Lonapegsomatropin

Wirkstoff
Lonapegsomatropin
Handelsname
Skytrofa®
ATC-Code
H01AC09

Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Lonapegsomatropin ist ein lang wirksames „Prodrug“ von Somatropin. Es besteht aus der Muttersubstanz Somatropin, die über einen patentierten TransCon-Linker vorübergehend mit einem Methoxypolyethylenglykol-Träger (4 x 10 kDa mPEG) konjugiert ist. Der Träger übt eine abschirmende Wirkung gegen die renale Ausscheidung und die rezeptorvermittelte Elimination von Lonapegsomatropin aus. Nach der subkutanen Verabreichung setzt Lonapegsomatropin durch selbsttätige Spaltung des TransCon Linkers das vollständig wirksame Somatropin frei. Dieses Somatropin (191 Aminosäuren) hat bei einmal wöchentlicher subkutaner Injektion dieselbe Wirkungsweise und Verteilung wie täglich verabreichtes Somatropin.

Somatropin bindet an einen dimeren hGH-Rezeptor in der Zellmembran der Zielzellen und löst eine intrazelluläre Signaltransduktion sowie verschiedene pharmakodynamische Wirkungen aus. Es hat direkte Wirkungen auf Gewebe und Stoffwechsel sowie über IGF-1 vermittelte indirekte Wirkungen wie die Stimulation der Differenzierung und Proliferation von Chondrozyten, die Stimulation der Glukoseabgabe aus der Leber, der Proteinsynthese und der Lipolyse. Somatropin stimuliert das Skelettwachstum bei Kindern und Jugendlichen mit GHD aufgrund von Wirkungen auf die Wachstumsfugen (Epiphysenfugen) der Knochen.

Pharmakokinetik bei Kindern

Nach der subkutanen Verabreichung setzt Lonapegsomatropin in kontrollierter Weise über eine Kinetik der ersten Ordnung Somatropin frei.
Pharmakokinetik bei pädiatrischen GHD-Patienten (n=109) nach Verabreichung einer Dosis Lonapegsomatropin s.c. entsprechend 0,24 mg Somatropin/kg/Woche:

  • Cmax ss:  1230 (86,3) ng Somatropin/mL (Mittelwert + VK%)
  • Tmax:  25 Stunden (Median)
  • Vd: 0,13 (109) L/kg (Mittelwert + VK%)
  • Clss: 3,2 (67) mL/h/kg (Mittelwert + VK%)
  • T1/2:  30,7 (± 12,7) Stunden (Mittelwert + SA)

freigesetztes Somatropin:

  • Cmax: 15,2 (86,3) ng/mL (Mittelwert + VK%)
  • Tmax: 12 Stunden (Median)
  • T1/2:  25 Stunden

ss = steady state (Fließgleichgewicht), VK= Variationskoeffizient, SA = Standardabweichung

[SmPC Skytrofa]

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Wachstumsstörung aufgrund eines Wachstumshormonmangels
    • subkutan
      • ≥3 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Subkutan bei Wachstumsstörungen bei Kindern und Jugendlichen von 3 Jahren bis 18 Jahren aufgrund unzureichender Sekretion des endogenen Wachstumshormons (Wachstumshormonmangel [GHD]).

Kinder und Jugendliche
Die empfohlene Startdosis beträgt  0,24 mg Somatropin/kg/Woche.

Gewicht (kg) Dosisstärke von Somatropin
11,5 - 13,9 3 mg
14 - 16,4 3,6 mg
16,5 - 19,9 4,3 mg
20 - 23,9 5,2 mg
24 - 28,9 6,3 mg
29 - 34,9 7,6 mg
35 - 41,9 9,1 mg
42 - 50,9 11 mg
51 - 60,4 13,3 mg
60,5 - 69,9 15,2 mg (unter Verwendung von zwei Zweikammerpatronen von je 7,6 mg) 
70 - 84,9 18,2 mg (unter Verwendung von zwei Zweikammerpatronen von je 9,1 mg) 
85 - 100 22 mg (unter Verwendung von zwei Zweikammerpatronen von je 11 mg) 


Bei Verordnung einer anderen Dosis als 0,24 mg Somatropin/kg/Woche ist bei der Berechnung der wöchentlichen Gesamtdosis (in mg Somatropin) und Auswahl der entsprechenden Dosisstärke wie folgt vorzugehen:
• Wöchentliche Gesamtdosis (mg Somatropin) = verordnete Dosis (mg Somatropin/kg) x Körpergewicht des Patienten (kg)
• Auf- oder Abrunden der wöchentlichen Gesamtdosis (mg Somatropin) auf die nächstliegende Dosisstärke und Beachtung der Behandlungsziele und des klinischen Ansprechens.

Startdosen bei Umstellung von Somatropin-Arzneimitteln mit täglicher Dosierung:
Zwischen der letzten einmal täglichen Dosis Somatropin und der ersten Dosis Lonapegsomatropin sollten mindestens 8 Stunden liegen.
Die Startdosis kann unter Berücksichtigung der aktuellen Somatropin-Dosis, des individuellen klinischen Ansprechens und der klinischen Überlegungen für den jeweiligen Patienten anpassen werden.

Bei Umstellung von täglich angewendeten Somatropin-Arzneimitteln auf eine wöchentliche Dosis von
- 0,24 mg Somatropin/kg Körpergewicht oder höher beträgt die empfohlene Startdosis von Lonapegsomatropin 0,24 mg Somatropin/kg Körpergewicht.
- unter 0,24 mg Somatropin/kg Körpergewicht ist die zuvor verordnete wöchentliche Dosis als empfohlene Startdosis von Lonapegsomatropin zu verwenden.

Bei Umstellung auf eine wöchentliche Dosis von
- 0,24 mg Somatropin/kg KG oder höher:  empfohlene Startdosis von Lonapegsomatropin 0,24 mg Somatropin/kg KG.
- unter 0,24 mg Somatropin/kg KG: empfohlene Startdosis ist die zuvor verordnete wöchentliche Dosis von Lonapegsomatropin.

[Ref.]

Präparate im Handel

Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Injektionslösung 3 mg, 3,6 mg, 4,3 mg, 5,2 mg, 6,3 mg, 7,6 mg, 9,1 mg, 11 mg, 13,3 mg (Somatropin)

Die Angabe der Stärke von Lonapegsomatropin bezieht sich immer auf die Menge des Somatropin-Anteils.

Präparat im Handel:

Präparat Darreichungsform Stärke (Somatropin) Konzentration (Somatropin) Applikationsweg Natriumgehalt Problematische Hilfsstoffe Anwendungshinweis Altersangabe
Skytrofa Zylinderampullen 3 mg
3,6 mg
4,3 mg
5,2 mg
11 mg/mL

subkutan - - subkutan im Abdomen, Gesäß oder Oberschenkel zu verabreichen. Zur Vermeidung einer Fettgewebeatrophie ist der Verabreichungsort zu variieren. 3 Jahre bis 18 Jahre
6,3 mg
7,6 mg
9,1 mg
11 mg
13,3 mg
22 mg/mL

 

Um die Rückverfolgbarkeit biologischer Arzneimittel zu verbessern, müssen die Bezeichnung des Arzneimittels und die Chargenbezeichnung des angewendeten Arzneimittels eindeutig dokumentiert werden.

Die Fachinformationen wurden am 25.09.2024 aufgerufen.

Dosierungsempfehlungen

Wachstumsstörung aufgrund eines Wachstumshormonmangels (pediatric growth hormone deficiency, GHD)
  • Subkutan
    • 3 Jahre bis 18 Jahre
      [1]
      • 0,24 mg/kg/Dosis einmal pro Woche. Falls erforderlich, Dosis je nach Wirkung und IGF-Serumkonzentration anpassen.
      • Bei der Umstellung von täglich angewendetem Somatropin auf einmal wöchentlich angewendetes Lonapegsomatropin sollten zwischen der letzten einmal täglichen Dosis und der ersten Dosis Lonapegsomatropin mindestens 8 Stunden liegen.

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

Keine Informationen zur Dosisanpassung bei Nierenfunktionsstörung vorhanden.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

Sehr häufig (>10 %): Kopfschmerzen

Häufig (1-10 %): sekundäre Hypothyreose, Arthralgie, Reaktionen an der Injektionsstelle

Gelegentlich (0,1-1 %): anaphylaktische Reaktion, sekundäre Nebennierenrindeninsuffizienz, Skoliose, Arthritis, Wachstumsschmerzen, Gynäkomastie

Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen bei Kindern

  • Anzeichen für Tumoraktivität
  • Patienten mit einer akuten kritischen Erkrankung, bei denen Komplikationen nach einer offenen Herzoperation, einem Eingriff am Abdomen, mehrfachem Unfalltrauma, akuter respiratorischer Insuffizienz oder ähnliche Zustände vorliegen
  • Wachstumsförderung bei Kindern mit geschlossenen Epiphysenfugen

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

  • akute kritische Erkrankungen: strenge Nutzen-Risiko-Abwägung aufgrund fehlender Daten
  • Neubildungen bei vorbestehender Tumorerkrankung möglich
  • Benigne intrakranielle Hypertonie möglich
  • Insulinsensitivität kann gesenkt werden, daher engmaschige Überwachung empfohlen
  • Hypoadrenalismus kann manifest werden; bei diagnostiziertem Hypoadrenalismus und Glukokortikoid-Substitutionstherapie evtl. Erhöhung der Erhaltungs- oder Stressdosis
  • Schilddrüsenfunktion: engmaschige Überwachung
  • Hüftkopflösungen möglich
  • Skoliose:  auf Anzeichen und Progression überwachen
  • Pankreatitis; evtl. Grund für unerklärliche Abdominalschmerzen; eher selten
  • Prader-Willi-Syndrom (genetisch bestätigt): nicht für die Langzeitbehandlung indiziert, wenn nicht gleichzeitig ein GHD diagnostiziert wurde. Es liegen Berichte über plötzlichen Tod nach der Aufnahme einer Therapie mit Wachstumshormon bei Patienten mit Prader-Willi-Syndrom vor, bei denen einer oder mehrere der folgenden Risikofaktoren vorlagen: starke Adipositas, Obstruktion der oberen Luftwege oder Schlafapnoe in der Vorgeschichte oder unidentifizierte Atemwegsinfektion.

[SmPC Skytrofa]

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.

Wechselwirkungen

Diese Informationen werden im Moment recherchiert und baldmöglichst zur Verfügung gestellt.
Bitte beachten Sie die aktuellen Fachinformationen.

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Referenzen

  1. Ascendis Pharma Endocrinology Division A/S, SmPC Skytrofa Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Injektionslösung in einer Patrone (EU/1/21/1607/001), 01/2023
  2. European Medicines Agency, EPAR Skytrofa (EU/1/21/1607/001), 11/2023

Änderungsverzeichnis

  • 18 November 2024 15:12: Neue Monographie

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung