Pharmakodynamik
Loperamid gehört zur Gruppe der Motilitätshemmer. Loperamid bindet an die Opioidrezeptoren in der Darmwand. Infolgedessen hemmt es die Freisetzung von Acetylcholin und Prostaglandinen, was wiederum die propulsive Peristaltik vermindert und die intestinale Passagezeit verlängert. Loperamid erhöht den Tonus des Analsphinkters, wobei Inkontinenz und Stuhldrang vermindert werden. [Ref.]
Pharmakokinetik bei Kindern
Es sind keine speziellen Daten für Kinder verfügbar.
Erwachsene [Ref.]
BV: 0,3 %
T1/2: 11 Stunden
Zulassung der Dosierungsempfehlungen
- Diarrhoe
- oral
- ≥3 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen
Auszug aus Fachinformation
Auszug aus Fachinformation
Textauszug aus Fachinformation
Symptomatische Behandlung von Diarrhöen, sofern keine kausale Therapie zur Verfügung steht. Eine langfristige Anwendung bedarf der ärztlichen Verlaufsbeobachtung.
Akute Diarrhoe:
- Oral:
- Kinder unter 2 Jahre: Loperamidhydrochlorid ist kontraindiziert bei Kindern unter 2 Jahren. [Ref.]
- Kinder von 2 bis 5 Jahre: Bei Kindern von 2-5 Jahren beträgt die empfohlene Dosierung 0,1 mg Loperamidhydrochlorid pro kg Körpergewicht 2-3x täglich. [Ref.] Hierfür steht die Loperamid-Lösung zur Verfügung.
- Kinder ab 6 Jahre: Bei akuten Durchfällen zu Beginn der Behandlung und nach jedem ungeformten Stuhl 2 mg Loperamidhydrochlorid. Die maximale Tagesdosis ist abhängig vom Körpergewicht (6 mg pro 20 kg KG). Eine tägliche Dosis von 16 mg Loperamidhydrochlorid soll nicht überschritten werden. [Ref.]
Chronische Diarrhoe:
- Oral:
- Kinder unter 2 Jahre:
- Loperamidhydrochlorid ist kontraindiziert bei Kindern unter 2 Jahren. [Ref.]
- Kinder von 2 bis 5 Jahre:
- Bei Kindern von 2-5 Jahren beträgt die empfohlene Dosierung 0,1 mg Loperamidhydrochlorid pro kg Körpergewicht 2-3x täglich. [Ref.]
- Kinder ab 6 Jahre:
- Bei chronischen Durchfällen 2 mg Loperamidhydrochlorid täglich. [Ref.]
Präparate im Handel
Tropfen zum Einnehmen 2 mg/ml
Lösung zum Einnehmen 0,2 mg/ml
Plättchen (Lyophilisat zum Einnehmen) 2 mg
Brausetabletten 2 mg
Schmelztabletten 2 mg
Tabletten 2 mg
Hartkapseln 2 mg
Orale Anwendung
Brausetabletten/ Schmelztabletten/ Plättchen/ Lösungen/ Tropfen
Die verfügbaren Präparate enthalten alle Loperamidhydrochlorid, worauf sich auch die Dosisangabe bezieht.
Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):
T0: nicht teilbar
*Mit 1 Brausetablette Loperamid werden 0,5 g Glucose und folgende Elektrolyte zugeführt:
Cl- 100 mg, entsprechend 2,8 mmol
Ca2+ 118,14 mg, entsprechend 1,5 mmol
K+ 58 mg, entsprechend 1,5 mmol
Mg2+ 333 mg, entsprechend 6,9 mmol
Na+ 269 mg, entsprechend 11,7 mmol
Tabletten/ Kapseln
Die verfügbaren Tabletten und Kapseln enthalten alle Loperamidhydrochlorid, worauf sich auch die Dosisangabe bezieht. Alle Kapseln enthalten Lactose.
Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele)
M: mörserbar, T0: nicht teilbar, T2: dosisgleich teilbar
Lieferengpässe/weitere praktische Informationen
Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)
Dosierungsempfehlungen
Diarrhoe |
- Oral
-
3 Jahre
bis
8 Jahre
[1]
[2]
[3]
[4]
-
8 Jahre
bis
18 Jahre
[1]
[2]
[3]
[4]
[5]
-
2
mg/Dosis,
bei Bedarf.
Diese Initialdosis sollte angepasst werden, bis 1 - 2 feste Stuhlgänge pro Tag erreicht werden. Dies wird in der Regel mit einer Erhaltungsdosis 2 - 12 mg pro Tag erreicht.
|
Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate
GFR ≥10 ml/min/1.73m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.
GFR <10 ml/min/1.73m2: Eine allgemeine Empfehlung zur Dosisanpassung kann nicht gegeben werden.
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern
Obstipation, Übelkeit, Mundtrockenheit, Schwindel, Kopfschmerzen, Spannungsgefühl im Bauch, Ileus, Schläfrigkeit und Lethargie. Kleinkinder sind besonders anfällig für zentrale Nebenwirkungen, da bei ihnen die Blut-Hirn-Schranke noch nicht vollständig ausgebildet ist.
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein
Folgende UAW wurden sehr häufig, häufig oder gelegentlich beobachtet (≥0,1 %):
- Kopfschmerzen, Schwindel, Schläfrigkeit
- Obstipation, Übelkeit, Flatulenz, abdominelle Schmerzen und Beschwerden, Mundtrockenheit, Schmerzen im oberen Abdominaltrakt, Erbrechen, Dyspepsie
- Hautausschlag
Folgende schwerwiegende UAW wurden zudem selten, sehr selten (<0,1 %) oder mit unbekannter Häufigkeit beobachtet:
- anaphylaktische Reaktionen (einschließlich anaphylaktischem Schock), anaphylaktoide Reaktionen
- Ileus (einschließlich paralytischem Ileus), Megakolon (einschließlich toxisches Megacolon), Glossodynie
- bullöse Reaktionen (Stevens-Johnson-Syndrom, toxisch epidermale Nekrolyse, Erythema multiforme)
[Ref.]
Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Kontraindikationen bei Kindern
- Kinder unter 2 Jahren wegen des Risikos von zentralen Nebenwirkungen und paralytischem Ileus.
- Akute Dysenterie, gekennzeichnet durch Blut im Stuhl und andere bakterielle Darminfektionen.
Kontraindikationen allgemein
- Zustände, bei denen eine Verlangsamung der Darmtätigkeit wegen möglicher Risiken von Folgeerscheinungen zu vermeiden ist. Diese schließen Ileus, Megacolon und toxisches Megacolon ein. Loperamidhydrochlorid muss sofort abgesetzt werden, wenn Obstipation, ein aufgetriebener Leib oder Ileus auftreten
- Durchfälle, die mit Fieber und/oder blutigem Stuhl einhergehen
- Durchfälle, die während oder nach der Einnahme von Antibiotika auftreten (pseudomembranöse [antibiotikaassoziierte] Colitis)
- bakterielle Darmentzündung, die durch in die Darmwand eindringende Erreger (z.B. Salmonellen, Shigellen und Campylobacter) hervorgerufen wird
- chronische Durchfallerkrankungen (Chronische Diarrhöen dürfen nur nach ärztlicher Verordnung mit Loperamidhydrochlorid behandelt werden)
- akuter Schub einer Colitis ulcerosa
- bei Vorliegen einer Lebererkrankung (auch zurückliegend) darf Loperamid nur nach ärztlicher Verordnung angewendet werden, da es dadurch zu einem verzögerten Abbau von Loperamid kommen kann
[Ref.]
Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern
Wegen des hohen Risikos von Nebenwirkungen wie Obstipation, (Sub-)Ileus und zentralen Nebenwirkungen ist bei der Verabreichung von Loperamid an Kinder im Alter von 3 bis 8 Jahren Vorsicht geboten. Loperamid sollte nur auf ärztliche Verschreibung und unter ärztlicher Aufsicht verwendet werden.
Bei Patienten mit Durchfall, insbesondere bei Kleinkindern, kann es zu einem Flüssigkeits- und Elektrolytdefizit kommen. Mundtrockenheit kann auch ein Zeichen für Dehydratation sein. In Fällen von Dehydratation können Kinder unter Schwindel und Erbrechen leiden. Die Verabreichung einer geeigneten Flüssigkeits- und Elektrolytersatztherapie (ORS) ist die wichtigste Maßnahme.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein
- Die Behandlung von Durchfällen mit Loperamidhydrochlorid ist nur symptomatisch. Immer, wenn eine zugrundeliegende Krankheitsursache festgestellt werden kann, sollte, wenn möglich, eine spezifische Behandlung der Ursache vorgenommen werden.
- Bei Durchfall kann es zu großen Flüssigkeits- und Salzverlusten kommen. Deshalb muss als wichtigste Behandlungsmaßnahme bei Durchfall auf Ersatz von Flüssigkeit und Elektrolyten geachtet werden. Dies gilt insbesondere für Kinder.
- Den Patienten sollte geraten werden, Loperamidhydrochlorid abzusetzen und ihren Arzt zu informieren, wenn bei akutem Durchfall innerhalb von 48 Stunden keine Besserung auftritt.
- Bei AIDS-Patienten, die zur Durchfallbehandlung Loperamidhydrochlorid erhalten, sollte die Therapie bei ersten Anzeichen eines aufgetriebenen Leibes gestoppt werden. Es liegen Einzelberichte zu Verstopfung mit einem erhöhten Risiko für ein toxisches Megakolon bei AIDS-Patienten vor. Diese litten unter einer durch virale und bakterielle Erreger verursachten infektiösen Colitis und wurden mit Loperamidhydrochlorid behandelt.
- Obwohl keine pharmakokinetischen Daten zu Patienten mit beeinträchtigter Leberfunktion vorliegen, sollte Loperamidhydrochlorid wegen des verminderten First-Pass-Metabolismus bei diesen Patienten vorsichtig angewendet werden. Patienten mit Leberdysfunktion sollten engmaschig auf Anzeichen einer ZNS-Toxizität überwacht werden.
- In Verbindung mit Überdosierung wurde über kardiale Ereignisse, einschließlich QT-Verlängerung und Verlängerung des QRS-Komplexes und Torsade de pointes, berichtet. Einige Fälle verliefen tödlich. Überdosierung kann ein vorhandenes Brugada-Syndrom demaskieren. Patienten dürfen die empfohlene Dosis und/oder die empfohlene Behandlungsdauer nicht überschreiten.
[Ref.]
Die vollständige Auflistung aller Warnhinweise ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Wechselwirkungen
Die standardisierte Wechselwirkungsrecherche des Kinderformulariums hat folgende klinisch relevante Wechselwirkungen ergeben:
Loperamid ist ein P-Glykoprotein-Substrat. (Abschnitt in Fachinformation zu Biotransformation beachten.).
Interaktionspartner |
Grund |
Handlungsempfehlung |
CYP3A4-Inhibitoren
|
Hemmung des Metabolismus von Loperamid durch CYP-Inhibition. Erhöhte Serumkonzentration und (stark) erhöhte Wirkung von Loperamid möglich. Erhöhtes Nebenwirkungspotential von Loperamid möglich. |
Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, ggf. Dosis von Loperamid verringern und auf Nebenwirkungen überprüfen. |
P-Glykoprotein-Inhibitoren (z.B. Ritonavir, Ciclosporin, Verapamil) |
Hemmung des Efflux von Loperamid durch Hemmung des Transportproteins PgP (z.B. in Blut-Hirn-Schranke). Erhöhte Serumkonzentration und (stark) erhöhte (zentrale) Wirkung von Loperamid möglich. Erhöhtes Nebenwirkungspotential von Loperamid möglich. |
Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, Nebenwirkungen (z.B. Verstopfung, Schwindel, Schläfrigkeit) von Loperamid überwachen. |
Flohsamen |
Hemmung der Peristaltik. Risiko eines mechanischen Ileus erhöht. |
Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, Anwendung ärztlich überwachen. |
Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.
MOTILITÄTSHEMMER
In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.
Referenzen
-
Motala C, et al, Effect of loperamide on stool output and duration of acute infectious diarrhea in infants, J Pediatr, 1990, 117, 467-71
-
Bowie MD, et al, Loperamide for treatment of acute diarrhoea in infants and young children. A double-blind placebo-controlled trial, S Afr Med J, 1995, 85, 885-7
-
Li ST, et al, Loperamide therapy for acute diarrhea in children: systematic review and meta-analysis, PLoS Med, 2007, 4, e98
-
Johnson&Johnson Consumer B.V., SPC Imodium RVG (06945/08423/ 33724), www.cbg-meb.nl, aufgerufen 8. März 2013, http://db.cbg-meb.nl/IB-teksten/h06945.pdf
-
NHG, Standaard Acute diarree (Tweede herziening) [Standard akuter Durchfall (zweite Überarbeitung)], Huisarts Wet [Allgemeinmedizinerrecht], 2007, 50(3), 103-13
-
Hexal AG, SmPC Lopedium (11915.00.00), 05/2017
-
Johnson & Johnson, SmPC Imodium® akut lingual (34564.00.00), 08/2019
-
Hexal AG, SmPC Lopedium® akut bei akutem Durchfall, Lopedium® T akut bei akutem Durchfall, Lopedium® akut ISO bei akutem Durchfall (27743.00.01/ 49154.00.00/ 43827.00.00), 05/2017
-
STADApharm, SmPC Loperamid STADA (11923.00.00/ 11923.00.01), 02/2019
-
Janssen-Cilag, SmPC Imodium (6761963.00.01/ 34563.00.00/ 6761963.00.00), 12/2018
-
Johnson & Johnson , SmPC Imodium akut (14373.00.00), 09/2015
-
Aristo Pharma , SmPC Loperamid akut Aristo 2 mg Tabletten (49152.00.00), 08/2017
-
Ratiopharm, SmPC Loperamid-ratiopharm® 2 mg Filmtabletten (10648.00.00), 04/2017
-
Ratiopharm, SmPC Loperamid-ratiopharm® akut 2 mg Filmtabletten (15370.00.00), 04/2017
Änderungsverzeichnis
- 25 Januar 2021 10:05: Aktualisierung der Interaktionen
- 10 Juli 2020 14:18: Neue Überarbeitung
Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)
Überdosierung