Pyrimethamin

Wirkstoff
Pyrimethamin
Handelsname
Daraprim®
ATC-Code
P01BD01

Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Die antiparasitäre Wirkung von Pyrimethamin beruht auf seiner spezifischen Wirkung auf den Folsäuremetabolismus von Toxoplasma-Parasiten. Die Hemmung der Dihydrofolatreduktase erfolgt mit viel höherer Affinität zu dem Enzym der Protozoen als zu dem menschlichen Enzym. Pyrimethamin ist wirksam gegen Toxoplasma gondii. Die Wirksamkeit von Pyrimethamin gegen Toxoplasmen ist in Kombination mit Sulfonamiden deutlich gesteigert.

Pharmakokinetik bei Kindern

Die Eliminationshalbwertszeit beträgt im Mittel 85 h, bei Kindern etwa 64 h [SmPC Daraprim].

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Toxoplasmose, kongenital
    • oral
      • ≥0 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen
  • Toxoplasmose, postnatal
    • oral
      • ≥1 Monat bis <18 Jahre: zugelassen

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Oral zur Behandlung der Toxoplasmose einschließlich okularer und kongenitaler Infektionen bei immunkompetenten und immungeschwächten Patienten.

Behandlung der Toxoplasmose bei immunkompetenten Personen:
Säuglinge unter 3 Monaten (kongenitale Toxoplasmose): 1. und 2. Tag: 1 mg/kg zweimal täglich, anschließend für 6 Monate: 1 mg/kg einmal täglich, anschließend für weitere 6 Monate: 1 mg/kg dreimal pro Woche
Kinder von 3 bis 9 Monaten: 6,25 mg Pyrimethamin täglich
Kinder von 10 Monaten bis 2 Jahren: 1 mg/kg KG (max. 25 mg Pyrimethamin)
Kinder von 3 bis 6 Jahren: 1. Tag (Initialdosis): 2 mg/kg KG (max. 50 mg Pyrimethamin), tägliche Dosis: 1 mg/kg KG (max. 25 mg Pyrimethamin)
Erwachsene und Kinder über 6 Jahre: 1. Tag (Initialdosis): 100 mg Pyrimethamin, tägliche Dosis: 25 bis 50 mg Pyrimethamin

Behandlung der Toxoplasmose bei immungeschwächten Erwachsenen und Jugendlichen
Initialdosis: 100 mg Pyrimethamin täglich über 2 bis 3 Tage, tägliche Dosis: 25 bis 50 mg Pyrimethamin
Alternative: Tägliche Dosis: 25 bis 50 mg Pyrimethamin

[Ref.]

Präparate im Handel

Tabletten 25 mg

Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):

Präparat Darreichungsform Stärke (Pyrimethamin) Applikationsweg Natriumgehalt Problematische Hilfsstoffe
Daraprim Tabletten 25 mgT1 oral natriumfrei Lactose


T1: nur teilbar zur erleichterten Einnahme,  „natriumfrei“: weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro Einheit

Die Fachinformationen wurden am 07.02.2023 aufgerufen.

Falls Einzeldosierungen <25 mg benötigt werden, sollten entsprechend dosierte Darreichungen unter pharmazeutischer Aufsicht hergestellt werden.

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

Dosierungsempfehlungen

Toxoplasmose, kongenital
  • Oral
    • Neugeborene
      [3]
      • Initialdosis: An Tag 1 und 2: 2 mg/kg/Tag in 2 Dosen.
      • Erhaltungsdosis: Tag 3 und anschließend für 6 Monate: 1 mg/kg/Tag in 1 Dosis Danach 1 mg/kg/Tag 3 x pro Woche im ersten Lebensjahr.
      • In Kombination mit Sulfadiazin und Folinsäure.

    • 1 Monat bis 1 Jahr
      [3]
      • Initialdosis: An Tag 1 und 2: 2 mg/kg/Tag in 2 Dosen.
      • Erhaltungsdosis: Tag 3 und anschließend für 6 Monate: 1 mg/kg/Tag in 1 Dosis Danach 1 mg/kg/Tag 3 x pro Woche im ersten Lebensjahr.
      • In Kombination mit Sulfadiazin und Folinsäure.

Toxoplasmose, postnatal
  • Oral
    • 3 Monate bis 10 Monate
      [3]
      • 6,25 mg/Tag in 1 Dosis
    • 10 Monate bis 3 Jahre
      [3]
      • 1 mg/kg/Tag in 1 Dosis. Max: 25 mg/Tag.
    • 3 Jahre bis 6 Jahre
      [3]
      • Initialdosis: An Tag 1 : 2 mg/kg/Tag in 1 Dosis. Max: 50 mg/Tag.
      • Erhaltungsdosis: 1 mg/kg/Tag in 1 Dosis. Max: 25 mg/Tag.
      • In Kombination mit Sulfadiazin und Folinsäure.

    • 6 Jahre bis 18 Jahre
      [1] [3]
      • Initialdosis: Tag 1: 50 - 100 mg/Tag in 1 Dosis
      • Erhaltungsdosis: 25 - 50 mg/Tag in 1 Dosis

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

Keine Informationen zur Dosisanpassung bei Nierenfunktionsstörung vorhanden.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

Neutropenie [Lipka 2011], Hyperphenylalaninämie [SmPC].

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Sehr häufig (>10 %): Anämie, Kopfschmerzen, Erbrechen, Übelkeit, Durchfall, Hautausschlag

Häufig (1-10 %): Leukozytopenie, Thrombozytopenie, Schwindel

Gelegentlich (0,1-1 %): ungewöhnliche Hautverfärbungen, Fieber

Sehr selten (<0,01 %): Panzytopenie, Krampfanfälle, Pneumonie mit zellulärer und eosinophiler pulmonaler Infiltration, Kolik, Ulzerationen der Mundschleimhaut, Dermatitis

Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen allgemein

  • 1. Trimenon der Schwangerschaft
  • Stillzeit

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

Pyrimethamin ist bei Nierenerkrankungen vorsichtig zu verwenden [SmPC].

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.

Wechselwirkungen

Interaktionspartner Grund Handlungsempfehlung
Folsäure-Inhibitoren bzw. Substanzen, die zu einer Myelosuppression führen können, z.B. Trimethoprim, Sulfonamid-haltige AM, Proguanil, Zidovudin, Methotrexat


Reduzierte Folsäurespiegel durch additive Hemmung der Dihydrofolat-Reduktase. Verstärktes Auftreten unerwünschter Wirkungen wie Knochenmarkaplasie, Megaloblastenanämie oder Krampfanfällen möglich. Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, engmaschige Blutbildkontrollen und ggf. Supplementierung von Fol- oder Folinsäure. 


Metformin



Erhöhte Metformin Plasmakonzentration möglich. Vermutet wird eine reduzierte renale Ausscheidung durch Inhibierung von Transportproteinen.  Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, engmaschige Kontrolle der Blutglukosekonzentration und Überwachung hinsichtlich Auftretens einer Laktatazidose.
Antazida oder absorbierende Antidiarrhoika, z.B. Calciumcarbonat Verringerte Wirksamkeit von Pyrimethamin durch reduzierte Absorption möglich. 

Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, Einnahmeabstand von mindestens 2 Stunden einhalten. 


Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.

MALARIAMITTEL

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Aminochinoline

Chloroquin

Resochin®
P01BA01

Hydroxychloroquin

Plaquenil®, Quensyl®
P01BA02
Biguanide

Atovaquon + Proguanil

Malarone®, Malarone junior®, Malarex®
P01BB51
Methanolchinoline

Mefloquin

Lariam®
P01BC02
Artemisinin und Derivate, rein

Artesunat

Malacef®
P01BE03
Artemisinin und Derivate, Kombinationen
P01BF01

Artenimol + Piperaquin

Eurartesim®; Syn: Dihydroartemisinin, DHA
P01BF05

Referenzen

  1. Bausch Health Ireland Limited , SmPC Daraprim (RVG 00254) 31-08-2020
  2. Lipka B et al., Monitoring of plasma concentration of pyrimethamine (PYR) in infants with congenital Toxoplasma gondii infection--own observations., Wiad Parazytol., 2011, 57(2), 87-92
  3. GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG, SmPC Daraprim (6101907.00.00), 07/2020

Änderungsverzeichnis

  • 08 Februar 2023 09:35: Neue Monographie

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung