Tramadol

Wirkstoff
Tramadol
Handelsname
Tramal®, T-long®, Tramagit®
ATC-Code
N02AX02

Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Tramadol ist ein zentralwirksames Opioid-Analgetikum. Es ist ein nicht selektiver reiner Agonist an μ-, δ- und κ-Opioidrezeptoren mit größerer Affinität an μ-Rezeptoren. Andere Mechanismen, die zu seiner analgetischen Wirkung beitragen, sind die Hemmung der neuronalen Wiederaufnahme von Noradrenalin sowie die Verstärkung der Serotonin-Freisetzung.
Tramadol besitzt eine antitussive Wirkung. Im Gegensatz zu Morphin besitzt Tramadol in analgetischen Dosen über einen weiten Bereich keine atemdepressive Wirkung. Ebenso wird die gastrointestinale Motilität weniger beeinflusst. Die Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System sind eher gering. Die Wirkstärke von Tramadol wird mit 1/10 (ein Zehntel) bis 1/6 (ein Sechstel) derjenigen von Morphin angegeben.

Pharmakokinetik bei Kindern

Vandenbossche et al. 2015 ermittelten die folgenden (Mittelwert±SD) pharmakokinetischen Parameter nach oraler Verabreichung (Tabletten) von durchschnittlich 1,5 mg/kg/Dosis alle 6 Stunden über 3 Tage:

  7-11 Jahre (n=6) 12-16 Jahre (n=11)
Cmax Tramadol (ng/ml) 362±94 242±116
Cmax aktiver O-Desmethyl-Metabolit (ng/ml) 89±40 89±33
Tmax Tramadol (h) 1,7±0,5 1,9±0,8
Tmax aktiver O-Desmethyl-Metabolit (h) 1,8±0,8 2,1±1,0
Cl (ml/min/kg) 8,2±1,0 9,7±3,3


Payne et al. 2002 ermittelten außerdem die folgenden pharmakokinetischen Parameter (Mittelwert±SD) nach einmaliger oraler Verabreichung (Tropfen) von 1,5 mg/kg an 24 Kinder im Alter von 4 bis 7 Jahren:

Cmax aktiver O-Desmethyl-Metabolit (ng/ml) 37,5±5,2
Tmax Tramadol (min) <30
Tmax aktiver O-Desmethyl-Metabolit (h) 4,5±1,5
T½ Tramadol (h) 3,6±1,1
T½ aktiver O-Desmethyl-Metabolit (h) 5,8±1,7
Cl (ml/min/kg) 5,6±2,7
Vd (l/kg) 4,1±1,2


Die folgenden pharmakokinetischen Parameter wurden in der Studie von Zwaveling et al. 2004 bei 12 Kindern im Alter von 1-6 Jahren ermittelt, denen einmalig 1-1,9 mg/kg Tramadol rektal nach Narkoseeinleitung verabreicht wurde:

Cmax (ng/ml) (Mittelwert±SD) 200±60
Tmax (h) (Mittelwert±SD) 2,4±1,0
T½ (h) (Mittelwert±SEM) 4,3±0,2
Cl (ml/min) (Mittelwert±SEM) 273±25

In dieser Studie von Zwaveling et al. 2004 betrug die Cmax (Mittelwert±SD) des aktiven O-Desmethyl-Metaboliten 35±15 ng/ml; sie wurde nach 3,9±1,1 Stunden erreicht.

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Schmerzen
    • oral
      • ≥1 Jahr bis <18 Jahre: zugelassen
    • rektal
      • ≥12 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen
    • intravenös
      • ≥1 Jahr bis <18 Jahre: zugelassen

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Oral  bei mäßig starken bis starken Schmerzen

Tramadol sollte auf keinen Fall länger als therapeutisch unbedingt notwendig angewendet werden. Wenn entsprechend Art und Schwere der Erkrankung eine länger dauernde Schmerzbehandlung mit Tramadol erforderlich erscheint, sollte eine sorgfältige und in kurzen Abständen regelmäßige Überprüfung erfolgen (gegebenenfalls durch Einlegen von Anwendungspausen), ob und inwieweit ein medizinisches Erfordernis weiter besteht. [Ref.]

als Lösung zur Einnahme:

Kinder von 1 bis 11 Jahren:

  • Einzeldosis: 1-2 mg Tramadolhydrochlorid pro Kilogramm Körpergewicht.
    • 1 Jahr, 10 kg: Einzeldosis 10 - 20 mg
    • 3 Jahre, 15 kg: Einzeldosis 15 - 30 mg
    • 6 Jahre, 20 kg: Einzeldosis 20 - 40 mg
    • 9 Jahre, 30 kg: Einzeldosis 30 - 60 mg
    • 11 Jahre, 45 kg: Einzeldosis 45 - 90 mg
  • Eine tägliche Dosis von 8 mg aktiver Substanz pro kg Körpergewicht oder 400 mg aktive Substanz sollte nicht überschritten werden.

[Ref.]

Jugendliche ab 12 Jahren und Erwachsene:

  • Einzeldosis: 50-100 mg Tramadolhydrochlorid
  • Tritt nach der Applikation einer Einzeldosis innerhalb von 30 bis 60 Minuten keine ausreichende Schmerzbefreiung ein, so kann eine zweite Einzeldosis von 50 mg gegeben werden. Ist bei starken Schmerzen ein höherer Bedarf zu erwarten, so kann als Initialdosis die höhere Einzeldosis angewendet werden (100 mg Tramadolhydrochlorid). Die Wirkung hält je nach Schmerzen 4 bis 6 Stunden an. Zur Behandlung starker Schmerzen nach Operationen können im On-Demand-Verfahren in den ersten Stunden auch höhere Dosen erforderlich sein. Der Bedarf über 24 Stunden liegt im Allgemeinen nicht höher als bei üblicher Anwendung.

[Ref.]

als Brausetabletten und Tabletten:

Kinder unter 12 Jahre, unter 25 kg:

  • Tramadol Tabletten und Brausetabletten sind nicht für die Anwendung bei Kindern unter 25 kg Körpergewicht bestimmt und lässt in der Regel für Kinder unter 12 Jahren keine individuelle Dosierung zu. Daher sollte auf geeignetere Darreichungsformen ausgewichen werden.

Jugendliche ab 12 Jahren und Erwachsene:

  • Einzeldosis: 50-100 mg Tramadolhydrochlorid
  • Tritt innerhalb von 30-60 Minuten keine Schmerzbefreiung ein, kann eine zweite Einzeldosis mit 50 mg Tramadol eingenommen werden.
  • Generell sollte die niedrigste zur Schmerzstillung ausreichende Dosis gewählt werden.
  • Tageshöchstdosis: 400 mg sollten nicht überschritten werden, es sei denn, es liegen besondere medizinische Umstände (z. B. bei Tumorschmerzen und starken Schmerzen nach Operationen) dafür vor.

[Ref.]

als Retardtabletten und Retardkapseln:

Kinder unter 12 Jahre, unter 25 kg:

  • Retardiertes Tramadol ist nicht für die Anwendung bei Kindern unter 25 kg Körpergewicht bestimmt und lässt in der Regel für Kinder unter 12 Jahren keine individuelle Dosierung zu. Daher sollte auf geeignetere Darreichungsformen ausgewichen werden.

Jugendliche ab 12 Jahren und Erwachsene:

  • Anfangsdosis: 100-200 mg Tramadolhydrochlorid verteilt auf zwei Gaben
  • Bei unzureichender Schmerzlinderung kann die tägliche Dosis auf 300 mg oder 400 mg verteilt auf zwei Gaben, erhöht werden.

[Ref.]

Intravenös bei mäßig starken bis starken Schmerzen

Die Dosierung sollte an die Stärke der Schmerzen und der individuellen Empfindlichkeit des Patienten angepasst werden. Generell sollte die niedrigste zur Schmerzstillung ausreichende Dosis gewählt werden. Tagesdosen von 400 mg Wirkstoff sollten nicht überschritten werden, es sei denn, es liegen besondere medizinische Umstände (z.B. bei Tumorschmerzen und starken Schmerzen nach Operationen) dafür vor. [Ref.]

Kinder von 1 bis 11 Jahre:

  • Einzeldosis: 1-2 mg Tramadolhydrochlorid pro Kilogramm Körpergewicht
  • Tageshöchstdosis: 8 mg aktiver Substanz pro kg Körpergewicht oder 400 mg aktive Substanz

Jugendliche über 12 Jahre und Erwachsene:

  • Einzeldosis: 50 mg Tramadolhydrochlorid
  • Tritt innerhalb von 30 - 60 Minuten keine Schmerzbefreiung ein, werden nochmals 50 mg Tramadolhydrochlorid gegeben.
  • Ist bei starken Schmerzen ein höherer Bedarf zu erwarten, werden als Einzeldosis 100 mg Tramadolhydrochlorid verabreicht.
  • Zur Behandlung starker Schmerzen nach Operationen können im On-Demand-Verfahren in den ersten Stunden auch höhere Dosen erforderlich sein.
  • Der Bedarf über 24 Stunden liegt im Allgemeinen nicht höher als bei üblicher Gabe. Die Wirkung hält je nach Schmerzen 4 - 8 Stunden an.
  • Tageshöchstdosis: 400 mg

[Ref.]

Rektal bei mäßig starken bis starken Schmerzen

Kinder unter 12 Jahren:

  • Tramadol 100 mg Zäpfchen sind nicht für die Anwendung bei Kindern bestimmt, da nicht individuell dosiert werden kann. Daher sollte auf besser geeignete Darreichungsformen ausgewichen werden.

Jugendliche über 12 Jahre und Erwachsene:

  • 100 mg Tramadolhydrochlorid 3 - bis 4 - mal täglich
  • Tritt keine Schmerzbefreiung ein, kann die Dosis bis zur Schmerzlinderung erhöht werden.
  • Eine Tageshöchstdosis von 400 mg Tramadol sollte nicht überschritten werden, außer unter bestimmten klinischen Umständen.

[Ref.]

Präparate im Handel

Lösung zum Einnehmen 100 mg/mL
Tabletten 50 mg
Kapseln 50 mg
Retardtabletten 50 mg, 100 mg, 150 mg, 200 mg, 300 mg
Retardkapseln 50 mg, 100 mg, 150 mg, 200 mg
Suppositorien 100 mg
Injektionslösung 50 mg/mL

Orale Anwendung

Unretardierte Präparate

Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):

Präparat Darreichungsform Stärke (Tramadolhydrochlorid) Applikationsweg Natriumgehalt Problematische Hilfsstoffe Aroma Anwendungshinweis Altersangabe
Tramal® Lösung zum Einnehmen 100 mg/mL
12,5 mg/Hub
2,5 mg/Tropfen
oral natriumfrei Propylenglykol (150 mg/mL),
Sucrose (200 mg/mL),
Cyclamat,
Kaliumsorbat,
Saccharin
Minze-Anis Die Lösung zum Einnehmen wird mit etwas Flüssigkeit oder auf Zucker eingenommen. ab 1 Jahr
Tramadol-ratiopharm® Lösung zum Einnehmen 100 mg/mL
12,5 mg/Hub
2,5 mg/Tropfen
oral natriumfrei Benzylalkohol (0,25 mg/mL),
Cyclamat,
Saccharin
Pfefferminze-Sahne - ab 1 Jahr
Tramagit® Tabletten 50 mgT2, M, S oral natriumfrei Lactose - - ab 12 Jahren
Tramadolor® tabs Tabletten 50 mgT0, M, S, So oral natriumfrei Lactose (14,25 mg/Tbl.),
Propylenglykol (bis zu 3,15 mg/Tbl.),
Saccharin
Erdbeere - ab 12 Jahren und ≥ 25 kgKG
Tramal® Kapseln 50 mg oral natriumfrei - - - ab 12 Jahren


T2: teilbar in zwei gleiche Dosen,T0: nicht teilbar, M: mörserbar, S: suspendierbar, So: sondengängig, „natriumfrei“: weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro Einheit

Retardierte Präparate

Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):

Präparat Darreichungsform Stärke (Tramadolhydrochlorid) Applikationsweg Natriumgehalt Problematische Hilfsstoffe Altersangabe
Tramal® long Retardtabletten 50 mgT0
100 mgT0
150 mgT0
200 mgT0
oral k.A. Lactose (2,5 mg/Tbl.)  ab 12 Jahren
Tramadol AL Retardtabletten 100 mgT0
150 mgT2
200 mgT2
oral k.A. - ab 12 Jahren
Travex® one Retardtabletten 150 mgT0
200 mgT0
oral k.A. Lactose (0,60 mg/Tbl.)
Lactose (1,00 mg/Tbl.)
Lactose (1,40 mg/Tbl.)
ab 12 Jahren
Tramadolor® long Retardkapseln 50 mgS, So
100 mgS, So
150 mgS, So
200 mgS, So
oral natriumfrei
k.A.
natriumfrei
k.A.
Propylenglykol Kinder ab 25 kgKG
ab 12 Jahren
ab 12 Jahren
ab 12 Jahren


T2: teilbar in zwei gleiche Dosen, T0: nicht teilbar, S: suspendierbar, So: sondengängig, k.A.: keine Angabe, „natriumfrei“: weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro Einheit

Rektale Anwendung

Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):

Präparat Darreichungsform Stärke als (Tramadolhydrochlorid) Applikationsweg Problematische Hilfsstoffe Altersangabe
Tramal® Suppositorien 100 mg rektal - ab 12 Jahren

 

Parenterale Anwendung

Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):

Präparat Darreichungsform Stärke als (Tramadolhydrochlorid) Applikationsweg Natriumgehalt Problematische Hilfsstoffe Altersangabe
Tramal® Injektionslösung 50 mg/mL
100 mg/2 mL
intramuskulär, intravenös, subkutan natriumfrei - ab 1 Jahr


k.A.: keine Angabe, „natriumfrei“: weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro Einheit

Die Fachinformationen wurden am 18.08.2022 aufgerufen.

Neben den aufgeführten Präparaten befinden sich diverse Generika im Handel.

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

Dosierungsempfehlungen

Schmerzen
  • Oral
    • Schnellfreisetzendes Präparat
      • 1 Jahr bis 12 Jahre
        [1] [2]
        • 1 - 2 mg/kg/Dosis je nach klinischer Wirksamkeit und Verträglichkeit bis zu 4 x täglich. Max: 8mg/kg/Tag, jedoch nicht mehr als 400 mg/Tag. Maximale Einzeldosis: 100 mg/Dosis.
      • 12 Jahre bis 18 Jahre
        [1] [2]
        • 50 - 100 mg/Dosis je nach klinischer Wirksamkeit und Verträglichkeit bis zu 4 x täglich. Max: 400 mg/Tag.
    • Modifizierte Wirkstofffreisetzung
      • 12 Jahre bis 18 Jahre
        [15] [18]
        • 50 - 100 mg/Dosis bei Bedarf schrittweise Dosiserhöhung je nach klinischer Wirksamkeit und Verträglichkeit auf 150 - 200 mg 2 x täglich. Max: 400 mg/Tag.
        • Bei Tabletten mit 1-maliger Gabe: 200 mg 1 x täglich, je nach klinischer Wirksamkeit und Verträglichkeit schrittweise Erhöhung bis max. 400 mg/Tag.

  • Rektal
    • 12 Jahre bis 18 Jahre
      [1] [2]
      • 100 mg/Dosis je nach klinischer Wirksamkeit und Verträglichkeit bis zu 4 x täglich.
  • Intravenös
    • 1 Jahr bis 12 Jahre
      [1] [2] [17] [21] [22]
      • 1 - 2 mg/kg/Dosis bei Bedarf je nach klinischer Wirksamkeit und Verträglichkeit. Max: 8mg/kg/Tag, jedoch nicht mehr als 400 mg/Tag.
      • Alternative: Dauerinfusion: 0,5 - 1 mg/kg als Bolus, dann 0,1 - 0,25 mg/kg/h als Dauerinfusion, max. 400 mg/Tag

    • 12 Jahre bis 18 Jahre
      [1] [2] [17] [21] [22]
      • 50 - 100 mg/Dosis bei Bedarf je nach klinischer Wirksamkeit und Verträglichkeit. Max: 400 mg/Tag.
      • Alternative: 0,5 - 1 mg/kg als Bolus, dann 0,1 - 0,25 mg/kg/h als Dauerinfusion, max. 400 mg/Tag

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

Anpassung bei Nierenfunktionsstörung wie angegeben:

GFR 50-80 ml/min/1.73 m2
Dosisanpassung nicht erforderlich
GFR 30-50 ml/min/1.73 m2
Dosisanpassung nicht erforderlich
GFR 10-30 ml/min/1.73 m2
100 Prozent der Einzeldosis und Dosierungsintervall: 12 Stunden
GFR < 10 ml/min/1.73 m2
Es kann keine allgemeingültige Empfehlung erteilt werden.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Folgende UAW wurden sehr häufig, häufig oder gelegentlich beobachtet (≥0,1 %):

  • Beeinflussung der Kreislaufregulation (Herzklopfen, Tachykardie)
  • Beeinflussung der Kreislaufregulation (orthostatische Hypotonie oder Kreislaufkollaps)
  • Schwindel, Kopfschmerzen, Benommenheit
  • Übelkeit, Erbrechen, Obstipation, Mundtrockenheit, Brechreiz, gastrointestinale Beschwerden (z. B. Magendruck, Völlegefühl), Diarrhoe
  • Hyperhidrose, Hautreaktionen (z. B. Juckreiz, Hautrötung, Urtikaria)
  • Erschöpfung

Folgende schwerwiegende UAW wurden zudem selten, sehr selten (<0,1 %) oder mit unbekannter Häufigkeit beobachtet:

  • Anaphylaxie, Angioödem
  • Krampfanfälle traten überwiegend nach hoher Tramadol-Dosierung auf oder nach gleichzeitiger Anwendung von Arzneimitteln, die die Krampfschwelle erniedrigen können

Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen bei Kindern

Postoperative Schmerzlinderung nach Tonsillektomie und/oder Adenoidektomie bei ambulanten Patienten (wegen obstruktiver Schlafapnoe).

Kontraindikationen allgemein

  • bei akuten Vergiftungen durch Alkohol, Hypnotika, Analgetika, Opioide oder Psychopharmaka
  • Patienten, die derzeit MAO-Hemmer erhalten oder diese innerhalb der letzten 14 Tage eingenommen haben
  • Epilepsiepatienten, deren Krankheit durch eine Behandlung nicht angemessen kontrolliert werden kann
  • zur Drogensubstitution

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

Bei Kindern ist das Risiko einer Atemdepression bei Verwendung von Tramadol im Allgemeinen größer. Hierbei kann eine unspezifische Behinderung der Atemwege auftreten [FDA Sicherheitsbekanntmachung vom 20.04.2017, Anderson et al 2017].

Bei Anwendung zur postoperativen Schmerzlinderung sollte mit extremer Vorsicht und engmaschiger Überwachung auf Opioid-Toxizität (Atemdepression) vorgegangen werden. Nicht zur Anwendung bei Kindern mit eingeschränkter Atemfunktion empfohlen. [SmPC Tramal Lösung]

Bei chronischen Schmerzen sollte Tramadol immer in Kombination mit einem Abführmittel verschrieben werden.

Das Auftreten schwerwiegender unerwünschter Ereignisse oder das Ausbleiben der Wirkung kann auf einen veränderten Arzneimittelmetabolismus zurückzuführen sein. Ein CYP2D6-Polymorphismus kann für unterschiedliche Ausprägungen des klinischen Ansprechens verantwortlich sein. Eine Genotypisierung kann erwogen werden.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.

Wechselwirkungen

Interaktionspartner Grund Handlungsempfehlung
MAO-Inhibitoren z.B. Linezolid, Selegilin

erhöhtes Risiko eines Serotonin-Syndroms Kombination kontraindiziert.
Serotonin-Reuptake-Inhibitoren z.B. Citalopram, Duloxetin, Escitalopram, Fluoxetin, Fluvoxamin, Sertralin, Venlafaxin erhöhte Gefahr von Krampfanfällen und eines Serotonin-Syndroms Der gleichzeitige Einsatz von Tramadol mit Serotonin-Reuptake-Hemmern soll individuell abgewogen werden. Die Patienten sollen außerdem sorgfältig über die Zeichen des Serotonin-Syndroms informiert werden. Die Dosierungsempfehlungen sollten nicht überschritten werden.
Trizyklische Antidepressiva z.B. Amitriptylin, Clomipramin, Imipramin, Trimipramin erhöhte Gefahr von Krampfanfällen Der gleichzeitige Einsatz von Tramadol mit tri- und tetrazyklische Antdepressiva und Analoga sollte individuell abgewogen werden.
Neuroleptika z.B. Haloperidol, Levomepromazin, Melperon, Primidon erhöhte Gefahr von Krampfanfällen Der gleichzeitige Einsatz von Tramadol mit Neuroleptika sollte individuell abgewogen werden. 
Arzneistoffe mit Einfluss auf die Hämostase z.B. Warfarin, Phenprocoumon, Dalteparin, Danaparoid, Enoxaparin, Heparin, Nadroparin, Tinzaparin, Epoprostenol erhöhtes Blutungsrisiko Kombination vermeiden. Erwägen eines anderen Opioids, um eine Interaktion zu vermeiden.
zentral dämpfende Arzneistoffe z.B. Benzodiazepine, Z-Substanzen, Pregabalin verstärkte zentraldämpfende Wirkungen Überwachung und ggf. Dosisanpassung.
Alkohol verstärkte zentraldämpfende Wirkungen Alkohol sollte gemieden werden.
CYP3A4-Induktoren verminderte Wirkung von Tramadol und dessen aktiven Metaboliten, möglicherweise erhöhtes Risiko für serotonerge Nebenwirkungen Kombination vermeiden.
CYP2D6-Inhibitoren z.B. Cinacalcet, Stiripentol, Terbinafin verminderte Wirkung von Tramadol Es sollte ein anderes Analgetikum gewählt werden, welches kein Prodrug ist.
Methylenblau erhöhtes Risiko eines Serotonin-Syndroms Kombination vermeiden. Falls möglich, sollte die Behandlung mit Präparaten, die die serotonerge Aktivität erhöhen, eingestellt werden, und vor der Verabreichung von Methylthioninium (Methylenblau) eine angebrachte Wash-out-Phase einberechnet werden. Falls die gleichzeitige Verabreichung erfolgt ist, auf Anzeichen und Symptome des Serotoninsyndroms überwachen.
Bupropion verminderte Wirkung von Tramadol, möglicherweise erhöhtes Risiko für noradrenerge Nebenwirkungen (wie z.B. Tachykardie und posturale Hypotonie) Kombination vermeiden. Erwägen eines anderen Opioids, um eine Interaktion zu vermeiden.
Ondansetron verminderte Wirkung von Tramadol Dosisanpassung von Tramadol oder Anwendung von Opioiden, die keine Prodrugs sind und eine geringere serotonerge Wirkung haben.

 

Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.

OPIOIDE

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Natürliche Opium-Alkaloide

Hydromorphon

Palladon®, Jurnista®
N02AA03

Morphin

Capros®, Morphanton®, Oramorph®, Sevredol®
N02AA01

Oxycodon

Oxyconoica®, Oxygesic®
N02AA05
Phenylpiperidin-Derivate

Fentanyl - transdermal/nasal

Durogesic®, Matrifen®, Instanyl®, Pecfent®
N02AB03

Pethidin

Dolantin®, Dolcontral®
N02AB02
Diphenylpropylamin-Derivate

Levomethadon

L-Polamidon®
N02AC06

Piritramid

Dipidolor®
N02AC03
Oripavin-Derivate

Buprenorphin

Temgesic®, Norspan®, Transtec®
N02AE01
Morphinan-Derivate

Nalbuphin

Nalpain®, Nubain®
N02AF02
Andere Opioide

Tapentadol

Palexia®
N02AX06

Tilidin + Naloxon

Valoron®, Tilicomp beta
N02AX51

Referenzen

  1. Nederlandse Vereniging voor Anesthesie (NVA) [Niederländische Fachgesellschaft für Anästhesie], Richtlijn postoperatieve pijn [Richtlinie Postoperative Schmerzen], 2012
  2. Grünenthal BV, SmPC Tramal (RVG 15513/15511/15510), 26-01-2020
  3. FDA, FDA restricts use of prescription codeine pain and cough medicines and tramadol pain medicines in children; recommends against use in breastfeeding women, https://www.fda.gov, 2017
  4. Anderson BJ et al. , Tramadol: keep calm and carry on, Paediatr Anaesth, 2017 , Aug;27(8), 785-788
  5. Grünenthal GmbH, SmPC Tramal® 100 mg/ml, Lösung zum Einnehmen (1116.00.01), 01/2022
  6. Hexal AG, SmPC Tramadolor® long (42433.00.00), 09/2021
  7. Grünenthal GmbH, SmPC Tramal® 50 mg, 100 mg Injektionslösung (1116.01.02), 01/2022
  8. Grünenthal GmbH, SmPC Tramal® Zäpfchen, 100 mg (13143.00.00), 01/2022
  9. Krewel Meuselbach GmbH, SmPC Tramagit® Tabletten (6140209.00.00), 07/2020
  10. Hexal AG, SmPC Tramadolor® tabs (6584337.00.00), 07/2021
  11. Grünenthal GmbH, SmPC Tramal® Kapseln, 50 mg, Hartkapseln (1116.00.00), 01/2022
  12. Grünenthal GmbH, SmPC Tramal® long (60444.00.00), 01/2022
  13. ALIUD PHARMA® GmbH, SmPC Tramadol AL Retardtabletten (53804.00.00), 07/2021
  14. MEDA Pharma GmbH & Co. KG, SmPC Travex® ONE 150 mg/200 mg/300 mg/ 400 mg Retardtabletten (46414.00.00), 11/2020
  15. Mundipharma Pharmaceuticals B.V., SmPC Tramagetic (RVG 22232/22233/22234/22235) 13-04-2018, www.geneesmiddeleninformatiebank.nl
  16. Zwaveling, J., et al. , Pharmacokinetics of rectal tramadol in postoperative paediatric patients, Br J Anaesth, 2004, 93 (2), 224-7
  17. Griessinger, N., et al. , Tramadol infusion for pain therapy following bladder exstrophy surgery in pediatric wards, Urologe A , 1997, 36 (6), 552-6
  18. Grünenthal B.V., SmPC Tramal retard (RVG 22361/22362/22363) 16-01-2020, www.geneesmiddeleninformatiebank.nl
  19. Vandenbossche, J., et al. , Single- and multiple-dose pharmacokinetic studies of tramadol immediate-release tablets in children and adolescents., Clin Pharmacol Drug Dev, 2015, 4 (3), 184-92
  20. Payne, K. A., et al. , Pharmacokinetics of oral tramadol drops for postoperative pain relief in children aged 4 to 7 years--a pilot study, 2002, Anesth Prog , 49 (4), 109-12
  21. Chiaretti, A., et al. , Preemptive analgesia with tramadol and fentanyl in pediatric neurosurgery., Childs Nerv Syst, 2000, 16 (2), 93-9; discussion 100
  22. Moyao-García, D., et al. , A pilot study of nalbuphine versus tramadol administered through continuous intravenous infusion for postoperative pain control in children, 2009, Acta Biomed, 80 (2), 124-30

Änderungsverzeichnis

  • 23 September 2021 17:08: Die verfügbare wissenschaftliche Literatur über die Anwendung von Tramadol bei Kindern wurde ausgewertet. Dies führte zur Ergänzung von PK-Daten, neuen Dosierungsempfehlungen für Präparate mit verzögerter Wirkstofffreisetzung und eines Warnhinweises bezüglich eines anormalen Metabolismus.
  • 07 Dezember 2020 10:37: Neue Recherche: Warnhinweise, Unerwünschte Arzneimittelwirkungen, Interaktionen

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung