock, Tumorlyse-Syndrom, disseminierte intravasale Gerinnung, Hämolytisch-urämisches Syndrom, anaphylaktischer Schock, anaphylaktische/anaphylaktoide Reaktion, Syndrom der inadäquaten ADH-Sekretion (SIADH), Hyponatriämie, Flüssigkeitsretention, Verwirrtheitszustand, Krampfanfälle, Enzephalopathie, Parästhesie, veränderter Geschmackssinn, Sehstörungen, Konjunktivitis, Augenödem, Vorhofflimmern, Herzstillstand, Myokardinfarkt, Perikarditis, hämorrhagische Enterokolitis, akute Pankreatitis, Aszites, mukosale Ulzeration, gastrointestinale Blutungen, Aktivierung einer Virushepatitis, Hepatomegalie, Ikterus, Stevens-Johnson-Syndrom, Toxische epidermale Nekrolyse, Erythema multiforme, suburotheliale Blutung, Ödem der Blasenwand, interstitielle Entzündung mit Fibrose und Sklerose der Blase, Nierenversagen, erhöhte Kreatininwerte im Blut, Tubulusnekrose, Kopfschmerzen, Schmerzen, Multiorganversagen, Phlebitis, Hyperuriekämie infolge eines Tumorlyse-Syndroms
Häufigkeit nicht bekannt: Lymphome, Progression zugrunde liegender maligner Erkrankungen, Sarkome, Nierenzellkarzinom, Nierenbeckenkarzinom, Schilddrüsenkarzinom, karzinogene Auswirkungen bei den Nachkommen, Granulozytopenie, Lymphopenie, Wasserintoxikation, veränderter Blutzuckerspiegel (Anstieg oder Absinken), Neurotoxizität, Dysgeusie, Hypogeusie, Leberenzephalopathie, reversibles posteriores Leukenzephalopathie-Syndrom, Myelopathie, Dysästhesie, Hypoästhesie, Tremor, Parosmie, verstärkter Tränenfluss, Tinnitus, kardiogener Schock Perikarderguss/Herztamponade, Myokardblutung, Linksherzversagen, Bradykardie, Herzrhythmusstörungen, verlängertes QT-Intervall im Elektrokardiogramm, verminderte Auswurffraktion, Lungenembolie, Venenthrombose, Vaskulitis, periphere Ischämie, akutes respiratorisches Syndrom, chronische interstitielle Lungenfibrose, Lungenödem, pulmonare Hypertonie, Bronchospasmus, Dyspnoe, Hypoxie, Husten, unbestimmte Lungenfunktionsstörungen, Schwellung der Nasenschleimhäute, nasale Beschwerden, oropharyngeale Schmerzen, Rhinorrhoe, Niesen, pulmonale venookklusive Erkrankung, obliterative Bronchiolitis, organisierende Pneumonie, allergische Alveolitis, Pleuraerguss, Bauchschmerzen, Entzündung der Ohrspeicheldrüse, Kolitis, Enteritis, Blinddarmentzündung, Hepatitis, cholestatische Hepatitis, zytolytische Hepatitis,Cholestase, hepatische Enzephalopathie, Hepatotoxizität mit Leberversagen, Hautschäden an bestrahlten Stellen, Verbrennungen an bestrahlten Stellen, Juckreiz (inklusive entzündlichem Juckreiz), Hautrötung, toxischer Hautausschlag, Palmar-plantares Erythrodysästhesie-Syndrom, Urtikaria, Bläschenbildung, Hautrötung, Gesichtsschwellung, Hyperhidrose, Rhabdomyolyse, Sklerodermie, Muskelkrämpfe, Myalgie, Arthralgie, Nierentubulusstörung, toxische Nephropathie, hämorrhagische Ureteritis, ulzerative Zystitis, Kontraktur der Harnblase, nephrogener Diabetes insipidus, atypische Epithelzellen der Harnblase, erhöhter Blutharnstoff, vorzeitige Wehen, Infertilität, Ovarialinsuffizienz, Ovulationsbeschwerden, Oligomenorrhoe, Hodenatrophie, Östrogen im Blut reduziert, Gonatropin im Blut erhöht, intrauteriner Fruchttod, Missbildung des Fetus, Wachstumsverzögerung des Fetus, fetale Toxizität (Incl. Myelosuppression/Gastroenteritis), Reaktionen an der Injektions- bzw. Infusionsstelle (Thrombose, Nekrose, Entzündung, Schmerzen, Schwellung, Hautrötung), Ödem, grippeähnliche Erkrankung, generelle physische Instabilität, verzögerte Wundheilung, erhöhter Lactatdehydrogenase-Spiegel im Blut, C-reaktives Protein erhöht
Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Extravasation: Beobachten und Abwarten, eventuell mit Eis kühlen.
Das Risiko einer hämorrhagischen Zystitis wird durch Verabreichung von Mesna und starke Diurese reduziert.
Zytostatika allgemein: verschiedene Zytostatika können zu Hypersensivitätsreaktionen führen. Ein Notfallset (bestehend aus Epinephrin, Clemastin und Hydrocortison) muss im Behandlungsraum verfügbar sein. Außerdem enthält das Notfallset spezifische Antidote.
Beachte: Rote Handbrief vom 01.06.2023 (Cyclophosphamid beta Konzentrat zur Herstellung einer Injektions-/Infusionslösung: Kontraindiziert bei Kindern und Jugendlichen aufgrund des Alkoholgehalts):
Cyclophosphamid beta Konzentrat zur Herstellung einer Injektions-/Infusionslösung enthält 0,65 ml wasserfreies Ethanol pro 1 ml Lösung (513,5 mg/ml).
Bei einem 20 kg schweren Kind, das 40 mg/kg (800 mg) Cyclophosphamid pro Dosis erhält, würden 821,6 mg Ethanol injiziert. Dies bedeutet eine Ethanolaufnahme von 41 mg/kg pro Dosis. Die Blutalkoholkonzentration würde etwa 6,8 mg/dl betragen. Da alternative ethanolfreie Cyclophosphamid-Produkte verfügbar sind, ist Cyclophosphamid beta bei Kindern und Jugendlichen <18 Jahre kontraindiziert. Cyclophosphamid beta sollte nur bei Erwachsenen verwendet werden.
Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.
Diese Informationen werden im Moment recherchiert und baldmöglichst zur Verfügung gestellt.
Bitte beachten Sie die aktuellen Fachinformationen.
In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.