Vasopressin (Argipressin)

Wirkstoff
Vasopressin (Argipressin)
Handelsname
Empressin; Syn: Arginin-Vasopressin
ATC-Code
H01BA01

Vasopressin (Argipressin)


Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Argipressin (Arginin-Vasopressin) ist ein endogenes Hormon mit osmoregulatorischer, vasopressorischer, hämostatischer und zentralnervöser Wirkungsweise. Die periphere Wirkung von Arginin-Vasopressin wird von verschiedenen Vasopressinrezeptoren, und zwar von V1a-, V1b- und V2-Vasopressinrezeptoren, vermittelt. V1-Rezeptoren finden sich in den arteriellen Blutgefäßen und induzieren durch einen Anstieg der Calciumionen im Zytoplasma über die Phosphatidyl-Inositol-Biphosphat-Kaskade eine vasokonstriktorische (gefäßverengende) Wirkung.

Pharmakokinetik bei Kindern

Es sind keine spezifischen Informationen für Kinder vorhanden.

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Hypotonie und vasodilatatorischer Schock mit refraktärer Hypotonie
    • intravenös
      • Früh-/Reifgeborene bis <18 Jahre: off-label

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Intravenös zur Behandlung der Katecholamin-refraktären Hypotonie im Rahmen septischer Schockzustände bei Patienten über 18 Jahre
Eine Katecholamin-refraktäre Hypotonie besteht bei einem Patienten dann, wenn trotz adäquater Volumentherapie und Einsatz von Katecholaminen der mittlere arterielle Blutdruck nicht auf Werte im Zielbereich stabilisiert werden kann.

Kinder und Jugendliche:
Argipressin wurde zur Behandlung vasodilatatorischer Schockzustände auch bei Kindern und Säuglingen auf Intensivstationen und während Operationen eingesetzt. Da Argipressin im Vergleich zu der Standardbehandlung nicht zu einer Verbesserung der Überlebensrate führte und eine größere Anzahl von unerwünschten Wirkungen mit sich brachte, wird die Anwendung bei Kindern und Säuglingen nicht empfohlen.

[Ref.]

Präparate im Handel

Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung 20 I.E./mL

Umrechnungsfaktor: 20 I.E. ≙ 66,5 µg

Präparat im Handel:

Präparat Darreichungsform Stärke (Argipressin) Applikationsweg Natriumgehalt Anwendungshinweis Altersangabe
Empressin 40 I.E/2 mL Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung vor Verdünnung: 40 I.E./Ampulle (2 mL)
nach Verdünnung: 0,8 I.E./mL
intravenös natriumfrei Nur verdünnt verabreichen.
Die Ampulle (2 mL Konzentrat) ist mit 48 mL Natriumchlorid-Lösung auf ein Gesamtvolumen von 50 mL zu verdünnen.
ab 18 Jahren


 „natriumfrei“: weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro Einheit

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

Dosierungsempfehlungen

Hypotonie und vasodilatorischer Schock mit refraktärer Hypotonie
  • Intravenös
    • Gestationsalter < 37 Wochen
      [1] [2] [3] [4]
      • 0,01 - 0,12 IU/kg/Stunde, Dauerinfusion. Entspricht 0,17 - 2 milli-IU/kg/min.
        • Nach Effekt titrieren.
        • Eine Reduktion der Dosis von kombinierten Vasopressoren kann erforderlich werden. 

        off-label

    • Neugeborene
      [1] [2] [3] [4]
      • 0,01 - 0,12 IU/kg/Stunde, Dauerinfusion. Entspricht 0,17 - 2 milli-IU/kg/min.
        • Nach Effekt titrieren.
        • Eine Reduktion der Dosis von kombinierten Vasopressoren kann erforderlich werden.

        off-label

    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [3] [5] [6] [7]
      • 0,01 - 0,12 IU/kg/Stunde, Dauerinfusion. Entspricht 0,17 - 2 milli-IU/kg/min.
        • Nach Effekt titrieren.
        • Eine Reduktion der Dosis von kombinierten Vasopressoren kann erforderlich werden.

        off-label

        Die SmPC rät von der Verwendung von Vasopressin bei Kindern (aller Altersgruppen) ab, da kein Unterschied zwischen Vasopressin und Placebo in Bezug auf die Zeit bis zur hämodynamischen Stabilität ohne vasoaktive Wirkstoffe und die beatmungsfreien Tage beobachtet wurde und verweist auf die Studie von Choong et al. 2009. Das Editorial Board beschloss im Einklang mit den internationalen Leitlinien (SCCM/ESICM), dass Vasopressin als Zweitlinientherapie eingesetzt werden kann, wenn eine Monotherapie mit Noradrenalin unzureichend ist.

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

Keine Informationen zur Dosisanpassung bei Nierenfunktionsstörung vorhanden.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

Reduktion der Thrombozytenzahl [Jerath et al. 2008]

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Häufig (1-10 %): Arrhythmien, Angina pectoris, Myocardischämie, periphere Verengung der Blutgefäße, Nekrose, Blässe um den Mund, abdominale Krämpfe, intestinale Ischämie, Hautnekrose, digitale Ischämie **

Gelegentlich (0,1-1 %): Zittern, Schwindel, Kopfschmerzen, verminderte Herzleistung, lebensbedrohende Arrhythmie, Herzstillstand, Verengung der Bronchien, Übelkeit, Erbrechen, Blähungen, Darmnekrose, Schweißausbrüche, Urtikaria, Anstieg der Bilirubin-Spiegel und Transaminasen, Abfall der Thrombozyten im Plasma

Selten (0,01-0,1 %): Hyponatriämie, Anaphylaxie (Herzstillstand und/oder Schock) konnte kurz nach einer Injektion mit Argipressin beobachtet werden

Häufigkeit nicht bekannt: Wasserintoxikation, Diabetes insipidus nach Absetzen

** Digitale Ischämie erfordert möglicherweise bei einzelnen Patienten eine chirurgische Intervention.

Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen allgemein

Neben Überempfindlichkeiten gegen den Wirkstoff oder einen sonstigen Bestandteil sind keine weiteren Gegenanzeigen bekannt.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.

Wechselwirkungen

Diese Informationen werden im Moment recherchiert und baldmöglichst zur Verfügung gestellt.
Bitte beachten Sie die aktuellen Fachinformationen.

HYPOPHYSENHINTERLAPPENHORMONE

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Vasopressin und Analoga

Desmopressin

Minirin®, Nocutil®, Nocdurna®, Niwinas®
H01BA02

Referenzen

  1. Bidegain, MR., et al., Vasopressin for refractory hypotension in extremely low birth weight infants, J Pediatr, 2010, 157 (3), 502-4
  2. Ikegami, H., at al., Low-dose vasopressin infusion therapy for refractory hypotension in ELBW infants, Pediatr Int, 2010, 52 (3), 368-73
  3. Meyer, S., et al, Effects of vasopressin on renal function in children with severe forms of shock, Crit Care Med, 2008, 36 (10), 2959
  4. Rios, DR., et al, Vasopressin versus dopamine for treatment of hypotension in extremely low birth weight infants: a randomized, blinded pilot study, J Pediatr, 2015, 166 (4), 850-5
  5. Jerath, N., et al., Clinical impact of vasopressin infusion on hemodynamics, liver and renal function in pediatric patients, Intensive Care Med, 2008, 34 (7), 1274-80
  6. Agrawal, A., et al, Intravenous arginine vasopressin infusion in refractory vasodilatory shock: a clinical study, Indian J Pediatr, 2012, 79 (4), 488-93
  7. Choong, K., et al, Vasopressin in pediatric vasodilatory shock: a multicenter randomized controlled trial, Am J Resp Crit Care Med, 2009, 180 (7), 632-9
  8. Orpha-Devel Handels und Vertriebs GmbH, SmPC Empressin 40 I.E./2 mL Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung, 12/2021

Änderungsverzeichnis

  • 21 November 2022 09:25: Die verfügbare wissenschaftliche Literatur über die Anwendung von Vasopressin/Argipressin wurde ausgewertet. Dies führte zur Aufnahme einer neuen Monographie mit Dosierungsempfehlungen für die Indikation "Hypotonie und vasodilatorischer Schock mit refraktärer Hypotonie".

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung