Tetracosactid ist ein synthetisches Analogon des Adrenocorticotropen Hormons (ACTH) und besteht aus den ersten 24 Aminosäuren des natürlichen ACTH. Wie ACTH stimuliert es die Bildung von Gluco- und Mineralocorticoiden und in einem geringeren Maß die Produktion von Androgenen in der Nebennierenrinde.
Es sind keine spezifischen Informationen für Kinder vorhanden.
Injektionslösung 0,25 mg/Ampulle (à 1 mL)
Injektionssuspension (Depot) 1 mg/Ampulle (à 1 mL)
Allgemein
Die im Handel befindlichen Präparate enthalten Tetracosactid in Form von Tetracosactidhexaacetat. Die Angabe der Wirkstoffkonzentration in diesem Abschnitt ist jeweils auf Tetracosactid bezogen.
Präparate im Handel:
Präparat | Darreichungsform | Stärke (Tetracosactid) |
Applikationsweg | Natriumgehalt | Problematische Hilfsstoffe | Anwendungshinweis |
Altersangabe |
Synacthen | Injektionslösung | 0,25 mg/mL/Ampulle ≙ 25 I.E. ACTH ≙ 0,28 mg Tetracosactidhexaacetat |
i.m., i.v. | „natriumfrei“ | – | als i.v. Injektion oder als Infusion in 5 % oder 12,5 % Glucoselösung oder 0,9 % NaCl anwenden | keine Altersbeschränkung |
Synacthen Depot 1 mg | Injektionssuspension | 1 mg/mL/Ampulle ≙ 100 I.E. ACTH ≙ 1,1 mg Tetracosactidhexaacetat |
i.m. | „natriumfrei“ | Benzylalkohol (10 mg/mL) | vor Anwendung kurz schütteln | ab 1 Monat |
k.A.: keine Angabe, „natriumfrei“: weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro Ampulle
Die Fachinformationen wurden am 22.11.2022 aufgerufen.
Anwendungshinweis: Depot: Aufgrund des Gehalts an Benzylalkohol sollte bei Kleinkindern (unter 3 Jahren) das Arzneimittel aufgrund von Akkumulation nicht länger als eine Woche angewendet werden.
Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)
West-Syndrom |
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Diagnostikum: ACTH-Test |
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GFR ≥10 ml/min/1.73m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.
GFR <10 ml/min/1.73m2: Eine allgemeine Empfehlung zur Dosisanpassung kann nicht gegeben werden.
Wachstumsverzögerung bei Kindern, reversible Myokardhypertrophie bei Säuglingen und Kleinkindern [SmPC]
Die folgenden Nebenwirkungen wurden nach dem Inverkehrbringen im Rahmen von Spontanmeldungen und aus Fällen aus der Literatur erhoben:
Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Wegen des Gehalts an Benzylalkohol ist Tetracosactid Depot bei Früh- und Neugeborenen (0 bis 30 Tage) kontraindiziert.
Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Bei Langzeitbehandlung bei Kindern muss das Wachstum sorgfältig kontrolliert werden, da eine Wachstumsverzögerung auftreten kann. Bei Säuglingen und Kleinkindern ist eine regelmäßige EKG-Kontrolle erforderlich, da bei Langzeitanwendung mit höheren als den empfohlenen Dosen eine reversible Myokardhypertrophie auftreten kann. Ein schwerer Ikterus wurde bei gleichzeitiger Anwendung von Tetracosactid und Valproat bei Kindern beobachtet. Diese beiden Mittel dürfen nicht zusammen angewendet werden.
Für allgemein gültige Warnhinweise und Vorsichtmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen. Diese finden Sie hier.
Tetracosactid ist Substrat für CYP3A4.
Interaktionspartner | Grund | Handlungsempfehlung |
Valproinsäure | Schwere Leberschädigung mit Ikterus möglich. | Kombination vermeiden. Alternative antikonvulsive Therapie erwägen. |
Lebendimpfstoffe | Erhöhtes Infektionsrisiko gegenüber der attenuierten Erreger bei gleichzeitiger Immunsuppression. | Kombination vermeiden. Die Patienten sollen, soweit möglich, vor Beginn der Behandlung mit Tetracosactid alle Impfungen nach den geltenden Impfempfehlungen erhalten. |
Glucocorticoide | Verfälschung des Ergebnisses des ACTH-Tests bei gleichzeitiger Gabe der Interaktionspartner. | Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, Glucocorticoid-Dosis am Tag des ACTH-Tests auslassen. |
Östrogen-Derivate | Kombination vermeiden. Östrogen-Derivate 4-6 Wochen vor dem ACTH-Test absetzen. | |
Immunmodulatoren, z.B. Natalizumab, Cladribin | Erhöhtes Risiko für schwere, teils lebensbedrohliche Infektionen. Bei gleichzeitiger Anwendung von Natalizumab ist außerdem das Risiko für eine progressive multifokale Leukenzephalopathie (PML) erhöht. | Langzeit-Kombination vermeiden. Vor der Behandlung mit den Interaktionspartnern muss sichergestellt werden, dass keine Immunsuppression mehr vorliegt. Individuell fortbestehende Immunsuppression nach Therapieende der Interaktionspartner beachten. Eine akute Kurzzeit-Therapie (z.B. ACTH-Test) mit Tetracosactid ist möglich. |
Herzwirksame Steroidglykoside | Verstärkte Wirkung von herzwirksamen Steroidglykosiden als Folge einer vermehrten Kaliumausscheidung. Erhöhtes Risiko für Intoxikationen (z.B. Arrhythmien, Schwindel). | Falls Kombination unvermeidbar, sorgfältige Überwachung der Kaliumspiegel, ggf. Kaliumsubstitution und Monitoring auf Spiegel und Nebenwirkungen der Interaktionspartner |
Theophyllin | Verstärkung des steroidalen Effekts und erhöhtes Risiko für Hypokaliämien. | |
Kaliuretische Diuretika | Additive kaliuretische Wirkung. Erhöhtes Risiko für Hypokaliämien. | |
Antihypertonika | Antagonisierung der antihypertensiven Wirkung durch vermehrte Natrium- und Flüssigkeitsubstitution. | Falls Kombination unvermeidbar, sorgfältige Überwachung von Blutdruck, Elektrolytspiegeln und Körpergewicht, ggf. antihypertensive Dosis anpassen. |
Stoffe, die die Krampfschwelle senken, z.B. Bupropion, Amifampridin | Additive Senkung der Krampfschwelle. Erhöhtes Risiko für Krampfanfälle. | Falls Kombination unvermeidbar, Interaktionspartner mit langsam aufdosieren und hinsichtlich ihrer Verträglichkeit überwachen. |
CYP-Induktoren: CYP3A4 | Steigerung des Metabolismus von Tetracosactid. Erniedrigte Serumkonzentration und (stark) verringerte Wirkung von Tetracosactid möglich. | Falls Kombination unvermeidbar, ggf. Dosis erhöhen und Monitoring auf ausreichende Wirkung von Tetracosactid. |
Antidiabetika | Verminderte Wirksamkeit von Antidiabetika möglich. Erhöhtes Risiko für Hyperglykämien. | Sorgfältige Überwachung der Blutglukosekonzentration und des HbA1c-Wertes, ggf. Dosisanpassung nötig. |
Vitamin-K-Antagonisten | INR-Steigerung möglich. Mechanismus unbekannt. | Sorgfältige Überwachung der Blutgerinnungsparameter (INR), ggf. Dosis reduzieren und Monitoring auf Nebenwirkungen von Vitamin-K-Antagonisten. |
Tot- und Toxoidimpfstoffe | Verminderte Wirkung der Impfung bei gleichzeitiger Immunsuppression. | Nach Möglichkeit alle altersentsprechenden Impfungen bis spätestens 2 Wochen vor Therapiebeginn mit Tetracosactid abschließen. Erfolgt die Impfung während der Tetracosactid-Therapie, sollte die Impfung nach Therapieende bei wiedererlangter Immunkompetenz wiederholt werden. |
Andere Antikonvulsiva, z.B. Phenytoin, Phenobarbital | Erhöhtes Risiko für Leberschäden. | Tetracosactid bei gleichzeitiger Anwendung in möglichst geringen Dosen über einen möglichst kurzen Zeitraum anwenden. Monitoring auf Leberschäden. |
Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.
In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.
Somatropin und Somatropinrezeptoragonisten | ||
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Skytrofa®
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H01AC09 | |
Increlex®
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H01AC03 | |
Sogroya®
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H01AC07 | |
Ngenla®
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H01AC08 | |
Genotropin®, Humatrope®, Norditropin®, NutropinAq®, Omnitrope®, Saizen®, Zomacton®
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H01AC01 |