Mefloquin

Wirkstoff
Mefloquin
Handelsname
Lariam®
ATC-Code
P01BC02

Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Mefloquin ist ein Antimalariamittel, das strukturell mit Chinin verwandt ist. Es wirkt gegen die intraerythrozytären ungeschlechtlichen Formen der Malariaerreger Plasmodium falciparum, P. vivax, P. malariae sowie P. ovale beim Menschen.

Pharmakokinetik bei Kindern

Bei Kindern wurden keine relevanten altersbedingten Unterschiede festgestellt.

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Prophylaxe Malaria
    • oral
      • ≥5 kg: unlicensed (Zulassung aufgrund neuropsychiatrischer Nebenwirkungen widerrufen)
  • Behandlung unkomplizierte Malaria
    • oral
      • ≥5 kg: unlicensed (Zulassung aufgrund neuropsychiatrischer Nebenwirkungen widerrufen)

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Mefloquin wird nicht mehr in Deutschland vertrieben.

Präparate im Handel

Tabletten 250 mg (nur als Import verfügbar)

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

Dosierungsempfehlungen

Prophylaxe Malaria
  • Oral
    • ≥ 5 kg
      [1]
      • 5 mg/kg/Dosis 1 x pro Woche.
      • Behandlungsdauer:

        - Beginn der Prophylaxe 10 Tage vor Abreise in ein Endemiegebiet (z.B. je 1 Dosis 10 Tage und 3 Tage vor Abreise). Danach 1 x wöchentlich bis 4 Wochen nach Verlassen des Endemiegebietes Therapie fortsetzen.
        - Falls ein Prophylaxebeginn 10 Tage vor Abreise nicht möglich ist: Einnahme der wöchentlichen Dosis als Ladedosis an 3 aufeinanderfolgenden Tagen (Tag 1, 2, 3), danach (ab Tag 8) 1 x wöchentlich.

      • Anwendungshinweis:

        Die Tabletten dürfen zerbrochen und in etwas Wasser, Milch oder einem anderen Getränk aufgelöst werden.

      • Entspricht:
        5-20 kg: 62,5 mg/Dosis
        >20-30 kg: 125 mg/Dosis
        >30-45 kg: 187,5 mg/Dosis
        >45 kg: 250 mg/Dosis

        unlicensed (Zulassung aufgrund neuropsychiatrischer Nebenwirkungen widerrufen)

Behandlung unkomplizierte Malaria
  • Oral
    • ≥ 5 kg
      [1]
      • Gesamte Behandlungsdosis: 20 - 25 mg/kg/Tag in 2 - 3 Dosen. Max: 1.500 mg/Tag.
      • Behandlungsdauer:

        1 Tag

      • Anwendungshinweis:

        Die Tabletten dürfen zerbrochen und in etwas Wasser, Milch oder einem anderen Getränk aufgelöst werden.

      • Entspricht: 62,5 mg pro 2,5-3 kgKG oder 250 mg pro 10-12 kgKG.

        unlicensed (Zulassung aufgrund neuropsychiatrischer Nebenwirkungen widerrufen)

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

GFR ≥10 ml/min/1.73m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.

GFR <10 ml/min/1.73m2: Eine allgemeine Empfehlung zur Dosisanpassung kann nicht gegeben werden.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Sehr häufig (>10 %): ungewöhnliche Träume, Insomnie

Häufig (1-10 %): Depression, Angst, Benommenheit, Kopfschmerzen, Sehstörungen, Vertigo, Übelkeit, Diarrhö, Bauchschmerzen, Erbrechen, Pruritus

Häufigkeit nicht bekannt: Agranulozytose, aplastische Anämie, Leukopenie, Leukozytose, Thrombozytopenie, Überempfindlichkeit von leichten Hautereignissen bis zu Anaphylaxie, verminderter Appetit, Selbstmord, Selbstmordversuch, Selbstmordgedanken und selbstgefährdendes Verhalten, bipolare Störungen, psychotische Störungen (einschließlich z.B. wahnhafte Störungen, Depersonalisation, Manie und Schizophrenie/ Schizophrenieähnliche Störungen), Paranoia, Panikattacken, Verwirrtheit, Halluzinationen, Aggression, motorische Unruhe, Ruhelosigkeit, Stimmungsschwankungen, Aufmerksamkeitsstörungen, Enzephalopathie, Kranialnervenlähmung, Konvulsionen, Amnesie (manchmal langandauernd, für über 3 Monate), Synkope, Sprachstörung, Vergesslichkeit, Gleichgewichtsstörungen, Gangstörungen, periphere sensorische und motorische Neuropathie (einschließlich Parästhesie, Tremor und Ataxie), Somnolenz, Katarakt, Netzhauterkrankungen und Optikusneuropathie, die während oder nach der Behandlung mit Latenz auftreten können, Verschwommensehen, vestibuläre Störungen einschließlich Tinnitus, partielle Taubheit (manchmal andauernd), Hörstörungen, Hyperakusis, AV-Block, Tachykardie, Palpitation, Bradykardie, unregelmäßige Herzfrequenz, Extrasystolen, andere vorübergehende Erregungsleitungsstörungen, Kreislaufstörungen (Hypotonie, Hypertonie, Hitzegefühl), Pneumonie, Pneumonitis mit möglicherweise allergischem Ursprung, Dyspnoe, Pankreatitis, Dyspepsie, Leberversagen, Hepatitis, Gelbsucht, asymptomatischer, vorübergehender Anstieg der Transaminasen (ALT, AST, GGT), Stevens-Johnson-Syndrom, Erythema multiforme, Ausschlag, Erythem, Urtikaria, Alopezie, Hyperhidrose, Muskelschwäche, Muskelkrämpfe, Myalgie, Arthralgie, Ödem, Brustschmerzen, Asthenie, Unwohlsein, Fatigue, Schüttelfrost, Pyrexie, akute Niereninsuffizienz, Nephritis, erhöhte Kreatininwerte im Blut

Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen allgemein

  • Anwendung als Chemoprophylaxe bei Patienten mit aktiver Depression oder Depression in der Vorgeschichte, generalisierten Angstzuständen, Psychose, Suizidversuchen, suizidalen Gedanken und selbstgefährdendem Verhalten, Schizophrenie, anderen psychiatrischen Störungen oder Krampfanfällen jeglichen Ursprungs in der Vorgeschichte
  • bei Patienten mit Schwarzwasserfieber (einer Komplikation der Falciparum-Malaria mit massiver intravaskulärer Hämolyse, welche Hämoglobinurie verursacht) in der Vorgeschichte
  • bei Patienten mit schwerer Leberfunktionsstörung
  • Aufgrund des Risikos einer potenziell tödlichen Verlängerung des QTc-Intervalls im EKG, darf Halofantrin nicht während einer Chemoprophylaxe oder Behandlung einer Malaria mit Mefloquin oder innerhalb von 15 Wochen nach der letzten Mefloquin-Dosis angewendet werden.

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

Mefloquin hat einen bitteren und leicht brennenden Geschmack. Die Mefloquin-Tabletten sollten unzerkaut, vorzugsweise nach den Mahlzeiten, mit mindestens einem Glas Flüssigkeit eingenommen werden. Zur Verabreichung an Kleinkinder und Personen mit Schluckbeschwerden können die Tabletten gebrochen und in etwas Wasser, Milch oder einem anderen Getränk aufgelöst werden.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

Beachte: Rote-Hand-Brief vom 10.09.2013 (Rote-Hand-Brief zu Lariam® (Mefloquin): Risiko neuropsychiatrischer und anderer schwerwiegender Nebenwirkungen sowie Aufnahme neuer Kontraindikationen)

Wechselwirkungen

Mefloquin wird weitgehend durch das Cytochrom-P450 Enzymsystem und hierbei vorrangig über CYP3A4 metabolisiert.

Interaktionspartner Grund Handlungsempfehlung
Ketoconazol Erhöhte Plasmakonzentration und Eliminationshalbwertszeit von Mefloquin. Risiko der QT-Zeit Verlängerung. Kombination kontraindiziert.
CYP3A4-Induktoren Steigerung des Metabolismus von Mefloquin. Erniedrigte Serumkonzentration und verringerte Wirkung von Mefloquin möglich. Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, ggf. Dosis erhöhen und Monitoring auf ausreichende Wirkung von Mefloquin.
QT-Zeit verlängernde Wirkstoffe Additive QT verlängernde Wirkung. Erhöhtes Risiko für Torsade de pointes Tachykardien. Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, sollten Patienten über das Risiko der Herzrhythmusstörung informiert werden und bei Schwindel und Ohnmachtsanfällen sowie bei Durchfall oder Erbrechen (Elektrolytstörungen) umgehend einen Arzt aufsuchen. Monitoring von EKG und Elektrolytstatus erwägen.
mit Mefloquin verwandte Substanzen, z.B. (Hydroxy-)Chloroquin Erhöhtes Risiko von Krampfanfällen und EKG-Veränderungen (QT-Zeit Verlängerung). Mechanismus unbekannt.  Kombination vermeiden. Mefloquin frühestens 12 Stunden nach der letzten Dosis einer verwandten Substanz geben. Monitoring auf Nebenwirkungen sowie Kontrolle von EKG und Elektrolytstatus.
Arzneimittel, die die Krampfschwelle senken, z.B. Bupropion, Clozapin Additive Senkung der Krampfschwelle möglich. Erhöhtes Risiko für Krampfanfälle.  Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, ggf. Dosis anpassen und Monitoring hinsichtlich Krampfanfällen.
Antiepileptika, z.B. Valproinsäure, Carbamazepin, Phenobarbital Senkung der Krampfschwelle durch Mefloquin und verminderte Anfallskontrolle möglich. Zudem verringerte Plasmakonzentrationen der Antiepileptika und verringerte Wirksamkeit möglich.  Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, Monitoring der Antiepileptika-Plasmakonzentration und Wirksamkeit, ggf. Dosisanpassung. 
orale Typhusimpfung mit Lebendimpfstoff Verringerte Wirkung der Impfung möglich. Kombination vermeiden. Der Abstand zwischen der Impfung und einer Therapie mit Mefloquin sollte mindestens drei Tage betragen.


Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.

MALARIAMITTEL

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Aminochinoline

Chloroquin

Resochin®
P01BA01

Hydroxychloroquin

Plaquenil®, Quensyl®
P01BA02
Biguanide

Atovaquon + Proguanil

Malarone®, Malarone junior®, Malarex®
P01BB51
Diaminopyrimidine

Pyrimethamin

Daraprim®
P01BD01
Artemisinin und Derivate, rein

Artesunat

Malacef®
P01BE03
Artemisinin und Derivate, Kombinationen
P01BF01

Artenimol + Piperaquin

Eurartesim®; Syn: Dihydroartemisinin, DHA
P01BF05

Referenzen

  1. Roche Nederland BV, SPC Lariam (RVG 11154) 22-03-2021
  2. Cheplapharm Arzneimittel GmbH, SmPC Lariam 250 mg Tabletten (1-18216), 11/2018

Änderungsverzeichnis

  • 16 August 2022 09:50: Neue Monographie

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung