Dobutamin

Wirkstoff
Dobutamin
Handelsname
-
ATC-Code
C01CA07

Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Dobutamin ist ein synthetisches Katecholamin. Das Sympathomimetikum Dobutamin besitzt eine scheinbare Beta-1-Selektivität, da sich der Beta2- und Alpha1-Agonismus gegenseitig aufheben. Dobutamin wirkt positiv inotrop (Steigerung der Herzmuskelkontraktilität) und schwach positiv chronotrop (Beschleunigung der Herzfrequenz). Folglich erhöht sich das Schlagvolumen und Herzzeitvolumen.

Pharmakokinetik bei Kindern

Forschungsergebnisse suggerieren, dass die Pharmakokinetik von Dobutamin bei Kindern nicht stark von der bei Erwachsenen abweicht. Es treten jedoch insbesondere in der neonatalen Phase interindividuelle Variabilitäten auf, je nach Reife des Herzmuskels (Kontraktionsvermögen) und/oder der Anzahl der vorhandenen Rezeptoren.

Die folgenden mittleren pharmakokinetischen Parameter ± Standardabweichung wurden bei 13 Neu- und Frühgeborenen (PMA 27-42 Wochen) gemessen [Martinez et al. 1992]:

Css (Dosis 2,5 µg/kg/min) 21 ± 3 ng/ml
Css (Dosis 5 µg/kg/min) 49 ± 4 ng/ml
Css (Dosis 7,5 µg/kg/min) 68 ± 4 ng/ml
Cl 90 ± 38 ml/min/kg

Hallik et al. 2020 berichteten die folgenden pharmakokinetischen Parameter, die aus einem populationspharmakokinetischen Modell für ein typisches Frühgeborenes mit 1,618 kg und einem postnatalen Alter von einem Tag abgeleitet wurden:

t½ (min) 5,34
Cl (ml/min/kg) 424,4
Vd (l/kg) 3,27


Die folgenden pharmakokinetischen Mittelwerte ± Standardabweichung wurden bei Kindern im Alter von 1 Monat bis 18 Jahren gefunden [Berg, Donnerstein und Padbury 1993, Berg et al. 1993, Habib et al. 1992, Schwartz, Eldadah und Newth 1991]:

Css bei 2,5 µg/kg/min (n=12) 46 ng/ml
Css bei 5,0 µg/kg/min (n=27) 105 ± 19 (3,79 - 400) ng/ml
Css bei 10 µg/kg/min (n=12) >160 ng/ml
t½ (n=10) 1,65 ± 0,2 min
Cl (n=35) 82-115 (38 - 218) ml/min/kg
Vd (n=10) 1,13 ± 0,70 (0,09 - 5,64) l/kg

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Kreislaufinsuffizienz
    • intravenös
      • Frühgeborene: off-label
      • Neugeborene bis <18 Jahre: zugelassen

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Intravenös zur positiv inotropen Behandlung bei kardialer Dekompensation in Folge einer eingeschränkten myokardialen Kontraktilität, die entweder bedingt ist durch eine organische Herzerkrankung oder durch einen herzchirurgischen Eingriff, vor allem, wenn es sich um eine kardiale Dekompensation mit vermindertem Herzzeitvolumen (low cardiac output) und erhöhtem Pulmonalkapillar-Druck (PCPW) handelt

Kinder und Jugendliche (alle pädiatrische Altersklassen (Neugeborene bis 18 Jahre)):

  • Dobutamin muss individuell dosiert werden!
  • Anfängliche Dosis von 5 Mikrogramm/kg/Minute, angepasst je nach klinischer Wirkung auf 2 – 20 Mikrogramm/kg/Minute.
  • Gelegentlich ist eine Dosis von 0,5 – 1,0 Mikrogramm/kg/Minute bereits ausreichend.

[Ref.]

Präparate im Handel

Infusionslösung 5 mg/ml
Infusionskonzentrat 12,5 mg/ml

Parenterale Anwendung

Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):

Präparat Darreichungsform Stärke als Dobutamin
Applikationsweg Natriumgehalt Problematische Hilfsstoffe
Dobutamin Liquid Fresenius 250 mg/50 ml Infusionslösung 5 mg/ml intravenös 6,9 mmol (158,7 mg) Natrium pro Durchstechflasche
Dobutamin-Carinopharm Infusionslösung 5 mg/ml intravenös ca. 155 mg Natrium pro Ampulle
Dobutamin-hameln 12,5 mg/ml, 5 mg/ml Infusionskonzentrat,
Infusionslösung
12,5 mg/ml,
5 mg/ml
intravenös weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro 1 ml, d.h. es ist nahezu „natriumfrei“


Die Fachinformationen wurden am 28.04.2021 aufgerufen.

Anwendungshinweis:

    • Zur kontinuierlichen intravenösen Infusion via Infusionspumpe wird auf eine Konzentration von 0,5 bis 1 mg/ml (max. 5 mg/ml bei Flüssigkeitsbeschränkung) mit 5%iger Glucose-, 0,9%iger Natriumchlorid- oder einer Ringerlösung verdünnt.
    • Lösungen höherer Konzentrationen sollten nur über einen zentralen Venenkatheter infundiert werden. Die intravenöse Infusion von Dobutamin ist inkompatibel mit Bikarbonat und anderen stark alkalischen Lösungen.
    • Neugeborenen-Intensivstation: Verdünnen Sie eine Menge von 30 mg/kg Körpergewicht bis zu einem Endvolumen von 50 ml Infusionslösung. Eine intravenöse Infusionsrate von 0,5 ml/h ergibt eine Dosis von 5 μg/kg/Minute.
    • Lösungen, die Dobutamin enthalten, können eine rosa Färbung aufweisen, die mit der Zeit kräftiger wird. Dies beruht auf einer leichten Oxidation des Wirkstoffes. Doch tritt kein wesentlicher Aktivitätsverlust auf, wenn die vorgeschriebenen Aufbewahrungshinweise beachtet werden.

[Ref.]

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

Dosierungsempfehlungen

Kreislaufinsuffizienz
  • Intravenös
    • Kinder, einschließlich Früh- und Reifgeborene, 0 Monate bis 18 Jahre
      [1] [2] [5] [6] [8] [9] [11] [12] [13] [14] [15] [16] [18]
      • Initialdosis: 5 microg./kg/Minute, Dauerinfusion.
      • Erhaltungsdosis: 2 - 20 microg./kg/Minute, Dauerinfusion.
      • Verabreichung vorzugsweise über einen zentralen Venenkatheter, aber bei Bedarf auch periphere Verabreichung möglich.

        Frühgeborene: off-label

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

Keine Informationen zur Dosisanpassung bei Nierenfunktionsstörung vorhanden.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

Erhöhung des systolischen Blutdrucks, systemische Hypertonie oder Hypotonie, Tachykardie, Kopfschmerzen; Erhöhung des Lungenkapillarenverschlussdrucks (besonders in einem Alter von <1 Jahr), welche zu einer Lungenstauung, Ödemen und symptomatischen Beschwerden führen kann.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Folgende UAW wurden sehr häufig, häufig oder gelegentlich beobachtet (≥0,1 %):

  • Eosinophilie, Thrombozytenaggregationshemmung (nur bei kontinuierlicher Infusion über Tage)
  • Anstieg der Herzfrequenz, Vasokonstriktion, pectanginöse Beschwerden, Herzklopfen, Kammerflimmern.
  • Bronchospasmus, Kurzatmigkeit
  • Übelkeit
  • Hautausschlag
  • Thoraxschmerzen
  • vermehrter Harndrang bei hohen Dosierungen
  • Fieber, Phlebitis an der Infusionsstelle

Folgende schwerwiegende UAW wurden zudem selten, sehr selten (<0,1 %) oder mit unbekannter Häufigkeit beobachtet:

  • Hypokaliämie
  • Bradykardie, Myokardischämie, Myokardinfarkt, Herzstillstand
  • petechiale Blutungen
  • Hautnekrosen

[Ref.]

Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen allgemein

  • mechanische Behinderung ventrikulärer Füllung und/oder des Ausflusses, wie z.B. Perikardtamponade, Pericarditis constrictiva, hypertrophe obstruktive Kardiomyopathie, schwere Aortenstenose
  • hypovolämische Zustände
  • gleichzeitige Gabe von MAO-Hemmstoffen, da hierunter lebensbedrohliche Nebenwirkungen auftreten können (z.B. hypertensive Krisen, Kreislaufversagen, Rhythmusstörungen und intrakranielle Blutungen)

[Ref.]

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

Besondere Vorsicht ist bei Kindern, insbesondere ≤1 Jahr, geboten aufgrund der möglichen Variationen der hämodynamischen Effekte (quantitativ und qualitativ) im Vergleich zu Erwachsenen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

  • Dobutamin darf nicht bei Bronchialasthmatikern mit Sulfit-Überempfindlichkeit angewendet werden.
  • Unter Dobutamin-Therapie wurde eine regionale Zu- oder Abnahme des koronaren Blutflusses beobachtet, die den myokardialen Sauerstoffbedarf verändern kann. Bei Patienten mit schwerer koronarer Herzerkrankung kann eine Verschlechterung des Krankheitsbildes auftreten, insbesondere wenn eine Dobutamin-Therapie mit einem wesentlichen Anstieg der Herzfrequenz und/oder des Blutdrucks einhergeht. Der Einsatz von Dobutamin am ischämischen Herzen ist, wie bei allen positiv inotropen Substanzen, daher im Einzelfall abzuwägen.
  • Auf Grund des Risikos von Arrhythmien und der unklaren Langzeitwirkungen auf Funktionsstörungen des Herzens sollten inotrope Substanzen wie Dobutamin bei der Behandlung von akutem Herzversagen mit Vorsicht angewendet werden.
  • Da Veränderungen des Serumkaliumspiegels auftreten können, sollte der Kaliumspiegel überwacht werden.
  • Bei ununterbrochener Anwendung über mehr als 72 Stunden können Toleranzphänomene (Wirkungsabschwächungsphänomene) auftreten, die eine Dosissteigerung erforderlich machen.
  • Gelegentlich kam es in Zusammenhang mit einer Dobutamin-Therapie zu einem drastischen Blutdruckabfall (Hypotension). Eine Verringerung der Dosis oder ein Absetzen der Infusion führt typischerweise zu einem raschen Wiederanstieg des Blutdrucks auf die Ausgangswerte; in seltenen Fällen kann jedoch eine Intervention erforderlich sein, und der Umkehreffekt tritt unter Umständen nicht unmittelbar ein.

[Ref.]

Die vollständige Auflistung aller Warnhinweise ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Wechselwirkungen

Interaktionspartner Grund Handlungsempfehlung
Monoaminooxidase-Hemmer, z.B. Linezolid, Selegilin Das Risiko für lebensbedrohliche Nebenwirkungen (z.B. hypertensive Krisen, Kreislaufversagen, Rhythmusstörungen und intrakranielle Blutungen) kann erhöht sein.  Kontraindiziert.
Beta-Rezeptorblocker, z.B. Atenolol, Metoprolol Die katecholaminergen Effekte von Dobutamin können abgeschwächt sein. Zusätzlich können die dann überwiegenden alpha-Effekte zu einer peripheren Vasokonstriktion mit konsekutivem Blutdruckanstieg führen.  Wenn gleichzeitig mit Dobutamin und Beta-Rezeptorblockern behandelt werden muss, sind Blutdruck und Herzfunktion vorsichtshalber zu überwachen. 


Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.

KARDIOSTIMULANZIEN, EXKL. HERZGLYKOSIDE

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Adrenerge und dopaminerge Mittel

Adrenalin

Anapen®, Emerade®, Epipen®, Fastjekt®, Jext®, Suprarenin®; Syn: Epinephrin
C01CA24
C01CA04
C01CA26

Midodrin

Gutron®
C01CA17

Noradrenalin

Arterenol®, Sinora®; Syn: Norepinephrin
C01CA03

Phenylephrin

Biorphen®
C01CA06
Phosphodiesterasehemmer

Milrinon

Corotrop®
C01CE02
Andere Kardiostimulanzien

Levosimendan

Simdax®
C01CX08

Referenzen

  1. Centrapharm BV, SmPC Dobutamine (RVG 19143) 03-12-2019
  2. Werkgroep Neonatale Farmacologie NVK sectie Neonatologie [Arbeitsgruppe neonatale Pharmakologie (Neonatale Farmacologie NVK sectie Neonatologie)], Expertenmeinung, 28 Mar 2018
  3. Berg, R. A., et al, Dobutamine pharmacokinetics and pharmacodynamics in normal children and adolescents., J Pharmacol Exp Ther , 1993, 265(3), 1232-8
  4. Habib, D. M., et al., Dobutamine pharmacokinetics and pharmacodynamics in pediatric intensive care patients., Crit Care Med, 1992, 20(5), 601-8
  5. Hallik, M., et al., Population pharmacokinetics and pharmacodynamics of dobutamine in neonates on the first days of life., Br J Clin Pharmacol, 2020, 86(2), 318-28
  6. Greenough, A. et al, Randomized trial comparing dopamine and dobutamine in preterm infant., Eur J Pediatr, 1993, 152(11), 925-7
  7. Berg, R. A., et al, Dobutamine infusions in stable, critically ill children: pharmacokinetics and hemodynamic actions., Crit Care Med, 1993, 21(5), 678-86
  8. Klarr, J. M., et al, Randomized, blind trial of dopamine versus dobutamine for treatment of hypotension in preterm infants with respiratory distress syndrome, J Pediatr, 1994, 125(1), 117-22
  9. Bravo, M. C., et al , Randomized, Placebo-Controlled Trial of Dobutamine for Low Superior Vena Cava Flow in Infants, J Pediatr, 2015, 167(3), 572
  10. Martinez, A. M., et al, Dobutamine pharmacokinetics and cardiovascular responses in critically ill neonates., Pediatrics, 1992, 89(1), 47-51
  11. Hentschel, R., et al. , Impact on blood pressure and intestinal perfusion of dobutamine or dopamine in hypotensive preterm infants, Biol Neonate, 1995, 68(5), 318-24
  12. Osborn, D., et al., Randomized trial of dobutamine versus dopamine in preterm infants with low systemic blood flow., J Pediatr , 2002, 140(2), 183-91
  13. Robel-Tillig, E., et al, Cardiovascular impact of dobutamine in neonates with myocardial dysfunction., Early Hum Dev, 2007, 83(5), 307-12
  14. Roze, J. C., et al, Response to dobutamine and dopamine in the hypotensive very preterm infant., Arch Dis Child , 1993, 69(1 Spec No), 59-63
  15. Stopfkuchen, H., et al, Effects of dobutamine on left ventricular performance in newborns as determined by systolic time intervals, Eur J Pediatr, 1987, 146(2), 135-9
  16. Ruelas-Orozco, G., et al., Assessment of therapy for arterial hypotension in critically ill preterm infants., Am J Perinatol , 2000, 17(2), 95-9
  17. Schwartz, P. H., et al, The pharmacokinetics of dobutamine in pediatric intensive care unit patients., Drug Metab Dispos, 1991, 19(3), 14-9
  18. Subhedar, N. V., et al, Dopamine versus dobutamine for hypotensive preterm infants, Cochrane Database Syst Rev, 2003, (3), Cd00124
  19. Fresenius Kabi Deutschland GmbH, SmPC Dobutamin Liquid Fresenius 250 mg/50 ml Infusionslösung (32903.00.00), 07/2018
  20. CARINOPHARM GmbH, SmPC Dobutamin-Carinopharm 250 mg/50ml Infusionslösung (71685.00.00), 08/2018
  21. Hameln pharma GmbH, SmPC Dobutamin-hameln 12,5 mg/ml Infusionslösungskonzentrat, 5 mg/ml Infusionslösung (51613.01.00), 04/2020

Änderungsverzeichnis

  • 01 Juni 2021 10:40: Neue Monographie

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung