Tetracyclin

Wirkstoff
Tetracyclin
Handelsname
ATC-Code
J01AA07

Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Der Wirkmechanismus von Tetracyclin beruht auf einer Hemmung der Proteinbiosynthese durch reversible Blockade der Bindungsstelle der Aminoacyl-t-RNS an der 30S-Untereinheit des Ribosoms, wodurch die Elongation der Peptidkette unterbrochen wird. Hieraus resultiert eine vorwiegend bakteriostatische Wirkung.

Pharmakokinetik bei Kindern

Es sind keine spezifischen Informationen für Kinder vorhanden.

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Bakterielle Infektion
    • oral
      • ≥8 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Oral bei durch Tetracyclin-empfindliche Erreger ausgelösten Infektionen
– der Atemwege (z. B. atypische Pneumonien durch Mykoplasmen, Rickettsien und Chlamydien sowie akute Schübe chronischer Bronchitis),
– des Urogenitaltraktes (z. B. Harnwegsinfektionen, nichtgonorrhoische Urethritis durch Chlamydia trachomatis oder Ureaplasma urealyticum, Granuloma inguinale sowie bei Kontraindikation von Penicillin unkomplizierte Gonorrhö und Syphilis),
– der weiblichen Geschlechtsorgane,
– des Magen-Darm-Traktes (z. B. Cholera, Yersinien- und Campylobacter-Infektionen, Shigellen-Ruhr).
Andere durch Tetracyclin-empfindliche Erreger ausgelöste Infektionen: Rickettsiosen (z.B. Fleckfieber), Brucellose, Chlamydienkonjunktivitis und Trachom.
Infizierte schwere Formen der Akne vulgaris sowie Rosacea, wenn eine systemische antibiotische Therapie erforderlich ist.

≥8 Jahre und <50 kg:
Patienten älter als 8 Jahre mit einem Körpergewicht unter 50 kg erhalten täglich 25 bis 35 mg Tetracyclinhydrochlorid pro Kilogramm Körpergewicht. Es werden 2-mal täglich 500 mg (entsprechend 1000 mg Tetracyclinhydrochlorid täglich) bei einem Körpergewicht von 29 kg bis 40 kg eingenommen, möglichst im Abstand von 12 Stunden.

≥8 bis <18 Jahre und >50 kg:
Kinder und Jugendliche über 50 kg Körpergewicht erhalten täglich 4-mal 500 mg (entsprechend 2000 mg Tetracyclinhydrochlorid täglich). Die übliche Tagesdosis beträgt 1000 bis 2000 mg Tetracyclinhydrochlorid, aufgeteilt auf 4 Einzelgaben. Um eine gleichmäßige bakteriostatische Wirkung zu gewährleisten, ist das Präparat alle 6 Stunden einzunehmen. Für geringere Dosen stehen Arzneimittel mit niedrigeren Dosisstärken zur Verfügung.

[Ref.]

Präparate im Handel

Hartkapseln 250 mg, 500 mg (derzeit keine Präparate in Deutschland im Handel, Alternative: Doxycyclin)

Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):

Präparat Darreichungsform Stärke (Tetracyclinhydrochlorid) Applikationsweg Natriumgehalt Problematische Hilfsstoffe Altersangabe
Tetracyclin Wolff® aV Hartkapseln 250 mgT0
500 mgT0
oral k.A. Lactose ab 8 Jahren


T0: nicht teilbar, M: mörserbar,  k.A.: keine Angabe, aV: außer Vertrieb

Die Fachinformationen wurden am 07.12.2022 aufgerufen.

Anwendungshinweis:

  • Die Einnahme sollte mit einem zeitlichen Abstand von 1 Stunde vor oder 2 Stunden nach dem Essen erfolgen. Es ist dabei ausreichend Flüssigkeit einzunehmen (mindestens ¼ Liter Wasser); Milch und Milchprodukte sind dafür nicht geeignet.
  • Tetracyclin sollte in aufrechter Position eingenommen werden, da sonst die Gefahr einer Schleimhautschädigung im Ösophagus besteht.

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

Dosierungsempfehlungen

Bakterielle Infektionen
  • Oral
    • 8 Jahre bis 18 Jahre
      [1] [2]
      • 20 - 40 mg/kg/Tag in 4 Dosen. Max: 1.000 mg/Tag. Maximale Einzeldosis: 250 mg/Dosis.
      • Behandlungsdauer:

        Nach dem Abklingen der Symptome 2 Tage lang fortsetzen. Bei Streptokokkeninfektionen mindestens 10 Tage

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

Anpassung bei Nierenfunktionsstörung wie angegeben:

GFR 50-80 ml/min/1.73 m2
Dosisanpassung nicht erforderlich.
GFR 30-50 ml/min/1.73 m2
Dosisanpassung nicht erforderlich.
GFR 10-30 ml/min/1.73 m2
Es sollte keine Anwendung erfolgen.
GFR < 10 ml/min/1.73 m2
Es sollte keine Anwendung erfolgen.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

(Irreversible) Zahnverfärbungen bei Kindern, Störungen der Zahnentwicklung.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Sehr häufig (>10 %): gastrointestinale Störungen in Form von Nausea, Erbrechen und Diarrhöe, Stomatitis, Glossitis, Pharyngitis, Vulvo-Vaginitis

Gelegentlich (0,1-1 %): pseudomembranöse Enterokolitiden mit massiven schleimigen oder auch blutigen Durchfällen, allergische Reaktionen (Exantheme, Angioödem und anaphylaktischer Schock), schwere Hauterscheinungen mit lebensbedrohlichen Allgemeinreaktionen (exfoliative Dermatitis, Lyell-Syndrom), reversible hämatologische Veränderungen (Neutropenie und hämolytische Anämie, vereinzelt auch thrombozytopenische Purpura), Pseudo-Fanconi-Syndrom, Polyurie, Aminoacidurie, Glukosurie, Proteinurie, Hypokaliämie, renale tubuläre Azidose, phototoxische Nebenwirkungen nach Sonnenlichtexposition (Erythem, Ödem- oder Papelbildung der Haut sowie Onycholyse und Pigmentierung der Nägel)

Selten (0,01-0,1 %): reversible intrakranielle Drucksteigerung (Pseudotumor cerebri), Papillenödem mit Sehstörungen und Kopfschmerzen

Sehr selten (<0,01 %): akute Pankreatitis, Leberschäden (bei stark eingeschränkter Nierenfunktion bzw. Überdosierung), vorübergehende Kurzsichtigkeit, Ösophagusulzerationen (bei unsachgemäßer Einnahme)

Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen bei Kindern

  • Anwendung bei Kindern <8 Jahren, wegen des Risikos einer Schädigung des wachsenden Knochen- und Zahngewebes und irreversibler Verfärbung (gelb / grau / braun) der Zähne.

Kontraindikationen allgemein

  • Leberschäden, da es bei hohen Dosen zu hepatotoxischen Wirkungen in Form einer diffusen, feintropfigen Fettinfiltration mit schweren Leberfunktionsstörungen kommen kann; Schwangere sind besonders gefährdet, vor allem wenn gleichzeitig eine Nierenerkrankung (z. B. Pyelonephritis) vorliegt.
  • Niereninsuffizienz, da die metabolische Wirkung von Tetracyclin eine bestehende Azotämie verstärken kann. Selbst bei geringer Einschränkung der Nierenfunktion ist von Tetracyclin abzuraten.

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

Irreversible Zahnverfärbungen: Zahnschmelzhypoplasien und irreversible Zahnverfärbungen (gelb-grau-braun) wurden bei Anwendung von Tetracyclinen in der letzten Hälfte der Schwangerschaft oder bei Kindern bis 8 Jahre beobachtet. Diese Nebenwirkung tritt häufiger bei Langzeitbehandlungen auf, wurde aber auch nach wiederholten Kurzzeitbehandlungen beobachtet.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.

Wechselwirkungen

Diese Informationen werden im Moment recherchiert und baldmöglichst zur Verfügung gestellt.
Bitte beachten Sie die aktuellen Fachinformationen.

TETRACYCLINE

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Tetracycline

Doxycyclin

Doxyderma®, Doxakne tabs®, Oraycea®
J01AA02

Minocyclin

Skid®
J01AA08

Tigecyclin

Tygacil®
J01AA12

Referenzen

  1. Pharmachemie BV, SmPC Tetracycline HCl CF 250 mg, harde capsules (RVG 53163) 25-08-2021, www.geneesmiddeleninformatiebank.nl
  2. Dr. August Wolff GmbH & Co.KG Arzneimittel, SmPC Tetracyclin Wolff® 250 mg (6283529.00.00), 09/2018
  3. Dr. August Wolff GmbH & Co. KG Arzneimittel, SmPC Tetracyclin Wolff® 500 mg (3233.00.00), 09/2018

Änderungsverzeichnis

  • 06 Februar 2023 14:44: Neue Monographie

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung