Pimozid ist ein Antipsychotikum aus der Klasse der Diphenylbutylpiperidine. Als Wirkmechanismus wird eine geringe postsynaptische Dopaminrezeptorbesetzung diskutiert. Hierdurch wird ein Signal erzeugt, wodurch das präsynaptische Neuron zu einer erhöhten Dopaminfreisetzung stimuliert wird. Diese erhöhte Dopaminfreisetzung ist offenbar stärker als die geringe Rezeptorbesetzung, so dass es zu einer Aktivierung der postsynaptischen Rezeptoren kommt. Adrenalin, Noradrenalin werden kaum, Serotonin gar nicht beeinflusst.
Bei Kindern wurden längere Plasma-Eliminationshalbwertszeiten mit großer Variabilität beobachtet (23 – 115 h, n = 4, Alter 6 – 13 Jahre).
Tabletten 1 mg, 4 mg
Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):
Präparat | Darreichungsform | Stärke (Pimozid) | Applikationsweg | Natriumgehalt | Problematische Hilfsstoffe |
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ORAP (forte) | Tabletten | 1 mgT0 4 mgT2 |
oral | k.A. | - |
T2: teilbar in zwei gleiche Dosen, T0: nicht teilbar, k.A.: keine Angabe
Die Fachinformationen wurden am 30.12.2022 aufgerufen.
Anwendungshinweis: Für alle Patientinnen und Patienten wird eine Einzeldosis am Morgen empfohlen.
Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)
Psychose, Tics, Autismus |
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GFR ≥10 ml/min/1.73m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.
GFR <10 ml/min/1.73m2: Eine allgemeine Empfehlung zur Dosisanpassung kann nicht gegeben werden.
Extrapyramidale Symptome wie Parkinsonismus, akute Dystonie und Akathisie. Bei langfristiger Behandlung kann Spätdyskinesie auftreten. Depression, Sedierung, Schläfrigkeit, Kopfschmerzen, Transpiration und Hyperprolaktinämie. Veränderungen auf dem EKG, insbesondere Verlängerung des QTc-Intervalls mit Torsade de Pointes. Außerdem ist, ebenso wie bei anderen Antipsychotika, auf das Auftreten des sog. malignen neuroleptischen Syndroms zu achten.
Sehr häufig (>10 %): Schwindel, Somnolenz, Hyperhidrose, Nykturie
Häufig (1-10 %): Anorexie, Schlaflosigkeit, Depression, Agitation, Ruhelosigkeit, Kopfschmerzen, Tremor, Lethargie, extrapyramidale Störungen, Akathisie, verschwommenes Sehen, Obstipation, Mundtrockenheit, Erbrechen, vermehrter Speichelfluss, Überfunktion der Talgdrüsen, Muskelsteifigkeit, Pollakisurie, erektile Dysfunktion, Erschöpfung, Gewichtszunahme
Gelegentlich (0,1-1 %): Angst, Bradykinesie, Zahnradphänomen, Dyskinesie, Dystonie, Dysarthrie, Oculogyration, Pruritus, Hautausschlag, Muskelkrämpfe, Amenorrhö, Gesichtsödem
Sehr selten (<0,01 %): Blickkrampf, Übelkeit, Oligomenorrhö
Häufigkeit nicht bekannt: Hyperglykämie (bei Patienten mit einem vorbestehenden Diabetes), Hyperprolaktinämie, erhöhter Prolaktinspiegel im Blut, Hyponatriämie (einschließlich Hyponatriämie assoziiert mit SIADH (Syndrom der inadäquaten Sekretion von ADH) und psychogener Polydipsie), malignes neuroleptisches Syndrom, Grand-mal-Anfall, tardive Dyskinesie, Torsades de Pointes, Kammerflimmern, ventrikuläre Tachykardie, Fälle von Thromboembolien (einschließlich Fällen von Lungenembolie und Fällen von tiefer Venenthrombose), Urtikaria, Nackensteifigkeit, Glykosurie, verminderte Libido, Galaktorrhö, Gynäkomastie, Hypothermie, verlängertes QT-Intervall im EKG, anomales EEG
Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Verlängertes QTc-Intervall, Herzrhythmusstörungen in der Anamnese.
Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Zusammenfassung:
Aufgrund der kardialen Nebenwirkungen muss regelmäßig ein EKG durchgeführt werden. Auch die Elektrolyte sind zu kontrollieren. Ferner ist die Entstehung des malignen neuroleptischen Syndroms zu berücksichtigen. Bei Akathisie darf die Dosierung nicht erhöht werden.
Aufgrund des Risikos der Verlängerung des QTc-Intervalls müssen sowohl vor als auch während der Behandlung mit Pimozid EKG-Kontrollen durchgeführt werden. Insbesondere bei Zweifeln bzgl. der kardialen Funktion, auffälliger Familienanamnese, Leberfunktionsstörungen und/oder der Anwendung anderer QT-Intervall verlängernder Mittel oder Mittel, die den Metabolismus von Pimozid beeinflussen können. Regelmäßige Kontrollen des Elektrolythaushalts sind nötig.
Ebenso wie bei anderen Antipsychotika muss bei Pimozid das Auftreten des sog. malignen neuroleptischen Syndroms berücksichtigt werden, dessen zentrale Symptome folgende sind: Hyperthermie, extreme Muskelrigidität und eine autonome Instabilität.
Neue oder verstärkte Gefühle von „Angst/Unruhe“ beim Patienten sollten als mögliche Akathisie bewertet werden, bevor die Dosis erhöht wird.
Bei schwerwiegenden Nebenwirkungen kann es zu einem abweichenden Metabolismus kommen. CYP2D6 kann für die Schwankungen verantwortlich sein. Eine Genotypisierung kann in Betracht gezogen werden.
Empfohlene Kontrolluntersuchungen finden Sie hier.
Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.
Pimozid wird hauptsächlich durch CYP3A4 und in geringerem Maße durch CYP2D6 und CYP1A2 metabolisiert.
Interaktionspartner | Grund | Handlungsempfehlung |
CYP-Inhibitoren: CYP3A4, CYP2D6 | Hemmung des Metabolismus von Pimozid durch CYP-Inhibition. Erhöhte Serumkonzentration und schwerwiegende Reaktionen von Pimozid möglich. | Kombination kontraindiziert. |
Serotoninwiederaufnahme-Hemmer | Erhöhung der Serumkonzentration und schwerwiegende Reaktionen von Pimozid möglich. Mechanismus unklar. | |
QT-Zeit verlängernde Arzneimittel | Additive QT verlängernde Wirkung. Erhöhtes Risiko für Torsade de pointes Tachykardien. | |
Hypokaliämie verursachende Arzneimittel | Erhöhtes Risiko für Hypokaliämien und damit einhergehende Arrhythmien. | |
Clozapin | Additive Wirkung auf das Knochenmark. Erhöhte Inzidenz für schwere Granulozytopenien und Agranulozytosen. Additive QT verlängernde Wirkung. Erhöhtes Risiko für Torsade de pointes Tachykardien. |
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Zentraldämpfende Arzneimittel und Stoffe, z.B. Ethanol, Benzodiazepine, Antiepileptika | Additive zentraldämpfende Wirkung. Erhöhtes Risiko einer verstärkten/verlängerten Atemdepression und Sedation. | Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, ggf. Dosis eines oder beider Arzneimittel verringern und Monitoring auf zentraldämpfende Nebenwirkungen. Ethanolfreie Arzneimittel als Alternative erwägen. |
Substanzen, die die Krampfschwelle herabsetzen | Additive Erniedrigung der Krampfschwelle und erhöhtes Risiko für Krampfanfälle. | Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, ggf. Dosis eines oder beider Arzneimittel verringern und Monitoring auf konvulsive Nebenwirkungen. EEG-Überwachung erwägen. |
Dopamin-Agonisten, z.B. Levodopa | Gegensätzliche pharmakodynamische Wirkung. Verminderung des therapeutischen Effekts von Pimozid möglich. | Kombination vermeiden. Falls antipsychotische Therapie erforderlich ist, ggf. Therapiealternativen (z.B. atypische Antipsychotika) erwägen. |
Dopamin-Antagonisten, z.B. Alizaprid, Metoclopramid | Additive pharmakodynamische Wirkung. Erhöhtes Risiko für extrapyramidale Nebenwirkungen. | Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, ggf. Dosis eines oder beider Arzneimittel verringern und Monitoring auf extrapyramidale Symptome. |
Lithiumsalze | Erniedrigte Serumkonzentration von Pimozid und erhöhtes Risiko für neurotoxische Effekte möglich. | Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, ggf. Dosis erhöhen und Monitoring auf extrapyramidale Symptome. |
CYP-Inhibitoren: CYP1A2 | Hemmung des Metabolismus von Pimozid. Erhöhte Serumkonzentration und (stark) verstärkte Wirkung von Pimozid möglich. | Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, ggf. Dosis verringern und Monitoring auf Nebenwirkungen von Pimozid. |
Anticholinergika, Parasympatholytika | Additive anticholinerge Wirkung. Erhöhtes Risiko für anticholinerge Nebenwirkungen. | Aufgrund additiver anticholinerger Effekte ist eine Überwachung beziehungsweise Anpassung notwendig. |
Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.
In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.
Butyrophenon-Derivate | ||
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Haldol®
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N05AD01 | |
Dipiperon®
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N05AD05 |
Diazepine, Oxazepine, Thiazepine und Oxepine | ||
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Leponex®
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N05AH02 | |
Zyprexa®
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N05AH03 | |
Seroquel®
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N05AH04 |
Lithium | ||
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Quilonum® retard, Hypnorex retard®
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N05AN01 |
Andere Antipsychotika | ||
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Abilify®, Abilify Maintena®, Aripipan, Arpoya, Arpilif
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N05AX12 | |
Risperdal®
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N05AX08 |