Empagliflozin

Wirkstoff
Empagliflozin
Handelsname
Jardiance®
ATC-Code
A10BK03

Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Empagliflozin ist ein Natrium-Glucose-Cotransporter-2 (SGLT-2)-Inhibitor. SGLT-2 wird in der Niere stark exprimiert, während die Expression in anderen Geweben fehlt oder sehr gering ist. Er ist der maßgebliche Transporter, der für die Rückresorption von Glucose aus dem glomerulären Filtrat zurück in den Blutkreislauf verantwortlich ist. Bei Patienten mit Typ-2-Diabetes und Hyperglykämie wird eine größere Menge Glucose gefiltert und rückresorbiert. Die Hemmung von SGLT-2 bei Patienten mit Typ-2-Diabetes und Hyperglykämie führt zu einer verstärkten Glucoseausscheidung im Urin.

Pharmakokinetik bei Kindern

Folgende pharmakokinetische Parameter wurden bei Kindern mit Diabetes mellitus Typ 2 mit einem mittleren (± SD) Alter von 14,1 ± 2,0 Jahren und einem Körpergewicht von 96,7 ± 23,5 kg ermittelt  [Laffel 2018]:

  Empagliflozin 5 mg (n=9) Empagliflozin 10 mg (n=8) Empagliflozin 25 mg (n=10)
  Mittelwert % CV Mittelwert % CV Mittelwert % CV
Cmax [nmol/L] 175 54,2 211 59,1 692 57,3
Tmax [h] 1,5 0,95 - 7,92 1,25 0,97 - 4,17 1,78 0,5 - 4
T1/2 [h] 7,03 18,9 7,61 27 8,09 26,8

CV: Variationskoeffizient

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Diabetes mellitus Typ II
    • oral
      • ≥10 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen
  • Symptomatische neutrophile Dysfunktion bei Glykogenspeicherkrankheit Typ Ib (GSDIb)
    • oral
      • ≥0 Jahre bis <18 Jahre: off-label

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Oral bei Erwachsenen und Kindern ab 10 Jahren zur Behandlung von nicht ausreichend behandeltem Typ-2-Diabetes mellitus als Ergänzung zu Diät und Bewegung
-
als Monotherapie, wenn Metformin aufgrund einer Unverträglichkeit als ungeeignet erachtet wird
- zusätzlich zu anderen Arzneimitteln zur Behandlung von Diabetes

Kinder und Jugendliche
Die empfohlene Anfangsdosis beträgt 10 mg Empagliflozin einmal täglich. Bei Patienten, die Empagliflozin 10 mg einmal täglich vertragen und eine zusätzliche Blutzuckerkontrolle benötigen, kann die Dosis auf 25 mg einmal täglich erhöht werden.
Die Sicherheit und Wirksamkeit von Empagliflozin zur Behandlung von Herzinsuffizienz oder zur Behandlung von chronischer Niereninsuffizienz bei Kindern unter 18 Jahren ist nicht bekannt. Es liegen keine Daten vor.
 
weitere zugelassene Indikationen bei Erwachsenen:
Oral zur Behandlung von Erwachsenen mit symptomatischer, chronischer Herzinsuffizienz
Oral zur Behandlung von Erwachsenen mit chronischer Niereninsuffizienz

[Ref.]

Präparate im Handel

Filmtabletten 10 mg, 25 mg

Präparat im Handel:

Präparat Darreichungsform Stärke (Empagliflozin) Applikationsweg Natriumgehalt Problematische Hilfsstoffe Anwendungshinweis Altersangabe
Jardiance® Filmtabletten Filmtabletten 10 mgT0,M0
25 mgT0,M0
oral natriumfrei Lactose Einnahme zu oder unabhängig von den Mahlzeiten ab 10 Jahren

 

T0: nicht teilbar, M0: nicht mörserbar, „natriumfrei“: weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro Einheit

Die Fachinformation wurden am 21.04.2024 aufgerufen.

 

Dosierungsempfehlungen

Diabetes mellitus Typ II
  • Oral
    • ≥ 10 Jahre
      [25]
      • 10 mg/Tag in 1 Dosis , bei Bedarf auf 25 mg/Tag in 1 Dosis erhöhen.
Symptomatische neutrophile Dysfunktion bei Glykogenspeicherkrankheit Typ Ib (GSDIb)
  • Oral
    • 0 Monate bis 6 Monate
      [13]
      • Initialdosis: 0,2 mg/kg/Tag in 1 - 2 Dosen. Max: 10 mg/Tag.
      • Erhaltungsdosis: Dosis bei Bedarf erhöhen auf bis zu 0,9 mg/kg/Tag in 1 - 2 Dosen. Max: 25 mg/Tag.
        • Beachte: Risiko für Hypoglykämien und metabolische Störungen, insbesondere während der Dosistitration, in Phasen reduzierter enteraler Zufuhr und bei (Risiko von) Dehydratation. Zur Vermeidung von Hypoglykämie und metabolischer Dekompensation ist eine ausreichende enterale Zufuhr sicherzustellen.
        • Es sollte erwogen werden, die Therapie im stationären Setting zu initiieren.
        • Kinder <6 Jahren: erhöhtes Hypoglykämierisiko (Grund: relativ höherer Glukosebedarf im Vergleich zu älteren Kindern und Erwachsenen)
        • Kinder <1 Jahr: verminderte renale Clearance und verminderte hepatische Ausscheidung von Empagliflozin

        off-label

    • 6 Monate bis 18 Jahre
      [13]
      • Initialdosis: 0,3 mg/kg/Tag in 1 - 2 Dosen. Max: 10 mg/Tag.
      • Erhaltungsdosis: Dosis bei Bedarf erhöhen auf bis zu 0,9 mg/kg/Tag in 1 - 2 Dosen. Max: 25 mg/Tag.
        • Beachte: Risiko für Hypoglykämien und metabolische Störungen, insbesondere während der Dosistitration, in Phasen reduzierter enteraler Zufuhr und bei (Risiko von) Dehydratation. Zur Vermeidung von Hypoglykämie und metabolischer Dekompensation ist eine ausreichende enterale Zufuhr sicherzustellen.
        • Es sollte erwogen werden, die Therapie im stationären Setting zu initiieren, insbesondere bei Kindern <6 Jahren.
        • Kinder <6 Jahren: erhöhtes Hypoglykämierisiko (Grund: relativ höherer Glukosebedarf im Vergleich zu älteren Kindern und Erwachsenen)
        • Kinder <1 Jahr: verminderte renale Clearance und verminderte hepatische Ausscheidung von Empagliflozin

        off-label

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

Behandlung bei einer Kreatinin-Clearance von <30 mL/kg/min nicht beginnen.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

Das Sicherheitsprofil bei Kindern ähnlich wie das bei Erwachsenen mit Diabetes mellitus Typ 2.

Hypoglykämie war die häufigste Nebenwirkung bei pädiatrischen Patienten in einer placebokontrollierten Studie. Keines dieser Ereignisse war schwer oder behandlungsbedürftig. [SmPC Jardiance]

Grünert et al. berichteten über die Erfahrungen mit der Anwendung von Empagliflozin  mit GSDIb (n= 112, Alter 10,5 (0-38) Jahre (median + range)) . Bei 69 % der Teilnehmer traten keine unerwünschten Ereignisse auf. Das häufigste unerwünschte Ereignis war eine Hypoglykämie der Stufe 3 (< 3 mmol/L mit schwerer Wahrnehmungsstörung, Fremdhilfe erforderlich), die bei 14 (18 %) der Teilnehmer  <18 Jahre und 6 (14 %) der Teilnehmer >18 Jahre auftrat. Die Häufigkeit der Verabreichung (einmal oder zweimal täglich) hatte keinen Einfluss auf die Häufigkeit von Hypoglykämien, und sie traten sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern auf. Die schwerwiegendste unerwünschte Wirkung war eine Laktatazidose, die bei 6 Personen auftrat (5 Kinder und 1 Erwachsener). Bei einem Erwachsenen wurden zwei Dekompensationen gemeldet, die eine Einweisung auf die Intensivstation erforderten, beide in Verbindung mit einer Gastroenteritis und Dehydratation. Da Hypoglykämien und Hyperlaktatämien bei GSDIb häufig auftreten, war es nicht möglich festzustellen, in welchen Fällen die Empagliflozin-Behandlung zu diesen Hypoglykämie-Episoden beitrug.

In einer kürzlich veröffentlichten Studie zu Typ-2-Diabetes  (n=158, Alter 10 bis 17 Jahre) wurde die Wirksamkeit und Sicherheit von Empagliflozin (n=52) und Linagliptin (n=53) gegenüber Placebo (n=53) untersucht. Unerwünschte Ereignisse traten bei 40 (77 %) mit Empagliflozin und 34 (64 %) mit Placebo auf. Das häufigste unerwünschte Ereignis war eine Hypoglykämie, die unter Empagliflozin  (n=12, 23%) häufiger auftrat als unter Placebo (n=5, 9%). Es wurden keine Fälle von schwerer Hypoglykämie gemeldet. Schwerwiegende unerwünschte Ereignisse traten bei zwei (4 %) Teilnehmern unter Empagliflozin und zwei (4 %) Teilnehmern unter Placebo auf. Die schwerwiegenden unerwünschten Ereignisse unter Empagliflozin waren Krankenhausaufenthalte wegen Suizidgedanken (n=1), Hautcandida (n=1) und in der Placebogruppe Krankenhausaufenthalte wegen Milzvenenthrombose (n=1) und Hyperglykämie (n=1). [Laffel 2023]

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Sehr häufig (>10 %): Hypoglykämie (bei Anwendung zusammen mit einem Sulfonylharnstoff oder Insulin), Volumenmangel

Häufig (1-10 %): vaginale Candidiasis, Vulvovaginitis, Balanitis und andere genitale Infektionen, Harnwegsinfektion (einschließlich Fälle von Pyelonephritis und Urosepsis), Durst, Obstipation, Pruritus (generalisiert), Hautausschlag, verstärkte Harnausscheidung, Serumlipide erhöht

Gelegentlich (0,1-1 %): Ketoazidose, Urtikaria, Angioödem, Dysurie, Kreatinin im Blut erhöht/glomeruläre Filtrationsrate vermindert, Hämatokrit erhöht

Selten (0,01-0,1 %): nekrotisierende Fasziitis des Perineums (Fournier-Gangrän)

Sehr selten (<0,01 %): tubulointerstitielle Nephritis

Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen allgemein

Neben Überempfindlichkeiten gegen den Wirkstoff oder einen sonstigen Bestandteil sind keine weiteren Gegenanzeigen bekannt.

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

Bei GSD Typ 1b:

Cave: Zur Vermeidung von Hypoglykämien und metabolischer Dekompensation ist die Gabe von Empagliflozin vorübergehend abzusetzen, wenn eine ausreichende enterale Aufnahme nicht gewährleistet werden kann (z. B. bei Erbrechen, fieberhaften Erkrankungen, verminderter Aufnahme, warmem Wetter, vor größeren chirurgischen Eingriffen).

Da die SGLT2-Hemmung eine Glukosurie hervorruft, erfordert die Risikominderung einer Hypoglykämie eine grundlegende Prüfung der Diät und der Stabilität des Stoffwechsels, einschließlich häufiger Blutzuckermessungen, insbesondere zu Beginn der Behandlung. Aus der Kombination epidemiologischer und physiologischer Daten geht hervor, dass das Risiko bei jungen, präverbalen Kindern erhöht sein kann, da sie (1) einen höheren endogenen Glukosebedarf haben [Wu 2022, Riggs 2014] (2) ihre Symptome nicht klar ausdrücken können, (3) anfälliger für interkurrente Infektionen sind und (4) während dieser interkurrenten Infektionen höhere Fieberwerte entwickeln können. Die klinische oder stationäre Einleitung einer Empagliflozin-Behandlung, insbesondere bei Kindern unter 6 Jahren, kann daher in Betracht gezogen werden.

Da die SGLT2-Hemmung auch eine natriuretische und harntreibende Wirkung hat, sollte außerdem auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr geachtet werden. Empagliflozin kann vorübergehend abgesetzt werden, wenn bei Personen mit GSDIb das Risiko einer Dehydratation besteht, z. B. durch (Kombinationen von) verminderter Aufnahme, erhöhter Flüssigkeitsverlust (z. B. Erbrechen und/oder Durchfall bei interkurrenten Infektionen, extrem heißes Wetter) oder vor größeren Operationen. GSDIb-Patienten besitzen ein Notfallprotokoll und einen Notfallbrief, in dem die Erstbehandlung in diesen Situationen beschrieben wird.

Marker für die Stoffwechselkontrolle wie (1) kapillare Glukosekonzentrationen oder kontinuierliche Glukosemessungen, (2) Serumspiegel von Transaminasen, Harnsäure und Lipiden sowie (3) Nierenfunktion (z. B. eGFR, Harnstoff-Stickstoff) können regelmäßig getestet werden, um etwaige Stoffwechsel- oder Nierenstörungen festzustellen, insbesondere zu Beginn der Behandlung.

Das Risiko von Harnwegsinfektionen hängt wahrscheinlich mit der Auslösung einer Glukosurie zusammen, die das Wachstum von Bakterien in den Harnwegen begünstigt. Eine sorgfältige Überwachung auf Anzeichen von Harnwegsinfektionen in dieser Altersgruppe ist sinnvoll.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.

Wechselwirkungen

Diese Informationen werden im Moment recherchiert und baldmöglichst zur Verfügung gestellt.
Bitte beachten Sie die aktuellen Fachinformationen.

ANTIDIABETIKA, EXKL. INSULINE

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Biguanide

Metformin

Glucophage®, MetfoLiquid GeriaSan®
A10BA02
Sulfonylharnstoffe

Glibenclamid

Amglidia®
A10BB01
Glucagon-like-Peptid-1-(GLP-1)-Rezeptoragonisten

Dulaglutid

Trulicity®
A10BJ05

Exenatid

Bydureon®, Byetta®
A10BJ01

Liraglutid

Saxenda®, Victoza®
A10BJ02
Natrium-Glucose-Cotransporter-2-(SGLT2)-Inhibitoren

Dapagliflozin

Forxiga®
A10BK01

Referenzen

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  25. Boehringer Ingelheim International GmbH, SmPC Jardiance® Filmtabletten (EU/1/14/930/001), 12/2023

Änderungsverzeichnis

  • 22 April 2024 10:54: Neue Monographie

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung