Gemcitabin ist ein Pyrimidin-Antimetabolit. Es wird durch Nucleosidkinasen intrazellulär zu dem wirksamen Diphosphat-Nukleosid (dFdCDP) und Triphosphat-Nukleosid (dFdCTP) metabolisiert. Die zytotoxische Wirkung von Gemcitabin beruht auf der Hemmung der DNS-Synthese durch zwei Wirkungen von dFdCDP und dFdCTP. Zum einen blockiert dFdCDP die Ribonukleotidreduktase, die die Reaktion katalysiert, welche Deoxynukleosidtriphosphate (dCTP) für die DNS-Synthese liefert. Die Hemmung dieses Enzyms durch dFdCDP bewirkt eine allgemeine Reduktion der Konzentration von Deoxynukleosiden und speziell von dCTP. Zum zweiten konkurriert dFdCTP mit dCTP um den Einbau in die DNS (Selbstpotenzierung).
Außerdem kann in geringem Ausmaß ebenfalls Gemcitabin in die RNS eingebaut werden. Durch die Reduktion an intrazellulärem dCTP wird der Einbau von dFdCTP in die DNS verstärkt. Die DNS-Polymerase Epsilon ist nicht in der Lage, Gemcitabin zu entfernen und die gebildeten DNS-Stränge zu reparieren. Nachdem Gemcitabin in die DNS eingebaut wurde, erfolgt der Einbau eines weiteren Nukleotids in den DNS-Strang. Nach diesem Einbau resultiert eine vollständige Hemmung der weiteren DNS-Synthese (maskierter Kettenabbruch). Nach Einbau in die DNS scheint Gemcitabin den programmierten Zelltod (Apoptose) zu induzieren.
Die folgenden kinetischen Parameter wurden bei Kindern zwischen 2-21 Jahren ermittelt [Reid 2004; Steinherz 2002]:
Dosis (mg/m2) | n= | Cmax (µg/ml) | Vss (l/m2) |
---|---|---|---|
1000 | 6 | 15,6 | 24,1 |
1200 | 6 | 17,5 | 31,8 |
1500 | 5 | 27,2 | 18,5 |
1800 | 5 | 41,0 | 14,2 |
2100 | 4 | 57,2 | 15,8 |
t½: 13,4-62 min
Cl: 2,2 l/min/m2
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Infusionslösungskonzentrat 38mg/ml, 40mg/ml, 100mg/ml
Infusionsbeutel 10 mg/ml
Trockensubstanz ohne Lösungsmittel 38mg/ml, 40mg/ml
Allgemein
Die im Handel befindlichen Präparate enthalten Gemcitabin in Form von Gemcitabinhydrochlorid. Die Angabe der Wirkstoffkonzentration ist jeweils auf Gemcitabin bezogen.
Parenterale Anwendung
Gemcitabin wird intravenös infundiert.
Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):
Präparat | Arzneiform | Konzentration | Stärke |
Natriumgehalt ohne zur Rekonstitution/Verdünnung benutzte Lösung |
Problematische Hilfsstoffe | Anwendungshinweis |
GEMCI-cell® | Infusionslösungskonzentrat | 38 mg/ml | 200 mg 1000 mg 2000 mg |
3,32 mg/ml | Ethanol | Vor Gebrauch mit Natriumchlorid 9 mg/ml (0,9 %)-Injektionslösung (ohne Konservierungsmittel) verdünnen. Es wird empfohlen, für die Infusion große Venen zu verwenden, um Gefäßschäden und Extravasate zu vermeiden |
Gemcitabin Aurobindo | Infusionslösungskonzentrat | 40 mg/ml | 200 mg 1000 mg 2000 mg |
- | - | Vor Gebrauch mit Natriumchlorid 9 mg/ml (0,9 %)-Injektionslösung (ohne Konservierungsmittel) verdünnen. |
Gemcitabin Accord | Infusionslösungskonzentrat | 100 mg/ml | 200 mg 1000 mg 2000 mg |
9,192 mg/ml | Ethanol | Vor Gebrauch mit Natriumchlorid 9 mg/ml (0,9 %)-Injektionslösung (ohne Konservierungsmittel) verdünnen. |
Gemcitabin SUN | Infusionsbeutel | 10 mg/ml | 1200 mg 1400 mg 1600 mg 1800 mg 2000 mg 2200 mg |
4,575 mg/ml | - | kann ohne weitere Zubereitung direkt dem Patienten appliziert werden |
Gemcitabin AqVida | Trockensubstanz ohne Lösungsmittel | rekonstituiert: 38 mg/ml | 200 mg 1000 mg 2000 mg |
3,56 mg 17,81 mg 35,62 mg |
- | mit Natriumchlorid 9 mg/ml (0,9 %)-Injektionslösung (ohne Konservierungsmittel) rekonstituieren |
Gemedac® | Trockensubstanz ohne Lösungsmittel | rekonstituiert: 38 mg/ml | 200 mg 1000 mg 1500 mg |
3,5 mg 17,5 mg 26,3 mg |
- | mit Natriumchlorid 9 mg/ml (0,9 %)-Injektionslösung rekonstituieren |
Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)
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Rezidivierende oder refraktäre solide Tumore und Hirntumore |
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Rezidivierende oder refraktäre Sarkome |
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Rezidivierendes oder refraktäres Hodgkin-Lymphom |
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Bei Nierenfunktionsstörungen ist keine Anpassung der Dosis erforderlich.
Eine generelle Empfehlung kann nicht gegeben werden.
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Dysurie, Hypokaliämie, Hypophosphatämie, Ohnmachtsanfälle, Krampfanfälle.
Folgende UAW wurden sehr häufig, häufig oder gelegentlich beobachtet (≥0,1 %):
Folgende schwerwiegende UAW wurden zudem selten, sehr selten (<0,1 %) oder mit unbekannter Häufigkeit beobachtet:
[Ref.]
Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
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[Ref.]
Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Eine Verlängerung der Infusionszeit und Verkürzung des Zeitabstands zwischen den Dosen erhöhen die Toxizität.
Hämatologische Toxizität:
Gemcitabin kann die Knochenmarksfunktion unterdrücken. Dies manifestiert sich als Leukopenie, Thrombozytopenie und Anämie.
Patienten, die Gemcitabin erhalten, müssen vor jeder Dosis hinsichtlich Thrombozyten-, Leukozyten- und Granulozytenzahl überwacht werden.
Ein Aussetzen oder eine Anpassung der Therapie sollte in Erwägung gezogen werden, wenn eine Gemcitabininduzierte Knochenmarkdepression aufgetreten ist. Die peripheren Blutwerte können weiter absinken, nachdem die Behandlung mit Gemcitabin beendet wurde.
Bei Patienten mit eingeschränkter Knochenmarkfunktion sollte die Behandlung mit Vorsicht begonnen werden.
Leber- und Nierenfunktionsstörung:
Gemcitabin muss bei Patienten mit Leber- oder Nierenfunktionsstörung mit Vorsicht angewendet werden.
Wird Gemcitabin Patienten mit Lebermetastasen oder Hepatitis, Alkoholismus oder Leberzirrhose in der Vorgeschichte gegeben, kann es zu einer Verschlechterung der bestehenden Leberfunktionsstörung kommen.
Nieren- und Leberfunktion (einschließlich virologische Tests) müssen in regelmäßigen Abständen anhand der Blutwerte überprüft werden.
Posteriores Reversibles Enzephalopathie-Syndrom :
Fälle eines Posterioren Reversiblen Enzephalopathie-Syndroms (PRES) mit potentiell schwerwiegenden Folgen wurden von Patienten berichtet, die Gemcitabin alleine oder in Kombination mit anderen Chemotherapeutika erhalten hatten.
Bei den meisten Gemcitabin-Patienten, die PRES entwickelten, wurden akute Hypertonie und Krämpfe berichtet, es könnten aber auch andere Symptome wie Kopfschmerzen, Lethargie, Verwirrtheit und Blindheit auftreten.
Die Diagnose soll optimalerweise durch eine Magnetresonanztomographie (MRT) bestätigt werden.
Unter Anwendung sachgerechter unterstützender Maßnahmen war PRES üblicherweise reversibel.
Falls ein PRES während der Therapie auftritt, muss die Gemcitabin-Behandlung dauerhaft abgebrochen und unterstützende Maßnahmen wie Kontrolle des Blutdrucks und eine Anti-Krampftherapie eingeleitet werden.
Kardiovaskuläre Erkrankungen:
Aufgrund des Risikos von kardialen und/ oder vaskulären Funktionsstörungen mit Gemcitabin, ist besondere Vorsicht bei Patienten mit kardiovaskulären Ereignissen in der Anamnese erforderlich.
Kapillarlecksyndrom:
Üblicherweise ist dieser Zustand behandelbar, sofern er rechtzeitig erkannt und adäquat behandelt wird, aber es wurden Fälle mit tödlichem Verlauf berichtet.
Der Zustand ist verbunden mit kapillarer Hyperpermeabilität, die ein Austreten von Flüssigkeit und Proteinen aus dem intravaskulären Raum in das Interstitium zur Folge hat. Zu den klinischen Merkmalen zählen generalisierte Ödeme, Gewichtszunahme, Hypoalbuminämie, schwere Hypotonie, akute Nierenfunktionsstörung und Lungenödeme.
Falls sich während der Therapie mit Gemcitabin ein Kapillarlecksyndrom entwickelt, sollte die Behandlung abgebrochen und unterstützende Maßnahmen eingeleitet werden.
Ein Kapillarlecksyndrom kann in späteren Zyklen auftreten und wird in der Literatur oft in Assoziation mit einem ARDS (akutes Atemnotsyndrom beim Erwachsenen) beschrieben.
Lungenerkrankungen:
Auswirkungen auf die Lunge, manchmal schwerwiegende (wie Lungenödem, interstitielle Pneumonitis oder akutes Atemnotsyndrom beim Erwachsenen [ARDS]) wurden im Zusammenhang mit einer Gemcitabin-Therapie berichtet.
In solchen Fällen muss der Abbruch der Gemcitabin-Behandlung in Betracht gezogen werden.
Frühzeitige supportive Maßnahmen können zur Besserung der Beschwerden beitragen.
Erkrankungen der Nieren: Hämolytisch-urämisches Syndrom
Klinische Befunde, übereinstimmend mit einem hämolytisch-urämischen Syndrom (HUS), wurden selten berichtet (nach Markteinführung) bei Patienten, die Gemcitabin erhielten. HUS ist eine potenziell lebensbedrohliche Erkrankung.
Die Behandlung mit Gemcitabin sollte bei den ersten Anzeichen einer mikroangiopathischen hämolytischen Anämie abgebrochen werden, wie bei schnell abnehmenden Hämoglobinwerten mit gleichzeitiger Thrombozytopenie, Erhöhung von Serumbilirubin, Serumkreatinin, Harnstoff oder LDH.
Ein Nierenversagen ist möglicherweise bei Absetzen der Therapie nicht reversibel und kann eine Dialyse erfordern.
Ethanol:
Einige Infusionslösungskozentrate enthalten 44-50 Vol.-% Alkohol. Dies kann bei unzureichender Verdünnung alkoholbedingte Nebenwirkungen hervorrufen. Die Anleitung zur Verdünnung des Arzneimittels ist sorgfältig zu befolgen. Ein gesundheitliches Risiko besteht u.a. bei Leberkranken, Alkoholkranken, Epileptikern, Patienten mit organischen Erkrankungen des Gehirns, Schwangeren, Stillenden und Kindern. Mögliche Effekte auf das zentrale Nervensystem und andere Auswirkungen sollten bedacht werden.
Überdosierung
[Ref.]
Die vollständige Auflistung aller Warnhinweise ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
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Interaktionspartner | Grund | Handlungsempfehlung |
Clozapin | Erhöhung des Risikos und/oder der Schwere von Granulozytopenien/Agranulozytosen. | Kontraindiziert. Falls die Komibination notwendig ist, ist das Blutbild besonders engmaschig zu überwachen. |
Gelbfieberimpfung und andere (attenuierte) Lebendimpfstoffe | Risikos einer systemischen, möglicherweise tödlichen Erkrankung, insbesondere bei immunsupprimierten Patienten. | Vorsichtshalber kontraindiziert. Empfehlungen zum zeitlichen Abstand der Impfung bis zu 12 Monate. Falls möglich auf Tot- bzw. Toxoid-Impfstoffe oder geeignete Immunglobuline ausweichen. |
Allergen-Extrakte, z.B. Bienen-, Wespen, Hornissengift | Verminderte Wirksamkeit der Hyposensibilisierung möglich. | Vorsichtshalber kontraindiziert. Solange eine Immunsuppression durch immunsuppressiv wirkende Arzneimittel anhält, soll keine Hyposensibilisierung begonnen werden. |
Warfarin | Die antikoagulative Wirkung von Warfarin kann verstärkt sein. | INR-Monitoring in dieser Kombination intensivieren bzw. alternative Antikoagulation erwägen. Ggf. Dosisreduktionen um bis zu 20 % notwendig. |
Saccharomyces cerevisiae (boulardii) | In Einzelfällen: Fungämien und generalisierte Hefeinfektionen möglich | Vorsichtshalber kontraindiziert. Nicht kombinieren. |
Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.
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Purin-Analoga | ||
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Evoltra®
|
L01BB06 | |
Puri-Nethol®, Xaluprin®
|
L01BB02 | |
Atriance®
|
L01BB07 | |
Lanvis, Thioguanin
|
L01BB03 |
Pyrimidin-Analoga | ||
---|---|---|
Verrumal®, Verrucutan®, Actikerall®; Syn: FU; weiterer ATC-Code: D11AF55
|
L01BC52 |
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