Noradrenalin

Wirkstoff
Noradrenalin
Handelsname
Arterenol®, Sinora®; Syn: Norepinephrin
ATC-Code
C01CA03

Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Norepinephrin (Noradrenalin) ist das physiologische Hormon aus dem Sympathikus, dem Zentralnervensystem und den Zellen des Nebennierenmarks. Die physiologischen Funktionen von Norepinephrin decken sich nur teilweise mit denen von Epinephrin: Norepinephrin wirkt vergleichbar stark auf α- und β1-Rezeptoren, aber nur schwach auf β2-Rezeptoren. Seine auffälligste Eigenschaft ist die Auslösung einer Vasokonstriktion (α-mimetische Wirkung), und zwar im Gegensatz zu Epinephrin auch an den Gefäßen der Skelettmuskulatur. Daraus ergeben sich ein Anstieg des peripheren Widerstandes und eine ausgeprägte Blutdrucksteigerung.

Pharmakokinetik bei Kindern

Es sind keine spezifischen Informationen für Kinder vorhanden.

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Kreislaufinsuffizienz
    • intravenös
      • Frühgeborene bis <18 Jahre: off-label

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Parenteral bei Kreislaufinsuffizienz

  • nur für Erwachsene zugelassen
  • Dosierung* nach Körpergewicht:

Körpergewicht (kg)

Dosierung (microg./kg/min)

Dosierung (mg/h)

50

0,014-1,5

0,042-4,5

60

0,014-1,5

0,05-5,4

70

0,014-1,5

0,06-6,3

80

0,014-1,5

0,07-7,2

90

0,014-1,5

0,076-8,1

100

0,014-1,5

0,084-9


*Da die Dosierungen in den Fachinformationen nicht einheitlich sind, wird hier ein Dosierungsbereich angegebenen.
[Ref.]

Präparate im Handel

Injektionslösung 1 mg/mL
Infusionslösung 0,08 mg/mL, 0,1 mg/mL, 0,2 mg/mL 0,25 mg/mL
Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung 1 mg/mL

Die im Handel befindlichen Präparate enthalten Noradrenalin (Norepinephrin) in Form von Noradrenalinhydrochlorid (Norepinephrinhydrochlorid) oder als -tartrat. Die Angabe der Wirkstoffkonzentration ist jeweils auf Noradrenalin bezogen.

Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):

Präparat Darreichungsform Stärke (Noradrenalin) Applikationsweg Natriumgehalt Problematische Hilfsstoffe Altersangabe
Arterenol Injektionslösung 1 mg/mL intravenös natriumfrei Sulfit k.A.
Noradrenalin Aguettant Infusionslösung 0,08 mg/mL
0,25 mg/mL
intravenös 3,5 mg/mL - Erwachsene
Sinora Infusionslösung 0,1 mg/mL
0,2 mg/mL
intravenös 3,3 mg/mL - Erwachsene
Sinora Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung 1 mg/mL intravenös 3,3 mg/mL - Erwachsene

 

k.A.: keine Angabe, „natriumfrei“: weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro Einheit

Die Fachinformationen wurden am 04.04.2023 aufgerufen.

Neben den aufgeführten Präparaten befinden sich diverse weitere Fertigarzneimittel im Handel.

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

Dosierungsempfehlungen

Kreislaufinsuffizienz
  • Intravenös
    • Gestationsalter < 37 Wochen
      [2]
      • 0,05 - 0,5 microg./kg/Minute, Dauerinfusion. Max: 1 microg./kg/Minute.
      • Über einen zentralen Venenkatheter verabreichen. Es kann auch mit einem peripheren Venenkatheter begonnen werden und sobald wie möglich auf einen zentralen Venenkatheter gewechselt werden.
        Dosis auf die gewünschte Wirkung titrieren.
        off-label

    • Neugeborene
      [2]
      • 0,05 - 0,5 microg./kg/Minute, Dauerinfusion. Max: 2 microg./kg/Minute.
      • Über einen zentralen Venenkatheter verabreichen. Es kann auch mit einem peripheren Venenkatheter begonnen werden und sobald wie möglich auf einen zentralen Venenkatheter gewechselt werden.
        Dosis auf die gewünschte Wirkung titrieren.
        off-label

    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [1]
      • 0,05 - 0,1 microg./kg/Minute, Dauerinfusion. Max: 2 microg./kg/Minute.
      • Über einen zentralen Venenkatheter verabreichen. Es kann auch mit einem peripheren Venenkatheter begonnen werden und sobald wie möglich auf einen zentralen Venenkatheter gewechselt werden.
        Dosis auf die gewünschte Wirkung titrieren.
        off-label

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

GFR ≥10 ml/min/1.73m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.

GFR <10 ml/min/1.73m2: Eine allgemeine Empfehlung zur Dosisanpassung kann nicht gegeben werden.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Häufigkeit nicht bekannt: Hyperglykämie, metabolische Azidose, Kopfschmerzen, Unsicherheits- und Angstgefühl, Zittern, Ruhelosigkeit, Verwirrtheitszustände, Psychosen, Herzklopfen, pektanginöse Beschwerden, myokardiale Ischämie, Myokardschädigung, Stress-Kardiomyopathie, periphere Ischämie (die zu einer Gangrän der Extremitäten führen kann), in vielen Stromgebieten Vasokonstriktion (insbesondere im  Bereich der Haut, Schleimhäute und der Nieren; Kältegefühl in den Extremitäten; Blutdruckanstieg, unter Umständen exzessiv mit Gefahr von zerebralen Blutungen), Dyspnoe, Lungenödem bei zu starkem Blutdruckanstieg, Hypersalivation, Übelkeit, Erbrechen, Blässe, Schwitzen, Oligurie, Anurie, Miktionsbeschwerden, ischämische Nekrosen im Anwendungsgebiet, insbesondere bei para- oder perivasaler Gabe (z. B. an der Haut), bei zu hoher Dosierung oder zu rascher intravenöser Zufuhr: starker Blutdruckanstieg, reflektorische Bradykardie, Herzrhythmusstörungen, Kammerflimmern 

Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen allgemein

  • Hypertonie
  • Hyperthyreose
  • Phäochromozytom
  • Engwinkelglaukom
  • Prostataadenom mit Restharnbildung
  • paroxysmale Tachykardie
  • hochfrequente absolute Arrhythmie
  • schwere Nierenfunktionsstörungen
  • Koronar- und Herzmuskelerkrankungen
  • sklerotische Gefäßveränderungen
  • Cor pulmonale

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

Nur zur Steigerung des peripheren Widerstands, nicht zur Erzielung einer inotropen Wirkung. Blutdruck steigt bei gleich bleibendem Herzzeitvolumen. Sauerstoffbedarf des Herzmuskels steigt.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.

Wechselwirkungen

Schweregrad

Interaktionspartner

Grund

Handlungsempfehlung

Kontraindiziert

MAO-Hemmer (Linezolid, Phenelzin, Tranylcypromin, Rasagilin, Selegilin, Safinamid, Moclobemid)

starker Blutdruckanstieg, hypertensive Krisen

mindestens 14 Tage sollen zwischen der Gabe der beiden Medikamente abgewartet werden, da die Interaktion bis zu zwei Wochen nach Absetzen des MAO-Hemmers aufgetreten ist.

Kombination vermeiden

Procarbazid

starker Blutdruckanstieg, hypertensive Krisen

mindestens 14 Tage sollen zwischen der Gabe der beiden Medikamente abgewartet werden, da die Interaktion bis zu zwei Wochen nach Absetzen von Procarbazid auftreten kann.

Therapieanpassung erwägen

nicht kardioselektive Beta-Blocker (Carvedilol, Propranolol, Sotalol, Timolol)

starker Blutdruckanstieg durch Vasokonstriktion möglich

sorgfältige Überwachung

 

Trizyklische Antidepressiva und Analoga

starker Blutdruckanstieg, Herzrhythmusstörungen möglich

gleichzeitige Therapie vermeiden, ansonsten geringe Dosen und Kontrolle des Blutdrucks,
alternative Antidepressiva: Mianserin und Trazodon

 

Inhalationsnarkotika (Desfluran, Isofluran, Sevofluran)

erhöhtes Risiko von Herzrhythmusstörungen

möglichst eine ausreichende Zeit vorher absetzen


Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.

KARDIOSTIMULANZIEN, EXKL. HERZGLYKOSIDE

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Adrenerge und dopaminerge Mittel

Adrenalin

Anapen®, Emerade®, Epipen®, Fastjekt®, Jext®, Suprarenin®; Syn: Epinephrin
C01CA24
C01CA07
C01CA04
C01CA26

Midodrin

Gutron®
C01CA17

Phenylephrin

Biorphen®
C01CA06
Phosphodiesterasehemmer

Milrinon

Corotrop®
C01CE02
Andere Kardiostimulanzien

Levosimendan

Simdax®
C01CX08

Referenzen

  1. APLS 2010
  2. Arbeitsgruppe neonatale Pharmakologie (Neonatale Farmacologie NVK sectie Neonatologie), Expertenmeinung, 28 März 2018
  3. CHEPLAPHARM Arzneimittel GmbH , SmPC Arterenol® 1 mg/mL Injektionslösung (6444642.00.00), 01/2021
  4. Laboratoire Aguettant, SmPC Noradrenalin Aguettant 0,08/mL / 0,25 mg/mL Infusionslösung (92118.00.00), 11/2019
  5. Sintetica GmbH, SmPC Sinora 1 mg/mL Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung (93829.00.00), 05/2022
  6. ABDA-Datenbank Interaktionen, Noradrenalin (Norepinephrin), aufgerufen 29.01.2020
  7. Sintetica GmbH , SmPC Sinora 0,1 mg/mL / 0,2 mg/mL Infusionslösung (2201015.00.00), 05/2022

Änderungsverzeichnis

  • 30 Juni 2023 11:08: Aktualisierung: u.a. Hinweis auf Verabreichung über zentralen Venenkatheter und Dosistitration hinzugefügt

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung