Clofarabin ist ein Purinnucleosid-Antimetabolit. Es wird angenommen, dass seine antitumorale Aktivität auf drei Mechanismen basiert:
Folgende kinetische Parameter wurden bei 40 Kindern zwischen 2 - 19 Jahren nach der Verabreichung von mehreren Dosen ermittelt:
Vd: 172 l/m²
T½ Clofarabin: 5,2 h
T½ Clofarabintriphosphat: >24 h
Cl: 28,8 l/h/m2
Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung 1 mg/ml
Parenterale Anwendung
Zur parenteralen Anwendung stehen Konzentrate zur Herstellung einer Infusionslösung zur Verfügung.
▼ Dieses Arzneimittel unterliegt einer zusätzlichen Überwachung. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung zu melden.
Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):
Präparat | Stärke | Problematische Hilfsstoffe | Natriumgehalt |
Evoltra® | 1 mg/ml | - | 3,08 mmol (oder 70,77 mg) Natrium pro Ampulle |
Clofarabin-ratiopharm® | 1 mg/ml | - | 3,08 mmol (oder 70,77 mg) Natrium pro Ampulle |
Anwendungshinweise:
Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)
Rezidivierende/refraktäre Akute Lymphatische Leukämie (ALL), rezidivierende/refraktäre Akute Myeloische Leukämie (AML) |
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Konditionierung für Stammzelltransplantation (SCT) bei Akuter Myeloischer Leukämie (AML)/Akuter Lymphatischer Leukämie (ALL) |
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Anpassung bei Nierenfunktionsstörung wie angegeben:
Es sind keine Daten zur Verwendung von Clofarabin bei Patienten mit reduzierter Nierenfunktion verfügbar. In einer Studie mit 23 Patienten (2-19 Jahre) mit einer Kreatininclearance von 90-200 ml/min, denen mehrere Dosen Clofarabin intravenös verabreicht wurden, nahm die AUC mit abnehmender Kreatininclearance zu. Mögliche Symptome der Überdosierung sind Erbrechen, Übelkeit, Diarrhoe und schwere Knochenmarksuppression.
Es wird keine allgemeingültige Empfehlung erteilt.
Sehr häufig (>10 %): Febrile Neutropenie, Ängstlichkeit, Kopfschmerzen, Hitzegefühl, Erbrechen, Übelkeit, Durchfall, Erschöpfung, Fieber, Schleimhautentzündungen, palmar-plantares Erythrodysästhesie-Syndrom, Pruritis
Häufig (1 - 10 %): septischer Schock, Sepsis, Bakteriämie, Pneumonie, Herpes zoster, Herpes simplex, orale Candidiasis, Tumorlyse-Syndrom, Neutropenie, Hypersensibilität, Anorexie, verminderter Appetit, Dehydratation, Erregung, Ruhelosigkeit, Veränderung des Gemütszustandes, Somnolenz, periphere Neuropathie, Parästhesie, Schwindel, Tremor, eingeschränktes Hörvermögen, Perikarderguss, Tachykardie, Hypotonie, Capillary-Leak-Syndrom, Hämatom, Atmenot, Epistaxis, Dyspnoe, Tachypnoe, Husten, Blutung im/am Mund, Zahnfleischbluten, Bluterbrechen, Bauchschmerzen, Mundhöhlenentzündung, Schmerzen im Oberbauch, Proktalgie, Geschwürbildung am Mund, Hyperbilirubinämie, Gelbsucht, Venenverschlusserkrankung, Erhöhung der Alanin-(ALT) und Aspartat-(AST) Aminotransferasewerte, Leberversagen, Multiorganversagen, Systemic-Inflammatory-Response-Syndrom, Schmerzen, Schüttelfrost, Reizbarkeit, Ödem, peripheres Ödem, Wärmegefühl, anormales Gefühl, makulopapulöser Ausschlag, Petechien, Erythem, juckender Ausschlag, Hautabschuppung, generalisierter Ausschlag, Alopezie, Hyperpigmentierung der Haut, generalisiertes Erythem, erythematöser Ausschlag, trockene Haut, vermehrtes Schwitzen, Schmerzen in den Gliedmaßen, Myalgie, Knochenschmerzen, Schmerzen in der Brustwand, Arthralgie, Nacken- und Rückenschmerzen, Hämaturie, Nierenversagen, akutes Nierenversagen, Gewichtsverlust, Quetschung
Anämie und Thrombozytopenie [Jeha et al.].
Gelegentlich (0,1 - 1 %): Hepatitis
Häufigkeit nicht bekannt: C. difficile Colitis, Hyponatriämie, Bauchspeicheldrüsenentzündung, Erhöhung von Serum-Amylase und -Lipase, Enterokolitis, neutropenische Kolitis, Typhlitis, Steven-Johnson-Syndrom (SJS), toxische epidermale Nekrose (TEN)
Schwere Leber- und Niereninsuffizienz
Bei Kindern < 20 kg sollte eine Infusionszeit von mehr als 2 Stunden in Betracht gezogen werden, um die Symptome Angst und Reizbarkeit zu verringern.
Falls eine Prophylaxe mit einem Azol erforderlich ist, ist diese während der Anwendung von Clofarabin zu unterbrechen und mindestens 5 Tage nach der letzten Dosis Clofarabin erneut aufzunehmen. Der Grund dafür ist eine mögliche Leberintoxikation. [Behandlungsrichtlinie SKION]
Mit einer Knochenmarksuppression sollte gerechnet werden. Diese ist im Allgemeinen reversibel und scheint dosisabhängig zu sein. Eine schwere Knochenmarksuppression einschließlich Neutropenie, Anämie und Thrombozytopenie wurde bei mit Clofarabin behandelten Patienten beobachtet. Blutungen, einschließlich zerebraler, gastrointestinaler und pulmonaler Blutungen, wurden beobachtet und können tödlich verlaufen. Die Mehrzahl der Fälle war mit Thrombozytopenien assoziiert.
Außerdem litten zu Beginn der Behandlung die meisten Patienten in klinischen Studien unter einer hämatologischen Beeinträchtigung als Manifestation einer Leukämie. Aufgrund des bestehenden immunsupprimierten Zustandes bei diesen Patienten und einer länger anhaltenden Neutropenie, die eine Folge der Behandlung mit Clofarabin sein kann, besteht bei den Patienten ein erhöhtes Risiko für schwere opportunistische Infektionen einschließlich schwerer Sepsis mit potenziell tödlichem Ausgang. Patienten sind auf Anzeichen und Symptome von Infektionen zu beobachten und umgehend zu behandeln.
Patienten, die unter Herzerkrankungen leiden oder Arzneimittel einnehmen, die bekanntermaßen den Blutdruck oder die kardiale Funktion beeinflussen, sollten während der Behandlung mit Clofarabin eingehend überwacht werden.
Die Anwendung von Clofarabin führt zu einer raschen Verminderung von peripheren Leukämiezellen. Mit Clofarabin behandelte Patienten müssen auf Anzeichen und Symptome von Tumorlyse-Syndrom und Zytokinfreisetzung (z. B. Tachypnoe, Tachykardie, Hypotonie, pulmonales Ödem) beurteilt und überwacht werden; diese könnten sich zum Systemic-Inflammatory-Response-Syndrom (SIRS), Capillary-Leak-Syndrom und/oder einer Organdysfunktion entwickeln.
• Die prophylaktische Gabe von Allopurinol sollte erwogen werden, wenn mit einer Hyperurikämie (Tumorlyse) zu rechnen ist.
• Patienten sollten während der gesamten 5-tägigen Clofarabin-Anwendung intravenös angewendete Flüssigkeiten erhalten, um die Effekte von Tumorlyse und anderen Ereignissen zu vermindern.
