Sevofluran

Wirkstoff
Sevofluran
Handelsname
Sevorane®
ATC-Code
N01AB08

Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Sevofluran ist ein Inhalationsanästhetikum (halogenierter Methylisopropylether) mit schneller Einleitungs- und Aufwachphase. Sevofluran bewirkt Bewusstseinsverlust, reversible Aufhebung von Schmerzempfinden und motorischer Aktivität, Verminderung der autonomen Reflexe, respiratorische und kardiovaskuläre Depression. Diese Wirkungen sind dosisabhängig.

Pharmakokinetik bei Kindern

Es sind keine spezifischen Informationen für Kinder vorhanden.

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Inhalationsanästhesie
    • inhalativ
      • ≥0 Jahre bis <2 Jahre: off-label
      • ≥2 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Inhalativ zur Einleitung und Aufrechterhaltung einer Inhalationsnarkose bei Erwachsenen und Kindern.

Kinder und Jugendliche
Sevofluran sollte in jedem Fall nach klinischen Kriterien unter Berücksichtigung des Alters individuell für jeden Patienten bis zur gewünschten Narkosetiefe titriert werden. Entsprechend den MAC Werten (minimale alveoläre Konzentration, bei der 50 % der Patienten nicht mehr auf einen definierten Schmerzreiz reagieren) reichen bei älteren im Vergleich zu jüngeren Patienten sowie bei Verwendung von Lachgas niedrigere Sevofluran-Konzentrationen zur Aufrechterhaltung der Narkose aus.

Altersabhängigkeit der MAC bei Sevofluran
Alter  Sevofluran in Sauerstoff Sevofluran in 60 % Lachgas/40 % Sauerstoff
< 3 Jahre 3,3 bis 2,6 % 2,0 %
3 bis 5 Jahre 2,5 % nicht gemessen
5 bis 12 Jahre 2,4 % nicht gemessen
25 Jahre 2,5 % 1,4 %

[Ref.]

Präparate im Handel

Flüssigkeit zur Herstellung eines Dampfes zur Inhalation 100 % (V/V)

Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):

Präparat Darreichungsform Stärke (Sevofluran) Applikationsweg Natriumgehalt Problematische Hilfsstoffe Anwendungshinweis Altersangabe
Sevorane® Flüssigkeit zur Herstellung eines Dampfs zur Inhalation 100 % (V/V) inhalativ - - - ab 0 Jahre
Sevofluran Piramal Flüssigkeit zur Herstellung eines Dampfs zur Inhalation 100 % (V/V) inhalativ - - - ab 0 Jahre

 

Die Fachinformationen wurden am 29.07.2024 aufgerufen.

Neben den aufgeführten Präparaten befinden sich diverse weitere Fertigarzneimittel im Handel.

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

Dosierungsempfehlungen

Inhalationsanästhesie
  • Inhalativ
    • 0 Monate bis 18 Jahre
      [1]
      • Die Dosierung wird individuell bestimmt.

        Minimale alveoläre Konzentration:
        0 - 1 Monat: 3,3 % (in 100 % Sauerstoff)
        1 - 6 Monate: 3,0 % (in 100 % Sauerstoff)
        6 Monate - 3 Jahre: 2,8 % ( in 100 % Sauerstoff), 2,0 % (in 60 % Lachgas und 40 % Sauerstoff)
        3 - 12 Jahre: 2,5 % (in 100 % Sauerstoff)

        <2 Jahre: off-label

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

GFR ≥10 ml/min/1.73m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.

