Nalbuphinhydrochlorid ist ein Analgetikum und gehört zur Gruppe der Opioide. Es wirkt als partieller Antagonist an den µ-Rezeptoren und als Agonist an den κ-Rezeptoren wirkt. Nalbuphinhydrochlorid ist ein stark wirksames Analgetikum, dessen analgetische Potenz zwischen der von Codein und Morphin liegt. Eine besondere Eigenschaft des Wirkstoffes ist die partielle Antagonisierung, sodass eine Atemdepression bedingt durch andere Opioide (z.B. Fentanyl) nach Narkosen aufgehoben werden kann bei Fortführung der Analgesie. Bei Kindern über 1,5 Jahren tritt die Wirkung 2 - 3 min (i.v.) oder nach 20 - 30 min (i.m., s.c.) ein. Die Wirkungsdauer beträgt 3 - 4 h.
Es sind keine spezifischen Informationen für Kinder vorhanden.
Injektionslösung 10 mg/ml
Allgemein
Die im Handel befindlichen Präparate enthalten Nalbuphin in Form von Nalbuphinhydrochlorid, worauf sich die Angabe der Wirkstoffkonzentration und Dosierung bezieht.
Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):
Präparat | Darreichungsform | Stärke als Nalbuphin-HCl |
Applikationsweg | Natriumgehalt | Problematische Hilfsstoffe | Altersangabe |
Nubain® | Injektionslösung | 10 mg/ml | Kinder: i.v. bevorzugen Erwachsene: i.v., i.m., s.c. |
"natriumfrei" | - | ab 1,5 Jahren |
Nalpain® | Injektionslösung | 10 mg/ml | Kinder: i.v. bevorzugen Erwachsene: i.v., i.m., s.c. |
"natriumfrei" | - | ab 1,5 Jahren |
Die Fachinformationen wurden am 22.06.2021 aufgerufen.
Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)
Mittelschwere bis starke Schmerzen, einschließlich prä- und postoperativ |
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GFR ≥10 ml/min/1.73 m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.
GFR <10 ml/min/1.73 m2: Eine allgemeine Empfehlung kann nicht gegeben werden.
Atem- oder Kreislaufdepression bei Neugeborenen (bei mütterlicher Anwendung während der Entbindung).
Sehr häufig (>10 %): Sedierung
Häufig (1-10 %): Schweißausbrüche, Schläfrigkeit, Vertigo, trockener Mund, Kopfschmerz, Dysphorie
Selten (0,01-0,1 %): Leichte Benommenheit im Kopf, Nervosität, Tremor, Entzugserscheinungen, Parästhesie, Atembeschwerden
Sehr selten (<0,01 %): Euphorie, Halluzinationen, Verwirrung, Persönlichkeitsstörung, Bradykardie, Tachykardie, Lungenödem, Hypotonie, Hypertonie, wässrige Augen, verschwommene Sicht, allergische Reaktionen, Schmerzen an der Injektionsstelle, Flush, Urtikaria
Es können bestimmte Entzugserscheinungen bei Patienten mit exzessivem Opioidgebrauch verursacht werden.
Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Nalbuphin darf bei abhängigen Patienten nicht als Substitution für Heroin, Methadon oder andere Opioide eingesetzt werden. In solchen Fällen können die Entzugserscheinungen bedeutend verstärkt werden. Bei Personen mit chronischen Schmerzzuständen, die längere Zeit mit µ-agonistischen Opioiden wie Morphin oder Fentanyl therapiert wurden, kann durch die Anwendung von Nalbuphin ein Entzugssyndrom ausgelöst werden. Der Missbrauch von Nalbuphin kann zu psychischer und physischer Abhängigkeit führen. Besondere Aufmerksamkeit muss der Behandlung von emotional unausgeglichenen Patienten oder Patienten mit vorangegangenem Opioidmissbrauch gewidmet werden.
Vorsicht bei Patienten mit Schädel-Hirn-Trauma und erhöhtem intrakraniellen Druck. Es ist möglich, dass stark wirksame Analgetika den intrakranialen Druck erhöhen und so eine Atemdepression auslösen können. Zusätzlich können die Wirkungen von stark wirksamen Analgetika den Krankheitsverlauf von Patienten mit Kopfverletzungen maskieren.
Vorsicht bei Leber- und Nierenstörungen: Nalbuphin wird in der Leber metabolisiert und renal ausgeschieden – die Anwendung von Nalbuphin bei Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion und/oder schwerer Beeinträchtigung der Nierenfunktion kontraindiziert. Patienten mit leichter bis mittelschwerer Beeinträchtigung der Nierenfunktion können abnormale Reaktionen bei der empfohlenen Dosierung zeigen.
10 mg Nalbuphin verursachen eine Atemdepression, vergleichbar einer durch 10 mg Morphin verursachten Atemdepression. Im Unterschied zu Morphin gibt es bei der durch Nalbuphin verursachten Atemdepression einen ‚Ceiling’-Effekt. Ceiling tritt bei einer in kurzer Zeit verabreichten Dosis von etwa 50 mg auf. Schmerzpatienten, die innerhalb kurzer Zeit eine hohe Dosis von Opioiden benötigen, sollte ein Opioid ohne analgetischen ‚Ceiling-Effekt’ verabreicht werden. Eine durch Nalbuphin verursachte Atemdepression kann nötigenfalls mit Naloxon behandelt werden.
Nalbuphin darf bei Patienten mit vorbestehenden Atemstörungen (z.B. durch Arzneimittel verursachte Atemstörungen, bei Urämie, Asthma bronchiale, schweren Infektionen, Zyanose oder Atemwegsblockaden) nur mit großer Vorsicht und nur in kleinen Dosen verabreicht werden.
Nalbuphin sollte bei Patienten mit Herzinsuffizienz, paralytischem Ileus, Gallenkolik, Epilepsie und Hyperthyreose mit größter Vorsicht verabreicht werden.
Während der Verabreichung sollte ein Antagonist (Naloxon) zur Verfügung stehen.
Die vollständige Auflistung aller Warnhinweise ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Interaktionspartner | Grund | Handlungsempfehlung |
Arzneimittel mit zentralnervös dämpfender Wirkung (Morphinderivate, Benzodiazepine, Barbiturate, sedierende Antidepressiva, Pregabalin, etc.) | Additive oder synergistische sedierende und/oder atemdepressive Effekte. | Kombination vermeiden. Wenn die gleichzeitige Behandlung nötig ist, soll die niedrigste wirksame Dosis verwendet werden und die Behandlungsdauer so kurz wie möglich sein. Die Patienten sollen engmaschig auf Atemdepression und Sedierung überwacht werden. |
Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.
In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.
Natürliche Opium-Alkaloide | ||
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Palladon®, Jurnista®
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N02AA03 | |
Capros®, Morphanton®, Oramorph®, Sevredol®
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N02AA01 | |
Oxyconoica®, Oxygesic®
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N02AA05 |
Phenylpiperidin-Derivate | ||
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Durogesic®, Matrifen®, Instanyl®, Pecfent®
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N02AB03 | |
Dolantin®, Dolcontral®
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N02AB02 |
Diphenylpropylamin-Derivate | ||
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L-Polamidon®
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N02AC06 | |
Dipidolor®
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N02AC03 |
Oripavin-Derivate | ||
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Temgesic®, Norspan®, Transtec®
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N02AE01 |
Andere Opioide | ||
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Palexia®
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N02AX06 | |
Valoron®, Tilicomp beta
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N02AX51 | |
Tramal®, T-long®, Tramagit®
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N02AX02 |
Symptome: Atemdepression, Sedierung, Schläfrigkeit, Bewusstlosigkeit und leichtes Unwohlsein
Spezifisches Antidot: Naloxon
Bei leichter und mäßiger Überdosierung: Symptomatische und unterstützende Therapie, bei Bedarf: Sauerstoff, Plasmavolumenexpander
Monitoring: Atem- und Herzfunktion