• Um Anzeichen oder Symptome von SIRS oder Capillary-Leak-Syndrom zu verhindern, kann es von Nutzen sein, prophylaktisch Steroide (z. B. 100 mg/m² Hydrokortison an den Tagen 1 – 3) zu geben. Die Anwendung von Clofarabin ist sofort abzubrechen, wenn Patienten erste Anzeichen oder Symptome von SIRS, Capillary-Leak-Syndrom oder erheblicher Organdysfunktion aufweisen. Geeignete Unterstützungsmaßnahmen sind einzuleiten. Außerdem ist die Clofarabin-Behandlung einzustellen, wenn es bei dem Patienten während der 5-tägigen Anwendung aus irgendeinem Grund zu einer Hypotonie kommt. Eine weitere Behandlung mit Clofarabin, im Allgemeinen mit einer niedrigeren Dosis, kann in Betracht gezogen werden, wenn die Patienten stabilisiert sind und die Organfunktionsparameter wieder die prätherapeutischen Ausgangswerte erreicht haben.
Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.
Interaktionspartner | Grund | Handlungsempfehlung |
Arzneistoffe mit renaler Toxizität (z.B. Diclofenac, Flurbiprofen, Ibuprofen, Indometacin, Naproxen, Aciclovir, Amikacin, Carboplatin, Methotrexat, Tacrolimus) |
verstärkte Nephrotoxizität | Die gleichzeitige Behandlung mit nephrotoxischen Arzneistoffen oder Arzneistoffen, die tubulär sezerniert werden, soll besonders während der 5-tägigen Clofarabin-Anwendung vermieden werden. Vorzugsweise sind Arzneimittel anzuwenden, die nicht für ihre Nephrotoxizität bekannt sind. |
Clozapin | Erhöhung des Risikos und/oder der Schwere von Granulozytopenien/Agranulozytosen | Gemeinsame Anwendung kontraindiziert. Ist die gemeinsame Anwendung unumgänglich muss das Blutbild besonders engmaschig kontrolliert werden |
Allergenextrakte | verminderte Wirksamkeit der Hyposensibilisierung möglich | Solange eine Immunsuppression durch immunsuppressiv wirkende Arzneimittel anhält, soll keine Hyposensibilisierung begonnen werden. |
Lebendimpfstoffe | Dissemination des Impfkeims und beeinträchtigte Immunantwort möglich | Bei relevanter Immunsuppression sollen Lebend-Impfstoffe nicht gegeben werden. Die Immunreaktion kann mehrere Monate nach dem Absetzen der Immunsuppressiva unterdrückt sein. Empfehlungen zum zeitlichen Abstand der Impfung zur immunsuppressiven Behandlung variieren zwischen 1 und 12 Monaten: Die jeweilige Produktinformation ist zu beachten. In einigen Fällen können anstelle der Lebend-Impfstoffe auch Tot- bzw. Toxoid-Impfstoffe (Typhus) oder geeignete Immunglobuline eingesetzt werden. Varizellen-Impfung: Seronegative Leukämie-Patienten sollen nur in der vollständigen hämatologischen Remission und nach Abschluss der immunsuppressiven Therapie geimpft werden. |
Saccharomyces cerevisae | In Einzelfällen: Fungämien und generalisierte Hefeinfektionen | Immunsupprimierte Patienten sollten nicht Saccharomyces cerevisiae (boulardii) erhalten. |
Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.
In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.
Purin-Analoga | ||
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Puri-Nethol®, Xaluprin®
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L01BB02 | |
Atriance®
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L01BB07 | |
Lanvis, Thioguanin
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L01BB03 |
Pyrimidin-Analoga | ||
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Verrumal®, Verrucutan®, Actikerall®; Syn: FU; weiterer ATC-Code: D11AF55
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L01BC52 | |
GEMCI-cell®, Gemedac®
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L01BC05 |