Guanfacin ist ein selektiver Alpha-2-Rezeptor-Agonist und ein pharmakologisches Derivat des Antisympathotonikums Clonidin. Guanfacin ist kein Stimulans. Der Wirkmechanismus von Guanfacin bei der Behandlung von ADHS ist nicht vollständig geklärt. Präklinische Forschungen deuten darauf hin, dass Guanfacin die Signalübertragung im präfrontalen Kortex und in den Basalganglien durch eine direkte Modifikation der synaptischen Noradrenalin-Übertragung an den Alpha-2-Adrenozeptoren verändert. Guanfacin ist ein bekanntes Antihypertensivum. Durch die Stimulation der Alpha-2-Rezeptoren bewirkt Guanfacin eine Reduktion der sympathischen Nervenimpulse vom vasomotorischen Zentrum zum Herzen und zu den Blutgefäßen. Dies führt zu einer Abnahme des peripheren Gefäßwiderstandes und des Blutdrucks und zu einer Senkung der Herzfrequenz.
Bei pädiatrischen Patienten (Kinder und Jugendliche im Alter von 6 – 17 Jahren):
Tmax: 5 h
T½: 18 h
Die Pharmakokinetik von Guanfacin bei Kindern (6 bis 12 Jahre) und Jugendlichen (13 bis 17 Jahre) mit ADHS und gesunden erwachsenen Probanden ist vergleichbar.
Erwachsene:
Bei Erwachsenen stieg die mittlere Exposition gegenüber Guanfacin (Cmax ~ 75 % und AUC ~ 40 %), wenn Guanfacin zusammen mit einer fettreichen Mahlzeit eingenommen wurde und nicht auf nüchternen Magen.
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*wenn eine Behandlung mit Stimulanzien nicht in Frage kommt oder unverträglich ist oder sich als unwirksam erwiesen hat
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Retardtabletten (als HCl) 1 mg, 2 mg, 3 mg, 4 mg
Die im Handel befindlichen Präparate enthalten Guanfacin in Form von Guanfacinhydrochlorid. Die Angabe der Wirkstoffkonzentration ist jeweils auf Guanfacin bezogen.
▼ Diese Arzneimittel unterliegen einer zusätzlichen Überwachung.
Beachte: Es gibt behördlich genehmigtes Schulungsmaterial (Blaue Hand).
Präparate im Handel:
Präparat | Darreichungsform | Stärke als Guanfacin |
Applikationsweg | Natriumgehalt | Problematische Hilfsstoffe | Zulassung | Schulungsmaterial |
Intuniv® | Retardtabletten | 1 mgT0 2 mgT0 3 mgT0 4 mgT0 |
oral | weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro Tablette, d. h. es ist nahezu „natriumfrei“ | Lactose Polysorbat 80 |
ab 6 Jahren | Blaue Hand |
T0: nicht teilbar
Anwendungshinweise:
Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)
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ADHS |
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Bei stark eingeschränkter Nierenfunktion (Kreatininclearance unter 30 ml/min) kann eine Dosisreduktion erforderlich sein.
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Sehr häufig (>10 %): Somnolenz (41 %), Kopfschmerzen (27 %), Müdigkeit (18 %), Oberbauchschmerzen (12 %).
Häufig (1 - 10 %): Verminderter Appetit, Gewichtszunahme, Depression, Angstzustände, Labilität, Schlaflosigkeit, Schlafstörungen, Alpträume, Reizbarkeit und Sedierung, Schwindel, Lethargie, Bradykardie, (orthostatische) Hypotonie, Erbrechen, Durchfall, Übelkeit, Verstopfung, Mundtrockenheit, Hautausschlag, Bettnässen.
Gelegentlich (0,1 - 1 %): Überempfindlichkeit, Agitiertheit, Halluzinationen, Krampfanfall, Synkope, AV-Block 1. Grades, Tachykardie, Sinusarrhythmie, Blässe, Asthma, Dyspepsie, Pruritus, Pollakisurie, Asthenie, Brustschmerzen, verminderte Herzfrequenz und Anstieg der Alaninaminotransferase.
Selten (0,01 - 0,1 %): Hypersomnie, Hypertonie und Unwohlsein.
Sehr selten (<0,01 %): Hypertensive Enzephalopathie (aufgrund von einem Anstieg des Blutdrucks nach abruptem Absetzen von Guanfacin).
Ebenfalls berichtet (Häufigkeit nicht bekannt): Erektile Dysfunktion.
[SmPC Intuniv]
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Neben Überempfindlichkeiten gegen den Wirkstoff oder einen sonstigen Bestandteil sind keine weiteren Gegenanzeigen bekannt.
Vor Einleitung der Therapie sollte der kardiovaskuläre Status des Patienten mit Blutdruck- und Herzfrequenzparametern und familienanamnestisch bekannten plötzlichen kardialen/unerklärten Todesfällen beurteilt werden, um Patienten mit einem erhöhten Risiko für Hypotonie, Bradykardie und QT-Verlängerung/einem Arrhythmie-Risiko zu ermitteln.
Die Behandlung mit Guanfacin von Patienten mit anamnestisch bekannter Hypotonie, Herzblock, Bradykardie oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder einer Vorgeschichte mit Synkope oder einem Zustand, der sie für das Auftreten eines Kreislaufkollapses anfällig machen kann, wie z. B. Hypotonie, orthostatische Hypotonie, Bradykardie oder Dehydratation, ist mit Vorsicht durchzuführen. Die Patienten sind anzuweisen, reichlich Flüssigkeit zu trinken. Herzfrequenz und Blutdruck sind während der Dosistitration wöchentlich, im ersten Jahr mindestens alle 3 Monate und danach alle 6 Monate (öfter nach Dosisanpassung) zu kontrollieren. Außerdem sollten bei einer Dosisreduktion oder beim Therapieende Blutdruck und Herzfrequenz überwacht werden, da es zu einem reaktiven Anstieg kommen kann.
Körpergröße, Körpergewicht und BMI sollten kontrolliert werden, bevor die Therapie eingeleitet wird, während des ersten Jahres alle 3 Monate, danach alle 6 Monate. Zur Dokumentation für die laufende Überwachung der Vitalfunktionen, Körpergröße und Körpergewicht von pädiatrischen Patienten während der Guanfacin-Therapie liegt behördlich genehmigtes Schulungsmaterial (Blaue Hand) vor.
Während der Dosistitration sollten die Patienten einmal wöchentlich auf Anzeichen und Symptome von Somnolenz und Sedierung, Hypotonie und Bradykardie untersucht werden. Im ersten Jahr der Behandlung sollten die Patienten mindestens alle 3 Monate untersucht werden auf Anzeichen und Symptome von Somnolenz und Sedierung, Hypotonie, Bradykardie und Gewichtszunahme/Adipositasrisiko. Danach sollten Kontrolluntersuchungen alle 6 Monate durchgeführt und die Überwachung nach Dosisanpassungen intensiviert werden
Guanfacin hat mäßigen bis großen Einfluss auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen. Den Patienten wird davon abgeraten, schwere Maschinen zu bedienen, Fahrzeuge zu führen oder Rad zu fahren, bis sie wissen, wie sie auf die Behandlung mit Guanfacin reagieren
[SmPC Intuniv]
Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.
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Guanfacin wird über CYP3A4- und CYP3A5-Enzyme metabolisiert ohne selbst ein Induktor oder Inhibitor von Cytochrom-P450-Isoenzymen zu sein (Abschnitt in Fachinformation zu Biotransformation beachten.)
Studien zur Erfassung von Wechselwirkungen wurden nur bei Erwachsenen durchgeführt. Man rechnet jedoch mit vergleichbaren Resultaten bei Kindern und Jugendlichen im angegebenen Altersbereich. [Ref.]
Interaktionspartner | Grund | Handlungsempfehlung |
CYP3A4-Induktoren | Steigerung des Metabolismus von Guanfacin durch CYP-Induktion. Verringerte Wirkung von Guanfacin möglich. | In Kombination mit starken Enzyminduktoren, kann bei Bedarf eine erneute Guanfacin Titration zur Erhöhung der Dosis erwägt werden. Bei Absetzen des Induktors, wird in den darauffolgenden Wochen eine Abtitrierung zur Senkung der Guanfacin-Dosis empfohlen. |
CYP3A4-Inhibitoren | Hemmung des Metabolismus von Guanfacin durch CYP-Inhibition. Verstärkte Wirkung von Guanfacin möglich. | In Kombination mit starken und moderaten CYP3A-Inhibitoren wird eine Reduktion der Guanfacin-Dosis um 50 % empfohlen. Auf Grund der Variabilität der Wechselwirkungen kann eine weitere Dosisreduktion erforderlich sein. |
QT-Zeit verlängernde Arzneistoffe | additive (QT verlängernde/sedative) Wirkung | Kombination vermeiden. |
zentral dämpfende Arzneimittel z.B. Alkohol, Sedativa, Hypnotika, Benzodiazepine, Barbiturate und Antipsychotika | additive Wirkungen wie Sedierung und Somnolenz | Patienten sollten während der Behandlung mit Guanfacin keinen Alkohol trinken. |
Beta-Blocker z.B. Propranolol, Sotalol | additive Wirkungen wie Hypotonie und Synkope | Monitoring von Blutdruck und Herzfunktion. Bei Behandlungsende erst die Dosis des Beta-Blockers über etwa eine Woche stufenweise vermindern, danach Guanfacin ausschleichen, über etwa eine Woche. Grund: Entzugshochdruck |
Valproinsäure | Mechanismus unbekannt. Evt. kompetitive Hemmung aufgrund Verstoffwechselung über Glucuronidierung | Bei An- und Absetzen dieser Kombination intensiviertes Monitoring der Valproinsäure-Serumkonzentration und ggf. Dosisanpassung von Valproinsäure und Guanfacin. Monitoren auf mögliche additive zentralnervöse (ZNS) Effekte. |
Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.
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Imidazolinrezeptoragonisten | ||
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Catapresan®, Clonistada®, Paracefan®
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C02AC01 |
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