GFR <10 ml/min/1.73m2: Eine allgemeine Empfehlung zur Dosisanpassung kann nicht gegeben werden.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

Ein Aufwachdelir tritt bei Kindern unter 6 Jahren 2-3 x häufiger auf als bei Erwachsenen. Bei Kindern mit Morbus Pompe wurden Fälle von ventrikulärer Arrhythmie gemeldet.
Bei Kindern wurde am häufigsten über Agitiertheit, Husten, Erbrechen und Übelkeit berichtet.
Selten traten Krampfanfälle auf, vorwiegend bei Kindern ab 2 Monaten und bei jungen Erwachsenen; die meisten Betroffenen hatten keine prädisponierenden Risikofaktoren. Bei Kindern wurden in Einzelfällen bei und nach Narkoseeinleitung mit Sevofluran unwillkürliche Bewegungen (Muskelzuckungen sowie tonische, tonisch klonische und klonische Muskelkrämpfe) beobachtet. Selten waren therapeutische Maßnahmen erforderlich. [SmPC Sevorane®]

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Sehr häufig (>10 %): Agitiertheit, Bradykardie, Hypotonie, Husten, Übelkeit, Erbrechen

Häufig (1-10 %): Somnolenz, Schwindel, Kopfschmerzen, Tachykardie, Hypertonie, respiratorische Beschwerden, Laryngospasmus, übermäßiger Speichelfluss, Frösteln, Fieber, Veränderung des Blutglucosespiegels, Veränderung von Leberfunktionstests, Veränderung der Leukozytenzahl, Fluoridspiegel erhöht, Hypothermie

Gelegentlich (0,1-1 %): vollständiger AV-Block

Häufigkeit nicht bekannt: anaphylaktische Reaktionen, anaphylaxieähnliche Reaktionen, Überempfindlichkeit, krampfhafte Muskelzuckungen, Dystonie, Herzstillstand mit Torsades assoziierte QT-Verlängerung, Bronchospasmus, Dyspnoe, keuchende Atemgeräusche, Hepatitis, Leberversagen, Lebernekrosen, Kontaktdermatitis, Pruritus, Hautausschlag, Gesichtsschwellungen, Urtikaria, Beschwerden in der Brust, maligne Hyperthermie

Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen allgemein

  • bekannte maligne Hyperthermie in der Anamnese oder bekannte/vermutete genetische Disposition zu maligner Hyperthermie
  • Kontraindikation für eine Allgemeinanästhesie

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

Bei Kindern mit einem erhöhten Konvulsionsrisiko sollte die Narkosetiefe begrenzt werden. Mittels EEG kann die Sevofluran-Dosierung optimiert werden und so das Auftreten von Krampfanfällen vermieden werden. Nach Beendigung der Verabreichung von Sevofluran muss der Patient mit 100 % Sauerstoff beatmet werden, bis er vollständig erwacht ist.

Vorsicht ist geboten bei

  • einem erhöhten Risiko der Verlängerung des QTc-Intervalls
  • einem erhöhten Konvulsionsrisiko
  • bei Schlafapnoe
  • bei Myasthenia gravis aufgrund des Risikos von Atemnot [SmPC Sevorane®]

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.

Wechselwirkungen

Diese Informationen werden im Moment recherchiert und baldmöglichst zur Verfügung gestellt.
Bitte beachten Sie die aktuellen Fachinformationen.

ALLGEMEINANÄSTHETIKA

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Halogenierte Kohlenwasserstoffe

Desfluran

Suprane
N01AB07
Barbiturate, rein

Thiopental

Pentothal®
N01AF03
Opioidanästhetika

Alfentanil

Rapifen®
N01AH02
N01AH01

Remifentanil

Ultiva®
N01AH06

Sufentanil

Sufenta®
N01AH03
Andere Allgemeinanästhetika

Esketamin

Ketanest® S, Syn: S-Ketamin
N01AX14

Natriumoxybat - intravenös

Somsanit®; Syn: 4-Hydroxybutansäure, γ-Hydroxybuttersäure, GHB, Gamma-Hydroxybuttersäure
N01AX11

Referenzen

  1. AbbVie BV, SmPC Sevorane (RVG 18395), 04/2019
  2. AbbVie Deutschland GmbH & Co. KG, SmPC Sevorane® (34054.00.00), 01/2021
  3. Piramal Critical Care B.V., SmPC Sevofluran Piramal 100% Flüssigkeit zur Herstellung eines Dampfs zur Inhalation (81362.00.00), 07/2023

Änderungsverzeichnis

  • 29 Juli 2024 09:36: Neue Monographie

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung