Hydrochlorothiazid (HCT) ist ein Thiaziddiuretikum, das primär eine Mehrausscheidung von Elektrolyten bewirkt und sekundär durch das osmotisch gebundene Wasser den Harnfluss vergrößert. HCT hemmt reversibel im distalen Tubulus den Natrium-Chlorid-Cotransporter, sodass Natrium und Chlorid nicht rückresorbiert werden und folglich deren Ausscheidung gefolgt von Wasser steigt. Auch die Kalium- und Magnesiumausscheidung nimmt durch HCT zu, wohingegen die Calciumausscheidung über die Nieren vermindert wird. Bei hypertensiven Patienten hat HCT einen blutdrucksenkenden Effekt. Bei Patienten mit renalem und ADH-sensiblem Diabetes insipidus wirkt HCT antidiuretisch.
Es sind keine spezifischen Informationen für Kinder vorhanden.
Tabletten 12,5 mg, 25 mg
Im Handel befinden sich auch Kombinationen mit anderen antihypertensiven Wirkstoffen: ACE-Hemmer (Benazepril, Captopril, Enalapril, Lisinopril, Quinapril, Ramipril, Zofenopril), Sartane (Candesartan, Eprosartan, Irbesartan, Losartan, Olmesartan, Telmisartan, Valsartan), Betablocker (Metoprolol, Bisoprolol, Timolol), Diuretika (Amilorid, Triamteren, Spironolacton), Calciumantagonisten (Amlodipin, Verapamil) und Aliskiren.
Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):
Präparat | Darreichungsform | Stärke (Hydrochlorothiazid) | Applikationsweg | Natriumgehalt | Problematische Hilfsstoffe | Anwendungshinweis | Altersangabe |
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HCT Hexal® | Tabletten | 12,5 mgT1 25 mgT2 |
oral | k.A. | Lactose | Die Tabletten sind unzerkaut zum Frühstück mit ausreichend Flüssigkeit einzunehmen. | Erwachsene |
HCT-beta | Tabletten | 12,5 mgT1 25 mgT2 |
oral | natriumfrei | Lactose | Erwachsene |
T2: teilbar in zwei gleiche Dosen, T1: nur teilbar zur erleichterten Einnahme, k.A.: keine Angabe, „natriumfrei“: weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro Einheit
Die Fachinformationen wurden am 02.05.2024 aufgerufen.
Neben den aufgeführten Präparaten befinden sich diverse weitere Fertigarzneimittel im Handel.
Für geringere Dosierungen zur Anwendung als Diuretikum in der Pädiatrie gibt es NRF-Rezepturen (Bezugsgröße: Hydrochlorothiazid):
Zudem gibt es im European Paediatric Formulary (PaedForm) eine Herstellungsanweisung für eine Hydrochlorothiazid 0,5 mg/mL Lösung.
Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)
Diurese, arterielle Hypertonie, nephrogener Diabetes insipidus, Hypercalciurie, Bronchopulmonale Dysplasie |
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GFR ≥10 ml/min/1.73m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.
GFR <10 ml/min/1.73m2: Eine allgemeine Empfehlung zur Dosisanpassung kann nicht gegeben werden.
Anwendung vermeiden: Thiazide haben keine Wirksamkeit bei Dialysepatienten ohne Restdiurese.
Studien an Erwachsenen haben gezeigt, dass eine längere Anwendung von Hydrochlorothiazid die Haut anfälliger für Schäden durch UV-Strahlung macht und somit Hautkrebs verursachen kann [Pedersen 2018]. Es ist nicht bekannt, ob der gleiche Effekt bei Kindern auftritt.
Sehr häufig (>10 %): insbesondere bei höheren Dosen Hypokaliämie und Erhöhung der Serumlipide,
Häufig (1-10 %): Hyponatriämie, Hypomagnesiämie und Hyperurikämie, Appetitlosigkeit, Urtikaria und andere Formen eines Hautausschlags, leichte Übelkeit und Erbrechen, orthostatische Hypotonie (durch Alkohol, Anästhetika oder Sedativa verstärkbar), erektile Dysfunktion
Selten (0,01-0,1 %): Hyperkalzämie, Hyperglykämie, Glukosurie und Verschlechterung einer diabetischen Stoffwechsellage, Photosensibilisierung, Magen-Darm-Beschwerden, Verstopfung und Diarrhö, intrahepatische Cholestase, Ikterus, Herzrhythmusstörungen, Kopfschmerzen, Schwindel, Depression, Parästhesien, Schlafstörungen, Verschlechterung des Sehvermögens, vor allem in den ersten Behandlungswochen, Thrombozytopenie (manchmal mit Purpura)
Sehr selten (<0,01 %): hypochlorämische Alkalose, toxisch epidermale Nekrolyse, kutaner Lupus erythematodes, lupusartige Reaktionen, Reaktivierung eines kutanen Lupus erythematodes, Pankreatitis, akutes Atemnotsyndrom (ARDS), Leukopenie, Agranulozytose, Knochenmarkdepression und hämolytische Anämie, nekrotisierende Vaskulitis, Überempfindlichkeitsreaktionen (Atemnotsyndrom einschließlich Pneumonitis und Lungenödem)
Häufigkeit nicht bekannt: Aderhauterguss, aplastische Anämie, Engwinkelglaukom, Erythema multiforme, Muskelkrämpfe, akute Niereninsuffizienz, Nierenerkrankungen, Pyrexie, Asthenie, nicht-melanozytärer Hautkrebs (Basalzellkarzinom und Plattenepithelkarzinom)
Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Cave: Rhythmusstörungen, Verwendung von Digoxin oder Corticosteroiden. Bei niedrigem Kaliumwert (<3,5 mmol/l) sollte Spironolacton zusätzlich verordnet werden.
Beachte: Rote Handbrief vom 17. Oktober 2018 (Risiko von nichtmelanozytärem Hautkrebs [Basalzellkarzinom (Basaliom); Plattenepithelkarzinom der Haut (Spinaliom)]
Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.
Interaktionspartner | Grund | Handlungsempfehlung |
Amantadin | Verminderte Clearance von Amantadin - Amantadin-Intoxikation möglich | Kombination vermeiden |
Süßholz | Verstärkte Kaliumverluste möglich - Gefahr der Hypokaliämie | Süßholzwurzel-haltige-Präparate währen der Behandlung mit kaliuretischen Diuretika vermeiden |
Photosensitizer (5-Amino-4-oxopentansäure, Methox-salen, Methyl-5-amino-4-oxopentanoat, Padeliporfin, Porfimer natrium, Temoporfin, Verteporfin) | Verstärkte phototoxische Effekte | Phototoxische Arzneimittel mindestens 10 Tage vor Anwendung des Photosensitizers und bis einige Tage danach absetzen oder durch Behandlungen ohne phototoxische Eigenschaften ersetzen. |
Amphotericin B | Erhöhtes Risiko von Hypokaliämien, Nephrotoxizität | regelmäßige Kontrolle der Nierenfunktion und Serumelektrolyte (besonder Kalium und Magnesium) |
Digitalis-Glykoside | Verstärkte Wirkung der Herzglykoside - Gefahr von Herzrhythmusstörungen | sorgfältige Überwachung der Kaliumkonzentration |
Carbamazepin, Eslicarbazepin, Oxcarbazepin | Erhöhtes Risiko einer Hyponatriämie | sorgfältige Überwachung der Natriumkonzentration |
Nicht-steroidale Antiphlogistika (Anwendung > 2 Wochen) | Verminderte diuretische und antihypertensive Wirkung | sorgfältige Überwachung von Blutdruck, Herz- und Nierenfunktion, evtl. Höherdosierung von HCT |
Lithium | Anstieg der Lithium-Konzentration mit erhöhtem Risiko für Nebenwirkungen | gleichzeitige Behandlung vermeiden wenn keine engmaschige Überwachung der Lithiumkonzentration möglich ist |
Colestyramin, Colestipol | Verminderte Wirksamkeit der Thiazid-Diuretika | Thiazid-Diuretika sollen mindestens 1-4 Stunden vor oder 4 Stunden nach Anionenaustauschern eingenommen werden. |
Vitamin-D-Derivate | Erhöhtes Risiko einer Hyperkalziämie | Vitamin-D nur unter ärztlicher Kontrolle einnehmen und Überwachung der Calciumkonzentration |
Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.
In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.