Pethidin ist ein vollsynthetisch hergestelltes Opioidanalgetikum. Pethidin wirkt stark analgetisch, antitussiv, sedierend und atemdepressiv. Es senkt den Blutdruck und erhöht die Herzfrequenz.
Nach einmaliger intravenöser Verabreichung von 1 mg/kg ermittelten Pokela et al. 1992 und Hamunen et al. 1993 die folgenden pharmakokinetischen Parameter:
Alter | n= | t½ (Stunde) | Cl (ml/min/kg) | Vd (l/kg) | Referenz |
6 Stunden -5 Monate (einschließlich 5 Frühgeborene) |
21 | 3,3-31,7 | 4,1-34,9 | 3,3-11,0 | Pokela et al. 1992 |
4-6 Jahre | 20 | 3,0 | 10,4 | 2,8 | Hamunen et al. 1993 |
Darüber hinaus ermittelten Jacobsen et al. 1988 nach einmaliger intravenöser Gabe von 1 mg/kg an 10 Kinder im Alter von 7-13 Jahren eine mittlere Cmax von 2800 nmol/L, die nach durchschnittlich 5 Minuten erreicht wurde (Tmax). Basierend auf den Konzentrations-Zeit-Kurven wurde ein t½ von 3-4 Stunden geschätzt.
Allgemein
Im Handel befinden sich Präparate zur parenteralen (intravenös, intramuskulär, subkutan), oralen und rektalen Anwendung. Die im Handel befindlichen Präparate enthalten Pethidin in Form von Pethidinhydrochlorid. Die Angabe der Wirkstoffkonzentration ist jeweils auf Pethidinhydrochlorid bezogen.
Pethidin unterliegt dem Betäubungsmittelgesetz (BtMG Anlage III (zu § 1 Abs. 1)).
Orale Anwendung
Zur oralen Anwendung stehen lediglich Tropfen zum Einnehmen der Firma Sanofi-Aventis zur Verfügung.
Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):
Präparat | Stärke als Pethidinhydrochlorid |
Problematische Hilfsstoffe |
Dolantin® Tropfen aV | 50 mg/ml | Methyl-4-hydroxybenzoat |
Anwendungshinweis:
Die Tropfen können unabhängig von den Mahlzeiten, falls erforderlich aber auch vermischt mit Speisen und Getränken eingenommen werden.
Parenterale Anwendung
Zur parenteralen Anwendung stehen Injektionslösungen zur intramuskulären, subkutanen und intravenösen Anwendung zur Verfügung.
Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):
Präparat | Stärke als Pethidinhydrochlorid |
Dolantin® Injektionslösung aV | 50 mg/ml 100 mg/2 ml |
Pethidin Rotexmedica Injektionslösung | 50 mg/ml 100 mg/2 ml |
Anwendungshinweis:
Die Injektionslösung wird vorwiegend intramuskulär in einen möglichst großen Muskel verabreicht. Sie kann aber auch subkutan oder intravenös gegeben werden. Die intravenöse Injektion ist betont langsam durchzuführen (d.h. über 1-2 Minuten), um mögliche Nebenwirkungen zu vermindern. Falls erforderlich, kann die Injektionslösung mit Natriumchlorid- 9 mg/ml (0,9 %) Infusionslösung [gilt für alle Injektionslösungen] oder mit10 ml Glucose- 100 mg/ml (10 %) [gilt nur für Pethidin Rotexmedica] verdünnt werden.
Rektale Anwendung
Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):
Präparat | Stärke als Pethidinhydrochlorid |
Dolcontral® Zäpfchen | 100 mg |
Anwendungshinweis:
Die Zäpfchen werden möglichst nach dem Stuhlgang tief in den After eingeführt. Zur Verbesserung der Gleitfähigkeit werden sie eventuell in der Hand erwärmt oder kurz in warmes Wasser getaucht.
Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)
Starke Schmerzen |
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Postoperatives Zittern (Shivering) |
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GFR ≥10 ml/min/1.73m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.
GFR <10 ml/min/1.73m2: Eine allgemeine Empfehlung zur Dosisanpassung kann nicht gegeben werden.
Risiko von Atemnot, Vasodilatation und Hypotonie
Folgende UAW wurden sehr häufig, häufig oder gelegentlich beobachtet (≥0,1 %):
Folgende schwerwiegende UAW wurden zudem selten, sehr selten (<0,1 %) oder mit unbekannter Häufigkeit beobachtet:
Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Die vollständige Auflistung aller Gegenanzeigen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Aufgrund der Gefahr einer Akkumulation des aktiven Metaboliten und der dadurch entstehenden zentralen Stimulation nicht dauerhaft verabreichen.
Die vollständige Auflistung aller Warnhinweise ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Pethidin ist ein CYP3A4-Substrat.
Interaktionspartner | Grund | Handlungsempfehlung |
MAO-Hemmer, z.B. Selegilin, Linezolid | Lebensbedrohliche Wechselwirkungen auf das ZNS, Atmungs- und Kreislauffunktion. | Kombination kontraindiziert. Mindestabstand von 14 Tagen zwischen der Therapie mit MAO-Hemmern und Pethidin einhalten. |
Andere serotonerge Arzneimittel | Lebensbedrohliche erregende oder depressive Wirkungen auf das ZNS und die Atem- bzw. Kreislauffunktion möglich. Vermutlich zurückzuführen auf übermäßige serotonerge Aktivität (Serotonin-Syndrom) oder Potenzierung der ZNS-Effekte (depressiv). | Kombination vermeiden. Risiko für das Auftreten und die Schwere der Wechselwirkung stark abhängig von den kombinierten Wirkstoffen. |
Zentraldämpfende Stoffe | Additive zentraldämpfende Wirkung. Erhöhtes Risiko einer verstärkten/verlängerten Atemdepression und Sedation. | Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, vorsichtige Dosistitration, ggf. Dosis eines oder beider Arzneimittel verringern und Monitoring auf zentraldämpfende Nebenwirkungen. Ethanolfreie Arzneimittel als Alternative erwägen. |
Opioid-Partialagonisten, z.B. Buprenorphin, Nalbuphin | Durch Antagonisierung verringerte Wirkung von Pethidin möglich. Zudem additive zentraldämpfende Effekte durch partialagonistische Wirkung möglich. | Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, Monitoring auf verringerte Wirksamkeit von Pethidin, Entzugssymptomatik und zentraldämpfende Nebenwirkungen. |
Opioid-Antagonisten, z.B. Naltrexon | Antagonistische Wirkungen bei gleichzeitiger Behandlung möglich. Erhöhte Opioid-Sensitivität nach Dauertherapie mit Opioid-Antagonisten möglich. | Kombination vermeiden. Ausnahme: Therapie von Opioid-Intoxikationen oder Kombinationsarzneimittel zur Reduktion von UAW und Vermeidung von Missbrauch. |
CYP3A4-Inhibitoren | Hemmung des Metabolismus von Pethidin. Erhöhte Serumkonzentration und (stark) verstärkte Wirkung von Pethidin möglich. | Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, ggf. Dosis verringern und Monitoring auf Nebenwirkungen von Pethidin. |
CYP3A4-Induktoren | Steigerung des Metabolismus von Pethidin. Erniedrigte Serumkonzentration und (stark) verringerte Wirkung von Pethidin möglich. | Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, ggf. Dosis erhöhen und Monitoring auf ausreichende Wirkung von Pethidin. |
Dies ist eine Auswahl etwaiger für Kinder klinisch relevanter Wechselwirkungen ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Diese ersetzt keine individuelle Prüfung der Medikation mittels einschlägiger Wechselwirkungsdatenbanken.
In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.
Natürliche Opium-Alkaloide | ||
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Palladon®, Jurnista®
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N02AA03 | |
Capros®, Morphanton®, Oramorph®, Sevredol®
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N02AA01 | |
Oxyconoica®, Oxygesic®
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N02AA05 |
Phenylpiperidin-Derivate | ||
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Durogesic®, Matrifen®, Instanyl®, Pecfent®
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N02AB03 |
Diphenylpropylamin-Derivate | ||
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L-Polamidon®
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N02AC06 | |
Dipidolor®
|
N02AC03 |
Oripavin-Derivate | ||
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Temgesic®, Norspan®, Transtec®
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N02AE01 |
Morphinan-Derivate | ||
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Nalpain®, Nubain®
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N02AF02 |
Andere Opioide | ||
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Valoron®, Tilicomp beta
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N02AX51 | |
Tramal®, T-long®, Tramagit®
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N02AX02 |
Überdosierung Symptome: Atemdepression bis hin zum Atemstillstand, Bewusstseinsstörungen bis hin zum Koma, Miosis, bei zunehmender Hypoxämie auch Mydriasis, Blutdruckabfall, Schwindel, Delirium, Tachykardie, Muskelzuckungen, Temperaturanstieg, Hypothermie
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